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DOI: 10.1055/a-0582-0122
Peripartale Blutungen, Diagnose und Therapie. Leitlinie der DGGG, OEGGG und SGGG (S2k-Level, AWMF-Registernummer 015/063, März 2016)
Article in several languages: English | deutschCorrespondence/Korrespondenzadresse
Publication History
received 24 January 2018
revised 08 February 2018
accepted 26 February 2018
Publication Date:
26 April 2018 (online)
- Zusammenfassung
- I Leitlinieninformationen
- II Leitlinienverwendung
- III Methodik
- IV Leitlinie
- References/Literatur
Zusammenfassung
Ziel Erstellung einer offiziellen interdisziplinären Leitlinie, publiziert und koordiniert von der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe (DGGG), der Österreichischen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe (OEGGG) und der Schweizerischen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe (SGGG). Die Leitlinie wurde für den deutschsprachigen Raum entwickelt und wird von der Deutschen Gesellschaft für Anästhesiologie und Intensivmedizin (DGAI), der Gesellschaft für Thrombose- und Hämostaseforschung (GTH) und dem Deutschen Hebammenverband mitgetragen. Das Ziel dieser Leitlinie ist es, durch die Evaluation der relevanten Literatur einen konsensbasierten Überblick über die Diagnostik und das Management der peripartalen Blutung zu geben.
Methoden Diese S2k-Leitlinie wurde durch einen strukturierten Konsens von repräsentativen Mitgliedern verschiedener Fachgesellschaften und Professionen im Auftrag der Leitlinienkommission der DGGG entwickelt.
Empfehlungen Es werden Empfehlungen zur Definition, Risikostratifizierung, Prävention und Management gegeben.
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Schlüsselwörter
peripartale Blutung - Plazentaimplantationsstörung - Uterusatonie - chirurgische Therapie - medikamentöse Therapie - EmbolisationI Leitlinieninformationen
Leitlinienprogramm der DGGG, OEGGG und SGGG
Informationen dazu am Ende des Artikels.
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Zitationsformat
Peripartal haemorrhage, diagnosis and therapy. Guideline of DGGG, OEGGG and SGGG (S2k level, AWMF Registry No. 015/063, March 2016). Geburtsh Frauenheilk 2018; 78: 382–399
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Leitliniendokumente
Die vollständige Langversion mit einer Aufstellung der Interessenkonflikte aller Autoren und eine PDF-Dia-Version für PowerPoint-Präsentationen können auf der Homepage der AWMF eingesehen werden: http://www.awmf.org/leitlinien/detail/ll/015-063.html
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Leitliniengruppe
Die folgenden Fachgesellschaften/Arbeitsgemeinschaften/Organisationen/Vereine haben Interesse an der Mitwirkung bei der Erstellung des Leitlinientextes und der Teilnahme an der Konsensuskonferenz bekundet und Vertreter für die Konsensuskonferenz benannt ([Tab. 1]).
Autor/in Mandatsträger/in |
DGGG-Arbeitsgemeinschaft (AG)/AWMF/Nicht-AWMF-Fachgesellschaft/Organisation/Verein |
---|---|
federführender und/oder koordinierender Leitlinienautor: |
|
PD Dr. med. Dietmar Schlembach |
Deutsche Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe e. V. (DGGG) |
beteiligte Leitlinienautoren: |
|
Prof. Dr. med. Hanns Helmer |
Österreichische Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe (OEGGG) |
Prof. Dr. med. Wolfgang Henrich |
Deutsche Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe e. V. (DGGG) |
Prof. Dr. med. Christian von Heymann |
Deutsche Gesellschaft für Anästhesiologie und Intensivmedizin e. V. (DGAI) |
Prof. Dr. med. Franz Kainer |
Deutsche Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe e. V. (DGGG) |
Prof. Dr. med. Wolfgang Korte |
Gesellschaft für Thrombose- und Hämostaseforschung e. V. (GTH) |
Prof. Dr. med. Maritta Kühnert |
Deutsche Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe e. V. (DGGG) |
Dr. med. Heiko Lier |
Deutsche Gesellschaft für Anästhesiologie und Intensivmedizin e. V. (DGAI) |
PD Dr. med. Holger Maul |
Deutsche Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe e. V. (DGGG) |
Prof. Dr. med. Werner Rath |
Deutsche Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe e. V. (DGGG) |
Susanne Steppat |
Deutscher Hebammenverband e. V. |
Prof. Dr. med. Daniel Surbek |
Schweizerische Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe e. V. (SGGG) |
Prof. Dr. med. Jürgen Wacker |
Deutsche Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe e. V. (DGGG) |
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Verwendete Abkürzungen
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II Leitlinienverwendung
Fragestellung und Ziele
Intention dieser Leitlinie ist die Erstellung eines interdisziplinären (Anästhesie und Intensivmediziner, Geburtshelfer, Hebammen, Wochenbettpflege) Management- und Handlungsalgorithmus für das Management der peripartalen Blutungen (Diagnostik, Risikoselektion, Therapie).
Durch die Erstellung einer Leitlinie soll eine Verbesserung des Wissens aller bei der Betreuung von Schwangeren und Wöchnerinnen mit Hämorrhagie bzw. einem erhöhten Risiko für eine Hämorrhagie involvierten Personen und Berufsgruppen erreicht werden.
Somit sollen eine bessere Versorgung der Patientinnen erreicht werden sowie Probleme im Management der PPH reduziert werden.
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Versorgungsbereich
-
ambulanter Versorgungssektor
-
primärärztliche/spezialisierte Versorgung
-
stationärer Versorgungssektor
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Anwenderzielgruppe/Adressaten
Diese Leitlinie richtet sich an folgende Personenkreise:
-
GynäkologInnen/GeburtshelferInnen in der Niederlassung
-
GynäkologInnen/GeburtshelferInnen mit Klinikanstellung
-
AnästhesistInnen und IntensivmedizinerInnen
-
GerinnungsspezialistInnen und LabormedizinerInnen
-
interventionelle RadiologInnen
-
Hebammen
-
Pflegekräfte (OP, Anästhesie, Intensivstation, Geburtshilfe/Wochenbett)
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Verabschiedung und Gültigkeitsdauer
Die Gültigkeit dieser Leitlinie wurde durch die Vorstände/Verantwortlichen der beteiligten Fachgesellschaften/Arbeitsgemeinschaften/Organisationen/Vereine sowie durch den Vorstand der DGGG und der DGGG-Leitlinienkommission sowie der SGGG und OEGGG im September 2015 bestätigt und damit in ihrem gesamten Inhalt genehmigt. Diese Leitlinie besitzt eine Gültigkeitsdauer von 01.04.2016 bis 31.03.2019. Diese Dauer ist aufgrund der inhaltlichen Zusammenhänge geschätzt. Bei dringendem Bedarf kann eine Leitlinie früher aktualisiert werden, bei weiterhin aktuellem Wissensstand kann ebenso die Dauer verlängert werden.
