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DOI: 10.1055/a-0576-1028
Subependymome – Charakteristika einer „leave me alone“-Läsion
Case series und Literaturübersicht Artikel in mehreren Sprachen: English | deutschCorrespondence
Publikationsverlauf
20. September 2017
14. Januar 2018
Publikationsdatum:
18. Juni 2018 (online)
Zusammenfassung
Ziel Intrakranielle Subependymome sind seltene, meist asymptomatische Tumore, die oft als Zufallsbefund auffallen und in der Literatur wahrscheinlich aus diesem Grund wenig Beachtung finden. In der WHO-Klassifikation der Tumoren des zentralen Nervensystems mit Grad I als benigne klassifiziert, nehmen sie gegenüber den übrigen ependymalen Tumoren eine Sonderstellung ein. Tumorrezidive sind eine Rarität; spinale Abtropfmetastasen kommen nicht vor. Während ätiologische, pathologische und therapeutische Charakteristika seit Jahrzehnten Gegenstand einiger Publikationen und mittlerweile gut untersucht sind, findet der bildmorphologische Aspekt deutlich weniger Beachtung.
Material und Methode Retrospektive Analyse unseres relativ großen institutseigenen Kollektivs von 33 Patienten mit Subependymom einschließlich 4 Patienten mit einer Mischform aus Subependymomen mit ependymalen Zellanteilen hinsichtlich bildgebender und klinischer Aspekte und Bezug auf eine aktuelle Literaturübersicht.
Ergebnisse Subependymome weisen typische bildmorphologische Charakteristika auf, die sie von Tumoren anderer Entität, nicht aber der seltenen Sonderform eines histopathologischen Mischbildes aus Subependymom- und Ependymomanteilen, unterscheiden.
Schlussfolgerung Bildmorphologische Eigenschaften der Subependymome und Differentialdiagnosen zu kennen ist von besonderer Bedeutung, um je nach Entität zwischen Verlaufskontrollen, einer zeitnahen invasiven Abklärung und gegebenenfalls Resektion entscheiden zu können.
Kernaussagen:
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Subependymome weisen typische, gegenüber anderen Tumorentitäten klar abgrenzbare bildgebende Charakteristika auf.
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Vermehrtes Auftreten bei Männern mittleren/ höheren Alters, häufigste Lokalisation im 4.Ventrikel.
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Symptomatische Subependymome, häufig im Seitenventrikel lokalisiert, fallen meist durch einen Hydrocephalus auf.
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Die bildmorphologische Differenzierung eines gemischten Subependymoms mit ependymalen Zellanteilen ist nicht möglich.
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Die radiologische Abgrenzung gegenüber anderen Entitäten ist von Bedeutung für das Procedere.
Zitierweise
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Kammerer S, Mueller-Eschner M, Lauer A et al. Subependymomas – Characteristics of a “Leave me Alone” Lesion. Fortschr Röntgenstr 2018; 190: 955 – 966
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Hintergrund
Den Autoren sind keine größeren Fallserien zu bildmorphologischen Charakteristika von Subependymomen bekannt. Während ätiologische, pathologische und therapeutische Charakteristika seit Jahrzehnten Gegenstand einiger Publikationen und mittlerweile gut untersucht sind, findet der bildmorphologische Aspekt deutlich weniger Beachtung [1] [2] [3].
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Einleitung
Subependymome sind mit weltweit etwa 0,2 – 0,7 % aller intrakraniellen Tumore eine seltene, gutartige, nicht invasiv wachsende Entität mit ependymalem Ursprung [1] [3] [4]. Die wahre Inzidenz bleibt unklar, da Subependymome meist asymptomatisch sind und meist als Zufallsbefunde bei der Autopsie oder Bildgebung auffallen. Seit der ersten Beschreibung durch Scheinker im Jahr 1945 [5] gibt es nur wenige Fallserien mit meist kleinen Kollektiven [2] [6] [7] [8] [9]. Als Ursprung des Tumorwachstums ist neben dem mit etwa 56 – 60 % deutlich häufiger zu beobachtendem Auftreten von Subependymomen des 4. Ventrikels auch mit etwa 30 – 40 % ein Wachstum am Seitenventrikel zu beobachten [2], seltener auch spinal [4]. Das Auftreten ist bei Männern im mittleren und höheren Lebensalter deutlich häufiger zu beobachten. Klinische Symptome infolge des Liquoraufstaus korrespondieren mit der Tumorlokalisation, eine klinische Manifestation ist bei Tumoren im 4. Ventrikel seltener, verglichen mit Tumoren in den Seitenventrikeln, da es hier häufiger zu einem Liquoraufstau oder Anfällen kommen kann [2] [10]. Tumorrezidive sind eine ausgesprochene Rarität [11], spinale Abtropfmetastasen sind nicht beschrieben [11].
