Diabetologie und Stoffwechsel 2008; 3 - A212
DOI: 10.1055/s-2008-1076359

Therapie des Typ-2-Diabetes: Nachhaltige Reduktion kardiovaskulärer Risikoparameter 12 Monate nach strukturierter Diabetes-Schulung und Initiierung einer zielwertorientierten, multifaktoriellen Therapie

M Lange 1, F Thienel 1, I Kläne-Menke 1, N Schadwinkel 1, M Wernsing 1 S Matthaei 1, Diabetes-Netzwerk Nordwest
  • 1Diabetes-Zentrum Quakenbrück, Fachabteilung für Diabetes, Stoffwechselkrankheiten und Endokrinologie am Christlichen Krankenhaus, Quakenbrück, Deutschland

Fragestellung: Die kürzlich präsentierten Ergebnisse der Steno-2 Studie nach 13,3 Jahren zeigen, dass bei Patienten mit Typ-2-Diabetes mikro- und makrovaskuläre Komplikationen sowie die Mortalität (NNT von 5) durch eine intensivierte, multifaktorielle Therapie, die u.a. die Zielwerterreichung für HbA1c, Blutdruck und LDL-Cholesterin anstrebt, effektiv und hoch signifikant reduziert werden können. Ziel dieser retrospektiven Studie war es, die Effektivität der multifaktoriellen Therapie unseres Zentrums (DZ) in Zusammenarbeit mit den weiter behandelnden Kollegen unseres Diabetes-Netzwerkes (DNW) anhand klinisch relevanter Risikoparameter zu beurteilen.

Methodik: Untersucht wurden Patienten mit T2D, die im ambulanten Bereich die Therapieziele nicht erreicht hatten und zwischen 04/2004 und 12/2006 im DZ an einer strukturierten Diabetesschulung mit zielwertgerichteter Therapieoptimierung teilnahmen. Nach Entlassung wurden die Patienten durch die niedergelassenen Kollegen des DNW weiter betreut. Bei der stationären Aufnahme (T0) und nach 12 Monaten (T1) wurden folgende Parameter erhoben: Alter (Jahre), Geschlecht, HbA1c (%), BMI (kg/m2), Blutdruck (BD) (mmHg), LDL-Cholesterin (LDL-C) (mg/dl), Adhärenz zur Therapieanpassung bei T1.

Ergebnisse: Von insgesamt 1206 Patienten konnten von 538 verwertbare Datensätze erhoben werden: Parameter bei T0 (Mittelwert±SD): Alter 63,9±11,6; 50,6% w; HbA1c 9,4%±1,9; BMI 32,2kg/m2±6,8; BD 134,1mmHg±16,6/75,0mmHg±9,8; LDL-C 129,9mg/dl±44,1. T1 gesamt: HbA1c 7,8%±1,5; BMI 32,4kg/m2±6,8; BD 135,2mmHg±16,5/76,5mmHg±10,4; LDL-C 104,3mg/dl±40,6. Therapie bei T0/Entlassung/T1 (%): Metformin: 29,2/48,7/43; ICT: 33,9/71,8/72,2; ACE-Inhibitor/AT1-Blocker: 55,1/89,8/85; Statinmonotherapie: 20,7/35,8/32,4; Statin + Ezetimib: 4,3/39,5/28,4.

Zusammenfassung: HbA1c: mittlere Reduktion: 1,6%; HbA1c-Zielwerterreichung (ZWE) T0 vs. T1: (HbA1c ≤6,5%): 5,7% vs. 18,9%; (HbA1c ≤7%): 10,5% vs. 35,0%; BMI T0 vs. T1: + 0,2kg/m2. BD-ZWE bei T0 vs. T1: BDsys (≤130mmHg): 45,1% vs. 46,4%. LDL-C: mittlere Reduktion: 25,6mg/dl; ZWE T0 vs. T1:(≤100mg/dl): 28,5% vs. 50,1%. Die Therapieoptimierungen wurden mit hoher Adhärenz (>90%) fortgeführt.

Schlussfolgerung: Eine zielwertorientierte Therapieoptimierung mit integrierter, strukturierter Diabetesschulung und anschließender Weiterbetreuung durch unser DNW bewirkte bei Patienten mit T2D, die wegen Nichterreichen der Therapieziele im DZ aufgenommen wurden, eine nachhaltige und klinisch relevante Verbesserung wichtiger kardiovaskulärer Risikoparameter. Diese Ergebnisse zeigen die Effektivität einer engen Kooperation zwischen stationärer und ambulanter diabetologischer Einrichtungen mit dem Ziel, das Risiko zur Entwicklung vaskulärer Komplikationen bei Patienten mit T2D zu vermindern und könnten langfristig dazu beitragen, die deutlich erhöhte Mortalität dieses Hochrisikokollektivs zu reduzieren.