Aktuelle Dermatologie 2018; 44(07): 305
DOI: 10.1055/a-0584-7401
Derma-Fokus
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Gewebefüller: Sicherheit der Injektionen verbessern

Van Loghem JA. et al.
Sensitivity of aspiration as a safety test before injection of soft tissue fillers.

J Cosmet Dermatol 2018;
17: 39-46 doi:10.1111/jocd.12437
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Publication History

Publication Date:
02 July 2018 (online)

 

Injektionen von Gewebefüllern zur Schönheitsbehandlung werden als Alternative zu chirurgischen Eingriffen immer häufiger durchgeführt. Dabei können jedoch ernsthafte Komplikationen auftreten, wenn diese Gel-basierten Substanzen versehentlich in ein Gefäß injiziert werden. Um dies auszuschließen, testen Ärzte, bevor sie den Füllstoff spritzen, zunächst durch Ansaugen der Flüssigkeit, ob Blut mit angesaugt wird. Ist dies nicht der Fall, gilt die Injektion als sicher.


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Wie verlässlich dieser Test eine intravaskuläre Injektion verhindern kann, haben Loghem et al. jetzt für 24 verschiedene Füllstoffe und 11 Kanülentypen untersucht. In ihrer kürzlich im Journal of Cosmetic Dermatology veröffentlichten Studie simulierten die niederländischen Forscher den Ansaugtest mit zwei Methoden. Sie verwendeten zum einen Beutel mit blau gefärbter Ringerlaktatlösung, zum anderen gebrauchte Kochsalzlösungsbeutel gefüllt mit antikoaguliertem Blut. Um den arteriellen Blutdruck nachzuahmen, stellten sie den Druck jeweils auf 150 Millimeter Hg ein. Die Forscher testeten das Ansaugen aller Gewebefüller durch Kanülen in 11 verschiedenen Größen. Sie untersuchten dabei für jede Substanz, ob Ringerlaktatlösung oder Blut angesaugt werden konnte. Als Maß diente die Zeit zwischen dem Beginn des Ansaugens und dem Eintritt von Flüssigkeit im Nadelansatz.

Ergebnisse

Kontrollversuche mit Kochsalzlösung erzielten für alle Nadeltypen nach einer Ansaugzeit von 1 Sekunde positive Ergebnisse. Insgesamt führten die Forscher 340 Tests mit 24 Gewebefüllern durch. In 112 Tests erzielten sie richtig-positive Ergebnisse innerhalb von 1 Sekunde. 101 Tests führten innerhalb von 1 – 10 Sekunden zu richtig-positiven Ergebnissen. 128 Tests ergaben auch nach 10 Sekunden ein falsch-negatives Ergebnis.

In der Praxis kommt es darauf an, wie lange der behandelnde Arzt vor der Injektion wartet, um zu prüfen, ob Blut in die Kanüle angesaugt wird oder nicht. Definierten die Forscher ein richtig-positives Ergebnis als positiv nach 10 Sekunden, lag die Verlässlichkeit des Ansaugtests bei 63 %. Setzten sie das Limit bei 1 Sekunde nach dem Ansaugen, was in der Praxis wahrscheinlicher ist, lag die Anzahl der richtig-positiven Ergebnisse nur noch bei 33 %. Die Ergebnisse zeigten, dass die rheologischen Eigenschaften der Gewebefüller sowie Länge und Durchmesser der Kanülen beeinflussen, wie verlässlich der Test die Position der Nadel in einem Gefäß anzeigen kann.

Fazit

Der Ansaugtest zur Sicherheit bei Injektionen von Gewebefüllern, führte zu vielen falsch-negativen Ergebnissen. Obwohl ein positives Testergebnis (Blut in der Kanüle) in der klinischen Praxis von hohem Wert ist, um intra-arterielle Injektionen zu verhindern, warnen die Autoren behandelnde Ärzte davor, sich auf ein negatives Testergebnis (kein Blut in der Kanüle) zu verlassen. Weitere Sicherheitsmaßnahmen seien notwendig, um das Risiko einer Embolie mit schweren Komplikationen zu verhindern.

Dr. Ellen Kilger, Tübingen


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