Intensivmedizin up2date 2019; 15(04): 367-380
DOI: 10.1055/a-0719-9923
Allgemeine Intensivmedizin
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Intensivmedizinisches Infektions- und Ausbruchsmanagement

Maike Herz
,
Daniel Pape
,
Anette Friedrichs
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Publication History

Publication Date:
11 November 2019 (online)

Infektions- und Ausbruchsmanagement gehören in die Hände eines erfahrenen interdisziplinären Teams bestehend aus zuständigen Ärzten, Pflegekräften, Mikrobiologen, Antibiotic Stewards und Krankenhaushygienikern. In einem fiktiven Ausbruchsszenario werden exemplarisch das erforderliche strukturierte Vorgehen und die Besonderheiten der neuen Regelungen zur Sensibilitätstestung von multiresistenten gramnegativen Bakterien hervorgehoben.

Kernaussagen
  • Die Therapie von Infektionen mit multiresistenten Erregern (MRE) wird auch in Zukunft auf Intensivstationen eine wichtige Rolle spielen.

  • Die neue Definition des European Committee on Antimicrobial Susceptibility Testing (EUCAST) der SIR-Bewertung von Bakterien beinhaltet bei „S“ (= sensibel bei normaler Dosierung/Exposition) und „I“ (= intermediär sensibel bei erhöhter [„increased“] Dosierung/Exposition) auch eine Dosierungsempfehlung.

  • Im Rahmen dieser Neudefinition werden auch einige Grenzwerte der minimalen Hemmkonzentration (MHK) angepasst. Die Neudefinition einiger weniger Erreger/Antibiotika-Kombinationen verdeutlicht, dass bei diesen Spezies höhere Normaldosierungen angewendet werden sollen, um einen verlässlichen Therapieerfolg zu erreichen.

  • Eine gute kollegiale Zusammenarbeit von Krankenhaushygiene, Antibiotic Stewardship, Pflegenden und Intensivmedizinern ist essenziell, um Übertragungen von multiresistenten Erregern zu verhindern und Infektionen sinnvoll zu therapieren.

  • Im Ausbruchsgeschehen muss das Ausbruchsmanagement-Team in Zusammenarbeit mit dem zuständigen Gesundheitsamt umgehend tätig werden, um notwendige Schutzmaßnahmen und weitere Untersuchungen anzuordnen.

  • Infektionsquellen und Hygienemängel sind zu eruieren und zu beseitigen.

  • Nach Beendigung eines Ausbruchs sind die getroffenen Maßnahmen und das Vorgehen zu reflektieren, um wichtige Lehren für die Optimierung des eigenen Infektionsmanagements gewinnen zu können.