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DOI: 10.1055/a-0761-2551
Durchführung der transbronchialen Kryobiopsie
CryobiopsySubject Editor: Wissenschaftlich verantwortlich gemäß Zertifizierungsbestimmungen für diesen Beitrag ist Dr. med. Michael Böckeler, Ostfildern.
- Abstract
- Einleitung
- Funktionsprinzip der Kryosonde
- Equipment
- Patientenvorbereitung
- Durchführung der transbronchialen Kryobiopsie
- Wer sollte biopsieren?
- Literatur
Kryoverfahren werden in der Bronchoskopie schon seit einigen Jahren mit Erfolg eingesetzt. Neben lokalen Therapie von Tumoren und Stenosen ermöglicht die Kryoextraktion die endobronchiale und transbronchiale Entnahme von großen und qualitativ hochwertigen Biopsien. Dies ist im Hinblick auf die Diagnostik diffuser Lungenerkrankungen und der molekularen Analyse von malignen Lungentumoren von herausragender Bedeutung. Dieser Artikel erläutert die Methode und Durchführung der transbronchialen Kryobiopsie.
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Abstract
Cryosurgery has been successfully in bronchoscopy for several years. In addition to the local therapy of tumors and stenoses, cryo extraction enables the endobronchial and transbronchial extraction of large, high-quality biopsies. This is with regard to the diagnosis of diffuse lung diseases and the molecular analysis of malignant lung tumors of outstanding importance. This article explains the method and implementation of transbronchial cryobiopsy.
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Abkürzungen
Einleitung
Die ursprüngliche Anwendung der Kryosonde war die Kryotherapie, d. h. ein Devitalisierungsprozess durch wiederholte Gefrier- und Auftauzyklen zur lokalen Tumortherapie [1] [2]. Dabei wurde das Gewebe nicht direkt entfernt, sondern repetitiv vereist. In der zweiten Bronchoskopie wurde dann das nekrotische Gewebe entfernt.
Nach der Entwicklung zugfesterer Sonden war es möglich, durch Entfernung größerer Gewebstücke einen Bronchus rasch und komplikationsarm zu rekanalisieren [3]. Das mit der Kryosonde entfernte Gewebe wies exzellente histologische Eigenschaften auf. Dies zeigte sich in einer prospektiven multizentrischen Untersuchung, welche endobronchiale tumorsuspekte Läsionen untersuchte. Mit der Kryobiopsie konnte hoch signifikant häufiger eine Malignomdiagnose gestellt werden als mit der Zangenbiopsie (in 95 % der Fälle mit der Kryobiopsie vs. 85 % mit der Zangenbiopsie). Des Weiteren konnte nachgewiesen werden, dass die Kryosonden für transbronchiale Biopsien (TBB) genutzt werden können und dabei eine Überlegenheit gegenüber konventionellen Zangenbiopsien aufweisen. Die Überlegenheit betraf sowohl die Probegröße als auch deren Qualität und den daraus zu ziehenden Nutzen für eine definitive Diagnose insbesondere bei interstitiellen Lungenerkrankungen [4] [7] [9] [11].
Mit der Kryosonde gelang es auch, histologische UIP-Muster nachzuweisen, was üblicherweise mit der transbronchialen Zangenbiopsie nicht möglich ist. Dies konnte in mehreren Studien gezeigt werden [13].
Die histologischen Informationen, die anhand der Kryobiopsie gewonnen werden, tragen in Kombination mit der Anamnese, serologischen Untersuchungen und der HR-CT relevant zur klinischen Diagnosefindung bei [12] [13]. In einer Untersuchung von Tomasetti zeigte sich ein der chirurgischen Biopsie vergleichbarer Informationsgewinn [13]. Dies konnte in einer prospektiven Multicenterstudie von Troy 2019 bestätigt werden [15]. Die Darstellung der folgenden Empfehlungen orientiert sich an der 2019 veröffentlichen Leitlinie des American College of Chest Physicians zur transbronchialen Kryobiopsie [16].
