Frauenheilkunde up2date 2018; 12(02): 167-180
DOI: 10.1055/a-0550-1442
Geburtshilfe und Perinatalmedizin
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Geburtshilfliche Anästhesie Teil 1: Risiken im Rahmen von Schwangerschaft und Geburt

Peter Kranke
,
Thorsten Annecke
,
Dorothee Bremerich
,
Daniel Chappell
,
Thierry Girard
,
Wiebke Gogarten
,
Robert Hanß
,
Lutz Kaufner
,
Sophie Neuhaus
,
Tobias Ninke
,
Thomas Standl
,
Stefan Weber
,
Yvonne Jelting
,
Thomas Volk
Further Information

Publication History

Publication Date:
28 June 2018 (online)

Diesem 2-teiligen Beitrag liegt das geburtshilfliche Anästhesiesymposium des Wissenschaftlichen Arbeitskreises Regionalanästhesie und Geburtshilfliche Anästhesie der DGAI 2016 zugrunde. Im ersten Teil wird auf Risiken der geburtshilflichen Analgesie und Anästhesie eingegangen. Teil 2 behandelt etablierte Standards und neue Perspektiven in der geburtshilflichen Analgesie und Anästhesie.

Kernaussagen
  • Das Risiko, im Rahmen einer geburtshilflichen Allgemeinanästhesie zu sterben, ist in „westlichen Ländern“ zwar rückläufig, dagegen hat sich die Anzahl tödlicher Komplikationen im Rahmen einer geburtshilflichen Regionalanästhesie in den letzten Jahren verdoppelt.

  • Subdurales Hämatom und Sinusvenenthrombose sind wichtige Differenzialdiagnosen bei prolongiertem postpunktionellem Kopfschmerz bzw. nicht adäquatem Ansprechen auf eine Therapie.

  • Jeder geburtshilflich tätige Anästhesist sollte vertraut sein mit dem schwangerschaftsspezifischen Vorgehen – peripartal und auch im Wochenbett. Simulationsübungen helfen gerade bei eher seltenen Szenarien, ein Problembewusstsein zu schaffen und Handlungsabläufe zu schulen.

  • Das Monitoring von Patientinnen nach geburtshilflichen Eingriffen muss dem nichtgeburtshilflicher Patienten entsprechen. „Modified Early Obstetric Warning Scores“ (MEOWS) können hierbei zur Anwendung kommen.

  • Im Rahmen der Regionalanästhesie sind aktuelle Hygienestandards strikt einzuhalten und Postpunktionskontrollen durchzuführen.

  • Die interdisziplinäre Kommunikation und Zusammenarbeit sind essenziell und weiterhin verbesserungswürdig. Eine effizientere Teamkommunikation kann im Crisis-Resource-Management-
    Training erlernt werden. Für Risikopatientinnen sollte bereits im Schwangerschaftsverlauf ein interdisziplinärer Geburtsplan erarbeitet werden.

  • Wenn Mindestanforderungen an Qualitätsstandards in einer Geburtsstation nicht mehr erfüllt werden können, ist ihre Schließung zu erwägen.

  • Für die Verbesserung der Strukturqualität in den Kreißsälen stellen Initiativen wie GerOSS (German Obstetric Surveillance System), aktuelle Leitlinien, geburtshilfliche Frühwarnsysteme und interdisziplinäre Handlungsalgorithmen wichtige Neuerungen dar.

  • Adipositas in der Schwangerschaft ist mit erhöhten Gesundheitsrisiken für Patientin und ungeborenes Kind verbunden. Enge Absprache mit den gynäkologischen Kollegen, frühzeitige Planung der Entbindung und präkonzeptionelle Gewichtsreduktion können die Risiken reduzieren.

  • Eine Sepsis ist bei Schwangeren ein relevanter Mortalitäts- und Morbiditätsfaktor. Frühzeitige Diagnose und schnelle Therapie sind ausschlaggebend für den Behandlungserfolg.