Jedoch gibt es, wie bereits 1978 von Scheitauer zum ersten Mal beschrieben, eine nur selten Beachtung findende Sonderform eines gemischten Tumors mit Zellverbänden eines Subependymoms wie auch Ependymoms – und damit bildmorphologisch „typische“ Subependymome mit möglicher, für Subependymome untypischer Wachstumstendenz [1].
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Material und Methoden
Patienten und Technik
Diese retrospektive Untersuchung wurde von der lokalen Ethikkommission genehmigt. Nach institutsinterner Datenbankrecherche unter dem Stichwort „Subependymom“ wurden alle passenden MRT- und CT-Untersuchungen zwischen Januar 2009 und Januar 2017 eingeschlossen, bei denen Subependymome bilmorphologisch vermutet wurden. Dies entsprach 33 Patienten, von denen 22 männlich und 11 weiblich waren. Der Mittelwert des Alters betrug 58,6 Jahre (29 – 86 Jahre). Alle Untersuchungen wurden nach klinischer Indikation und nach schriftlicher Einverständniserklärung an einem 3.0T-Magnetresonanztomografen (MRT; Magnetom Verio, Siemens Healthcare, Erlangen, Deutschland) oder einem 1.5T-MRT (Intera Achieva, Philips Medical Systems, Eindhoven, Niederlande) entsprechend eines klinisch etablierten Untersuchungsprotokolls inklusive mindestens axialer T2-gewichteter (w), FLAIR, T1w, T1w nach intravenöser Kontrastmittelgabe, T2*w, DWI/ADC und koronarer T1w nach intravenöser Kontrastmittelgabe, durchgeführt. Das Kontrastmittel wurde in einer gewichtsadaptierten Standarddosis (0,1 ml/kg KG eines 0,1 molaren gadoliniumhaltigen Kontrastmittels) intravenös verabreicht (Gadovist, Bayer Schering). Die Morphologie, das Signal- und Kontrastmittelverhalten bei Erstdiagnose sowie – bei Vorhandensein von Verlaufskontrollen – ein mögliches Wachstum der Tumore wurde von zwei erfahrenen Neuroradiologen konsensuell beschrieben.
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Ergebnisse
Tumorentitäten
Die Ätiologie von 10 Tumoren wurde histologisch gesichert; hiervon waren 6 Subependymome und 4 Zwischenformen zwischen Ependymom und Subependymom.
Bei 23 Tumoren wurde aufgrund des Zufallsbefundes ein abwartendes Verhalten mit bildgebenden Kontrollen gewählt. Diese zeigten sich über einen Zeitraum von wenigen Monaten bis 10 Jahren konstant, sodass bei diesen bildgebend die Diagnose eines Subependymoms gestellt wurde.
