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DOI: 10.1055/s-2008-1081041
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York
Sepsis - Einsatz von Vasopressin als adjuvantes Kreislaufmittel bleibt umstritten
Publication History
Publication Date:
13 June 2008 (online)
Quelle: Russel JA, Walley KR, Singer J et al. Vasopressin versus norepinephrine infusion in patients with septic shock. N Engl J Med 2008; 358 (9): 877-887
Thema: Eine drastische Reduktion des peripheren Gefäßwiderstands und eine daraus resultierende arterielle Hypotonie sind charakteristisch für eine Sepsis. Dem versucht man mit einer Gabe von vasopressorischen Katecholaminen - vorzugsweise mit Noradrenalin - entgegenzuwirken. Allerdings können dabei Minderdurchblutungen von Organen auftreten. Wünschenswert wäre es daher, diese unerwünschten Wirkungen mit einer geringeren Noradrenalindosis zu minimieren. Dazu bietet sich zum Beispiel die adjuvante Gabe von Vasopressin an.
Projekt: Genau dies versuchten Dr. James A. Russell, Vancouver (Kanada), und seine Koautoren, und behandelten insgesamt 778 Sepsispatienten entweder nur mit Noradrenalin (Kontrollgruppe) oder mit einer geringeren Dosis Noradrenalin, dafür aber zusätzlich mit niedrig dosiertem Vasopressin.
Ergebnis: Die zusätzliche Gabe von Vasopressin reduzierte zwar den Noradrenalinverbrauch signifikant, auf die Mortalität der Patienten hatte dies jedoch keinen signifikanten Einfluss. Auch die Komplikationsrate unterschied sich nicht zwischen den beiden Studiengruppen. Einer Subgruppenanalyse zufolge könnten aber eventuell Patienten mit leichter Sepsis von einer Vasopressingabe zu profitieren.
Fazit: Aufgrund dieser Ergebnisse bleibt der Einsatz von Vasopressin weiter umstritten. Denn die hämodynamischen Effekte der Substanz konnten die "harten" Endpunkte nicht, wie erhofft, positiv beeinflussen. Ob allerdings ein früherer Einsatz der Therapie nach dem Konzept der frühen, zielgerichteten Behandlung bei Sepsis mehr Erfolg versprochen hätte, bleibt unbeantwortet, da die Studienmedikation vergleichsweise spät gegeben wurde (im Mittel zwölf Stunden nach Eintritt des septischen Schocks).
Mit insgesamt 37 % war zudem die Gesamtsterblichkeit der Sepsispatienten in dieser Studie erstaunlich gering. Allerdings waren auch viele Hochrisikopatienten (z. B. instabile koronare Herzkrankheit, Herzinsuffizienz) a priori von der Teilnahme an der Studie ausgeschlossen worden: Von den 6 229 gescreenten Patienten wurden nur 802 Patienten randomisiert. Wären auch diese Patienten in die Analyse eingeflossen, wäre möglicherweise die Sterblichkeit in der Vasopressingruppe deutlich erhöht gewesen.
Schlüsselwörter: Sepsis - hämodynamische Stabilisierung - Vasopressortherapie