Diabetologie und Stoffwechsel 2008; 3 - A311
DOI: 10.1055/s-2008-1076458

Die kurzwirksame Normalinsulinformulierung VIAject hat bei Patienten mit Typ-1-Diabetes ein breiteres therapeutisches Fenster bei der Dosisfindung als Normalinsulin

F Flacke 1, A Pfützner 2, L Heinemann 3, R Pohl 1, S Sonnleitner 1, P Simms 1, SS Steiner 1, M Hompesch 4
  • 1Biodel Inc., Danbury CT, USA
  • 2IKFE – Institut für Klinische Forschung und Entwicklung, Mainz, Deutschland
  • 3Profil – Institut für Stoffwechselforschung, Neuss, Deutschland
  • 4Profil – Institute for Metabolic Research, Chula Vista, CA, USA

Fragestellung: Ziel der Untersuchung war die Erfassung des Effektes unterschiedlicher Dosen von VIAject, einer sehr schnellwirkenden Formulierung von Normalinsulin auf die postprandialen Blutzuckerwerte bei Patienten mit Typ-1-Diabetes mellitus.

Methodik: In diese prospektive Crossover-Studie wurden 16 Patienten mit Typ-1-Diabetes eingeschlossen (9Männer, 7 Frauen, Alter(MW±STD): 39±10J., BMI 24,0±2,0kg/m2, HbA1C 7,7±1,3%). An zwei unterschiedlichen Testtagen, wurden zunächst die Glucosewerte mittels Clamp stabilisiert (Zielwert: 120mg/dl). Nach Abschluss des Clamps erhielten die Patienten eine standardisierte Mahlzeit sowie eine vorher individuell-ermittelte (an beiden Tagen gleich große) Dosis der Testinsuline (VIAject, VJ oder humanes Normalinsulin, HI). Bei einem dritten Experiment wurden 50% dieser Dosis an VIAject verabreicht. Die postprandialen Glucosewerte sowie die Insulinspiegel (Invitron, Cardiff, UK) wurden anschließend für jeweils 8h gemessen. Kam es im Verlauf des Experiments zu einem Glucoseabfall unter 60mg/dl wurde eine Glucoseinfusion initiiert.

Ergebnisse: Die maximalen Insulinplasmaspiegel wurden unter VJ schneller erreicht als mit HI (gleiche Dosis, VJ: (MW±SEM), Tmax: 34±7min, HI 139±11min; p<0.001). Der maximale Blutzuckeranstieg war unter HI höher und zeitlich später (182±9mg/dl nach 85±11min) als unter der gleichen Dosis VJ (155±7mg/dl nach 42±6min, p<0.01 für beide Werte) und vergleichbar zur 50% Dosis VJ (181±8mg/dl nach 110±13min, n.s.). Der mittlere maximale Glucoseanstieg war unter HI (84±7mg/dl) größer als unter der gleichen VJ Dosis (69±4mg/dl, p<0.05 vs. HI) und vergleichbar zur 50% VJ Dosis (71±7mg/dl, n.s.). Als Maß für das Hypoglykämierisiko kann bei diesem experimentellen Ansatz die zeitliche Notwendigkeit von Glucoseinfusionen zur Hypoglykämievermeidung für unterschiedlichen Zeiträume nach der Insulinapplikation herangezogen werden. Diese betrug über alle Patienten aufsummiert für HI insgesamt 1h innerhalb der ersten drei Stunden nach Applikation und 27h für den Zeitraum 3–8h nach Applikation (VJ: gleiche Dosis: 4h bzw. 9h, 50% Dosis: kein Glucoseinfusionsbedarf).

Schlussfolgerungen: Die Glucoseexkursionen nach einer standardisierten Mahlzeit wurden durch VJ effektiver und mit einem weniger hohen Hypoglykämierisiko gesenkt. Auch mit 50% der eigentlichen HI Dosis wurden mit VJ noch vergleichbare Ergebnisse erzielt. Diese Ergebnisse lassen erwarten, dass Patienten mit VIAject in der praktischen Therapie niedrigere BE-Faktoren haben können und dass das therapeutische Fenster insgesamt größer ist als bei Normalinsulin.