Key words interventional procedures - physics - radiation effects - radiation safety - safety
Einleitung/Hintergrund
Am 8. November 1895 entdeckte der Physiker Wilhelm Conrad Röntgen die nach ihm benannte
Röntgenstrahlung. Schon kurz nach ihrer Entdeckung wurden die diagnostischen und therapeutischen
Möglichkeiten erkannt und schnell weiterentwickelt. Schon im Folgejahr nach der Entdeckung
der Röntgenstrahlung und der klinischen Anwendung wurden die ersten akuten Strahlenschäden
beobachtet. Hierbei handelte es sich meistens um Strahlenschäden der Haut, wie Haarausfall
und Dermatitis. Auch von Augenirritationen wird schon in diesem Jahr berichtet [1 ]. Hierbei handelt es sich um deterministische Strahlenschäden; dies bedeutet, dass
es nach dem Überschreiten einer Schwellendosis zu einem Gewebeschaden kommt. Erst
1902 konnte gezeigt werden, dass eine permanente Strahlenbelastung ein Karzinom der
Haut verursachen kann [2 ]. Hierbei handelt es sich um einen stochastischen Strahlenschaden, der zufällig auftritt
und auf die Veränderung der DNA zurückzuführen ist. Mit zunehmender Strahlenexposition
steigt die Wahrscheinlichkeit für einen Strahlenschaden näherungsweise linear an.
1904 wurde erstmals von einer Röntgendermatitis der Radiologen und Röntgentechniker,
die durch eine chronische Strahlenbelastung hervorgerufen wird, berichtet [3 ]. Schon 1898 wurden daher die ersten Strahlenschutzmaßnahmen in Form einer Abschirmung
der Röntgenröhre selbst präsentiert [4 ]. 1905 wurden dann die ersten persönlichen Strahlenschutzmaßnahmen in Form von Schutzhandschuhen,
Bleimänteln, Bartschutz, Schutzmützen und Bleibrillen empfohlen [5 ]. Auch ein mit Blei verkleidetes Schutzhäuschen für das Bedienpersonal wurde konstruiert.
Mit der am 2. Mai 1905 gegründeten Deutschen Röntgengesellschaft wurde unter anderem
eine Regelung für den Strahlenschutz und der entsprechenden Dosimetrie verfolgt und
im Folgejahr gesetzlich manifestiert. 1913 wurde von der Deutschen Röntgengesellschaft
die erste zusammenfassende allgemeine Strahlenschutzempfehlung herausgegeben. In den
folgenden Jahren wurde der Strahlenschutz in allen Bereichen weiterentwickelt, vor
allem aufgrund der immer besseren Messtechnik und der steigenden Erfahrung, besonders
im Bereich der Langzeitschäden [6 ].
Die Verwendung der Röntgenstrahlung hat heutzutage ein sehr breites Anwendungsspektrum
in der Medizin. Mit dem Trend zu minimalinvasiven Eingriffen steigen besonders in
der radiologischen, neuroradiologischen und kardiologischen sowie in der orthopädischen
und vaskulären Intervention mittels der Röntgendurchleuchtung die Anzahl und, aufgrund
der zunehmenden Komplexität, die Untersuchungsdauer [7 ]
[8 ]. Die meisten Untersuchungen zum persönlichen Strahlenschutz konzentrieren sich auf
diesen Bereich, aber auch die CT-gesteuerten Interventionen nehmen zu und decken heute
ein breites Anwendungsspektrum ab [9 ]. Mit diesem Trend steigt auch die berufliche Exposition des medizinischen Personals
mit Röntgenstrahlung.
Die Folgen einer langjährigen Exposition mit Röntgenstrahlung niedriger effektiver
Dosis ist noch immer Bestandteil aktueller Studien und wird weiterhin kontrovers diskutiert.
Während einige aktuelle Studien kein erhöhtes Risiko für eine maligne Erkrankung von
medizintechnischen Radiologie-Assistenten nachweisen können [10 ]
[11 ], zeigen andere Studien z. B. ein 2-fach erhöhtes Risiko für einen Gehirntumor und
ein moderat erhöhtes Risiko für ein Melanom und einen Brusttumor [12 ]. Ein weit weniger umstrittener Folgeschaden einer langjährigen Strahlenbelastung
ist die Entstehung einer Katarakt. Die Ergebnisse von Seals et al. deuten darauf hin,
dass es sich bei der Kataraktentstehung am ehesten um einen stochastischen Effekt
handelt und nicht, wie lange angenommen, um einen deterministischen [13 ].
In der neuen Richtlinie der Europäischen Atomgesellschaft (EURATOM) 2013 wurde diese
Datenlage berücksichtigt (Richtlinie 2013/59/Euratom) und soll den medizinischen Strahlenschutz
weiter verbessern. Diese muss im Jahr 2018 in das nationale Recht umgesetzt werden
und tritt zum 31.12.2018 in Kraft. Hier ist vor allem der neue Grenzwert für die Augenlinsen
hervorzuheben, welcher von 150 mSv/Jahr auf 20 mSv/Jahr reduziert wird. Eine Gegenüberstellung
der Dosisgrenzwerte der noch gültigen Röntgenverordnung und des neuen Strahlenschutzgesetzes
ist in [Tab. 1 ] aufgeführt.
