Z Orthop Unfall 2018; 156(05): 561-566
DOI: 10.1055/a-0608-5343
Originalarbeit
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Kosten-Erlös-Verhältnis orthopädisch-unfallchirurgischer Patienten in Abhängigkeit vom Body-Mass-Index

Cost and Revenue Relationship in Orthopaedic and Trauma Surgery Patients in Relation to Body Mass Index
Helmut A. Schmelz
1   Geschäftsbereich Technik, Bau & IT, Berufsgenossenschaftliches Universitätsklinikum Bergmannsheil, Bochum
,
Max Geraedts
2   Institut für Versorgungsforschung und Klinische Epidemiologie, Philipps-Universität Marburg, Fachbereich Medizin
› Author Affiliations
Further Information

Publication History

Publication Date:
14 June 2018 (online)

Zusammenfassung

Hintergrund Immer mehr Patienten in der Orthopädie und Unfallchirurgie sind adipös. Damit gehen unter anderem erhöhte Operationsrisiken, aber auch höhere Kosten zum Beispiel für verlängerte Krankenhausaufenthalte oder spezielle Operationstische einher. Fraglich ist, inwiefern die im deutschen DRG-System erzielten Erlöse die individuellen Kosten in Abhängigkeit vom Body Mass Index (BMI) der Patienten decken und in welchen Bereichen der stationären Versorgung eventuell höhere Kosten anfallen.

Material und Methoden Aus dem Krankenhausinformationssystem eines maximalversorgenden Krankenhauses wurden die Daten zum BMI und den individuellen Kosten und Erlösen zu 13 833 zwischen 2007 – 2010 an den unteren oder oberen Extremitäten operierten Patienten extrahiert. Unterschiede zwischen den Kosten-Erlös-Verhältnissen in Abhängigkeit vom BMI der Patienten und den jeweiligen Operationslokalisationen sowie bei der Verteilung der Kosten auf die verschiedenen Kostenartengruppen in Abhängigkeit vom BMI der Patienten wurden mithilfe von T- und U-Tests statistisch abgesichert.

Ergebnisse Die in orthopädisch-unfallchirurgischen Kliniken anfallenden individuellen Kosten der Versorgung von Patienten mit einem Adipositasgrad III (BMI ≥ 40) sowie von Patienten mit Untergewicht (BMI < 18,5) übersteigen oftmals signifikant (p < 0,05) die individuellen Erlöse aus dem DRG-System. Signifikant höhere Kosten ließen sich bei allen Eingriffen an den unteren bzw. oberen Extremitäten außer bei Eingriffen am Sprunggelenk nachweisen, bei denen arthroskopische Eingriffe überwiegen. Der Großteil dieser Mehrkosten resultiert aus einem erhöhten Ressourcenverbrauch im Bereich des pflegerischen Personals, bei Arzneimitteln und bei Sachkosten für übrigen medizinischen Bedarf. Beim ärztlichen- und Funktionsdienst waren keine Kostensteigerungen in Abhängigkeit vom BMI erkennbar.

Schlussfolgerung Um eine gewichtsabhängige Diskriminierung von Patienten zu vermeiden, sollten die Erlöse für die nicht gedeckten Kosten bei stark über- und untergewichtigen Patienten, die an der unteren oder oberen Extremität operiert werden, über eine Vergütungsanpassung nachgebessert werden. Zudem sollten sich Kliniken auf diese Patienten organisatorisch vorbereiten.

Abstract

Background Growing numbers of patients in orthopaedic and trauma surgery are obese. The risks involved are e.g. surgical complications, higher costs for longer hospital stays or special operating tables. It is a moot point whether revenues in the German DRG system cover the individual costs in relation to patientsʼ body mass index (BMI) and in which area of hospital care potentially higher costs occur.

Material and Methods Data related to BMI, individual costs and revenues were extracted from the hospital information system for 13,833 patients of a large hospital who were operated in 2007 to 2010 on their upper or lower extremities. We analysed differences in cost revenue relations dependent on patientsʼ BMI and surgical site, and differences in the distribution of hospital cost areas in relation to patientsʼ BMI by t and U tests.

Results Individual costs of morbidly obese (BMI ≥ 40) and underweight patients (BMI < 18.5) significantly (p < 0.05) exceeded individual DRG revenues. Significantly higher cost revenue relations were detected for all operations on the lower and upper extremities except for ankle joint surgeries in which arthroscopical procedures predominate. Most of the incremental costs resulted from higher spending for nursing care, medication and special appliances. Costs for doctors and medical ancillary staff did not increase in relation to patientsʼ BMI.

Conclusion To avoid BMI related patient discrimination, supplementary fees to cover extra costs for morbidly obese or underweight patients with upper or lower extremities operations should raise DRG revenues. Moreover, hospitals should be organisationally prepared for these patients.