Diabetologie und Stoffwechsel 2008; 3 - A291
DOI: 10.1055/s-2008-1076438

Effekte von Änderungen der Lebensgewohnheiten bei Patienten mit Typ-2-Diabetes: Diabetes-MOBIL-Studie

G Faber-Heinemann 1, S Martin 2, B Kulzer 3, L Heinemann 4
  • 1Diabetes-MOBIL, Düsseldorf, Deutschland
  • 2Westdeutsches Diabetes- und Gesundheitszentrum am Gerresheimer Krankenhaus, Düsseldorf, Deutschland
  • 3Diabetesklinik Bad Mergentheim, Bad Mergentheim, Deutschland
  • 4Profil Institut für Stoffwechselforschung, Neuss, Deutschland

Fragestellung: Änderungen der Lebensgewohnheiten reduzieren bekanntermaßen das Risiko, an Typ-2-Diabetes zu erkranken. Die Diabetes-MOBIL-Studie evaluierte, ob und in einem welchem Ausmaß Patienten mit einem bereits manifesten Typ-2-Diabetes (T2DM) von solchen Änderungen profitieren, wenn sie über 6 Monate hinweg von einer Diabetes-Beraterin (DB) bei diesem Prozess betreut werden.

Methodik: Bei wöchentlichen AktivTreffs von ca. 2 Stunden Dauer traf sich die DB mit einer Gruppe von 3–12 Patienten und motivierte diese mithilfe eines speziellen Programms bei der Implementierung von regelmäßiger Bewegung und geeigneter Ernährung im Alltag. Bei den Studienteilnehmern wurde zu Beginn und Ende der Studie eine Risikoanalyse durchgeführt, um deren Risikoprofil bezogen auf fünf diabetesbedingte Folgeerkrankungen zu ermitteln. Neun ausführliche Fragebögen evaluierten Verhaltensänderungen in Hinsicht auf Bewegung, Ernährung, Lebensqualität, Selbstwirksamkeit, etc.

Ergebnisse: Insgesamt nahmen zunächst 104 Patienten an den AktivTreffs teil. 72 (69%) waren über den gesamten Studien-Zeitraum hin aktiv und nahmen im Mittel an 13 AktivTreffs teil. Dies führte im Vergleich zu den Ausgangswerten zu einer mittleren Verbesserung im HbA1c um 0,5% (von 7,5% auf 6,9%; p<0,0005), einer Gewichtabnahme von 1,8kg (von 93,2 auf 91,8kg; p=0,0054), einer Reduzierung des Bauchumfangs von 2,6cm (von 111,2 auf 108,9cm; p=0,0001), einer Reduktion im Gesamt-Cholesterin von 8,5mg/dl (von 212,5 auf 203,9mg/dl; p<0,0183), einer Reduktion des systolischen Blutdrucks von 4,3mmHg (von 139,0 auf 134,3mmHg; p<0,0288) und des diastolischen Blutdrucks von 3,7mmHg (von 83,8 auf 79,8mmHg; p<0,0007). Das Risiko für diabetesbedingte Folgeerkrankungen verringerte sich um 11,6%. Die Änderungen der Lebensgewohnheiten verbesserten auch die Lebensqualität signifikant.

Schlussfolgerung: Die Diabetes-MOBIL-Studie belegt, dass Änderungen der Lebensgewohnheiten auch bei Patienten mit bereits manifestem T2DM mit diesem Ansatz erfolgreich umsetzbar sind. Sie führen nicht nur zu einer Verbesserung der metabolischen Kontrolle und anderen relevanten Parametern, sondern senken auch das Risiko für diabetesbedingte Folgeerkrankungen und erhöhen die Lebensqualität der Patienten. Eine flächendeckende Verbreitung einer solchen längerfristigen Betreuung sollte zu einer Kostenreduktion im Gesundheitssystem führen, benötigt jedoch Unterstützung durch die Kostenträger.