Tab. 1
Eine Gegenüberstellung der Dosisgrenzwerte der Röntgenverordnung und des neuen Strahlenschutzgesetzes
bei beruflicher Strahlenexposition der Kategorie A.
Röntgenverordnung Grenzwert
neues Strahlenschutzgesetz Grenzwert
gesamte Körperdosis
20 mSv pro Jahr
Ausnahme:
50 mSv pro Jahr (in 5 aufeinanderfolgenden Jahren nicht > 100 mSv)
20 mSv pro Jahr
Ausnahme:
50 mSv pro Jahr (in 5 aufeinanderfolgenden Jahren nicht > 100 mSv)
Augenlinse
150 mSv pro Jahr
20 mSv pro Jahr
lokale Hautdosis
500 mSv pro Jahr
500 mSv pro Jahr (gemittelt über eine beliebige Hautfläche von 1 Quadratzentimeter)
Hände, Unterarme, Füße, Knöchel
500 mSv pro Jahr
500 mSv pro Jahr
Keimdrüsen, Gebärmutter, Knochenmark
50 mSv pro Jahr
Nicht mehr benannt
Schilddrüse, Knochenoberfläche
300 mSv pro Jahr
nicht mehr benannt
Dickdarm, Lunge, Magen, Blase, Brust, Leber, Speiseröhre
150 mSv pro Jahr
nicht mehr benannt
Berufslebensdosis (Die Behörde kann mit schriftlicher Einwilligung der strahlenexponierten
Person eine zusätzliche Exposition zulassen)
400 mSv
Ausnahme nach Erreichen der Berufslebensdosis: maximal zusätzlich 10 mSv pro Jahr
400 mSv
Ausnahme nach Erreichen der Berufslebensdosis: maximal zusätzlich 10 mSv pro Jahr
Strahlenschutz
Allgemeine Prinzipien
Im Strahlenschutz gilt grundsätzlich das „ALARA“ (as low as reasonably achievable)-Prinzip;
dies bedeutet, die verwendete ionisierende Strahlung so gering, wie es mit vernünftigen
Mitteln machbar ist, zu halten. Ein weiterer Grundsatz des Strahlenschutzes ist das
Abstandsquadratgesetz. Es besagt, dass die Dosisleistung pro Fläche umgekehrt proportional
zum Quadrat des Abstands abnimmt. Dies bedeutet, dass sich bei einer Verdoppelung
des Abstands zur Strahlenquelle die Dosisleistung auf ein Viertel reduziert. Für alle
Interventionen, die Röntgenstrahlung verwenden, muss darauf geachtet werden, dass
der Untersucher nicht im Primärstrahl arbeitet. Der überwiegende Teil der Personendosis
des Untersuchers wird durch die Streustrahlung, welche im Wesentlichen vom Patienten
ausgeht, hervorgerufen ([Abb. 1 ]).
Abb. 1 a Simulation der Streustrahlung bei einer CT-Untersuchung (Aufsicht). b Simulation der Streustrahlung bei einer angiografischen Untersuchung (v.l.n.r.: Aufsicht,
axiale Ansicht und Seitenansicht). Für die Simulationen wurde die Software EGS-Ray
(C. Kleinschmidt, Universität Köln) verwendet mit folgenden Hauptparametern: 80 kV
Röntgenspektrum (Photonen); Datensätze aus ICRU-Bericht 521.
Davon abgesehen hat der Strahlenschutz eine weite Bandbreite und kann allgemein in
3 Hauptbereiche unterteilt werden:
den gerätetechnischen Strahlenschutz,
den baulichen Strahlenschutz und
den persönlichen Strahlenschutz.
Dieser Artikel soll einen Überblick ([Tab. 2 ]) über die verfügbaren persönlichen Strahlenschutzmittel, deren Effektivität und
einen Ausblick auf neue Entwicklungen und zukünftige Trends geben.
Tab. 2
Überblick über verschiedene Strahlenschutzmittel und deren Effektivität.
