Staples R.
et al.
Comparative Morbidity of Cubital Tunnel Surgeries: A Prospective Cohort Study.
J Hand Surg Am 2018;
43: 207-213
Teilnehmer der an der Abteilung für Orthopädische Chirurgie an der Washington School
of Medicine in St. Louis durchgeführten prospektiven Kohortenstudie waren 125 Erwachsene
mit einem konservativ therapieresistenten, klinisch und elektrophysiologisch diagnostizierten
Kubitaltunnelsyndrom. 47 Patienten wurden mittels In-situ-Dekompression und 78 mittels
Verlagerung des Nervus ulnaris (35 subkutane/43 submuskuläre Verlagerung) behandelt.
Beide Eingriffe erfolgten über eine Längsinzision über dem Nervenverlauf am posteromedialen
Ellenbogen. Die Wahl des Operationsverfahrens lag dabei in der Verantwortung des behandelnden
Arztes. Nach Ruhigstellung des operierten Arms über einen Zeitraum von 8 bis 10 Tagen
wurde allen Studienteilnehmern eine uneingeschränkte Ellenbogenbeweglichkeit erlaubt.
Alle Studienteilnehmer machten vor dem Eingriff anhand einer visuellen Analogskala
Angaben zu ihrer Schmerzbelastung und wurden nach der Operation wiederholt zur Stärke
der Wundschmerzen befragt. Ferner quantifizierten die Wissenschaftler den Analgetikabedarf,
objektivierten die Rate postoperativer Komplikationen (Parästhesien am Olekranon,
Hämatome, Infektionen, Wunddehiszenzen) und erfassten mithilfe des Levine-Katz- sowie
des Patient-Rated Elbow Evaluation-Scores das Vorliegen funktioneller Beeinträchtigungen.
Zudem überprüften sie, ob nach einem Zeitraum von mehr als einem Jahr nach der Behandlung
ein Revisionseingriff erforderlich geworden war.
Ergebnisse Die mittels In-situ-Dekompression und die mittels Verlagerung des Nervus ulnaris
behandelten Patienten unterschieden sich weder hinsichtlich der Alters- und Geschlechtszusammensetzung
noch im Hinblick auf die präoperative Schmerzbelastung oder die funktionellen Einschränkungen.
Auch das Ausmaß der postoperativen Wundschmerzen war in beiden Gruppen ähnlich, allerdings
benötigte ein signifikant größerer Anteil der mittels Nervenverlagerung behandelten
Studienteilnehmer 4 bis 8 Wochen nach dem Eingriff Analgetika. Auch der Bedarf an
Morphin-Äquivalenten war in dieser Studiengruppe signifikant höher. Bezüglich des
1 bis 3 bzw. 4 bis 8 Wochen nach dem Eingriff erhobenen Levine-Katz- sowie des Patient-Rated
Elbow Evaluation-Scores waren die mittels Verlagerung des Nervus ulnaris behandelten
Patienten gegenüber den Patienten der Dekompressionsgruppe im Nachteil. Zum Zeitpunkt
des letzten Follow-ups ließen sich allerdings diesbezüglich keine Unterschiede mehr
zwischen den beiden Behandlungsgruppen nachweisen. Olekranon-Parästhesien stellten
in beiden Studiengruppen eine häufige Komplikation dar. Bei Studienende waren 11 %
der mittels Dekompression und 32 % der mittels Nervenverlagerung behandelten Patienten
betroffen. Nach Nervenverlagerung traten 12 Hämatome (15 %) auf. In einem Fall wurde
eine chirurgische Ausräumung erforderlich. Alle 5 Hämatome der Dekompressionsgruppe
(11 %) konnten konservativ behandelt werden. Weitere Wundkomplikationen traten nicht
auf. Die Auswertung der Patientendokumentationen ergab: Innerhalb von durchschnittlich
2,7 Jahren nach der Operation erfolgten in der Dekompressionsgruppe 6 (13 %) und in
der Nervenverlagerungsgruppe 2 (3 %) Revisionseingriffe.
Die chirurgische Verlagerung des Nervus ulnaris, so die Autoren, geht im Vergleich
zur Dekompression mit einer deutlicheren postoperativen Morbidität einher. Insbesondere
muss mit einem höheren Schmerzmittelbedarf, stärkeren funktionellen Einschränkungen
innerhalb der ersten Wochen sowie einer höheren Rate persistierender Olekranon-Parästhesien
gerechnet werden. Die meisten Komplikationen sind jedoch vorübergehender Natur und
bilden sich in der Regel 2 Monate nach dem Eingriff wieder zurück. Revisionseingriffe
erfolgten nach In-situ-Dekompression häufiger als nach Verlagerung.
Dr. Judith Lorenz, Künzell