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Funktionsprinzip der Kryosonde
Das Wirkprinzip der aktuell verfügbaren flexiblen Kryosonden basiert auf dem Joule-Thomson-Prinzip, einem Effekt aus der Thermodynamik von Gasen. Das Gas wird durch eine dünne Kapillare innerhalb des Katheters unter hohem Druck bis zur Sondenspitze gepresst. An dem distalen Ende der Kapillare kommt es zu einer Dekompression des Gases. Dieser Prozess benötigt Energie, wodurch es zur Abkühlung der Sondenspitze kommt. Das Gas wird wieder zurück zum Gerät geführt und in die Außenluft freigesetzt. Die Gefrierleistung der Kryosonde ist abhängig vom verwendeten Gas und von dem Druckgefälle, welches an der Sondenspitze erreicht werden kann. Da die Sondenspitze auf unter – 50 °C abgekühlt wird, haftet wasserhaltiges Gewebe bei Kontakt an der metallischen Sondenspitze ([Abb. 1]).
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Equipment
Die Ausrüstung, die für Kryobiopsien verwendet wird, besteht aus
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einer Gasflasche mit dem flüssigen Gas (daher kann die Gasflasche nicht horizontal gelagert werden),
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einer Steuereinheit,
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einem Fußpedal zur Aktivierung des Gefrierprozesses und
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der Kryosonde [6].
Die meisten Erfahrungen wurden mit wiederverwendbaren Kryosonden mit 1,9 mm und 2,4 mm Durchmesser gemacht. Die Länge beträgt jeweils 900 mm. Seit 2019 sind Einmalkryosonden mit den Durchmessern 1,7 mm und 2,4 mm verfügbar. Des Weiteren wurde eine Kryosonde zum einmaligen Gebrauch mit einem Durchmesser von 1,1 mm und einem Bergeschlauch eingeführt. Mit der Einführung des Bergeschlauchs soll die Entfernung der Probe aus dem Bronchialsystem vereinfacht werden. Mit den größeren Sonden muss das gesamte Equipment (Sonde und Endoskop) aus dem Patienten entfernt werden. Mit der kleinen Sonde und Bergeschlauch kann das Endoskop im Patienten belassen werden und die Probe durch den Bergeschlauch nach außen gezogen werden. Die hierdurch gewonnenen Präparate sind kleiner als bei der Anwendung der 1,9 mm und 2,4 mm Sonde ohne Bergeschlauch [17]. Prospektive Untersuchungen zur Evaluation der Einmalkryosonde bei interstitiellen Lungenerkrankungen liegen noch nicht vor.
Funktionsprüfung
Vor der Anwendung muss überprüft werden, ob die einzelnen Bestandteile der Technik richtig funktionieren. Es muss genug Druck in der Gasflasche sein, ein Druck von mindestens 55 bar wird empfohlen. Anschließend wird die Sonde auf eine einwandfreie Funktion geprüft. Dazu wird die Sondenspitze in ein Wasserbad getaucht und der Fußschalter aktiviert. Dabei kann zum einen die Dichtigkeit der Sondenspitze nachgewiesen werden, zum anderen kann die Gefrierleistung der Kryosonde abgeschätzt werden. Diese kann von Sonde zu Sonde erheblich variieren.
Grundsätzlich gilt, dass kleinere Kryosonden eine geringere Gefrierleistung erreichen als größere Kryosonden. Weitere Einflussfaktoren sind die Häufigkeit der Wiederaufbereitung, der Druck in der Gasflasche und das verwendete Gas (höhere Gefrierleistung bei N2O als bei CO2).
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Patientenvorbereitung
Aufklärung
Vor einer Bronchoskopie mit Kryobiopsie muss der Patient über das Verfahren und seine möglichen Komplikationen aufgeklärt werden. Hauptrisiken der transbronchialen Kryobiopsie sind die Blutung und der Pneumothorax. Des Weiteren kann es nach einer transbronchialen Kryobiopsie zu einer lebensbedrohlichen Exazerbation einer vorbestehenden interstitiellen Lungenerkrankung kommen, wobei das Risiko im Vergleich zu einer chirurgischen Biopsie als deutlich geringer eingestuft wird [14].
Exazerbation einer Lungenfibrose
Die Pathophysiologie der Exazerbation einer Lungenfibrose ist nicht vollkommen bekannt, sie weist aber einige klinische Ähnlichkeiten mit dem eines akuten Atemnotsyndroms (ARDS) auf.
Mögliche Mechanismen umfassen die Verabreichung hoher, somit toxischer Sauerstoffkonzentrationen sowie Barotraumen während einer mechanischen Beatmung.