Modalität
Studie
Körperregion
Dosisreduktion [%]
Mobile Bleiglasscheibe
Angiografie
14, 15, 16
Kopf, Hals und Augenlinse
50,0 – 60,0
Angiografie
16, 17, 18, 19, 20, 21, 22, 23
Augenlinse
50,0 – 96,7
Angiografie
24
Hals
52,6 (15,4 µSv auf 7,3 µSv)
Untertischbleivorhang
Angiografie
16, 25, 26
untere Extremitäten
64,0 (5,54 mSv auf 1,98 mSv)
Computertomografie
27
untere Extremitäten
38,2
+ Bleivorhang an der Gantry
Computertomografie
28
Oberkörper
85,6
Gonaden
93,3 (25,4 µGy auf 1,7 µGy)
Hände
85,1
Mobile Strahlenschutzwand
Angiografie
15
Abdomen
96,1 (0° Angulation)
88,0 (laterale Angulation)
+ Strahlenschutz auf dem Patienten
98,9
Computertomografie
29
84,0
Streustrahlenschutz auf dem Patienten
Angiografie
16, 30, 31
Auge
91,7
Schilddrüse
96,0
Hände
96,6
Angiografie
32
Thorax
56,9 (20,9 µSv auf 9,0 µSv)
Strahlenschutzweste
allgemein
34
80,0 (Rundumschürze vs. Frontschürze)
Schilddrüsenschutz
allgemein
16, 40, 41
Schilddrüse
90,7 (alternative Materialien)
72,4 (auf Blei basierend)
Frei hängendes Strahlenschutzsystem
Angiografie
44
Kopf-Hals-Bereich
94,0 (im Gegensatz zur Strahlenschutzschürze)
Bleiglasbrille
Angiografie
17, 18, 19
Auge
66,7 – 96,0
Angiografie
22, 46
Auge
50,0
+ mobile Bleiglasscheibe
82,5
Bleiglasvisiere
Angiografie
17
Auge
85,0 – 90,0
Strahlenschutzhaube
Angiografie
40
Kopf
85,4 (224 µSv auf 48 µSv)
Angiografie
45, 46
Kopf
3,3
Strahlenschutzhandschuhe
Computertomografie
28
Hand
97,1 (1792 µGy auf 52 µGy)
Angiografie
48
Hand
42,6
im Strahlengang
48
Hand
Erhöhung um 64,5
Geräteseitige Strahlenschutzmittel zum Schutz des medizinischen Personals
Geräteseitige Strahlenschutzmittel zum Schutz des medizinischen Personals
Mobile Bleiglasscheibe
Bleiglasscheiben sind gemäß ihrer Verwendung unterschiedlich geformt und bestehen
in den meisten Fällen aus Acrylglas und Bleioxid. Sie haben meistens einen Bleigleichwert
von 0,5 mm. Das bedeutet, dass die Acrylglasscheibe in Verbindung mit dem Bleioxid
Röntgenstrahlung genauso abschirmt wie eine 0,5 mm dicke Bleiabschirmung. Solch eine
mobile, meist deckenmontierte Bleiglasscheibe ([Abb. 2 ]), welche den Untersucher vor allem im Bereich des Oberkörpers vor einer zusätzlichen
Strahlenexposition schützt, kann eine Reduktion der Ortsdosis von 50 – 60 % im Bereich
des Kopf-Halses bzw. der Augenlinse erreichen [14 ]
[15 ]
[16 ]. Abhängig von der Angulation der Röntgenröhre kann die Strahlenexposition sogar
um 90 – 98 % reduziert werden. Dieses ist vor allem, wenn sich die Röntgenröhre auf
der gleichen Seite befindet wie der Untersucher, wichtig, da hier aufgrund der Streustrahlengeometrie
eine hohe Ortsdosis im Bereich des Oberkörpers des Untersuchers erreicht wird. In
Bezug auf die Augenlinse konnte in Phantomexperimenten und Simulationen eine Reduktion
der Ortsdosis um 50,0 – 96,7 % bei alleiniger Verwendung der mobilen Bleiglasscheibe
gezeigt werden [16 ]
[17 ]
[18 ]
[19 ]
[20 ]
[21 ]
[22 ]
[23 ]. Dieses System kann noch weiter verbessert werden, wenn die effektive Fläche der
Scheibe vergrößert wird und zusätzlich an der Unterseite Bleilamellen angebracht werden.
Gilligan et al. konnten so eine Reduktion der Ortsdosis am Hals des Untersuchers von
15,4 µSv auf 7,3 µSv (52,6 %) pro Untersuchung feststellen [24 ].
Abb. 2 Bleiweste und -rock mit Schilddrüsenschutz, Bleiglas-Brille und Strahlenschutzhaube.
Im Hintergrund sind die mobile Bleiglasscheibe und der Untertischbleivorhang zu sehen.
Untertischbleivorhang
Ein am Patiententisch fixierter Untertischbleivorhang schützt den Untersucher vor
allem im Bereich der unteren Extremitäten ([Abb. 2 ]). Diese Vorhänge bestehen entweder aus einem durchgängigen Material oder aus Lamellen,
welche eine bessere Anpassung an den Untersucher gewährleisten. Weiterhin reichen
diese Vorhänge in den meisten Fällen nach oben über den Patiententisch hinaus, um
die Streustrahlung, welche seitlich aus dem Patienten austritt, abzuschirmen. In der
Regel haben diese Materialien einen Bleigleichwert von 0,5 mm. In einigen Studien
konnte eine Reduktion der Ortsdosis im Bereich der unteren Extremitäten des Untersuchers
von bis zu 64 % (im Mittel von 5,54 mSv auf 1,98 mSv) gezeigt werden [16 ]
[25 ]
[26 ].
