psychoneuro 2008; 34(4): 221
DOI: 10.1055/s-2008-1079279
Bücher

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Schmerz aus psychotherapeutischer Sicht - Schmerzpsychotherapie

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Publication History

Publication Date:
13 May 2008 (online)

 

B. Kröner-Herwig, J. Frettlöh, R. Klinger, P. Nilges (Hrsg.), 668 Seiten, Springer Medizin Verlag, Heidelberg, 6. Auflage 2007, € 59,95

Im Vorwort heißt es, dass es die Absicht des Buches sei, die Leser in den wesentlichen Feldern der Schmerzforschung und der schmerztherapeutischen Praxis umfassend, kompetent und prägnant über den aktuellen Stand zu informieren. Den Herausgebern ist es gelungen, die kompetentesten Vertreter aus Wissenschaft und Praxis als Autoren für das Buch zu gewinnen. Das Buch ist nicht zuletzt aufgrund des umfangreichen Stichwortverzeichnisses, ein nützliches Nachschlagewerk.

Geht man davon aus, dass es sich um ein Buch handelt, das aus psychologisch/psychotherapeutischer Sicht entstanden ist, ist man als Psychiater geneigt, einige Aussagen als überzogen anzusehen ("…, dass Schmerz nie wieder das sein kann, was es früher war: Ein allein somatisches Phänomen und damit ausschließlich Gegenstand der Medizin …"). Medizinische Gesichtspunkte oder Erfahrungen aus der Schmerztherapie früherer Jahre sollte man trotzdem nicht vergessen. Beispielsweise muss man als Nervenarzt das Kapitel über Rentenwunsch und Begutachtung aber etwas realitätsfern beurteilen. Die Tatsache, dass ein erheblicher Teil von Schmerz äußernden Patienten grob und schlicht die Unwahrheit behaupten, kommt aus psychologischer Sicht offenbar nicht vor. So liest man z.B., "…, dass nach einer Studie zur Wirksamkeit der beruflichen Belastungserprobung Patienten mit Rentenwunsch durch eine wesentlich negativere Beurteilung ihrer aktuellen Leistung gekennzeichnet sind als Patienten ohne Rentenwunsch …", eine überflüssige Feststellung. Wer Rente will, kann kaum sein aktuelles Leistungsvermögen als günstig bezeichnen. Und so kommt es hier und da zu solchen Behauptungen, die mit den Erfahrungen des Praktikers nicht übereinstimmen. Das Kapitel "Medizinische Entzugsbehandlung" ist sehr dürftig, auf den großen Sektor der Sucht- und Entzugsbehandlung in psychiatrischen Einrichtungen wird leider nicht eingegangen.

Trotzdem: Das Buch ist ein Handbuch. Es gibt kaum eine denkbare Beziehung zwischen Person und Schmerz, die nicht vorwiegend eben psychologisch-psychodynamisch abgehandelt wird. Im Allgemeinen mit entsprechenden Literaturhinweisen und Forschungsergebnissen, die vielleicht etwas spröde daher kommen.

Prof. F. Reimer, Weinsberg