Im Rahmen des Aufklärungsgespräches sollten die alternativen Biopsieverfahren, die chirurgische Lungenbiopsie und die transbronchiale Zangenbiopsie, diskutiert werden.
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Diagnostik
Im Vorfeld der Kryobiopsie müssen Gerinnungsstörungen bzw. eine Blutungsneigung und die Einnahme blutgerinnungshemmender Medikamente erfragt werden.
Absolute Kontraindikationen gegen eine Kryobiopsie stellen dar:
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eine gestörte plasmatische Gerinnung,
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die Therapie mit Cumarinen, DOAKs, Thienopyridinen oder anderen neuen Thrombozytenaggregationshemmern.
Die Therapie mit ASS als Monotherapie stellt dagegen eine relative Kontraindikation dar. In einer prospektiven Untersuchung zur Analyse der Blutungsschwere bei transbronchialen Kryobiopsien kam es in der Untergruppe der mit ASS vorbehandelten Patienten tendienziell zu einer verstärkten Blutungsneigung [18].
Die Thrombozytenzahl sollte über 50 000/µl, besser noch über 80 000/µl liegen.
Vor der Durchführung einer transbronchialen Kryobiopsie sollten eine Lungenfunktionsanalyse mit Blutgasanalyse durchgeführt werden. Neben der Information im Rahmen der Abklärung der interstitiellen Lungenerkrankung ermöglichen diese Untersuchungen das Abschätzen der funktionellen Reserven im Falle des Auftretens von Komplikationen.
Relative Kontraindikationen gegen eine transbronchiale Kryobiopsie stellen dar:
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ein FVC-Wert von < 50 % (des Solls),
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ein DLCO-Wert von < 35 % (des Solls) und
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ein FEV1-Wert von < 0,80 l oder < 50 % (des Solls),
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erhöhter systolischer pulmonaler Druck.
Ergeben sich klinische oder radiologische Hinweise auf eine pulmonale Hypertonie, sollte vor der transbronchialen Kryobiopsie eine Echokardiografie zur Abschätzung des Pulmonalarteriendrucks erfolgen. Gegebenenfalls kann auch eine invasive Messung erforderlich sein. Ein systolischer pulmonaler Druck (PAPsys) > 50 mmHg gilt dabei als Kontraindikation, da hierbei das Risiko einer schweren Blutung deutlich zunimmt.
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Sedierung, Narkose
Vor der Untersuchung muss mit dem Patienten die Notwendigkeit einer tiefen Sedierung bzw. einer Vollnarkose diskutiert werden.
Um optimale Untersuchungsbedingungen zu erreichen, sollte der Patient entweder tief sediert werden oder eine Vollnarkose erhalten.
Neben der besseren Untersuchungstoleranz können hierdurch der Hustenreiz minimiert und unbewusste Bewegungen des Patienten vermieden werden. Dies ist insbesondere wichtig, um eine Dislokation der Kryosonde und des prophylaktisch gelegten Ballons zu Blutungskontrolle zu vermeiden.
Wenn eine tiefe Sedierung gewählt wird, sind Propofol oder Midazolam die Medikamente der Wahl [5]. Diese können noch mit Fentanyl oder Remifentanil kombiniert werden. Während der Untersuchung ist ein engmaschiges Monitoring von Blutdruck, Pulsfrequenz und Sauerstoffsättigung obligat. Bei Komplikationen, wie einem Blutdruckabfall oder bei einem Sättigungsproblem, sollten alle beteiligten Personen im Erkennen und richtigen Umgang mit Notfallsituationen geschult sein. Des Weiteren müssen intensivmedizinische Maßnahmen ergriffen werden können.
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Planung des Eingriffs
Die Festlegung, wo in der Lunge biopsiert wird, erfolgt anhand der CT-Bilder. Es ist sinnvoll, aus verschiedenen Lungenbereichen Proben zu entnehmen. Aus einer Untersuchung von Ravaglia et al. [10] geht hervor, dass die Entnahme von Biopsien aus verschiedenen Segmenten desselben Lappens anstelle von Biopsien aus nur einem Segment die diagnostische Ausbeute von 69 % auf 96 % erhöht. Areale, die rein fibrotische Veränderungen in der HRCT zeigen, sollten zur Biopsie vermieden werden. Es kann sonst der Fall sein, dass in der Begutachtung durch die Pathologie letztendlich nur ein ausgedehnter fibrotischer Umbau und keine aktiven Areale sichtbar sind.