Auch bei interventionellen Untersuchungen am Computertomografen konnte bei einem experimentellen
Untertischbleivorhang eine Reduktion der Ortsdosis an den unteren Extremitäten von
38,2 % gezeigt werden [27 ]. Neeman et al. konnten weiterhin zeigen, dass eine maximale Reduktion der Ortsdosis
von 85,6 % auf Höhe des Oberkörpers, 93,3 % (im Mittel von 25,4 µGy auf 1,7 µGy) an
den Gonaden und 85,1 % an den Händen erreicht werden kann, wenn zusätzlich zu dem
Untertischbleivorhang ein Bleivorhang im Bereich der Gantry verwendet wird [28 ].
Mobile Strahlenschutzwand
Mobile Strahlenschutzwände gibt es in den unterschiedlichsten Größen, Formen und Ausführungen.
Im Wesentlichen können halbhohe Wände, die bis einschließlich des Abdomens den Untersucher
vor Streustrahlung schützen, von Wänden in Körpergröße, meist mit einem Fenster versehen
oder vollständig aus durchsichtigem Material gefertigt, unterschieden werden. Diese
mobilen Strahlenschutzwände, meist mit einem Bleigleichwert von 0,5 mm, können die
Dosisleistung um 96,1 % (umgerechnete Mittelwerte aus Luftkerma: 245,6µGy/h auf 9,5µGy/h)
reduzieren, wenn eine Angulation der Röntgenröhre von 0° verwendet wird. Bei einer
lateralen Angulation nach links (Röntgenröhre auf der Messkammer zugewandten Seite)
beträgt die Reduktion der Dosisleistung nur noch 88 % (umgerechnete Mittelwerte aus
Luftkerma: 160,5 µGy/h auf 19,3 µGy/h). Wird eine solche mobile Strahlenschutzwand
mit einem Strahlenschutz direkt auf dem Patienten kombiniert, kann die Dosisleistung
sogar um bis zu 98,9 % (umgerechnete Mittelwerte aus Luftkerma: 245,6 µGy/h auf 3 µGy/h)
reduziert werden [15 ]. Bei CT-gesteuerten Interventionen kann eine Reduktion der Dosisleistung im Mittel
von 84 % erreicht werden, wenn eine Strahlenschutzwand verwendet wird, jedoch ist
dann der direkte Zugang zum Patienten stark eingeschränkt [29 ].
Streustrahlenschutz auf dem Patienten
Ein weiterer Ansatz, die Streustrahlung zu reduzieren, ist, sie direkt an der Quelle,
dem Patienten, abzuschirmen. Dieses kann mithilfe von sterilen Abdeckungen, welche
mit z. B. Bismuth versehen sind, bis hin zu auf Blei basierenden Strahlenschutzmatten
geschehen ([Abb. 4 ]). Des Weiteren gibt es verschiedenste Formen, von einer Verlängerung der mobilen
Bleiglasscheibe oder der dem Untersucher zugewandten seitlichen Abdeckung, bis hin
zur vollständigen Abdeckung des Patienten, wie es in [Abb. 4 ] zu sehen ist. Aus Bismuth bestehende Abdeckungen mit einem Bleigleichwert von 0,1 mm
zeigen eine Reduktion der Strahlendosis bis 91 % für die Augen, 96 % für die Schilddrüse
und 96 % für die Hände [16 ]
[30 ]
[31 ]. Lange et al. konnten in ihrer Studie im Mittel eine Reduktion der Personendosis
von 20,9 µSv auf 9,0 µSv (56,9 %) messen, wenn eine Strahlenschutzmatte mit einem
Bleigleichwert von 0,5 mm auf dem Patienten verwendet wurde [32 ]. Bei dieser Anwendung ist jedoch darauf zu achten, dass die Abdeckungen bei eingeschalteter
Dosisautomatik außerhalb des primären Röntgenstrahls verwendet werden, da es ansonsten
zu einer erhöhten Strahlenexposition, sowohl des Patienten, als auch des medizinischen
Personals, kommt, was den Nutzen in das Gegenteil umkehrt. Diese Dosisautomatik kann
in der Regel deaktiviert werden.
Abb. 3 Frei hängendes Strahlenschutzsystem mit integrierter Bleiglasscheibe. Im Hintergrund
sind die mobile Bleiglasscheibe und der Untertischbleivorhang zu sehen.
Abb. 4 Strahlenschutz auf dem Patienten mit Ausschnitten für den femoralen Zugang.
Persönliche Strahlenschutzmittel des medizinischen Personals
Persönliche Strahlenschutzmittel des medizinischen Personals
Strahlenschutzweste und Schilddrüsenschutz
Der konventionelle Strahlenschutz des medizinischen Personals besteht in der Regel
aus einer auf Blei basierenden, bleireduzierten oder bleifreien Schürze bzw. aus einer
Weste und einem Rock und einem Schilddrüsenschutz ([Abb. 2 ]) mit unterschiedlichen Bleigleichwerten. Lynskey et al. bestätigen in einer Umfrage,
dass 99,4 % der befragten interventionellen Radiologen eine Strahlenschutzweste tragen
und 94 % einen Schilddrüsenschutz nutzen [33 ].
