Diabetologie und Stoffwechsel 2008; 3 - A319
DOI: 10.1055/s-2008-1076466

Ergebnisse einer Telemedizin-Studie bei intensivierter Insulintherapie und Typ-2-Diabetes (DIMIT)

H Blankenfeld 1, T Siegmund 1, S vAmelunxen 1, D Ankerst 2, PM Schumm-Draeger 1
  • 1Städt. Klinikum München GmbH, Klinikum Bogenhausen, Klinik für Endokrinologie, Diabetologie und Angiologie, München, Deutschland
  • 2Ludwig-Maximilians-Universität, Institut für medizinische Informationsverarbeitung, Biometrie und Epidemiologie, München, Deutschland

Fragestellung: Es wurde eine randomisierte Studie durchgeführt, die die Effektivität einer telemedizinischen Betreuung (E-Mail-Übertragung von Blutglucosewerten und Therapiedaten mit Feedback durch den behandelnden Diabetologen) von Typ-2-Diabetikern mit einer intensivierten Insulintherapie im Vergleich zur normalen Betreuung mit klinischen Visiten alle drei Monate vergleichen sollte.

Methodik: Nach einer initialen Optimierungsperiode von 3 Monaten (alle Patienten erhielten eine intensivierte Insulintherapie mit einem schnellwirksamen Insulinanalogon und Insulin Glargin) wurden insgesamt 53 Patienten mit Diabetes mellitus Typ 2 randomisiert einer Telemedizingruppe und einer Kontrollgruppe zugeteilt. Die Telemedizinpatienten sollten alle zwei bis vier Wochen Daten aus ihren Blutzuckermessgeräten per Internet übertragen. Die Daten wurden analysiert und notwendige Therapieänderungen per Internet oder Telefonanruf besprochen. Die Patienten der Kontrollgruppe wurden alle drei Monate zu klinischen Visiten einbestellt, bei denen die Blutzucker/Diabetesdatendokumentation, incl. der Daten der vergangenen Monate aus dem Messgerät ausgelesen wurden und die Therapie nach Bedarf angepasst werden konnte. In beiden Gruppen wurde alle drei Monate eine Bestimmung des HbA1c vorgenommen.

Ergebnisse: Es erfolgte eine „Intention-to-treat“-Analyse (ITT) der 15-monatigen Studienphase (Auswertung nach der Zuordnung laut Randomisationsplan). In beiden Gruppen zeigte sich ein signifikanter Abfall des HbA1c unter Therapie (Telemedizingruppe: 9.17±2.33% auf 6.98±0.85%, Kontrollgruppe 8.36±1.68% to 7.31±0.79%, p<0.05). Der Unterschied zwischen den beiden Gruppen war nicht signifikant (p=0.2). Am Ende der Studienphase wiesen die Telemedizinpatienten niedrigere durchschnittliche Blutzuckerwerte auf als die Patienten der Kontrollgruppe (147±27.4mg/dl vs. 168±31.7mg/dl, p=0.04) und zeigten die Tendenz zu einer niedrigeren Variabilität der Blutzuckerspiegel, gemessen an einer geringeren Rate an hypo- und hyperglykämischen Werten. Innerhalb der Studiendauer traten keine schweren Hypoglykämien auf.

Da eine Reihe der randomisierten Telemedizin-Patienten tatsächlich nicht wie vorgesehen an der telemedizinischen Betreuung teilnahmen und somit wie Patienten der Kontrollgruppe behandelt wurden, wurde eine zweite Analyse („As-treated“) vorgenommen. Hierbei wurden alle Ergebnisse der ITT-Analyse bestätigt und die Gruppenunterschiede vielen noch deutlicher zugunsten der Telemedizingruppe aus.

Schlussfolgerungen: Telemedizinische Betreuung von Patienten mit Typ-2-Diabetes unter intensivierter Insulintherapie scheint mindestens so effektiv wie die übliche ambulante Betreuung dieser Patienten zu sein. Zumindest für manche Patienten stellt ein technisch modernes Telemedizinsystem eine wichtige Alternative zur herkömmlichen Betreuung dar, die die Therapieeinstellung sogar verbessern kann.