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III Methodik
Grundlagen
Die Methodik zur Erstellung dieser Leitlinie wird durch die Vergabe der Stufenklassifikation vorgegeben. Das AWMF-Regelwerk (Version 1.0) gibt entsprechende Regelungen vor. Es wird zwischen der niedrigsten Stufe (S1), der mittleren Stufe (S2) und der höchsten Stufe (S3) unterschieden. Die niedrigste Klasse definiert sich durch eine Zusammenstellung von Handlungsempfehlungen, erstellt durch eine nicht repräsentative Expertengruppe. Im Jahr 2004 wurde die Stufe S2 in die systematische evidenzrecherchebasierte (S2e) oder strukturelle konsensbasierte Unterstufe (S2k) gegliedert. In der höchsten Stufe S3 vereinigen sich beide Verfahren.
Diese Leitlinie entspricht der Stufe: S2k
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Empfehlungsgraduierung
Die Evidenzgraduierung und Empfehlungsgraduierung einer Leitlinie auf S2k-Niveau ist nicht vorgesehen. Es werden die einzelnen Statements und Empfehlungen nur sprachlich – nicht symbolisch – unterschieden ([Tab. 2]).
Beschreibung der Verbindlichkeit |
Ausdruck |
---|---|
starke Empfehlung mit hoher Verbindlichkeit |
soll/soll nicht |
einfache Empfehlung mit mittlerer Verbindlichkeit |
sollte/sollte nicht |
offene Empfehlung mit geringer Verbindlichkeit |
kann/kann nicht |
Die oben aufgeführte Einteilung von „Empfehlungen“ entspricht neben der Bewertung der Evidenz auch der klinischen Relevanz der zugrunde liegenden Studien und ihren nicht in der Graduierung der Evidenz aufgeführten Maßen/Faktoren, wie die Wahl des Patientenkollektivs, Intention-to-treat- oder Per-Protocol-Outcome-Analysen, ärztliches bzw. ethisches Handeln gegenüber dem Patienten, länderspezifische Anwendbarkeit usw.
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Statements
Sollten fachliche Aussagen nicht als Handlungsempfehlungen, sondern als einfache Darlegung Bestandteil dieser Leitlinie sein, werden diese als „Statements“ bezeichnet. Bei diesen Statements ist die Angabe von Evidenzgraden nicht möglich.
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Konsensusfindung und Konsensusstärke
Im Rahmen einer strukturellen Konsensusfindung (S2k/S3-Niveau) stimmen die berechtigten Teilnehmer der Sitzung die ausformulierten Statements und Empfehlungen ab. Hierbei kann es zu signifikanten Änderungen von Formulierungen etc. kommen. Abschließend wird abhängig von der Anzahl der Teilnehmer eine Stärke des Konsensus ermittelt ([Tab. 3]).
Symbolik |
Konsensusstärke |
prozentuale Übereinstimmung |
---|---|---|
+++ |
starker Konsens |
Zustimmung von > 95% der Teilnehmer |
++ |
Konsens |
Zustimmung von > 75 – 95% der Teilnehmer |
+ |
mehrheitliche Zustimmung |
Zustimmung von > 50 – 75% der Teilnehmer |
– |
kein Konsens |
Zustimmung von < 50% der Teilnehmer |
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Expertenkonsens
Wie der Name bereits ausdrückt, sind hier Konsensusentscheidungen speziell für Empfehlungen/Statements ohne vorige systemische Literaturrecherche (S2k) oder aufgrund von fehlender Evidenzen (S2e/S3) gemeint. Der zu benutzende Expertenkonsens (EK) ist gleichbedeutend mit den Begrifflichkeiten aus anderen Leitlinien wie „Good Clinical Practice“ (GCP) oder „klinischer Konsensuspunkt“ (KKP). Die Empfehlungsstärke graduiert sich gleichermaßen wie bereits im Kapitel Empfehlungsgraduierung beschrieben ohne die Benutzung der aufgezeigten Symbolik, sondern rein semantisch („soll“/„soll nicht“ bzw. „sollte“/„sollte nicht“ oder „kann“/„kann nicht“).
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IV Leitlinie
1 Hintergrund
Die Inzidenz der postpartalen Hämorrhagie (PPH) steigt kontinuierlich [1], [2], [3], [4], [5], vor allem bedingt durch die Zunahme von Uterusatonien und Plazentaimplantationsstörungen sowie steigenden Raten an vaginaloperativen und Kaiserschnittentbindungen mit konsekutiv erhöhten primären Blutverlusten sowie im Falle des Kaiserschnittes erhöhten PPH-Raten in Folgeschwangerschaften [2], [6], [7], [8], [9], [10], [11].
Lebensbedrohliche postpartale Blutungen betreffen in der westlichen Welt ca. 2/1000 Geburten, hinzu kommt die schwere maternale Morbidität bei ca. 3/1000 Geburten [12] – [22]. Die PPH ist damit Ursache für ca. 30% aller maternalen Todesfälle in der Dritten Welt und 13% in industrialisierten Ländern [21].
Der Großteil der maternalen Todesfälle aufgrund einer PPH ist vermeidbar, in 60 – 80% aller Fälle liegt ein „major substandard care“ vor [1], [20], [21], [23], [24], [25]. Besonders bedrohlich ist, dass bei visueller Beurteilung das Ausmaß der Blutung um 30 – 50% unterschätzt wird [26], [27], [28], [29].
Die Ursachen der PPH werden im angloamerikanischen Sprachgebrauch nach den „4 Tʼs“ eingeteilt (Kombinationen dieser Ursachen sind die Regel) ([Tab. 4]).