Toossi et al. konnten in einem Vergleich unterschiedlicher, auf Blei basierenden Schürzen
zeigen, dass Einteiler mit Überlappung im Frontbereich und einem Bleigleichwert von
0,35 mm (im Fronbereich somit effektiv 0,7 mm) den besten Schutz gewähren. Zudem wird
beschrieben, dass eine Rundumschürze einen 5-fach besseren Strahlenschutz bietet als
eine Frontschürze. Der Schilddrüsenschutz sollte einen Bleigleichwert von 0,5 mm haben
und eine möglichst große Fläche abdecken [34 ]. Da gerade Bleischürzen schwer und brüchig sind und bei täglicher Anwendung zu körperlichen
Beschwerden, vor allem des Rückens und der Hüfte [35 ]
[36 ]
[37 ], führen können, gibt es leichtere Schürzen aus alternativen Materialien. Diese basieren
meist auf einer Kombination aus Bismuth, Gadolinium und/oder Bariumsulfat und sind
etwa ein Viertel bis ein Drittel leichter als die konventionellen Bleischürzen. Kazempour
et al. konnte in einer Simulation zeigen, dass Bleischürzen bei Energien von 40kVp
am besten abschirmen, wohingegen die Kombination aus W-Sn-Cd-EPVC am besten bei 60
und 90 kVp und W-Sn-Ba-EPVC bei Energien von 120 kVp schützen (Pb-Blei; Si-Silizium;
W-Wolfram; Sn-Zinn; Cd-Cadmium; Ba-Barium; EPVC-Emulation Polyvinylchlorid) [38 ]. Hierbei spielen die Absorptionskanten, also Energiebereiche, bei denen die Absorption
sprunghaft ansteigt, der unterschiedlichen Materialen eine entscheidende Rolle. Dieses
zeigt, dass neben Blei auch andere Materialien in der Lage sind, einen adäquaten Strahlenschutz
bei gleichzeitiger Gewichtsreduktion zu gewährleisten. Letzteres ist jedoch von der
verwendeten Energie abhängig [39 ], d. h. die Effektivität der Strahlenschutzmittel ist abhängig von der Röhrenspannung
und kann nicht zwangsläufig allein über den Bleigleichwert angegeben werden. Entsprechend
gibt es alternative Materialien für den Schilddrüsenschutz. Uthoff et al. zeigen in
ihren klinischen Studien, dass die alternativen Materialien, bestehend aus Bariumsulfat
und Bismuthoxid, im Mittel einen gleichen Strahlenschutz gewähren wie der Schilddrüsenschutz
aus Blei. Werden diese Materialien als Doppelschicht verwendet, erreichen sie gegenüber
keinem Strahlenschutz eine Dosisreduktion von 90 % (im Mittel von 120 µSv auf 11 µSv)
im Gegensatz zum normalen Schilddrüsenschutz, welcher eine Reduktion von 72,4 % (im
Mittel von 190 µSv auf 52 µSv) erreicht [16 ]
[40 ]
[41 ].
Frei hängendes Strahlenschutzsystem
Ein weiteres kommerziell erhältliches System, welches das gesamte Gewicht selbst trägt,
ist ein frei hängendes Strahlenschutzsystem mit einer integrierten Bleiglasscheibe
für den Strahlenschutz des Kopf-Hals-Bereichs ([Abb. 3 ]). In mehreren Studien konnte gezeigt werden, dass dieses System, vor allem im Kopf-Hals-Bereich,
einen mehrfach besseren Strahlenschutz gewährleistet als die Verwendung konventioneller
Systeme [42 ]
[43 ]. Savage et al. berichten hier exemplarisch von einer 94 %igen Reduktion (von 2,4 µSv/min
auf 0,14 µSv/min) der Ortsdosis für den Kopf-Hals-Bereich im Vergleich zum konventionellen
Strahlenschutzsystem inklusive der mobilen Bleiglasscheibe und dem Untertischschutz
[44 ].
