Zusammenfassung
Zielsetzung In diesem Aufsatz wird untersucht, wie lange die ärztliche Weiterbildung tatsächlich dauert, welche Gründe bei einer Überschreitung der vorgeschriebenen Mindestzeiten eine Rolle spielen und wie hoch die Unterbrecherquote bzw. die Abbruchquote ist.
Methodik Multizentrische jährliche postalische Befragung des PJ-Jahrganges 2008/09 von 7 deutschen medizinischen Fakultäten. Für die Analysen wurden deskriptive Statistiken verwendet.
Ergebnisse Mehr als die Hälfte der Ärzte und Ärztinnen in Weiterbildung (58 %) gab im 5. Jahr der Weiterbildung an, für den Abschluss (deutlich) länger als die als Mindestdauer vorgeschriebene Zeit zu brauchen. Bei Ärztinnen (65 %) war dieser Anteil höher als bei Ärzten (43 %), bei Ärztinnen mit Kind erreichte er mit ca. 91 % den höchsten Wert. Ärztinnen, die eine vermutliche Verlängerung voraussahen, schätzten diesen Zeitraum im Mittel auf 19,6 Monate (SD = 14,7), Ärzte auf 11,5 Monate (SD = 8,6).
Bei Ärztinnen spielte der Faktor Kind/Eltern die wichtigste Rolle. Die Hälfte aller Angaben der Ärzte (und 31 % der Ärztinnen) beziehen sich auf organisatorische und curriculare Probleme der Weiterbildung.
Schlussfolgerung Es ist einerseits erforderlich, Maßnahmen zu ergreifen, um die Erschwernisse der Weiterführung der Weiterbildung im Zusammenhang mit Elternwerden zu minimieren bzw. eine Wiederaufnahme der Berufstätigkeit zu erleichtern. Hierzu sollten curriculare und organisatorische Maßnahmen, beispielsweise verbindlichere Rotationspläne bzw. bessere Möglichkeiten der Weiterbildung in Teilzeit, implementiert werden.
Abstract
Objective This study examines the real length of postgraduate medical education in Germany. The regulations define minimal time periods in months for each discipline. We especially analyze the differences between minimum and real length, as well as the percentages of interrupting or dropping out physicians by gender.
Methods Within the KarMed study, annual postal surveys were sent to graduates of seven medical faculties in Germany from their last year of undergraduate education until after six years of postgraduate training. The return rate at baseline was 48 % (n = 1012) and the 5 surveys after baseline reached rates of 85 % and more. Descriptive statistics were used for analyses.
Results Half of the residents did not finish within the minimum time period. This proportion was higher among women (65 %) then men (43 %); among women with child/children this proportion reached 91 %. Female residents expecting a prolongation estimated an average time period of 19.6 months (SD = 14.7), male residents of 11.5 months (SD = 8.6).
Female residents named problems in relation to children as the most important factor. Half of the reasons given by male residents (and 31 % of those given by females) are related to organizational and curricular problems of postgraduate education.
Conclusion Effective measures are needed to reduce the problem of continuation of postgraduate education in the course of getting/having children and/or to promote the return to training in the hospital. For this, curricular and organizational measures, e. g. rotation plans and better possibilities for part-time training, should be offered.
Schlüsselwörter
Ärztliche Weiterbildung - Dauer der Weiterbildung - Ärzte - Ärztinnen - Geschlechterunterschiede
Key words
postgraduate medical education - Germany - residency - career - gender differences