Tonus (uterine Atonie) |
uterine Überdehnung (Multiparität, Hydramnion, fetale Makrosomie) Tokolytika schnelle oder verzögerte Geburt (lange) Oxytocinsubstitution Chorioamnionitis Uterus myomatosus |
Tissue (Plazenta) |
Plazentaretention Plazentaimplantationsstörung (Placenta adhaerens, accreta/increta/percreta) Plazentaresiduen |
Trauma |
vulvovaginale Verletzungen Riss im Bereich der Cervix uteri Episiotomie/Dammriss Uterusruptur Uterusinversion |
Thrombin (Koagulopathie) |
schwangerschaftsinduziert: Thrombozytopenie bei HELLP-Syndrom, disseminierte intravasale Gerinnung (DIG) (z. B. bei Präeklampsie, intrauteriner Fruchttod [IUFT], Abruptio placentae, Fruchtwasserembolie) andere: Von-Willebrand-Jürgens-Syndrom, plasmatische Gerinnungsstörungen, Thrombopathien, Faktorenmangel (Verlust, Verbrauch, Verdünnung) |
Als Hauptprobleme im Risikomanagement der PPH werden angeführt [1], [24], [33], [34]:
-
Verzögerung der Diagnose und/oder Therapie durch eine Unterschätzung des tatsächlichen Blutverlusts
-
Verzögerung in der Bereitstellung von Blut- respektive Gerinnungsprodukten
-
Fehlen oder Nichtbefolgen von einfachen Handlungsanweisungen
-
Fehlen von adäquater Fortbildung und Training
-
schlechte Kommunikation im interdisziplinären Team
-
Defizite in der Organisationsstruktur
-
Verzögerung bei der Initiierung eines Behandlungsstandards
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2 Definitionen
Konsensbasierte Empfehlung 2.E1 |
|
---|---|
Expertenkonsens |
Konsensusstärke +++ |
Folgende Definition der PPH wird (im deutschsprachigen Raum) empfohlen:
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3 Risikostratifizierung und Prävention
Eine exakte Anamnese, die Ultraschalldiagnostik in der Schwangerschaftsvorsorge, die Einschätzung eines Blutungsrisikos, die Vorstellung in der Geburtsklinik, die rechtzeitige Vorbereitung auf einen erhöhten Blutverlust können das Patientinnenrisiko für eine PPH reduzieren [35].
Konsensbasierte Empfehlung 3.E2 |
|
---|---|
Expertenkonsens |
Konsensusstärke +++ |
Beim Ultraschall im II. Trimenon ist die Lokalisation und die Struktur der Plazenta zu dokumentieren. Bei tiefem Plazentasitz sollte das Vorhandensein von Vasa praevia ggf. im Rahmen einer weiterführenden Ultraschalluntersuchung überprüft und dokumentiert werden [36]. |
Konsensbasierte Empfehlung 3.E3 |
|
---|---|
Expertenkonsens |
Konsensusstärke +++ |
Besonders bei anamnestischen Risiken (Voroperationen) oder Befundrisiken (Placenta praevia) sollte an eine Implantationsstörung gedacht werden. |
3.1 Risikostratifizierung und Risikofaktoren, die eine peri-/postpartale Blutung begünstigen ([Tab. 5])
OR oder Range |
||
---|---|---|
Blutverlust |
> 500 ml |
> 1000 ml |
soziodemografische Risikofaktoren |
||
|
1,6 |
|
|
1,3 – 1,4 |
1,5 |
geburtshilfliche Risikofaktoren |
||
|
4 – 13,1 |
15,9 |
|
2,9 – 12,6 |
2,6 |
|
4,1 – 7,8 |
11,7 – 16,0 |
|
7,6 |
|
|
5,0 |
|
|
2,3 – 4,5 |
2,6 |
|
3,0 – 3,6 |
|
|
1,9 – 2,4 |
|
|
1,9 |
|
|
1,9 |
|
|
1,8 |
|
|
1,3 – 2 |
2,1 – 2,4 |
|
1,1 – 2 |
|
operative Risikofaktoren |
||
|
3,6 |
|
|
2,5 |
|
|
1,8 – 1,9 |
|
|
1,7 – 2,21 |
2.07 |
|
1,7 |
2,5 |
sonstige Risikofaktoren |
||
|
3,8 |
|
|
3,3 |
|
|
2,2 |
|
|
2 |
Als weitere Risikofaktoren sind eine rasche Geburt, hohe maternale Parität sowie Myome und Fehlbildungen des Uterus zu berücksichtigen [39].
Cave: Die Mehrzahl der Patientinnen, die eine PPH entwickeln, haben keine Risikofaktoren [39].
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3.2 Sonografische Risikostratifizierung (Plazentationsstörungen)
Konsensbasierte Empfehlung 3.E4 |
|
---|---|
Expertenkonsens |
Konsensusstärke +++ |
Patientinnen mit V. a. Plazentationsstörung sollen grundsätzlich frühzeitig in einer geeigneten Geburtsklinik vorgestellt werden und dort von einem multidisziplinären Team („zum optimalen Zeitpunkt vom optimalen Team“) behandelt werden [20], [40]. |
Der diagnostische Wert der MRT-Untersuchung ist in diesen Fällen bisher nicht überzeugend belegt [41], [42], jedoch kann bei unklaren Befunden die MRT-Untersuchung Zusatzinformationen liefern [42], [43].
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3.3 Prävention
3.3.1 Aktive Leitung der Nachgeburtsperiode
3.3.1.1 Aktive Leitung nach vaginaler Geburt
Konsensbasierte Empfehlung 3.E5 |
|
---|---|
Expertenkonsens |
Konsensusstärke +++ |
Bei der Geburt des Kindes und nach Einsetzen der Atmung soll die prophylaktische Gabe von Oxytocin (Syntocinon® 3 – 5 IE langsam i. v. [oder als Kurzinfusion]) erfolgen [44]. |
Konsensbasierte Empfehlung 3.E6 |
|
---|---|
Expertenkonsens |
Konsensusstärke ++ |
Das frühzeitige Abklemmen und Durchtrennen der Nabelschnur unmittelbar nach der Geburt des Kindes und der kontrollierte Zug an der Nabelschnur zeigen keinen Effekt zur Verminderung postpartaler Blutungen und sind zu unterlassen. |
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3.3.1.2 Prävention der PPH bei Sectio caesarea
Konsensbasierte Empfehlung 3.E7 |
|
---|---|
Expertenkonsens |
Konsensusstärke +++ |
Analog zur vaginalen Entbindung soll eine PPH-Prophylaxe durchgeführt werden. |
Dies kann entweder mit Gabe von Oxytocin (Syntocinon® 3 – 5 IE als Kurzinfusion [oder langsam i. v.]) oder mit Carbetocin (Pabal® 100 µg) als Kurzinfusion oder langsam i. v. erfolgen.
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3.3.2 Bei Vorliegen von Risikofaktoren
Konsensbasierte Empfehlung 3.E8 |
|
---|---|
Expertenkonsens |
Konsensusstärke +++ |
In der Klinik sollen bei Vorliegen von Risikofaktoren folgende Maßnahmen durchgeführt werden:
|
#
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4 Management bei PPH
Konsensbasiertes Statement 4.S1 |
|
---|---|
Expertenkonsens |
Konsensusstärke +++ |
Die Therapie einer PPH beinhaltet neben allgemeinen Maßnahmen (u. a. zur Kreislaufstabilisierung) die ursachenadaptierte medikamentöse und/oder chirurgische Therapie, die rasch, koordiniert und oft zeitgleich durchgeführt werden müssen [45], [46], [47]. |
4.1 Maßnahmen
-
Blutverlust messen! (Cave: Blutverluste in Tüchern usw.)