Fall 1
62-jähriger Mann.
Anamnese
Seit Sommer letzten Jahres progrediente Belastungsdyspnoe, konnte früher problemlos 5 Etagen am Stück steigen, ist Langstrecken gelaufen, aktuell sei das nicht mehr der Fall.
Kein Auswurf. Husten bei Belastung und forcierten Atemmanövern.
Keine Tierhaltung und nie geraucht.
Beruf: Buchhändler.
Der Vater sei an einer UIP verstorben.
Auskultation
Lunge: Sklerophonie beidseits basal.
Lungenfunktion
Siehe [Tab. 1].
Autoimmunserologie
Kein Hinweis auf eine Kollagenose.
Blutgasanalyse
pH 7,48, pCO2 30 mmHg
pO2 64 mmHg
O2-Sättigung 95 %
Bildgebung
Computertomografie ([Abb. 2]).
Fragebogen zur Erfassung der Ursachen interstitieller und seltener Lungenerkrankungen
Vater an IPF gestorben. Keine rheumatologische Vorerkrankung
Bronchoskopie/Pathologie
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I. BAL aus Lingula:
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Bronchoalveoläre Lavage mit 92 % Alveolarmakrophagen, Epithelien aus oberen Atemwegen, 3 % Lymphozyten sowie 5 % eosinophilen Granulozyten.
-
Keine atypischen Zellelemente.
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-
II. Vier transbronchiale Kryobiopsien aus dem Unterlappen links:
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Gut beurteilbare Lungenbiopsie mit erhaltener Architektur, überwiegend gut entfaltet.
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Die Alveolarsepten sind relativ homogen verbreitert und fibrosiert.
-
Es zeigen sich sehr fokal eingelagert einige lymphozytäre Infiltrate.
-
Stellenweise finden sich intraalveoläre Makrophagen, teils pigmentiert.
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Die histologischen Befunde sind mit einer nichtspezifischen interstitiellen Pneumonie mit Prädominanz einer interstitiellen Fibrosierung („fibrotic NSIP“) vereinbar. Keine Malignität.
Wert |
Ist |
Soll |
% |
FVC |
3,16 |
4,79 |
66 % |
TLC |
4,99 |
7,78 |
64 % |
FEV1 |
2,87 |
3,74 |
76,6 % |
FEV1/VC |
89 % |
76 % |
|
DLCO |
3,13 |
10.61 |
29,5 % |
TLC = totale Lungenkapazität
FVC = forcierte Vitalkapazität
FEV1 = Einsekundenkapazität
DLCO = Diffusionskapazität
FEV1/VC = Tiffeneau-Index
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Durchführung der transbronchialen Kryobiopsie
Zunächst erfolgt die Intubation des Patienten mit einem flexiblen Tubus oder einem starren Bronchoskop. Da bei der Kryobiopsie das Präparat nicht durch den Arbeitskanal des Bronchoskops entfernt werden kann, muss das Bronchoskop gemeinsam mit der Kryosonde und dem an der Sondenspitze adhärenten Biopsat entfernt werden. Während dieser Phase ist keine direkte endobronchiale Kontrolle möglich. Um im Falle von Komplikationen (vor allem Blutung) eine rasche Kontrolle zu erreichen, ist ein sicherer Atemwegszugang obligat. Dies kann entweder durch einen flexiblen orotrachealen Tubus oder ein starres Bronchoskop erreicht werden. Während im Falle einer Intubation mit einem Tubus die Patienten zumeist eine erhaltene Spontanatmung haben, erfolgt die Intubation mit einem starren Bronchoskop im Allgemeinen in Vollnarkose.
In aller Regel wird ein lumenstarrer Spiralendoskopietubus mit einem Seitenkanal verwendet ([Abb. 3]). Über diesen Seitkanal kann Sauerstoff zugeführt werden. Im Bedarfsfall können auf diesem Wege auch weitere Instrumente oder ein Bronchusblockerballon eingeführt werden. Die Technik der Ballonhandhabung wird im Kapitel Sicherheitsmaßnahmen näher beleuchtet.