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Lokalisation und Größe
Die Tumorlokalisation entsprach bei den meisten Patienten (n = 18) dem 4.Ventrikel, in einigen Fällen mit Einwachsen des Tumorgewebes in das Foramen Magendie (n = 10) oder die Foramina Luschkae (n = 4). Bei 11 Patienten war der Tumor im Seitenventrikel zu finden, davon bei 6 Patienten im Seitenventrikelvorderhorn, bei 4 im Seitenventrikelhinterhorn und bei einem Patienten in der Cella media. Als seltene Lokalisationen waren die Cisterna cerebellomedullaris mit Übergang in das Foramen Luschkae rechts (n = 1) oder eine ausschließliche Tumorlokalisation im Foramen Magendie (n = 3) zu beobachten. Dabei entsprach einer der im Seitenventrikel lokalisierten Tumore einem gemischten Tumor, während die übrigen 3 Tumore mit gemischten Tumoranteilen eines Subependymoms und eines Ependymoms im 4. Ventrikel mit Übergang in die Foramina Luschkae (n = 2) beziehungsweise im 4. Ventrikel mit Übergang in das Foramen Magendie (n = 1) ihren Ursprung hatten. Eine große Variationsbreite zeigte sich zudem in der Größenausdehnung: 5 Raumforderungen zeigten eine Größe unter 1 cm (15,15 %), 8 Raumforderungen wiesen eine Größenausdehnung zwischen 1 und 2 cm auf (24,24 %), 10 Raumforderungen hatten einen maximalen Durchmesser, der mehr als 2 cm betrug (30,3 %), wobei 3 der gemischten Formen mit Anteilen von Subependymom- und Ependymomzellverbänden in die letzte Gruppe mit Durchmessern von mehr als 2 cm einzuordnen waren. Der vierte Tumor mit gemischten Anteilen wies eine maximale Größenausdehnung zwischen 1 und 2 cm auf.
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Bildgebende Eigenschaften
In den meisten Fällen (n = 21) zeigten die Tumore eine scharfe Begrenzung zum angrenzenden Hirngewebe ([Abb. 1a]), seltener zeigte sich eine irregulär scharfe Begrenzung (n = 11; [Abb. 2b–d]) und vereinzelt eine unscharfe Abgrenzbarkeit (n = 1; angedeutet zu erkennen in [Abb. 3f]) gegenüber dem benachbarten Hirnparenchym. Bei den gemischten Sonderformen mit Ependymomanteilen konnte eine irregulär unscharfe Begrenzung und in einem einzelnen Fall eine scharfe Begrenzung beobachtet werden. In 25 Fällen wurde eine inhomogene Parenchymtextur mit zum Teil etwas T2-signalreicheren bis zystischen Binnenanteilen beobachtet und in den übrigen 8 Fällen war das Binnensignal homogen. Als spezielle Signalcharakteristika in den einzelnen Sequenzen war in den überwiegenden Fällen ein zum Hirnparenchym T1w-kortexisointenses Signalverhalten des Tumors feststellbar (n = 28), seltener zeigte sich im Vergleich ein hypointenses Binnensignal (n = 4) in T1-Wichtung. Das Signalverhalten in T2-Wichtung war überwiegend hyperintens (n = 32), seltener kombiniert mit iso- bis hypointensen Anteilen im Falle eines insgesamt inhomogenen Signals. Diffusionsrestriktionen wurden nicht beobachtet. Die Kontrastmittelaufnahme zeigte große Schwankungen von vollständig fehlender bis partiell nodulärer oder vereinzelt homogen flächiger Kontrastmittelanreicherung des Tumorgewebes ([Abb. 1f], [3f] [Tab. 1]). Bei den 6 Patienten, die zusätzliche eine Computertomografie des Schädels vorwiesen, konnten in allen Fällen kleine Verkalkungen beobachtet werden ([Abb. 1b]). Bei den Tumoren mit gemischter Histologie lag nur in einem Fall eine Computertomografie vor, die jedoch ebenfalls Verkalkungen des Tumors darstellte.
Insgesamt waren keine MR- oder CT-morphologischen Unterschiede zwischen den „reinen“ Subependymomen und den aus der Mischform aus Subependymom- und Ependymomzellverbänden bestehenden Tumoren zu beobachten.
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Klinische Präsentation
Bei den in unsere retrospektive Studie eingeschlossenen Patienten zeigten 4 Patienten klinische Symptome mit Kopfschmerzen, Übelkeit und Schwindel, die auf einen supratentoriellen Liquoraufstau durch den Tumor zurückzuführen waren. In diesen Fällen lag der Tumor in nur einem Fall infratentoriell im 4. Ventrikel mit Übergang ins Foramen Magendie, in 3 Fällen war die Raumforderung im Seitenventrikel lokalisiert. Bezüglich der klinischen Symptomatik bei den anderen Patienten liegen uns auf Basis der neurochirurgischen Arztbriefe nur begrenzte Informationen vor; in 29 Fällen wurde die Raumforderung als Zufallsbefund entdeckt. Indikation für das MRT war hier eine Abklärung verschiedener, überwiegend unspezifischer Symptome wie ungerichteter Schwindel, gelegentliche Kopfschmerzen, Parästhesien, Hypästhesien und gelegentliche Sehstörungen (Doppelbilder, Flimmern, Verschwommensehen) und bei einem weiteren Patienten eine Gangstörung ohne Nachweis eines Liquoraufstaus, sodass ein Zusammenhang zwischen Symptomen und Tumor insgesamt nicht eindeutig auszumachen war. Bei den übrigen 4 Patienten war die Indikation zur Bildgebung im Nachhinein nicht mehr eindeutig zu eruieren.