Bleiglas-Brillen und -Visiere
Um vor allem den Nachteil des konventionellen Strahlenschutzes im Kopf-Hals-Bereich
auszugleichen, wurden mehrere Systeme, wie Bleiglas-Brillen, Schutzvisiere oder Kopfschutz
entwickelt. Vor allem die Entwicklung der Bleiglas-Brillen, nicht zuletzt aufgrund
des neuen Grenzwertes der Augenlinse von 20 mSv pro Jahr, hat in den letzten Jahren
an Bedeutung gewonnen. Das Tragen der Bleiglas-Brillen wird jedoch derzeit kontrovers
diskutiert, was die Studie von Lynskey et al. widerspiegelt, in der nur 54,2 % der
befragten Radiologen angeben, eine Bleiglas-Brille während einer Intervention zu tragen
[33 ]. In Phantomexperimenten konnte gezeigt werden, dass bei günstiger Röntgenröhren-Angulation
und Position des Kopfes eine Reduktion der Ortsdosis der Augenlinse von 66,7 % bis
96,0 % (exemplarisch von 0,32 mSv/h auf 0,04 mSv/h [18 ]) erreicht werden kann [17 ]
[19 ]. Diese Reduktion ist jedoch nicht für beide Augen gleich. Fetterly et al. zeigten
in ihrer Studie, dass bei einem experimentellen Versuchsaufbau einer angiografischen
Untersuchung das von der Streustrahlung abgewandte Auge gar nicht geschützt wird [45 ]. Die Hauptgründe für diese Ergebnisse liegen in der Orientierung des Kopfes des
Untersuchers in Bezug zur Streustrahlenquelle und in der Passform der Brillen [17 ]. Van Rooijen und Merce et al. konnten in ihren klinischen Studien zeigen, dass sich
eine Strahlenreduktion von 50 % beim Tragen einer Bleiglas-Brille bzw. in Kombination
mit der mobilen Bleiglasscheibe von 82,5 %, für die Augenlinse ergibt [22 ]
[46 ]. Hierbei zeigt sich, dass Bleigleichwerte der Brille von 0,35 mm, 0,5 mm und größer
keine signifikante zusätzliche Strahlenschutzwirkung haben. Bei leichten Modellen
mit einem Bleigleichwert von 0,07 mm ist die Strahlentransparenz, also die Durchlässigkeit
von Röntgenstrahlung, um das 3-fache im Verhältnis zu Brillen mit einem Bleigleichwert
von 0,75 mm erhöht [16 ]. Weiterhin gibt es unterschiedliche Modelle, von der normalen Brillenform über zusätzliche
seitliche Abschirmungen bis hin zu Visieren ([Abb. 5 ]). Hier konnte gezeigt werden, dass eine Vergrößerung der Brillengläser keinen Effekt
auf den Strahlenschutz hat. Lediglich die zusätzliche seitliche Abschirmung kann einen
zusätzlichen Strahlenschutz bewirken, da die Streustrahlen zumeist von seitlich unten
kommen. Galster et al. konnten zeigen, dass Brillen und Visiere eine Reduktion der
Linsendosis um etwa 85 – 90 % erreichen [17 ], obwohl Visiere lediglich einen Bleigleichwert von 0,1 mm, im Gegensatz zu 0,5 mm
oder sogar 0,75 mm der Brillen, haben. Dieses ist darauf begründet, dass Visiere eine
größere Fläche besitzen und somit die Streustrahlung im Kopf des Personals durch eine
bessere Abschirmung reduzieren ([Abb. 5 ]). Weiterhin haben besonders Strahlenschutzvisiere den Vorteil, dass sie ebenfalls
als Spritzschutz, besonders bei infektiösen Patienten, dienen.
Abb. 5 a Verschiedene Modelle einer Bleiglas-Brille. b Verschiedene Modelle eines Bleiglas-Visiers.
Strahlenschutzhaube
Aktuelle Kohortenstudien zeigen eine Inzidenz für eine vermehrte kraniale Tumorbildung
bei langjähriger Strahlenexposition [12 ]. Daher steht der Strahlenschutz des Kopfes erneut wieder stark im Fokus und ist
ein aktuelles Forschungsgebiet ([Abb. 2 ]). Die Äquivalentdosis direkt unterhalb einer Strahlenschutzkappe kann im Mittel
um 85,4 % (Mittelwerte: von 224 µSv auf 48 µSv) gesenkt werden [40 ]. Dieses sollte auch die Organdosis der Augenlinse senken, da etwa 21 % der Strahlenexposition
der Augenlinse aus Streustrahlung des Untersuchers selbst stammen [16 ]. Andere Studien konnten keine oder nur eine geringe Reduktion der Äquivalentdosis
von 3,3 % des Neurokraniums verzeichnen [45 ]
[46 ]. Diese Messungen beziehen sich hauptsächlich auf die Hirnoberfläche, daher ist hier
sowohl Entwicklungs- als auch Forschungsbedarf.
Strahlenschutzhandschuhe
Der Dosisgrenzwert der Hände beträgt 500 mSv pro Jahr (Richtlinie 2013/59/Euratom).
Da die Hände ungeschützt und so der Streustrahlung direkt ausgesetzt sind, ist die
Strahlenexposition hier sehr hoch [47 ]. Zudem besteht hier die Gefahr, mit den Händen in den Primärstrahl zu kommen. Neeman
et al. konnten zeigen, dass bei der Verwendung von bleifreien Strahlenschutzhandschuhen
eine Reduktion der Energiedosis bei CT-gesteuerten Therapien von 97,1 % (im Mittel
von 1792 µGy auf 52 µGy) erreicht werden kann [28 ]. Befindet sich jedoch der Strahlenschutz im Primärstrahl, kommt es aufgrund der
Durchleuchtungsautomatik zu einer Erhöhung der Röntgenröhrenenergie und damit zu einer
Erhöhung der Strahlenexposition. Daher ist der Strahlenschutz der Hände in seiner
Anwendung besonders schwierig. Eine aktuelle Phantomstudie konnte zeigen, dass bei
der Verwendung von Strahlenschutzhandschuhen, bestehend aus Kautschuk und Metalloxiden
(z. B. Bismuth), mit nahezu unveränderter Tragequalität zu herkömmlichen Handschuhen,
eine Reduktion der Äquivalentdosis von 42,6 % erreicht werden kann. Werden diese Handschuhe
jedoch im Primärstrahl verwendet, kommt es zu einer Erhöhung der Äquivalentdosis der
Hand von 64,5 % [48 ]. Um dieser Gefahr zu entgehen, werden regelhaft entsprechende Hilfsmittel, wie zum
Beispiel Nadelhalter, genutzt. Je länger der Nadelhalter ist, desto besser sind die
Hände geschützt, jedoch nimmt die Kontrolle über die Nadel mit deren Länge ab [49 ]
[50 ].
