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DOI: 10.1055/a-0793-3613
Interviewfragen DEGUM-Vorstand
Univ.-Professor Dr. med. Markus HahnPublication History
Publication Date:
14 December 2018 (online)
Markus Hahn ist Leiter der experimentellen Senologie am Department für Frauengesundheit des Universitätsklinikums Tübingen. Er ist seit 2016 Beisitzer im DEGUM-Vorstand und empfindet die derzeitige Arbeit in der DEGUM als produktiv und harmonisch. Seine Vision ist es, die Wertigkeit des Ultraschalls in den zukünftigen Leitlinien strukturiert und evidenzbasiert abzubilden und ihn als selbstverständliches Instrument zu manifestieren.
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1. Welche persönlichen Ideen/Visionen haben Sie in das Ihnen derzeitig betraute Vorstandsamt als Beisitzer gebracht?
Zunächst möchte ich mich bei den Mitgliedern der DEGUM und meinen Kollegen im Vorstand sowie der Geschäftsstelle sehr herzlich für die sehr gute Zusammenarbeit der letzten Jahre bedanken. Wir haben es gemeinsam geschafft die DEGUM wieder in ruhiges Fahrwasser zu bringen und die Inhalte des Ultraschalls wieder in den Vordergrund zu stellen. Die DEGUM ist die führende multidisziplinäre Fachgesellschaft für den Ultraschall. Die Zusammenarbeit mit der ÖGUM und SGUM gibt immer wieder neue Impulse und verläuft sehr harmonisch.
Die neue Generation von Ärztinnen und Ärzten sollte den Ultraschall als „die multidisziplinäre Untersuchung“ verstehen, die es uns erlaubt, wie selbstverständlich in den Körper hineinzuhören/-sehen, ähnlich wie es uns das Stethoskop davor erlaubte. Dieser selbstverständliche Umgang mit dem Ultraschall ist meine persönliche Vision.
2. Welche (Ihnen wichtigen) Punkte nehmen Sie evtl. noch in Angriff bzw. konnten Sie in Ihrer jetzigen Amtszeit realisieren, bevor diese im Herbst endet?
Mir persönlich liegt die Ausbildung der nächsten Generation von Ärztinnen und Ärzten sehr am Herzen. Dank der guten Zusammenarbeit mit der DEGUM-Ultraschall-Akademie ist es für die neue Generation sehr einfach, Spitzenkurse nach den Vorgaben der DEGUM und KBV online zu finden und sich direkt anzumelden. Diese Plattform ist hoch frequentiert und die Teilnehmerzahlen reflektieren den Erfolg unserer DEGUM-Kursleiter und der DEGUM-Ausbildungsphilosophie.
Darüber hinaus hat für mich die klinische Forschung im Bereich Ultraschall höchste Priorität. Der jetzige Vorstand hat die klinische Forschung im Bereich Ultraschall maximal unterstützt. Diese beispielhafte Unterstützung ist nur durch eine gute Zusammenarbeit zwischen Wissenschaftlern, Gutachtern, Geschäftsstelle und Vorstand möglich. Die Räder in der DEGUM laufen aktuell sehr harmonisch.
3. Wie haben Sie Ihre jetzige Amtszeit erlebt, welches Fazit ziehen sie daraus?
Zunächst bin ich für das Vertrauen der Mitglieder in den jetzigen Vorstand sehr dankbar und möchte mich dafür bedanken. Unser derzeitiger Präsident, Kai Heling, hat die DEGUM national und international mit großem Engagement geführt und dabei den Neupräsidenten bereits gut auf sein neues Amt vorbereitet. Insbesondere die Themen Leitlinienarbeit und evidenzbasierte Medizin wurden in der jetzigen Amtsperiode beachtet. Wir müssen es schaffen, die Wertigkeit des Ultraschalls in den zukünftigen Leitlinien strukturiert und evidenzbasiert abzubilden. Der Ultraschall ist im Vergleich zu allen anderen bildgebenden Verfahren ohne großen technischen Aufwand, ohne Strahlung und multidisziplinär anwendbar. Schlussfolgernd ist diese Methode als „die Bildgebung“ des Arztes zu verstehen und muss sich als solche in den Leitlinien abbilden.
4. Welche Erfahrungen können Sie an Ihre Nachfolger weitergeben bzw. welche Themen werden Ihrer Einschätzung nach für diese am relevantesten sein?
