Diabetologie und Stoffwechsel 2008; 3 - A285
DOI: 10.1055/s-2008-1076432

Die Bestimmung des persönlichen Metabolischen Fingerabdrucks zur Patienten zentrierten Beschreibung des Inkretin-Effekts beim Typ-2-Diabetes

P Augstein 1, P Heinke 1, L Vogt 2, G Fritsche 1, E Salzsieder 1
  • 1Institut für Diabetes Karlsburg, Karlsburg, Deutschland
  • 2Diabetes Service Center, Karlsburg, Deutschland

Fragestellung: Mit den hier vorgestellten Untersuchungen sollte der Frage nachgegangen werden, ob sich bei einem gegebenen Patienten mit Typ-2-Diabetes durch Bestimmung seines persönlichen Metabolischen Fingerabdrucks bereits im Vorfeld einer beabsichtigten Therapie mit Inkretinen der zu erwartende Erfolg dieser Therapieform abschätzen lässt.

Methodik: Mittels des Evidenz-basierten Karlsburger Diabetes-Management Systems ist es möglich geworden, rechnergestützt den persönlichen Metabolischen Fingerabdruck eines Probanden zu bestimmen. Voraussetzung hierfür ist die Teilnahme des Betreffenden an einem mindestens 72-stündigen, kontinuierlichen Glucosemonitoring. Der Metabolische Fingerabdruck beschreibt, vergleichbar der DNA-Analyse, die aktuelle metabolische Situation eines Probanden in kausaler Wechselwirkung zu endogenen (Glucoseverwertung, Insulinsekretion, Insulinansprechbarkeit) und exogenen (Ernährung, Bewegung, therapeutische Interventionen, Lebensgewohnheiten) Einflussfaktoren. Damit bietet der Metabolische Fingerabdruck die einzigartige Möglichkeit einerseits die Auswirkungen von therapeutischen Interventionen auf das individuelle Stoffwechselgeschehen bei einem Probanden darzustellen und zu beschreiben und andererseits die kausal bedingten Ursachen für das beobachtete Stoffwechselverhalten zu erkennen und zu deuten. Mittels dieses Verfahrens wurden im Rahmen der hier vorgestellten Untersuchungen anhand der Daten aus dem kontinuierlichen Glucosemonitoring bei 6 gesunden Kontrollpersonen und 20 Typ-2-Diabetikern (10 diätisch geführt und 10 OAD-behandelt) geprüft, ob sich die zu erwartenden Stoffwechseleffekte von Inkretinen beschreiben lassen und ob die kausal bedingten Wechselwirkungen mit den endogenen und exogenen Einflussfaktoren im Einzelfall identifiziert werden können.

Ergebnisse: Sowohl bei den stoffwechselgesunden Kontrollpersonen als auch bei den Patienten mit einem Typ-2-Diabetes konnten die Inkretineffekte auf das metabolische Geschehen durch die KADIS®-basierte Bestimmung des Metabolischen Fingeradrucks in jedem Einzelfall sicher identifiziert werden. Der über das Inkretin sezernierte, nahrungsbezogenen Anteil des Insulins variierte bei Stoffwechselgesunden von 40–60% und bei Patienten mit Typ-2-Diabetes zwischen 0–20%. Wenn eine therapeutische Verabfolgung von Inkretinen bei den Patienten mit einem Typ-2-Diabetes simuliert wurde, lies sich der Inkretineffekt bei den Diabetespatienten bei gleichzeitiger Verbesserung der Glykämie auf bis zu 50% steigern.

Schlussfolgerung: Die Bestimmung des Metabolischen Fingerabdrucks ist potenziell geeignet, bereits im Vorfeld einer therapeutischen Inkretinverabfolgung die zu erwartenden Stoffwechseleffekte im Einzelfall zu identifizieren und zu beschreiben.