Bei der transbronchialen Biopsie wird, nachdem das Endoskop in dem gewünschten Lappen- oder Segmentbronchus platziert wurde, die Kryosonde über den Arbeitskanal in den Bronchus eingeführt. Die Sonde wird bis zum Kontakt mit der Pleura visceralis vorgeschoben und dann um ca. 1 cm wieder zurückgezogen. Damit werden eine Verletzung der Pleura und ein Pneumothorax verhindert. Hier bieten sich besonders die lateralen Segmente an, da hier der Verlauf unter Fluoroskopie am besten verfolgt werden kann ([Abb. 4]).
Beim Einführen muss darauf geachtet werden, dass die Sonde nicht geknickt wird. Es kann sonst eine Verminderung der Frierfähigkeit oder sogar ein Defekt der Sonde auftreten. Für die Anwendung in der Lungenperipherie sind eher die dünneren Sonden (1,7 oder 1,9 mm Sonde) geeignet. Bei gleicher Aussagekaft (allerdings längerer Frierdauer) traten in einer retrospektiven Untersuchung mit der 1,9 mm-Kryosonde weniger Pneumothoraces auf als mit der 2,4 mm-Kryosonde [10].
Nachdem die Sonde korrekt platziert wurde, kann über das Fußpedal die Aktivierung erfolgen. Die Frierzeit beeinflusst dabei die Größe der Biopsie und das Risiko von unerwünschten Effekten wie Blutung oder Pneumothorax. Die Gefrierdauer variiert dabei von Erkrankung zu Erkrankung. Derzeit wird empfohlen eine Biopsatgröße von 5 mm oder größer anzustreben [19]. Bisher ist nicht abschließend geklärt, wieviele Biopsien entnommen werden sollen. In einer Multicenterstudie wird derzeit verglichen, ob weniger große Biopsien oder mehrere kleinere Biopsien zu einem besseren Ergebnis führen. Wenn die gewünschte Frierzeit, in aller Regel 5 – 7 s, erreicht ist, wird die Sonde mitsamt dem Endoskop in einer raschen Bewegung aus dem Patienten gezogen. Die Sonde muss dabei am Endoskop fixiert werden, damit sie nicht in den Arbeitskanal gezogen wird und dabei das Biopsat in den Atemwegen verloren geht. Während des Herausziehens sollte weiter gefroren werden, damit die Sonde nicht im Körper des Patienten abtaut und dadurch die Probe verlorengeht.
Wichtig ist bei der schnellen Entfernung des Bronchoskops, dass der Tubus durch die Assistenz fixiert wird, um eine akzidentielle Extubation zu verhindern.
Direkt nach der Biopsie, noch bevor das Endoskop komplett aus dem Patienten entfernt wurde, sollte der Blockerballon aufgeblasen werden. Dies dient dazu, eine mögliche Blutung direkt zu kontrollieren, solange sich das Endoskop zum Abtauen der Probe nicht im Bronchialsystem befindet.
Die Probe wird in 0,9 % Kochsalzlösung mit Raumtemperatur aufgetaut. Dabei sollte wenig mechanische Kraft aufgewendet werden, um keine Quetschartefakte zu erzeugen. Nach dem Auftauen kann das Präparat dann in das gewünschte Transportmedium überführt werden.
Fall 2
Vorstellung mit dem Rettungsdienst aufgrund einer Dyspnoe-Episode seit dem frühen Morgen. Ein Auslöser kann nicht genannt werden.
Anamnese
Es bestehen Refluxbeschwerden und Oberbauchschmerzen sowie einen Gewichtsverlust von ca. 7 kg auf aktuell 75 kg seit 5 Monaten wegen Inappetenz. Kein Fieber, seit 4 Monaten bestehe ein Reizhusten ohne Auswurf. Aufgrund von Asbestkontakt bei der Arbeit befände er sich in regelmäßiger pulmologischer Kontrolle.
Beruf: KFZ-Mechaniker.
Nikotin: nie.
Auskultation
Lunge: frei, verschärftes Atemgeräusch beidseitig, keine Rasselgeräusche.
Lungenfunktion
Siehe [Tab. 2].
Blutgasanalyse
pH 7,43
pCO2 36,0 mmHg
pO2 53,3 mmHg
HCO3 - 24,3 mmol/l
BE 0,0 mmol/l
SO2 88,5 %
Bildgebung
Computertomografie ([Abb. 5]).