-
rasche Klärung der Blutungsursache („4 Tʼs“):
-
Uterustonus tasten
-
auf unvollständige Plazenta überprüfen (Ultraschallkontrolle, manuelles oder instrumentelles Austasten)
-
Trauma der Geburtswege durch Spiegeleinstellung ausschließen
-
bei kritischem Blutverlust Applikation von Uterotonika (bei Atonie) und Tranexamsäure
-
Uteruskompression
-
-
frühzeitiges Hinzuziehen der Anästhesisten (multidisziplinäres Team)
-
ursachenabhängig medikamentöse und/oder chirurgische Therapie
-
Kontrolle der Vitalparameter, evtl. invasives Monitoring
-
initiale Volumensubstitution zum Erhalt der Normovolämie: Kristalloide, in Ausnahmefällen (z. B. akute Blutung mit Kreislaufinstabilität) kolloidale Lösungen [48]
-
Blut kreuzen lassen, Notfalllabor (u. a. Blutbild, Gerinnung)
-
Erythrozytenkonzentrate und Gefrierplasma bestellen, ggf. bereitstellen (Kreißsaal, OP)
-
Gerinnungsfaktoren, vor allem Fibrinogen
-
andere Hämostatika (z. B. Desmopressin), Faktor XIII und ggf. rFVIIa
-
Intensivüberwachung im stationären Verlauf, evtl. invasives Monitoring
-
rechtzeitige operative Intervention bei Versagen konservativer Maßnahmen (Vorgehen siehe unten)
Messung des Blutverlusts
Eines der Kardinalprobleme nicht nur für die Definition, sondern vor allem für die Diagnose und Behandlung der PPH ist, dass der postpartale Blutverlust selten gemessen und bei visueller Beurteilung bekanntermaßen um 30 – 50% unterschätzt wird [35], [49].
Konsensbasierte Empfehlung 4.E9 |
|
---|---|
Expertenkonsens |
Konsensusstärke +++ |
Das Sammeln aller mit Blut „getränkten“ Unterlagen, Binden, Wäsche und nennenswerter Koagelmengen ist daher unbedingt zu empfehlen. |
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5 Allgemeine (Notfall-)Maßnahmen und Diagnostik zur Ursachenklärung
5.1 Atonie
-
Diagnose: Anstieg des Fundus uteri; weicher, schlaffer Uterus; meist intermittierende, schwallartige Blutung.
-
Blase entleeren!
-
mechanische Maßnahmen: Massage des Uterus (endogene Prostaglandinbildung), bimanuelle Uteruskompression (z. B. Handgriff nach Hamilton)
-
Ausschluss von Geburtsverletzungen (Spiegeleinstellung und ggf. abdominaler US)
-
Ausschluss von Plazentaresten (Kontrolle der Plazenta auf Vollständigkeit, Sonografie)
Konsensbasierte Empfehlung 5.E10 |
|
---|---|
Expertenkonsens |
Konsensusstärke +++ |
Therapie: nach vaginaler Entbindung
nach Sectio caesarea
|
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5.2 Implantationsstörungen
Das Management einer Plazentalösungsstörung ist abhängig vom Zeitpunkt der Diagnosestellung und dem Geburtsmodus.
Vorgehen bei antenataler Diagnose
Bei antenataler Diagnose einer fortgeschrittenen Implantationsstörung (Placenta increta, percreta) ist immer eine Sectio caesarea erforderlich.
-
ausgedehnter Befund: Sectiohysterektomie, alternativ Belassen der Plazenta in utero
-
fokaler Befund: partielle Uteruswandresektion
-
ggf. interventionelle Radiologie: prophylaktische Okklusion der Aa. iliacae internae [50], [51]
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Vorgehen bei intrapartaler Diagnose
-
vaginale Geburt:
-
bei fehlender Plazentalösung mit Blutung: manuelle Plazentalösung ggf. mit Nachkürettage unter intraoperativer Ultraschallkontrolle [52]
-
bei anhaltender starker Blutung aus dem Plazentabett operative Therapie, alternativ Embolisation der Aa. uterinae
-
-
bei Sectio caesarea:
-
keine Manipulation an der Plazenta oder Versuch der manuellen Lösung
-
Sectiohysterektomie oder alternativ Belassen der Plazenta in situ
-
Konsensbasierte Empfehlung 5.E11 |
|
---|---|
Expertenkonsens |
Konsensusstärke ++ |
Therapie: nach vaginaler Entbindung
nach Sectio caesarea
|
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5.3 Inversio uteri
Konsensbasierte Empfehlung 5.E12 |
|
---|---|
Expertenkonsens |
Konsensusstärke ++ |
Therapie: Ziel ist die Reposition des Uterus sowie die Behandlung der blutungsbedingten Schocksymptomatik; die folgenden Maßnahmen sollen sofort nach Diagnosestellung in dieser Reihenfolge durchgeführt werden:
|
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6 Medikamentöse und operative Maßnahmen zur Behandlung der PPH
6.1 Uterotonika
6.1.1 Oxytocin (Syntocinon®) i. v. (ggf. i. m.)
Konsensbasierte Empfehlung 6.E13 |
|
---|---|
Expertenkonsens |
Konsensusstärke +++ |
Insgesamt dürfen maximal 6 IE unverdünnt langsam intravenös appliziert werden: |
Der Wirkungseintritt bei i. v. Gabe liegt (bei einer Halbwertszeit von 4 – 10 min) innerhalb von einer Minute, bei intramuskulärer Applikation (maximal 10 IE) bei 3 – 5 Minuten.
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6.1.2 Carbetocin (Pabal®)
Der Einsatz zur Therapie einer PPH ist zurzeit nicht ausreichend durch Studien belegt. In Einzelfällen wird die Gabe von Carbetocin zur Therapie der PPH berichtet.
