Intensivmedizin up2date 2020; 16(01): 63-75
DOI: 10.1055/a-0775-2604
Allgemeine Intensivmedizin
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Hämodynamisches Monitoring in der Intensivmedizin

Georg Meyer
,
Henning Ebelt
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Publication Date:
10 February 2020 (online)

Zur Untersuchung der Kreislauffunktion eines Patienten stehen verschiedene Messmethoden zur Verfügung. Der Artikel soll eine Hilfestellung für den klinischen Alltag liefern und beschreiben, welche hämodynamische Messmethode für welchen Patienten geeignet sein kann. Er orientiert sich dabei eng an den „Empfehlungen zum hämodynamischen Monitoring in der internistischen Intensivmedizin“ der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie von 2016 [1].

Kernaussagen

Zusammenfassung der wesentlichen Empfehlungen

  • Grundkomponente des Monitorings ist die klinische Einschätzung.

  • Basis- oder Standardmonitoring:

    • Erfassung von Atemfrequenz,

    • nichtinvasiv abgeleiteter Blutdruckwert

    • EKG, Körpertemperatur

    • Urinproduktion

    • oxymetrische Sauerstoffsättigung

  • sinnvolle Ergänzung:

    • Bestimmung von Laktatwert und Laktat-Clearance.

  • Die Notfallechokardiografie gilt als zentrales Verfahren zur raschen Einschätzung von Volumenstatus und Herzfunktion.

  • Die statischen Vorlastparameter zentraler Venendruck und pulmonalarterieller Okklusionsdruck werden zur Abschätzung einer Volumenreagibilität nicht empfohlen.

  • Die volumetrischen Vorlastparameter intrathorakales Blutvolumen und globales enddiastolisches Volumen eignen sich mit Einschränkung zur intraindividuellen Verlaufsbeurteilung. Die Nutzung von Absolutwerten ist nicht ausreichend validiert.

  • Zur Vorhersage einer Volumenreagibilität können die dynamischen Vorlastparameter eingesetzt werden:

    • Schlagvolumenvariation,

    • systolische Druckvariation,

    • Pulsdruckvariation.

  • Der passive Beinhebeversuch ist dem „Volume Challenge“ durch Bolusgaben von Volumen zur Vorhersage einer Volumenreagibilität vorzuziehen.

  • Die invasive arterielle Blutdruckmessung ist sinnvoll bei protrahierter hämodynamischer Instabilität und/oder bei Unzuverlässigkeit der nichtinvasiven Messung (z. B. im Schock).

  • Eine Messung des Herzzeitvolumens ist sinnvoll, wenn Patienten im Schock nicht adäquat auf die Initialtherapie ansprechen.

  • Messung des Herzzeitvolumens: Pulskonturanalyse als führendes System.

  • Einsatz eines Pulmonaliskatheters aufgrund der größeren Invasivität nur in Reserveindikationen (unklare Schocksituationen, Vitien, unklare pulmonale Hypertonie).

  • Die zentralvenöse Sauerstoffsättigung sollte nur unterstützend, aber nicht als einziger Parameter zur Überwachung der Kreislauffunktion herangezogen werden.

  • Zielgröße der Hämodynamik ist die suffiziente Perfusion von Zielorganen, messbar in (niedrigem) Laktatwert, ausreichender Urinausscheidung, Hautperfusion und kognitiver Funktion.

  • Die Angabe allgemeingültiger hämodynamischer Zielwerte ist nicht sinnvoll.

(nach [1])