B&G Bewegungstherapie und Gesundheitssport 2018; 34(05): 250-251
DOI: 10.1055/a-0670-3381
DVGS-News
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Nachrichten des Deutschen Verbands für Gesundheitssport und Sporttherapie e.V. (DVGS)

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Publication Date:
12 October 2018 (online)

Gerd Hölter nachträglich zum 70. Geburtstag!

„Universalgelehrter“ – so nennt man gemeinhin bestimmte Menschen, die sich neben einer bedeutsamen Stellung in ihrer Fachwissenschaft durch zusätzliche und ungewöhnlich vielseitige Kenntnisse in verschiedenen Gebieten der Wissenschaft und Kultur auszeichnen. In meiner Wahrnehmung ist Gerd Hölter solch ein „Universalgelehrter“. Dies möchte ich im Folgenden näher erläutern, um seine vielfältigen universitären Forschungs- und außeruniversitären Interessensgebiete sichtbar zu machen.

Seine akademische Karriere begann mit seinem Studium an der TH Aachen und der Universität in Rennes / Frankreich mit dem Fächern Leibeserziehung und Romanistik, wobei er den Begriff „Leibeserziehung“ anstelle von Sportwissenschaft bis heute hochhält, um hiermit vor allem die historische Dimension (z. B. die Gymnastikbewegung mit ihren vielfältigen Auswirkungen auf unterschiedliche körper- und psychotherapeutische Verfahren) und die mit der Leibeserziehung verbunden pädagogische Aufgaben und Zielsetzungen zu betonen. Zuvor reiste er nach seinem Abitur auf eigene Faust in die USA, genau zu der Zeit, in der speziell an der Westküste Amerikas massive gesellschaftspolitische und kulturelle Veränderungsprozesse im Gange waren. Dies hat aus meiner Sicht deutliche Spuren in seinem biografischen Werdegang hinterlassen. So absolvierte er nach erfolgreicher Promotion z. B. im Rahmen eines DFG-Habilitationsstipendiums eine tanztherapeutische Ausbildung bei Elaine Siegel in Los Angeles, eine der wichtigen Mütter der internationalen Tanztherapie. Später absolvierte er in Köln erfolgreich eine zusätzliche psychotherapeutische Ausbildung zum analytischen Kinder- und Jugendpsychotherapeuten mit der damit verbundenen Approbation. Aus diesen Ausbildungswegen erklärt sich auch sein umfassendes Wissen auf dem Gebiet der Psychotherapien.

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Abb. 1 Prof. Birna Bjarnason-Wehrens (rechts) mit der Präsidentin der DGPR, Dr. Manju Guha. (Foto: Peter Ritter / DGPR)

Seine hochschulwissenschaftlichen Stationen erstreckten sich von der Universität Bonn (wiss. Mitarbeiter) über die Berufung zum Professor für Motopädagogik und Mototherapie an der Universität in Marburg bis hin zur Besetzung des Lehrstuhls für Bewegungserziehung und Bewegungstherapie an der Fakultät Rehabilitationswissenschaft der TU Dortmund. Seine vielfältigen Forschungsarbeiten umfassten dabei das ganze Spektrum von der Heilpädagogik, der Psychomotorik, der Sportwissenschaft, des Behindertensports oder der Bewegungs(psycho-)therapie bei psychischen Erkrankungen im Erwachsenenalter. Dabei legte er stets großen Wert auf eine konkrete Verbindung von Theorie und Praxis für die Studierenden, was sich u. a. in der Gründung eines ambulanten Behandlungszentrums für Kinder und Jugendliche an der Universität widerspiegelte. Beeindruckend ist seine immense Fülle an Publikationen in diesem Spektrum sowie seine Aktivitäten in unterschiedlichsten Verbänden und Zeitschriften (wiss. Beirat). All dies allein dokumentiert schon eindrucksvoll die Breite seines umfassenden Wissens.

Ich komme zu meinem 2. Teil, dem „Universalgelehrten“. Hier erstreckt sich sein Interessensspektrum von ortsnahen Aktivitäten als regelmäßiges Mitglied beim Kölner „Schull- und Veedelszöch“ bis hin zu internationalen Expeditionen, z. B. in den brasilianischen Urwald. Aus eigenen Erfahrungen könnte ich mir Gerd Hölter gut in vielen anderen Berufsfeldern als kenntnisreichen, erfolgreichen Akteur vorstellen, wenn er keine Hochschulkarriere eingeschlagen hätte. Dies wäre, um nur einige zu nennen:

  • International einsetzbarer mehrsprachiger Reiseführer

  • Kulturreferent für Kunst, Musik, Film, Fotografie u. a. 

  • Geschichts- und Literatur-Rezensent / Lehrer

  • Sozialpolitischer Netzwerker

  • „Chef de cuisine“

  • Produzent / Brenner von edlen alkoholischen Getränken

Im Rahmen der DVGS-Tätigkeiten ist er speziell bei der (Neu-)Konzeptionierung der PPS-Vertiefung sowie der fachlichen Ausrichtung und Konzeptbildung zum Gesundheitssport aktiv eingebunden und hierbei ein engagierter, aber auch kritischer Begleiter des wissenschaftlichen Beirats und des Vorstands.

Ich möchte einen letzten Punkt nicht unerwähnt lassen, der seine zutiefst humanistische Haltung repräsentiert. Während des Kosovo-Kriegs zwischen 1998 und 1999 hat er eine Flüchtlingsfamilie bei sich zu Hause über längere Zeit aufgenommen und betreut. Ebenso ist er in den letzten Jahren höchst engagiert in der Betreuung der Migranten aktiv beteiligt, weiterhin als „senior expert“ in Ecuador oder demnächst in Marokko. All dies dokumentiert sein großes Engagement für eine fairere Welt.

So bleibt mir am Schluss nur noch zu sagen: Weiterhin viel Gesundheit und Energie zur Erhaltung deiner Lebenszufriedenheit, Kreativität und Schaffenskraft, Gerd! Oder um es mit Neil Young zu sagen: Keep on rocking in a free world!

Hubertus Deimel