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6.1.3 Methylergometrin (Methergin®)
Konsensbasierte Empfehlung 6.E14 |
|
---|---|
Expertenkonsens |
Konsensusstärke +++ |
Im Management der postpartalen Blutung sollte Methylergometrin aufgrund der Alternativen und des Nebenwirkungsspektrums nur mit äußerster Vorsicht eingesetzt werden. |
Konsensbasierte Empfehlung 6.E15 |
|
---|---|
Expertenkonsens |
Konsensusstärke ++ |
Methylergometrin sollte als intravenöse Bolusgabe nicht angewandt werden. |
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6.1.4 Prostaglandine
Konsensbasierte Empfehlung 6.E16 |
|
---|---|
Expertenkonsens |
Konsensusstärke +++ |
Bei Versagen bzw. Nichtansprechen von First-Line-Uterotonika soll ohne größere zeitliche Verzögerung auf Prostaglandine umgestellt werden [56]. |
Konsensbasierte Empfehlung 6.E17 |
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---|---|
Expertenkonsens |
Konsensusstärke +++ |
Eine gleichzeitige Gabe von Oxytocinrezeptoragonisten und Prostaglandinen soll nicht erfolgen. |
Konsensbasiertes Statement 6.S2 |
|
---|---|
Expertenkonsens |
Konsensusstärke ++ |
Anmerkung: Bei einer postpartalen Uterusatonie und Uterushämorrhagie handelt es sich um ein lebensbedrohliches Krankheitsbild und eine vitale Indikation für die Gabe von Prostaglandinderivaten, wenn keine Alterativen zur Verfügung stehen bzw. Oxytocin unwirksam ist, bis eine geburtshilflich-gynäkologische Versorgung gewährleistet ist. Nebenwirkungen und Kontraindikationen sind in dieser Situation zu relativieren (Güterabwägung). Bei Anwendung ist ein engmaschiges Kreislaufmonitoring erforderlich. |
6.1.4.1 Sulproston (Nalador®)
Dosierung:
-
1 Ampulle = 500 µg in 500 ml Infusionslosung über Infusomaten
-
Anfangsdosis: 100 ml/h, bei Bedarf bis maximal 500 ml/h
-
Erhaltungsdosis: 100 ml/h
-
Maximaldosis 1000 µg/10 Stunden (2 Ampullen)
-
Tagesmaximaldosis 1500 µg (3 Ampullen)
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6.1.4.2 Misoprostol (Cytotec®)
Dosierung: 800 – 1000 µg Misoprostol rektal oder 600 µg oral [57], [58], [59], [60].
In einer Cochrane-Metaanalyse zeigte sich die Oxytocininfusion als First-Line-Therapie effektiver als die Misoprostolgabe bei zudem weniger Nebenwirkungen. Bei vorausgegangener Uterotonikaprophylaxe war die Wirkung beider Medikamente gleich [61].
Konsensbasiertes Statement 6.S3 |
|
---|---|
Expertenkonsens |
Konsensusstärke +++ |
Anmerkung: Misoprostol ist aufgrund seines verzögerten Wirkeintritts und der Verfügbarkeit besserer und zugelassener Alternativen nicht zur Therapie der anhaltenden PPH geeignet. Die Verwendung von Misoprostol bei moderat persistierender PPH nach Applikation von Oxytocin kann erwogen werden (Off-Label-Use!), die aktuelle Datenlage dazu ist jedoch noch nicht ausreichend, um eine endgültige Empfehlung abgeben zu können. |
Konsensbasiertes Statement 6.S4 |
|
---|---|
Expertenkonsens |
Konsensusstärke +++ |
Anmerkung: Bei einer postpartalen Uterusatonie und Uterushämorrhagie handelt es sich um ein lebensbedrohliches Krankheitsbild und eine vitale Indikation für die Gabe von Misoprostol, wenn keine Alternativen zur Verfügung stehen, bis eine geburtshilflich-gynäkologische Versorgung gewährleistet ist. Nebenwirkungen und Kontraindikationen sind in dieser Situation zu relativieren (Güterabwägung). Bei Anwendung ist ein engmaschiges Kreislaufmonitoring unabdinglich. |
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6.1.4.3 Intrauterine Anwendung von Prostaglandinen
Konsensbasiertes Statement 6.S5 |
|
---|---|
Expertenkonsens |
Konsensusstärke +++ |
Die intramyometrane Applikation von Sulproston (z. B. in den Fundus uteri bei Sectio caesarea) ist kontraindiziert [56]. |
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7 Uterustamponade
Der Einsatz der Cavumtamponade wird mit 2 Zielsetzungen durchgeführt: einerseits der Therapie der PPH, d. h. dem definitiven Blutungsstopp, und andererseits dem Ziel des „bridging“, d. h. einem temporären Blutungsstopp, um eine hämodynamische Stabilisierung oder die Organisation von weiteren (operativen oder interventionell-radiologischen) Maßnahmen zu ermöglichen [62], [63], [64]. Neben anderen sogenannten „second-line“ Therapiestrategien kann die Tamponade des Uterus die Rate von Notfallhysterektomien signifikant reduzieren [65], [66].
Zur Tamponade des Uterus stehen neben Tamponadestreifen verschiedene Ballonsysteme zur Verfügung, deren Effektivität in verschiedenen Publikationen nachgewiesen wurde und die den Vorteil einer frühzeitigen Erkennung einer persistierenden Blutung bieten [64], [67], [68], [69], [70], [71], [72], [73].
Konsensbasierte Empfehlung 7.E18 |
|
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Expertenkonsens |
Konsensusstärke ++ |
|
Die erfolgreiche Anwendung einer mit einer hämostatischen Komponente (Chitosan) beschichteten und für die Notfall- bzw. Kriegsmedizin entwickelten Gaze (Celox®) im Management der PPH wurde kürzlich berichtet [74].
Konsensbasierte Empfehlung 7.E19 |
|
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Expertenkonsens |
Konsensusstärke ++ |
Die Tamponade des Uterus – in welcher Form auch immer – schließt andere evtl. notwendige weitere therapeutische Optionen, wie z. B. Kompressionsnähte, nicht aus [64], [75], diese sind gerade bei Atonie dringend zu empfehlen [75], [76], [77], [78]. |
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8 Operative Maßnahmen (Kompression, Devaskularisation, Hysterektomie) und Embolisation
8.1 Überbrückende Maßnahmen
Konsensbasierte Empfehlung 8.E20 |
|
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Expertenkonsens |
Konsensusstärke ++ |
In der Situation der letalen Trias „anhaltende Blutung, hämorrhagischer Schock und Koagulopathie“ empfiehlt sich ein Vorgehen in 3 Phasen [62]:
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8.2 Uteruskompressionsnähte
Ziel dieser Nähte ist die Kompression des Uterus mit Verkleinerung der Plazentahaftfläche und die Tamponade der Blutungsquellen. Indiziert ist diese Maßnahme bei uterinen Blutungen nach vaginaler Geburt sowie nach vorausgegangener Sectio caesarea. Derzeit kann keine Aussage in Bezug auf die optimale Wirksamkeit einer Nahtmethode getroffen werden. Insgesamt zeigt sich eine hohe Erfolgsrate aller Methoden in Bezug auf eine Vermeidung der bisher üblichen Hysterektomie. Es sollten jedoch je nach Indikation (Atonie, Blutung aus dem Plazentabett, diffuse Blutung) eine geeignete Nahttechnik zum Einsatz kommen [85].