Pathologie
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Pleurapunktat: Ergussmaterial reich an Mesothelien sowie einzelnen vergrößerten, hyperchromatischen Zellelementen. Stellenweise randlich verdrängter Zellkern mit siegelringzellartiger Konfiguration.
-
Transbronchiale Kryobiopsie: vier bis 0,8 cm große Proben.
-
Mikroskopie: Gering differenziertes Adenokarzinom der Lunge (G3), teils angedeutet siegelringzellig differenziert.
-
EGFR: EGFR-Mutation p.L858 R, c.2573T > G.
Diagnose
Adenokarzinom der Lunge mit Nachweis einer p.L858R-EGFR-Mutation.
Wert |
Ist |
Soll |
% |
FVC |
2,88 |
4,22 |
68,4 % |
TLC |
6,61 |
7,46 |
88,5 % |
FEV1 |
1,45 |
3,19 |
45,5 % |
FEV1/VC |
48 % |
73 % |
|
DLCO |
5,28 |
9,32 |
56,7 % |
TLC = totale Lungenkapazität
FVC = forcierte Vitalkapazität
FEV1 = Einsekundenkapazität
DLCO = Diffusionskapazität
FEV1/VC = Tiffeneau-Index reduziert
Komplikationen und Sicherheitsmaßnahmen
Die Hauptkomplikationen sind zum einen die Blutung, zum anderen der Pneumothorax. Bei der Blutung ist dabei nicht der Blutverlust lebensbedrohlich, sondern das Risiko einer Asphyxie durch die Verlegung der Atemwege, da das Füllungsvolumen der Atemwege unter 200 ml liegt.
Als erste effektive Maßnahme ist hier die Intubation zu nennen, da im Fall einer Blutung ein sicherer Atemweg besteht. Über den Tubus oder das starre Endoskop kann das flexible Endoskop eingeführt und wieder entfernt werden. Es können großlumige Absaugkatheter benutzt werden und Blockerballons oder Tamponaden zur Blutstillung gezielt eingeführt werden. Zudem kann der Patient über geeignete Beutel oder Maschinen ventiliert werden.
Um bei einer plötzlich auftretenden Blutung nicht die Sicht zu verlieren und die Blutung effektiv zu stillen, hat es sich bewährt, prophylaktisch einen Blocker-Ballon zu benutzen. Dazu wird ein Ballon (z. B. ein Fogarty-Katheter) entweder direkt über das starre Endoskop oder über einen Seitkanal am flexiblen Spiraltubus eingeführt und in das Segmentostium vorgeschoben, in dem auch die Kryobiopsie entnommen wird ([Abb. 6]). Der Ballon wird mit Kochsalzlösung oder Wasser zur Probe geblockt, und es wird dann endoskopisch kontrolliert, ob das Lumen vollständig verschlossen wird. Flüssigkeit wird Luft vorgezogen, da diese nicht komprimierbar ist und daher eine gleichmäßigere Füllung und damit bessere Kontrolle des Ballondurchmessers erlaubt.
Wenn der Ballon an der korrekten Stelle liegt, muss er entsprechend fixiert werden. Das Endoskop wird anschließend in eine Position gebracht, in der der Ballon gut sichtbar ist. Dieser wird dann unter Sichtkontrolle entblockt. Sollte eine starke Blutung auftreten, kann der Ballon erneut geblockt werden. Die Ballontamponade sollte dann, je nach Wirksamkeit, für 5 – 20 Minuten aufrechterhalten werden.
Bei fehlender und/oder erfolgreich gestillter Blutung kann der Ballon dann entfernt werden.
Um die Platzierung der Kryosonde besser überwachen zu können, wird eine Durchleuchtungskontrolle empfohlen. In einer retrospektiven Untersuchung zeigte sich durch die Hinzunahme der Durchleuchtung eine Reduktion der Pneumothoraxrate [20].
Zwei Stunden nach der Biopsie sollte ein Röntgenthorax in Exspiration zum Ausschluss eines Pneumothorax angefertigt werden. Der Patient ist ferner darauf hinzuweisen, dass auch Tage nach einer Biopsie eine Verschlechterung der Atemfunktion auftreten kann und die Klinik aufgesucht werden sollte.
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Wer sollte biopsieren?