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Diskussion
Subependymome sind seltene, niedrig-gradige (World Health Organization WHO Grad 1) gliale Neoplasien ependymalen Ursprungs, deren Rarität sich widerspiegelt in der geringen Anzahl von Berichten in der wissenschaftlichen Literatur und geringen Fallzahlen [3] [12].
Wir präsentieren in dieser Studie ein relativ großes Kollektiv von 33 Patienten mit bildgebend typischen Subependymomen, von denen 4 histopathologisch jedoch der gemischten Sonderform zuzuordnen waren, und beschreiben deren bildgebende Eigenschaften.
In der aktuellen WHO-Klassifikation aus dem Jahr 2016 [13] ist neben den Subependymomen und Ependymomen eine Sonderform eines gemischten Subependymoms/ Ependymoms zu finden, bei der der WHO-Grad entsprechend der ependymalen Komponente gewertet wird [1] [3]. Prognostische Unterschiede zwischen den Subependymomen und gemischten Subependymomen/ Ependymomen sind bislang nicht bekannt und konnten im bislang größten Studienkollektiv von Rushing et al. nicht festgestellt werden [3].
Übereinstimmend mit den vorhandenen Angaben in der Literatur zeigte sich in allen Fällen unserer Patientendaten in T1-Wichtung ein zum Hirnparenchym hypo- bis isointenses Signalverhalten der Subependymome. [3] [10] [14]. So beschrieben beispielsweise Rushing et al. ebenso wie Jain et al. in 12 mittels MRT untersuchten Fällen eine Iso- bis Hypointensität zum kortikalen Hirnparenchym in T1w, Hyperintensität in T2w und eine überwiegende Gadoliniumanreicherung in 80 % der untersuchten Fälle [3] [14]. Diese Beobachtung der hohen Anzahl kontrastmittelanreichernder Subependymome entspricht jedoch nicht dem Gros der in der Literatur beschriebenen bildmorphologischen Eigenschaften von Subependymomen; vorbeschrieben wurde diesbezüglich eine große Variationsbreite von geringem [9] [10] [15] [16] [17] über kräftiges und irreguläres Enhancement [18] bis zu vereinzelt beschriebenem und kontrovers diskutiertem gehäuftem Auftreten von Anreicherungen [19], zum Teil auch in Abhängigkeit von der Tumorlokalisation [12]. In unseren Fällen zeigte sich überwiegend ein partiell noduläres, seltener ein inhomogenes Kontrastmittelenhancement, vereinzelt eine geringe flächige Anreicherung, 15 weitere Tumore zeigten keine Kontrastmittelaufnahme und in 3 Fällen lagen keine kontrastmittelgestützten Sequenzen vor. Dabei zeigte sich bildmorphologisch kein Unterschied zwischen den Subependymomen und den histologisch nachgewiesenen gemischten Subependymome/ Ependymome [7] [12], insbesondere auch kein abweichendes Kontrastierungsverhalten.