Konsensbasierte Empfehlung 8.E21 |
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Expertenkonsens |
Konsensusstärke +++ |
Entsprechendes Nahtmaterial (große Nadel, langer Faden) muss in den Operationssälen vorgehalten werden. |
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8.3 Gefäßligaturen
Neben der einfachen Ligatur der A. uterina [86] kann auch die schrittweise uterine Devaskularisation eingesetzt werden. Diese Technik umfasst in 5 konsekutiven Schritten die Ligatur der auf- und absteigenden Äste der Aa. uterinae sowie der Kollateralen der A. ovarica [87], [88].
Konsensbasierte Empfehlung 8.E22 |
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Expertenkonsens |
Konsensusstärke +++ |
Die Ligatur der A. iliaca interna soll nur als Ultima Ratio und nur durch einen in der Beckenchirurgie erfahrenen Operateur erfolgen. |
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8.4 Postpartale Hysterektomie
Konsensbasierte Empfehlung 8.E23 |
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Expertenkonsens |
Konsensusstärke +++ |
Konservative Maßnahmen, um den Uterus zu erhalten, sind nur so lange sinnvoll, wie die Frau hämodynamisch stabil ist und nicht lebensbedrohlich blutet [89], [90]. Eine notwendige Hysterektomie sollte daher nicht zu spät indiziert werden. |
Konsensbasierte Empfehlung 8.E24 |
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Expertenkonsens |
Konsensusstärke +++ |
Bei Atonie ist die suprazervikale Hysterektomie zu bevorzugen, da die Operationszeit deutlich kürzer ist und es nicht zu einer ungewollten Verkürzung der Scheide kommt. Bei Plazentaimplantationsstörungen im unteren Uterinsegment ist die totale Hysterektomie zu erwägen, hier ist die Darstellung der Ureteren anzuraten. |
Relative Kontraindikationen für uteruserhaltende Maßnahmen sind:
-
ausgedehnte plazentare Implantationsstörung (Placenta increta/percreta), bei der das Implantationsbett der Plazenta eröffnet ist, therapieresistent blutet oder große Uteruswandanteile einnimmt.
-
nicht rekonstruierbare Uterusverletzung
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septischer Uterus
Konsensbasierte Empfehlung 8.E25 |
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Expertenkonsens |
Konsensusstärke ++ |
Während der „Überbrückungszeiten“ ist eine (bimanuelle) Kompression der Aorta bis zu 20 Minuten möglich, um unnötige Blutverluste zu vermeiden [91], [92]. Wenn absehbar ist, dass die Blutung auch durch eine Hysterektomie oder nach bereits erfolgter Hysterektomie nicht unter Kontrolle zu bringen ist, sollte ein Packing des kleinen Beckens und des Abdomens mit angefeuchteten Bauchtüchern in ausreichender Menge erfolgen. |
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8.5 Arterielle Katheterembolisation
Konsensbasierte Empfehlung 8.E26 |
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Expertenkonsens |
Konsensusstärke +++ |
Jede geburtshilfliche Abteilung sollte interdisziplinär abklären, ob und innerhalb welcher Zeit diese Methode im Klinikum zur Verfügung steht und dann entsprechende Organisationsstrukturen festlegen, zu welchem Zeitpunkt die Patientin in die interventionelle Radiologie verlegt wird. Voraussetzung ist eine hämodynamische stabile Patientin ohne massive Blutung. |
Konsensbasierte Empfehlung 8.E27 |
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Expertenkonsens |
Konsensusstärke ++ |
Falls die Möglichkeit zur Katheterembolisation besteht, sollten die Radiologen frühzeitig (z. B. bei erfolgloser Blutstillung nach Uteruskompressionsnaht) verständigt werden. Aufgrund des Nebenwirkungsspektrums sollten die medikamentösen und operativen Therapieoptionen jedoch weitestgehend ausgeschöpft sein. Der Zeitpunkt der Verlegung wird auch dadurch definiert, wie relevant ein Organerhalt des Uterus ist. |
Konsensbasierte Empfehlung 8.E28 |
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Expertenkonsens |
Konsensusstärke +++ |
Vor Verlegung sollte im Falle einer vorausgegangenen Hysterektomie ein intraabdominelles Packing als Bridging-Maßnahme erwogen werden, um kritische Blutverluste während des Transportes oder während der z. T. langwierigen Intervention einzudämmen. |
Konsensbasierte Empfehlung 8.E29 |
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Expertenkonsens |
Konsensusstärke ++ |
Bei planbaren Eingriffen (z. B. Placenta increta/percreta) kann die Einlage von endovaskulären Kathetern in die A. iliaca interna bds. bereits präoperativ erfolgen. |
Die Katheterembolisation kann evtl. auch als Ultima Ratio bei persistierender diffuser Blutung im kleinen Becken nach bereits erfolgter postpartaler Hysterektomie durchgeführt werden [93].
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9 Hämostase und Gerinnungsmanagement – Intensivmedizinische Maßnahmen
9.1 Hintergrund
Das Wissen um die wahrscheinlichste Pathophysiologie der Blutung ist wichtig, da sich hieraus Hinweise für unterschiedliche therapeutische Ansätze ableiten lassen. Die Schwierigkeit im hämostaseologischen Management liegt in der Problematik der Unterscheidung zwischen vermehrter Blutung aufgrund einer größeren Verletzung und einer protrahierten Blutung bei gleichzeitig veränderter Zusammensetzung des Blutes (sodass die normalerweise bestehende Kompensationsfähigkeit des Systems für kleinere Verletzungen aufgehoben ist, Störung des „Organsystems Gerinnung = Koagulopathie“). Unterschieden werden müssen somit:
-
die traumainduzierte Koagulopathie mit Schock und massiver Gewebeschädigung
-
die initial „traumatische“ Blutung aufgrund einer Gewebeschädigung und
-
die initial koagulopathische Blutung.
Eine gestörte Gerinnbarkeit (= Koagulopathie) ist häufig eine frühe Pathologie bei PPH, die vor einer dilutionsbedingten Störung auftreten kann [39], [94].