Das aus meiner Sicht wichtigste Zukunftsthema ist die automatisierte Ultraschalluntersuchung. Automatisierte Scanner kombiniert mit intelligenter Befundungs-Software (Machine-learning) werden zukünftig zur Verfügung stehen. Wir müssen mit der Zeit gehen und uns in diesen Bereichen weiterbilden. Der Ultraschall wird sich in vielen Bereichen mehr und mehr auf die Arbeit an der Workstation verlagern und mit anderen bildgebenden Verfahren fusionieren. Als DEGUM sollten wir in diesem Prozess darauf achten, dass gerade die multidisziplinäre Qualität erhalten bleibt.
5. Mit welchen Themen möchten Sie sich künftig für die DEGUM einsetzen?
Das Dreiländertreffen 2019 wird von der DEGUM in Zusammenarbeit mit der ÖGUM und SGUM in Mainz ausgerichtet werden. Der Vorstand hat Herrn Dr. Hans-Peter Weskott und mich gebeten, als Kongresspräsidenten die Veranstaltung zu koordinieren.
Wir nehmen diesen Auftrag sehr ernst und wollen allen Mitgliedern einen unvergesslichen Kongress bieten. Daher möchte ich jetzt schon alle bitten, sich den Termin vorzumerken: Vom 16. – 19. Oktober findet das 3LT 2019 in Mainz statt, zu dem ich alle gemeinsam mit meinem Co-Präsidenten Dr. Weskott und den Vorständen der ÖGUM, SGUM und DEGUM sehr herzlich einladen möchte.
6. Worin sehen Sie aktuell die größten gesundheitspolitischen Herausforderungen für die DEGUM? Haben sich aus Ihrer Sicht seit unserem letzten Interview 2016 neue Herausforderungen ergeben?
Gesundheitspolitik in Deutschland dreht sich hauptsächlich um den Bereich Finanzpolitik. Unser System ist nach dem Solidaritätsprinzip aufgebaut. Das Prinzip ist gut. Das System hat bisher auch funktioniert. Aber wir merken alle Veränderungen. Stichwort: Pflegenotstand, Ärztemangel, Interessenkonflikte. Wir sollten die Frage nicht unbeantwortet lassen, warum sich unser System so entwickeln konnte.
Die medizinische Versorgung in Deutschland muss aus meiner Sicht umstrukturiert werden. Qualität ist nur durch Zentralisierung und Spezialisierung zu erzielen. Gleichzeitig brauchen wir aber auch eine breite Grundversorgung in der Fläche. Unnötige, nicht evidenzbasierte Leistungen, die nicht zum Nutzen unserer Patientinnen und Patienten beitragen, verstopfen unsere ärztliche Handlungsfähigkeit. Ärztliche Heilkunst braucht Zeit. Zeit für den Patienten und Zeit für den Arzt, um frei nachdenken zu können. Unnötige, nicht ärztliche Arbeit muss in der nächsten Dekade aus allen unseren Prozessketten „entsorgt“ werden. Wir müssen zurück zu unseren grundsätzlichen ärztlichen Aufgaben finden.
Wenn wir aber das Solidaritätsprinzip ernst nehmen wollen, dann müssen wir darauf achten, dass die Ressourcen auch für die medizinische Versorgung genutzt werden und nicht in anderen dividendenreichen Kanälen verschwinden.
7. Mit welchen Themen beschäftigen Sie sich derzeit im klinischen Alltag/der klinischen Forschung?
Als Leiter der experimentellen Senologie (Lehre der Brust) im Department für Frauengesundheit am Universitätsklinikum Tübingen beschäftige ich mich hauptsächliche mit Erkrankungen der Brust. Diagnostik sowie die operative und systemische Therapie des Mammakarzinoms sind mein Spezialgebiet. In Bezug auf den Ultraschall forsche ich mit meinem Team gemeinsam zum einen zum Thema HIFU bei der Behandlung von Brusttumoren, und zum anderen untersuchen wir die Wertigkeit des intraoperativen Ultraschalls bei Mammakarzinom-Operationen. Als Fazit aus unseren Studien kann ich sagen, dass ein Ultraschallgerät in jedem Operationssaal zur Verfügung stehen sollte, denn: Schallen bedeutet sehen.
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