Diabetologie und Stoffwechsel 2008; 3 - A353
DOI: 10.1055/s-2008-1076500

Intensive und konventionelle Insulintherapie bei Diabetes mellitus Typ-2: Behandlungsqualität in Schwerpunktpraxis, Diabetesfachklinik und Akutkrankenhaus in der Bundesrepublik Deutschland 2005: Auswertung der Zertifizierungsdaten zur Diabeteseinrichtung DDG

UA Müller 1, N Müller 1, T Koschinsky 2, R Schiel 3, R Holl 4, M Neese 5, B Osterbrink 6
  • 1Universitätsklinikum Jena, Klinik für Innere Medizin III, Endokrinologie und Stoffwechselerkrankungen, Jena, Deutschland
  • 2Ausschuss für Qualitätssicherung, Schulung und Weiterbildung, München, Deutschland
  • 3Inselklinik, Heringsdorf, Deutschland
  • 4Universität Ulm, Institut für Epidemiologie, Ulm, Deutschland
  • 5Ausschuss für Qualitätssicherung, Schulung und Weiterbildung, Ingelheim, Deutschland
  • 6Krankenpflegeschule Matthias Spital, Rheine, Deutschland

Fragestellung: In Deutschland werden zwei Drittel der insulinbehandelten Patienten mit Diabetes Typ-2 mit einer Form der ICT behandelt. Es liegen drei randomisierte prospektive Studien zur ICT bei Typ-2-Diabetes vor (Bretzel Diabetes Care 2004, Kloos Diabetes Care 2007, Holman NEJM 2007), die keine Überlegenheit der ICT zur konventionellen Insulintherapie (CT) zeigen.

Methodik: Die Behandlungsdaten aus den Zertifizierungsanträgen Stufe 1 an die DDG aus dem Jahr 2005 (Müller Diabetologie 2008) werden nach der Art der Insulintherapie ausgewertet: Zwei und weniger Insulininjektionen/d sind als CT und mehr als 2 Injektionen/d als ICT definiert.

Ergebnisse: Von 18506 insulinbehandelten Patienten mit Diabetes mellitus Typ-2 haben 72% eine ICT. (Akutkrankenhaus 68%, Diabetesfachklinik 77%, Diabetes-Schwerpunktpraxis 86%). Patienten mit ICT im Vergleich zur CT sind jünger (64.9 vs. 71.5J, p<0.001) und haben eine längere Diabetesdauer 12.3 vs. 11.5 Jahre, p<0.001), die Insulindosis (59.2 vs. 33.2 IU/d, p<0.001) und das Gewicht (88.8 vs. 80.6kg, p<0.001) sind höher. Der HbA1c-wert ist in beiden Gruppen gleich (ICT 7.72%, CT 7.77%, p=0.11). Eine schwere Hypoglykämie (Glucose i.v., Glukagoninjektion) wird bei 4.6% der Patienten angeben. 678 Patienten hatten eine, 90 zwei, 30 drei, 14 vier und 14 Patienten hatten mehr als vier (max 9) schwere Unterzuckerungen in den 12 Monaten vor der Datenerhebung. Ein Koma diabetikum wird bei 1.3% der Patienten angegeben. Die Inzidenz schwerer Hypoglykämien (0.06 vs. 0.07; p=0.006) und von Komata 0.01 vs. 0.02; p<0,001) ist geringer bei ICT im Vergleich zur CT. 20% der Patienten mit CT und 40% der Patienten mit ICT werden mit Insulinanaloga behandelt

Schlussfolgerung: Die ICT ist die überwiegende Therapieform bei insulinbehandelten Patienten in Diabetesschwerpunktpraxen und Krankenhäusern. Die ICT ist mit höherem Gewicht und höherer Insulindosis assoziiert. Es besteht kein HbA1c-Unterschied zur CT. Diese Ergebnisse aus einer Querschnittsuntersuchung decken sich mit den Ergebnissen der o.g. prospektiven randomisierten Studien. Die ICT muss differenzierter als bisher eingesetzt werden.