Personendosimetrie
Dosimetrie und Überwachung des medizinischen Personals
Zum einen soll mit der Dosimetrie das Bewusstsein für die eigene Strahlenexposition
geweckt werden und zum anderen gibt es, wie schon oben erwähnt, für verschiedene Organe
bzw. Körperregionen unterschiedliche Dosisgrenzwerte, die gemessen und von der Behörde
dokumentiert werden. Das neue Strahlenschutzgesetz sieht für Personen, die mit ionisierender
Strahlung umgehen, eine persönliche Kennnummer für das Strahlenschutzregister vor,
um auch bei einem Arbeitsplatz- oder Namenswechsel eine lückenlose Dokumentation sicherzustellen
[51 ]. Um diese Grenzwerte zu messen bzw. zu überwachen, gibt es verschiedene Möglichkeiten.
Eine der am weitesten verbreiteten und schon in den 1960er Jahren verwendeten Systeme
ist das Filmdosimeter. 1962 wurde von der International Atomic Energy Agency ein Schreiben
für die Benutzung eines Filmdosimeters für das persönliche Monitoring veröffentlicht.
Das Funktionsprinzip ist bis heute weiterhin unverändert und wird in [Abb. 6a ] verdeutlicht [52 ]. Diese Dosimeter sind kostengünstig, zeigen ein hohes Ansprechverhalten und können
ohne Schwierigkeiten täglich getragen werden. Der Nachteil dieses Systems ist die
niedrige Messgenauigkeit bei niedrigen Energien und dass die Dosiswerte monatlich
ermittelt werden und somit kein Rückschluss auf die Ursache einer erhöhten Strahlenbelastung
möglich ist. Ein alternatives, etwa seit 10 Jahren erhältliches Dosimeter arbeitet
mit lumineszierenden Kristallen (optically stimulated luminescense aus Berylliumoxid,
BeOSL), welche durch optische Anregung ausgelesen werden können und ansonsten der
Handhabung eines Filmdosimeters entsprechen ([Abb. 6b ]). Es konnte gezeigt werden, dass diese Dosimeter ein niedriges Ansprechen bei Energien
zwischen 60 und 100 keV haben, welches jedoch durch entsprechende Konstruktion und
Verwendung eines linearen Algorithmus zur Auswertung ausgeglichen werden kann. Weiterhin
sind auch diese Dosimeter kostengünstig, was unter anderem damit zu tun hat, dass
sie mehrfach ausgelesen werden können. Somit eignen sich diese Dosimeter ebenfalls
für die tägliche Routine [53 ]
[54 ].
Abb. 6 a Filmdosimeter mit unterschiedlichen Abschirmungen zur Dosisbestimmung (v.l.n.r.:
Röntgenfilm, Kassettenboden mit Kupfer und Bleiabschirmungen, Kassettendeckel mit
Kupfer und Bleiabschirmungen). b BeOSL-Dosimeter. c Elektronisches Personendosimeter (EPD).
Elektronisches Personendosimeter (EPD)
Um die aktuelle Strahlenexposition zu überwachen, gibt es sogenannte elektronische
Personendosimeter (EPD), welche eine augenblickliche Strahlenexposition anzeigen können
und optional eine akustische oder optische Warnung ausgeben. [Abb. 6c ] zeigt hier exemplarisch ein elektronisches Personendosimeter. Hierfür werden zumeist
Halbleitermaterialen, welche eine gute Sensitivität im Bereich zwischen 70 und 110 keV
zeigen, verwendet [55 ]. Clairand et al. haben in einer Studie 5 EPDs miteinander verglichen und konnten
zeigen, dass diese sowohl bei niedrigen Energien, als auch bei gepulsten Untersuchungen
korrekte Werte anzeigen. 4 der 5 untersuchten Dosimeter konnten sogar die Ortsdosis
eines einzelnen Pulses messen [56 ]. Neue Systeme bestehen aus Überwachungseinheiten, welche die Dosiswerte von bis
zu 5 Dosimetern gleichzeitig anzeigen können. Somit kann das gesamte medizinische
Personal während einer Untersuchung mit einer zentralen Monitoring-Einheit überwacht
werden. Der Vorteil dieses Systems ist, das jedes Mitglied im Untersuchungsraum in
Echtzeit gemessen wird und bei einer erhöhten Strahlenexposition sofort gehandelt
werden kann [57 ]
[58 ]. Sailer et al. konnten dazu in einer aktuellen Studie zeigen, dass hier nicht nur
das Sicherheitsgefühl des medizinischen Personals erhöht wird, sondern dies beim technischen
Personal sogar zu einer signifikanten Reduktion der Personendosis (von 0,12 µSv/Gy/cm2 auf 0,08 µSv/Gy/cm2 ) geführt hat [59 ].
