RSS-Feed abonnieren
DOI: 10.1055/s-2008-1076628
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York
Schmerz und Spastik verbessert, aber dafür kognitiv eingeschränkt? - Cannabis bei Multipler Sklerose?
Publikationsverlauf
Publikationsdatum:
14. April 2008 (online)
Cannabis scheint bei Patienten mit Multipler Sklerose (MS) Schmerz und Spastik zu verbessern. Dies zeigen zumindest mehrere Studien und Fallberichte, wie die in Lancet veröffentlichte sogenannte CAMS-Studie. In diese erste multizentrische, randomisierte, placebokontrollierte Phase-III-Studie wurden 667 Patienten mit klinisch stabiler MS und Spastizität eingeschlossen. Die Patienten erhielten für 15 Wochen orales delta-9-Tetrahydrocannabinol oder Placebo. Die Patienten der Cannabinolgruppe erreichten eine signifikant längere Gehstrecke gegenüber der Placebogruppe. Auch hinsichtlich der Symptome Spastizität (p = 0,003) und Schmerz (p = 0,003) berichteten die Cannabinolpatienten signifikante Verbesserungen [1]. Eine erst letztes Jahr publizierte Studie mit einem standardisierten Auszug aus der ganzen Cannabispflanze bestätigte Wirksamkeit und Sicherheit bei MS-Patienten, die unter Spastizität litten [2].
Die Ursache für die antispastische Wirkung von Cannabis und Cannabinoiden ist allerdings noch unklar. Neurone enthalten Cannabinoid-Rezeptoren, die die Freisetzung von Neurotransmittern inhibieren, und so vermutlich sowohl die psychotropen als auch die therapeutischen Effekte der Cannabinoide vermitteln [3]. Auch Immunzellen exprimieren Cannabinoid-Rezeptoren. Diskutiert werden auch neuroprotektive Eigenschaften der Cannabinoide. Evidenzbasierte Daten stehen allerdings noch aus.
Cannabis kann aber auch ernste Nebenwirkungen verursachen. So wird das Risiko für die Entwicklung einer schizophrenen oder affektiven Psychose bei jungen Patienten erhöht, aber auch für Angststörungen. Außerdem können kognitive Einschränkungen auftreten, wie jetzt eine aktuelle Studie mit 140 MS-Patienten zeigte, von denen 7,7% regelmäßig Cannabis rauchten [4].
KW