Konsensbasierte Empfehlung 9.E30 |
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Expertenkonsens |
Konsensusstärke +++ |
Da die Resultate diagnostischer Maßnahmen zur Unterscheidung zwischen den verschiedenen Koagulopathien (z. B. kongenital vs. erworben) vor einer Behandlungsentscheidung aufgrund der resultierenden zeitlichen Verzögerung nicht abgewartet werden können, sollte im Regelfall (wenn anamnestisch keine kongenitale Koagulopathie bekannt ist) von einer peri- bzw. postpartalen Blutung mit erworbener Koagulopathie ausgegangen werden, es sei denn dass eindeutig eine chirurgische Ursache der Blutung identifiziert werden kann. |
Wichtig ist dabei auch, die Erkenntnis zu berücksichtigen, dass jede primär mechanische Blutung, die mittels Volumenunterstützung und gefrorenem Frischplasma (GFP) behandelt wird, aufgrund des damit verbundenen Verdünnungseffektes und durch den Verbrauch von Gerinnungsfaktoren bei genügend langer Dauer auch zu einer koagulopathischen Blutung wird [95], [96], [97].
Konsensbasiertes Statement 9.S6 |
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Expertenkonsens |
Konsensusstärke +++ |
Für alle Kliniken mit geburtshilflichen Abteilungen ist es daher unabdingbar, einen auf die jeweiligen Bedingungen der Klinik abgestimmten Behandlungsalgorithmus für die peri-/postpartale Blutung zu entwickeln [46], [98], [99], [100], [101], der die frühzeitige Identifizierung blutender Patientinnen und die integrative chirurgische, interventionelle und hämostaseologische Behandlung der Blutung zum Ziel hat. Dieser Algorithmus sollte das Vorgehen während des Behandlungsprozesses auf der Grundlage der klinischen Situation definieren und alle verfügbaren Behandlungsmöglichkeiten (pharmakologische Therapien, interventionelle Maßnahmen, chirurgische Eingriffe) berücksichtigen. |
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9.2 Optionen zur Behandlung peri-/postpartaler koagulopathischer Blutungen
Konsensbasiertes Statement 9.S7 |
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Expertenkonsens |
Konsensusstärke +++ |
Grundsätzlich sollte bei aktiven Blutungen, wenn möglich, eine iatrogene Aggravation der Blutungsneigung z. B. durch die Gabe künstlicher kolloidaler Volumenersatzlösungen, die einen stärkeren, dilutionsbedingten koagulopathischen Effekt oder die Erzielung eines hochnormalen Blutdrucks haben, vermieden werden. |
Konsensbasiertes Statement 9.S8 |
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Expertenkonsens |
Konsensusstärke ++ |
Die hämostaseologische Standardtherapie ist heutzutage die Komponenten-Therapie, sei es durch den Einsatz labiler (zelluläre Komponenten, GFP) oder stabiler (lyophilisierte Faktorkonzentrate) Blutprodukte, die frühzeitig zum Einsatz kommen sollten, um eine zusätzlich zum Verlust auftretende Verdünnungskoagulopathie zu vermeiden. |
Hierbei kommt nach gegenwärtigem Wissensstand dem Fibrinogen eine wichtige Rolle zu, sodass bei anamnestisch bekannten peri-/postpartalen Blutungen und bei peripartal blutenden Patientinnen die Fibrinogenkonzentration (unabhängig von der Therapie) bestimmt werden sollte, da Konzentrationen < 2 g/l diejenigen Patientinnen identifizieren können, die ein erhöhtes Risiko für eine schwere PPH haben [39], [46].
Konsensbasierte Empfehlung 9.E31 |
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Expertenkonsens |
Konsensusstärke ++ |
Vor der Gabe von Fibrinogen (Faktorenkonzentrat oder GFP) sollte allerdings in jedem Fall eine möglicherweise parallel bestehende erhöhte fibrinolytische Aktivität durch die Gabe von Tranexamsäure (Antifibrinolytikum) behandelt werden [39]. |
Konsensbasiertes Statement 9.S9 |
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Expertenkonsens |
Konsensusstärke +++ |
Vorteilhafte Effekte (reduzierter Blutverlust, reduzierte Transfusionsmenge, erhöhter Hb, geringere Anzahl an invasiven Maßnahmen) durch Anwendung von Tranexamsäure bei PPH wurden mittlerweile an rund 2000 Patientinnen in randomisiert, kontrollierten Studien nachgewiesen [102], [103], [104], [105], [106], [107], [108], [109], [110]. Die ESA spricht 2013 eine starke Empfehlung bei moderater Evidenz für die Anwendung von Tranexamsäure bei geburtshilflichen Blutungen aus, um den Blutverlust, die Blutungsdauer und die Anzahl der Transfusionen zu senken [46]. Zur Verwendung von DDAVP (Minirin®) in der Geburtshilfe gibt es keine zuverlässige Datenbasis, die eine evidenzbasierte Empfehlung erlauben würde [111], obgleich wiederholt Beobachtungen mit positivem Outcome berichtet wurden [112]. Gemäß ESA kann die Anwendung von DDAVP bei einer Thrombozytenfunktionsstörung infolge eines erworbenen Von-Willebrand-Syndroms (durch Medikamente, Azidose, Hypothermie) sinnvoll sein [46]. |
Konsensbasierte Empfehlung 9.E32 |
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Expertenkonsens |
Konsensusstärke +++ |
Trotz der kontroversen Datenlage und obwohl prospektiv randomisierte Studien fehlen, kann ein 1- bis 2-maliger Behandlungsversuch mit rFVIIa als Ultima Ratio mit 90 µg/kgKG bei strenger Indikation unternommen werden, wenn die Patientinnen
Rekombinanter FVIIa (NovoSeven®) sollte aufgrund des thrombembolischen Risikos nur als „Ultima Ratio“ gegeben werden [117]. Vor Gabe von rFVIIa sollten die plasmatischen Faktorkonzentrationen und die Thrombozytenzahl optimiert werden [46]. |
Konsensbasiertes Statement 9.S10 |
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Expertenkonsens |
Konsensusstärke ++ |
Zusammengefasst lassen die heute verfügbaren Daten zum hämostaseologischen Management den Schluss zu, dass
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Konsensbasierte Empfehlung 9.E33 |
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Expertenkonsens |
Konsensusstärke +++ |
Nach Ende der zur Blutung führenden Pathologie ist innerhalb von 24 Stunden eine Thromboseprophylaxe erforderlich [39]. Aufgrund einer reduzierten Antithrombinaktivität (teilweise mit einer absoluten Aktivität unter 0,5 kIU/l) bei einer großen Anzahl von Frauen mit PPH ist nach Ende der Blutung mit einer erhöhten Gefährdung durch Thrombembolien zu rechnen [118]. Insbesondere nach Gabe von Gerinnungsfaktoreneinzelkonzentraten oder Komplexpräparaten (z. B. PPSB) kann dann auf der Intensivstation die Aktivität von Antithrombin bestimmt und ggf. substituiert werden [119]. Ein möglicher Zielwert liegt bei ≥ 80% bzw. ≥ 0,8 kIU/l [119], [120], [121]. |