Position des Dosimeters
Abgesehen von der Auswahl eines geeigneten Dosimeters spielt vor allem die Positionierung
und die Verwendung eine entscheidende Rolle. Rigatelli et al. konnten zeigen, dass
Radiologen mit einer Körpergröße < 165 cm höhere Dosiswerte auf ihren Dosimetern haben,
als Radiologen mit einer Körpergröße von > 165 cm, vorausgesetzt, das Dosimeter wird
an der gleichen Körperregion getragen. Dieses ist durch die Verteilung der Streustrahlung
erklärt. Daher ist es wichtig, dass Dosimeter immer an der gleichen repräsentativen
Position, z. B. an der Brusttasche, getragen werden [60 ]. Wie in [Tab. 1 ] dargestellt, gibt es verschiedene Dosisgrenzwerte für unterschiedliche Organe bzw.
Körperregionen. Da nicht alle Körperregionen einzeln gemessen werden können, kann
die Dosis für diese mithilfe von Referenzmessungen abgeschätzt werden. Fetterly et
al. verwenden in ihrer Studie ein Dosimeter links am Kragen und erhalten von Referenzmessungen
die Äquivalentdosisexposition für das ganze Gehirn von 8,4 %, für die linke Karotis
von 72 %, für die rechte Karotis von 28 %, für die linke Augenlinse von 25 % und für
die rechte Augenlinse von 9,2 % des gemessenen Gesamtdosiswerts [45 ]. Neto et al. empfehlen weiterhin die Verwendung von 2 Dosimetern, eines unterhalb
der Bleischürze und eines darüber, um mit diesem die richtige Körperdosis zu bestimmen
[61 ]. Sollen bei bestimmten Anwendungen doch einzelne Körperregionen gemessen bzw. überwacht
werden, so können spezielle Dosimeter, wie das Ringdosimeter für den Finger, welches
meist in der Nuklearmedizin verwendet wird, benutzt werden.
Zusammenfassung und aktuelle Trends
Zusammenfassung und aktuelle Trends
Ein optimaler Strahlenschutz sieht immer eine Kombination aus unterschiedlichen Strahlenschutzmitteln
bzw. Methoden vor. Adamus et al. zeigen in ihrer Studie für die mittlere Äquivalentdosis
der Augenlinsen exemplarisch für die Anlage eines TIPPS (transjugulären intrahepatischen
portosystemischen Shunt) eine sukzessive Dosisreduktion mit zusätzlicher Verwendung
von Strahlenschutzmitteln. Wird nur ein Untertischschutz verwendet, wird eine mittlere
Augenlinsendosis von 466 mSv erreicht. Dieser Wert sinkt auf 55 mSv, wenn zusätzlich
ein seitlicher Patientenaufsatz (nach oben verlängerbarer Untertischschutz) und eine
mobile Bleiglasscheibe verwendet werden. Eine weitere Reduktion der Augenlinsendosis
auf 9,5 mSv kann durch die Verwendung einer Bleiglas-Brille erzielt werden [62 ].
Die Verwendung einer Strahlenschutzschürze, welche laut dem aktuellen DIN-Ausschuss
Radiologie (aufgrund der IEC 61331–3:2014–05, Unterpunkt 5.4) mindestens 60 % des
Körperumfangs bedecken soll, und eines Schilddrüsenschutzes sowie die am Patiententisch
bzw. an der Decke montierten Strahlenschutzsysteme sind obligat. Auch der Strahlenschutz
des Kopf-Hals-Bereichs, vor allem der Augenlinse, sollte an Wichtigkeit gewinnen.
Es gibt jedoch weiterhin Entwicklungsbedarf, vor allem im Hinblick auf die Augenlinsendosis
und deren Monitoring. Hier werden neue Bleiglas-Brillen mit integrierten Dosimetern
erwartet, damit zukünftig die genaue Äquivalentdosis bestimmt und somit das Kataraktrisiko
reduziert werden kann. Allgemein spielt die Dosimetrie eine wichtige Rolle und sollte,
wenn möglich zusätzlich zu dem vorgeschriebenen monatlich ausgelesenen Dosimeter,
um ein EPD ergänzt werden, um Dosiswerte direkt erkennen und Handlungsabläufe optimieren
zu können. Dieser große Vorteil konnte in einer aktuellen Studie gezeigt werden. Es
konnte nicht nur das Sicherheitsgefühl des medizinischen Personals erhöht, sondern
auch die Strahlenexposition des technischen Personals signifikant reduziert werden.
Somit wird die richtige Kombination aus Strahlenschutzmitteln und entsprechender Dosimetrie
die Sicherheit beim Umgang mit Röntgenstrahlung erhöhen.