Kardiologie up2date 2018; 14(04): 347-367
DOI: 10.1055/a-0527-8858
Diagnostische Verfahren und Bildgebung
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Diagnostik von Herzklappenerkrankungen in der MRT

Michael Frick
Further Information

Publication History

Publication Date:
11 December 2018 (online)

In der Diagnostik von Herzklappenerkrankungen wird die Echokardiografie zunehmend durch die Kardio-MRT (CMR) ergänzt. Mit der CMR können Klappenvitien und die Herzfunktion quantitativ und qualitativ beurteilt werden. Außerdem lassen sich die Myokardstruktur und die herznahen Gefäße darstellen. Die vorliegende Arbeit beleuchtet Stärken der CMR in der Klappendiagnostik und benennt ihre Limitationen.

Kernaussagen
  • Die CMR kommt bei der Beurteilung von Herzklappenerkrankungen insbesondere bei echokardiografisch unklaren Befunden zur Anwendung.

  • Die Stärken der CMR liegen in der präzisen Bestimmung der kardialen Volumina und Funktion sowie in der Quantifizierung von Vitien, insbesondere von Klappeninsuffizienzen. Sie ermöglicht außerdem eine Charakterisierung der Myokardstruktur sowie die Darstellung der großen thorakalen Gefäße.

  • Patienten mit unregelmäßigem Herzrhythmus oder kardialer Dekompensation sind nur eingeschränkt mittels CMR untersuchbar. Der apparative und zeitliche Aufwand ist im Vergleich zur Echokardiografie hoch.

  • Aortenklappenvitien lassen sich mittels CMR hervorragend beurteilen. Eine hochgradige AS liegt bei einer KÖF ≤ 1,0 cm2, eine hochgradige Aortenklappeninsuffizienz ab einer Regurgitationsfraktion > 33% vor. Begleitende Strukturveränderungen des Myokards wie Infarktnarben, Fibrose oder eine Amyloidose können ebenfalls erfasst werden und haben prognostische Relevanz.

  • Mitralklappeninsuffizienzen können mittels CMR zuverlässig quantifiziert werden. Eine hochgradige MI liegt bei einer Regurgitationsfraktion > 40% bzw. einem Regurgitationsvolumen > 55 ml vor. Aufgrund des häufig vorliegenden Vorhofflimmerns kann die CMR-Untersuchung jedoch schwierig sein.

  • Die CMR ist zur Beurteilung rechtsseitiger Klappeninsuffizienzen aufgrund der präzisen Bestimmbarkeit der rechtsventrikulären Volumina und Funktion hervorragend geeignet.

  • Eine relevante Pulmonalklappeninsuffizienz tritt hauptsächlich bei Patienten mit angeborenen Herzfehlern, wie z. B. der Fallot-Tetralogie, auf. Die CMR ist der Goldstandard in der Untersuchung der PI, sie ermöglicht eine zuverlässige Identifizierung von hochgradigen, interventionsbedürftigen Insuffizienzen.

  • Trikuspidalklappeninsuffizienzen können zuverlässig quantifiziert werden und eine rechtsventrikuläre Dilatation beurteilt werden. Vorhofflimmern kann die Untersuchung jedoch erschweren.

  • Patienten mit Herzklappenprothesen können in der Regel problemlos mittels CMR untersucht werden, die Beurteilbarkeit der Prothese selbst kann aber durch Artefakte einschränkt sein.