Maiuri et al. beschrieben 1997 ein in 40 % der Tumore langsam fortschreitendes Wachstum der Subependymome. Größtenteils werden Subependymome als Zufallsbfunde im MRT detektiert, so auch in unserem Kollektiv. Ob eine klinische Symptomatik auftritt, ist im Wesentlichen abhängig von der Tumorlokalisation. Tritt eine klinische Symptomatik auf, ist dies praktisch immer auf einen Liquoraufstau zurückzuführen; fokalneurologische Auffälligkeiten oder epileptische Anfälle, die auf das Subependymom zurückzuführen wären, werden bei Maiuri et al. nicht beschrieben und waren ebenso in unserem Kollektiv nicht erkennbar. Lokalisationen, die häufiger zu einem Liquoraufstau führen, beziehen Tumore am Septum pellucidum im Seitenventrikelvorderhorn oder -hinterhorn und Foramen Monroi ein, im Gegensatz zu Tumoren in der Cella media des Seitenventrikels oder im 4. Ventrikel, die relativ seltener zu einer entsprechenden Symptomatik führen [8] [9]. Dies könnte darauf zurückzuführen sein, dass die Subependymome meist eine geringe Größe aufweisen, die zwar in entsprechender Lokalisation zu einer Verlegung des Foramen Monroi führen können, im 4. Ventrikel jedoch bei 3 Liquorabflussmöglichkeiten seltener zu einer Dekompensation durch Blockade aller 3 Foramina führen. Desweiteren zeigte sich in den Verlaufsuntersuchungen unserer Studie zum Teil über längere Zeiträume eine Größenkonstanz der Tumore in insgesamt 25 der 33 Fälle, hierin eingeschlossen 9 vollständig oder partiell resezierte Tumore ohne Rezidivwachstum oder Progress des belassenen Tumorrestes. In 2 Fällen lag rückwirkend seit der ersten uns vorliegenden Untersuchung eine Größenkonstanz über einen Zeitraum von 10 Jahren vor, in 7 Fällen bestand die Größenkonstanz über den vollständigen erfassten Auswertungszeitraum von 8 Jahren und in 16 weiteren Fällen über kürzere Zeiträume weniger Jahre oder Monate. In den weiteren 8 Fällen lag nur eine singuläre Untersuchung vor, sodass eine Verlaufsbeurteilung nicht möglich war. Auch bei den Tumoren mit gemischter Pathologie eines Subependymoms mit Ependymomanteil ist in 2 Fällen nur eine Teilresektion erfolgt und im uns vorliegenden postoperativen Verlauf einiger Monate eine Größenkonstanz zu beobachten. Infolge der überwiegend scharfen Abgrenzbarkeit der Subependymome gegenüber dem angrenzenden Hirnparenchym und der intraventrikulären Lokalisation ist eine makroskopisch vollständige Resektion in den meisten Fällen möglich [9] [14]; in den uns vorliegenden Fällen von Teilresektionen waren diese bedingt durch Adhäsionen am angrenzenden Hirnstamm oder eine nicht zugängliche Lage in den Foramina Luschkae notwendig. Bei den Patienten mit Teilresektionen lagen uns nur kurzfristige Verlaufsintervalle vor, Rushing et al. konnten in ihrem 83 Patienten umfassenden Kollektiv jedoch keinen signifikanten Unterschied der Überlebensrate basierend auf dem Ausmaß der Resektion feststellen [3].
Bezüglich der Wachstumstendenz besteht in der Literatur Uneinigkeit; die meisten, insbesondere älteren Quellen, beschreiben bei den gemischten Tumoren eine dem ependymalen Zellanteil entsprechende stärkere Wachstumstendenz [7] [12] [18] [20] [21], wohingegen eine neuere Studie von Rushing et al. [3] keine Korrelation zwischen Überlebensrate und Mischtumoren feststellen konnte, sodass bei typischem Bildbefund (s. u.) zwar ein Vorliegen von ependymalen Zellinseln nicht auszuschließen ist, die Sicherung eines solchen Mischtumors möglicherweise aber keine andere Konsequenz hätte als dies bei einem Subependymom der Fall wäre. Bildmorphologisch zeigten sich die Raumforderungen unseres Kollektivs überwiegend scharf begrenzt (96,9 %), 34,4 % zeigten eine irreguläre scharfe Begrenzung, ähnlich wie vorbeschrieben [7] [10] [18]. In 4 Fällen unseres Kollektivs konnten, ebenso wie in einzelnen Studien beschrieben [18], zystische Binnenanteile beobachtet werden. Auch partielle T2*-Signalminderungen als Zeichen von Verkalkungen oder Hämosiderinablagerungen zeigten sich in 9 von 33 Fällen (einschränkend muss darauf verwiesen werden, dass von 15 der 33 Patienten keine T2*-Sequenz der Tumorregion vorlag), wobei sowohl Verkalkungen als auch Einblutungen bereits in Einzelfällen vorbeschrieben wurden [10] [12] [16] [18] [22]. Zudem konnten in den 5 vorhandenen CT-Untersuchungen kleine Verkalkungen festgestellt werden. Ein, wie von Chiechi et al. beschriebenes, ausschließliches Auftreten von Verkalkungen bei infratentoriellen Tumoren konnte in den uns vorliegenden Fällen nicht beobachtet werden, dennoch waren mehr infratentorielle als supratentorielle Tumoren mit Verkalkungen zu beobachten. 