Die transbronchiale Kryobiopsie ist keine Technik für einen Anfänger in der Bronchologie. Um die Biopsie und besonders die Komplikationen beherrschen zu können, bedarf es eines Trainings vor der ersten Anwendung. Dies gilt sowohl für den direkten Anwender als auch für das Assistenzpersonal. Die Biospietechnik und die Prävention sowie die Handhabung von Komplikationen sollten vorher eingeübt werden. Dies gelingt entweder in Kursen oder durch eine Anleitung durch geübte Anwender direkt am Patienten.
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Transbronchiale Kryobiopsien sollten nur beim intubierten tief sedierten Patienten oder in Allgemeinnarkose entnommen werden.
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Bei Biopsien, die eine interstitielle Lungenerkrankung abklären sollen, sollte zuvor die Vorstellung in einer Lungenkonferenz erfolgen.
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Eine gute Patientenauswahl im Vorfeld und Vorbereitung ist wichtig:
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Ein eindeutiges UIP-Muster sollte nicht biopsiert werden.
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Abklärung von Gerinnungsstörungen.
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Abklärung einer pulmonalen Hypertonie.
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Lungenfunktionsdiagnostik vor der Untersuchung.
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Die Hauptrisiken sind Blutungen und der Pneumothorax.
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Der Untersucher/die Untersucherin und das Assistenzpersonal sollten vor der ersten eigenständigen Biopsie ein Training zur Handhabung der Sonde und zum Management von Komplikationen erhalten.
Böckeler M. Durchführung der transbronchialen Kryobiose. Pneumologie 2020; 74: 456 –466
Im oben genannten Artikel sind auf S. 457 zwei Sätze fehlerhaft. Richtig ist (linke Spalte, vorletzter Absatz): Da die Sondenspitze auf unter – 50 °C abgekühlt wird, haftet wasserhaltiges Gewebe bei Kontakt an der metallischen Sondenspitze (Abb. 1). Richtig ist (rechte Spalte, erster Absatz): Die hierdurch gewonnenen Präparate sind kleiner als bei der Anwendung der 1,9 mm und 2,4 mm Sonde ohne Bergeschlauch [17].
Ebenso ist in der Legende der Abb. 4 ein Fehler. Richtig ist: In den blauen Arealen ist eine Sondenplatzierung und Kryobiopsie mit einem geringeren periinterventionellen Risiko verbunden. In den grün markierten Arealen besteht zentral ein erhöhtes Blutungsrisiko und peripher ein erhöhtes Pneumothoraxrisiko.
Hinweis: Dieser Beitrag wurde gemäß Erratum vom 10. 08. 2020 geändert.
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Autorinnen/Autoren
Michael Böckeler
Dr. med., Facharzt für Innere Medizin. 1998–2004 Studium der Humanmedizin an der Ernst-Moritz-Arndt Universität Greifswald und der TU Dresden, Universitätsklinikum Carl Gustav Carus. 2008 Promotion. 2016–2019 Oberarzt an der Medizinischen Klinik für Hämatologie, Onkologie, Pneumologie, Rheumatologie, Universitätsklinik Tübingen. Von 2019–2020 Oberarzt an der Medizinischen Klinik, Abteilung für Medizinische Onkologie und Pneumologie, Universitätsklinik Tübingen. Schwerpunkte: Hämatologie und Internistische Onkologie. Seit 1.7.2020 Oberarzt/Sektionsleitung Pneumologie an der Klinik in Ruit.
Interessenkonflikt
Erklärung zu finanziellen Interessen
Forschungsförderung erhalten: nein; Honorar/geldwerten Vorteil für Referententätigkeit erhalten: nein; Bezahlter Berater/interner Schulungsreferent/Gehaltsempfänger: ja, von einem/den Sponsor(en) dieser Forschungseinheit; Patent/Geschäftsanteile/Aktien (Autor/Partner, Ehepartner, Kinder) an Firma (Nicht-Sponsor der Veranstaltung): nein; Patent/Geschäftsanteile/Aktien (Autor/Partner, Ehepartner, Kinder) an Firma (Sponsor der Veranstaltung): nein.
Erklärung zu nicht-finanziellen Interessen
Die Autorinnen/Autoren geben an, dass kein Interessenkonflikt besteht.
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Korrespondenzadresse
Publication History
Article published online:
16 July 2020
© Georg Thieme Verlag KG
Stuttgart · New York
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Literatur
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