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9.3 Anästhesierelevante Punkte beim Management der PPH
Konsensbasierte Empfehlung 9.E34 |
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Expertenkonsens |
Konsensusstärke +++ |
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1. |
Stabilisierung der Rahmenbedingungen (Prophylaxe und Therapie!) |
Kerntemperatur ≥ 34 °C (möglichst Normothermie) pH-Wert ≥ 7,2 ionisierte Ca++-Konzentration > 0,9 mmol/l (möglichst Normokalzämie) |
2. |
Hemmung einer potenziellen (Hyper-)Fibrinolyse (mmer VOR Gabe von Fibrinogen und/oder GFP!) |
Tranexamsäure (Cyklokapron®) initial 1 – 2 g (15 – 30 mg/kgKG), b. B. Wiederholung |
3. |
Substitution von Sauerstoffträgern |
EK-Gabe hämostaseologisches Ziel bei massiver Blutung: Hb ~ 7 – 9 g/dl (4,3 – 5,5 mmol/l) bzw. Hkt ~ 30% |
4. |
Substitution von Gerinnungsfaktoren (bei fortbestehender schwerer Blutungsneigung) und je nach Vorhaltung im Krankenhaus |
GFP ≥ 20 (eher 30) ml/kgKG oder/und Fibrinogen (Haemocomplettan®) (2–)4(–8) g (30 – 60 mg/kgKG) Ziel: ≥ 200 mg/dl bzw ≥ 2,0 g/l |
Patienten, die Massivtransfusionen benötigen (werden) oder einen blutungsbedingten, lebensbedrohlichen Schock haben, können von einem hohen Verhältnis GFP : EK im Bereich von ≥1 : 2 oder der kombinierten Gabe von GFP und Faktorenkonzentraten profitieren. |
ggf. PPSB initial 1000 – 2500 IE (25 IE/kgKG) |
|
ggf. 1 – 2 × FXIII (Fibrogammin® P)1250 IE (15 – 20 IE/kgKG) |
||
und (bei V. a. Thrombozytopathie) verstärkte Thrombozytenadhäsion an das Endothel + Freisetzung von „Von-Willebrand-Faktor“ und FVIII aus Endothel/Lebersinusoiden (→ Agonist für Vasopressinrezeptor Typ 2) |
DDAVP = Desmopressin (Minirin®) 0,3 µg/kgKG über 30 Minuten („1 Ampulle pro 10 kgKG über 30 min“) |
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5. |
Substitution von Thrombozyten für die primäre Hämostase |
Thrombozytenkonzentrate (Ziel bei transfusionspflichtigen Blutungen: 100 000/µl) |
6. |
ggf. „Thrombinburst“ mit Thrombozyten- und Gerinnungsaktivierung („Rahmenbedingungen“ der Hämostase beachten!) |
im Einzelfall und bei Erfolglosigkeit aller anderen Therapieoptionen ggf. rFVIIa (NovoSeven®) initial 90 µg/kgKG |
bei aktiver Blutung |
während Blutung keinAntithrombin (ATIII), ggf. nach PPSB-Gabe und Blutungsende erwägen während Blutung keinHeparin |
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Cave: Innerhalb von 24 Stunden nach Beendigung der zur Blutung führenden Pathologie ist eine Thromboseprophylaxe obligat! |
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9.4 Rotationsthrombelastometrie (ROTEM)/
Thrombelastografie (TEG)
Die durchschnittliche Dauer bis zur Vorlage des Ergebnisses im OP liegt für die Standardlaborparameter bei mindestens 45 Minuten [139]. Mit den sog. „viskoelastischen Tests (VET)“ lässt sich eine Störung der Gerinnung deutlich schneller feststellen [139], [140].
Derzeit stehen für die sog. „point of care (POC)“-Diagnostik, also die zeit- und patientennahe, bettseitige Erkennung von Gerinnungsstörungen, mittels VET 2 Methoden zur Verfügung: die Rotationsthromboelastometrie (ROTEM, Tem International GmbH, München) und die Thrombelastografie (TEG, Haemonetics, Braintree, MA, USA) [141].
Für den Einsatz dieser Verfahren bei der PPH liegen derzeit keine Klasse-1-Empfehlungen vor [46].
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10 Transport
Konsensbasierte Empfehlung 10.E35 |
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Expertenkonsens |
Konsensusstärke +++ |
Da der Transport einer kreislaufinstabilen Patientin ein großes Risiko darstellt, gilt es – abhängig von den organisatorischen Voraussetzungen der betreuenden Einheit – im Verlauf des Managements einer PPH den Transfer der kreislaufinstabilen Patientin zu überdenken (bzw. einen Transport erst nach Kreislaufstabilisierung in Erwägung zu ziehen). Hier gilt es, bereits im Vorfeld Vereinbarungen über den zeitlichen Ablauf und die personelle Absicherung des Transportes zwischen Zielkrankenhaus und transferierendem Krankenhaus zu treffen und schriftlich festzuhalten [142]. |
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11 Überwachung nach PPH
Konsensbasierte Empfehlung 11.E36 |
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Expertenkonsens |
Konsensusstärke +++ |
Nach einer PPH soll eine individuell dem Einzelfall angepasste adäquate Überwachung (mindestens 24 Stunden) durchgeführt werden. |
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12 Dokumentation
Konsensbasierte Empfehlung 12.E37 |
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Expertenkonsens |
Konsensusstärke +++ |
Für jedes definierte Notfallereignis ist eine sorgfältige Dokumentation essenziell. Es empfiehlt sich, hierfür an die Organisationseinheit angepasste Formulare zu benutzen. |
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13 Nachbesprechung
Konsensbasierte Empfehlung 13.E38 |
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---|---|
Expertenkonsens |
Konsensusstärke +++ |
Eine interdisziplinäre Nachbesprechung im Team ist empfehlenswert (Debriefing). |
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14 Training
Konsensbasierte Empfehlung 14.E39 |
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Expertenkonsens |
Konsensusstärke +++ |
Simulation von Blutungssituationen im interdisziplinären Team soll in regelmäßigen Abständen durchgeführt werden und hat in Studien eine Verbesserung des Managements bewiesen [35], [143]. |
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Deutsche Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe e.V. (DGGG)
Repräsentanz der DGGG und Fachgesellschaften
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http://www.dggg.de/
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Prof. Dr. med. Petra Kohlberger
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Universitätsklinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe Graz
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Prof. Dr. med. Hanns Helmer
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Prof. Dr. med. René Hornung
Kantonsspital St. Gallen, Frauenklinik
Rorschacher Straße 95
CH-9007 St. Gallen
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