6 der Fälle mit T2*-Signalauslöschungen betrafen infratentorielle Tumore und 3 betrafen supratentorielle Raumforderungen. Hinsichtlich der Lokalisation zeigte sich eine absteigende Häufigkeit der Tumorlokalisation im 4. Ventrikel (in 54,5 %), in den Seitenventrikeln (33,3 %), davon überwiegend in den Hinterhörnern und vereinzelt in der Cisterna cerebellomedullaris (3 %) oder ausschließlich dem Foramen Magendie (9 %), gleichermaßen der Häufigkeitsverteilung der Fachliteratur [4] [12]; exemplarisch ähnlich zu den Häufigkeitsangaben von Ernestus et al. mit 58 % der Tumore im 4. Ventrikel und 38 % im Seitenventrikel [2] oder der Häufigkeitsverteilung von Smith et al. mit einer Tumorlokalisation im 4.Ventrikel in 50 – 60 % der Fälle und 30 – 40 % in den Seitenventrikeln [18]. Ähnlich den häufiger infratentoriell zu beobachtenden Ependymomen zeigte sich bei den uns vorliegenden Mischtumoren mit Subependymom- und Ependymomanteilen eine überwiegend infratentorielle Lage und nur in einem Einzelfall ein Auftreten im Seitenventrikel.
In unserem Kollektiv waren, korrespondierend zu den Angaben in der Literatur, mit einer Verteilung von zwei Drittel zu einem Drittel Männer verglichen mit Frauen von den Subependymomen betroffen [2] [18]. Das mittlere Erkrankungsalter ist mit 58,6 Jahren im mittleren bis gehobenen Alter angesiedelt, ebenfalls korrespondierend zur in der Literatur beschriebenen leichten Häufungstendenz im gehobenen Alter [2] [3] [9] [10] [12], wobei auch in unserem Kollektiv eine große Variationsbreite auffällt. Die in der Literatur vereinzelt beschriebene Anhäufung gemischter Tumore bei jüngeren Patienten [20] [21] [23] konnte in unserem Kollektiv nicht beobachtet werden.
Als wesentliche Differentialdiagnosen für intrakranielle Subependymome sollte an Ependymome, Medulloblastome, Astrozytome, zentrale Neurozytome und Meningeome gedacht werden. Im Bereich des Foramen Monroi sind zentrale Neurozytome und Ependymome zu erwägen und im 4. Ventrikel ist differentialdiagnostisch an Medulloblastome und Papillome des Plexus choroideus (CPP) zu denken [15]. Zu den wesentlichen bildmorphologischen Unterscheidungsmöglichkeiten siehe [Tab. 2] [24] [25].
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Subependymome sind seltene, gutartige, überwiegend asymptomatische, intraventrikulär lokalisierte gliale Tumore ependymaler Abstammung ohne Wachstumstendenz mit typischen bildmorphologischen Charakteristika, die sie von Tumoren anderer Entität und mit unterschiedlicher Dynamik in gleicher Lokalisation unterscheiden.
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Diese zu kennen ist von besonderer Bedeutung, da die Verdachtsdiagnose des Zufallsbefundes eines Subependymoms eine abwartende Haltung und bildgebende Kontrollen in größeren Abschnitten rechtfertigen, wohingegen andere Tumore in gleicher Lokalisation unter Umständen einer zeitnahen invasiven Abklärung und gegebenenfalls Resektion bedürfen.
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Die noch seltenere Sonderform eines histopathologischen Mischbildes aus Subependymom- und Ependymomanteilen unterscheidet sich hinsichtlich der bildmorphologischen Kriterien nicht.
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Da jedoch Tumoranteile WHO II mit etwas stärkerer Wachtumstendenz in diesen Raumforderungen vorliegen können, sind bildgebende Verlaufskontrollen in jedem Fall unverzichtbar.
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