Vrijlandt EJLE.
et al.
Respiratory Health in Adolescents Born Moderately-Late Preterm in a Community-Based
Cohort.
J Pediatr 2018;
203: 429-436
Die prospektive Kohortenstudie war Teil der LOLLIPOP-Studie (Longitudinal Preterm
Outcome Project). Deren Schwerpunkt lag in der Beurteilung des Wachstums und der Entwicklung
im Vergleich bei sehr früher Geburt (< 32. SSW), moderater bis später Frühgeburt (32. – 36. SSW)
und bei zeitgerecht erfolgten Geburten. Die Studienkohorte war gebildet worden vor
dem 3. – 4. Lebensjahr aus der allgemeinen niederländischen Bevölkerung, Ausschlusskriterien
waren schwere kongenitale Fehlbildungen, kongenitale Infektionen oder Syndrome. Für
die vorliegende Untersuchung wurden nun Teilnehmende aus der LOLLIPOP-Studie im zwischenzeitlichen
Alter von 13 – 14 Jahren evaluiert. Die Prävalenz von Symptomen wurde gemessen mithilfe
eines Fragebogens der International Study of Asthma and Allergies in Childhood (ISAAC).
Ferner wurden Lungenfunktionsuntersuchungen und Belastungstests durchgeführt. Die
Rücklaufquote betrug 47 % und unterschied sich nicht wesentlich bzgl. Hintergrundmerkmalen
der Beteiligten.
Insgesamt nahmen 71 Jungen und Mädchen zwischen 13 und 14 Jahren an der Untersuchung
teil. 37 davon waren zwischen der 32. und 36. SSW geboren worden, 34 hatten eine zeitgerechte
Geburt erlebt. Beide Gruppen waren vergleichbar hinsichtlich Körpergröße, Körpergewicht
und Ausübung von körperlichen Aktivitäten. Unterschiede bestanden neben dem Gestationsalter
(34. ± 1 SSW gegenüber 39. ± 0,9 SSW) im Geburtsgewicht (2442 ± 539 g gegenüber 3693 ± 393 g).
Die moderat bis spät Frühgeborenen berichteten über mehr trockenen Husten (25 % versus
3 %, p = 0,016) und Heuschnupfen (34 % vs. 9 %, p = 0,015). Nicht vermehrt berichtet
wurde über Giemen, Dyspnoe, Asthma und Ekzeme. Die Lungenfunktionsmessungen waren
bei beiden Gruppen innerhalb des Normbereichs. Lediglich der exspiratorische Spitzenfluss
(Gruppe der Frühgeborenen: 86 % des Soll gegenüber 93 % der zeitgerecht Geborenen,
p = 0,05) und der maximale exspiratorische Fluss bei 75 % Ausatmung der forcierten
Vitalkapazität (86 % vs. 96 %, p = 0,06) lag in der Gruppe der moderat bis spät Frühgeborenen
im unteren Normbereich. Unter Belastung konnten zwischen beiden Gruppen keine Unterschiede
in den Parametern festgestellt werden.
In einer Subgruppenanalyse wurden die Ergebnisse der Lungenfunktion verglichen zwischen
den ehemaligen Frühgeborenen der 32. – 34. SSW (n = 19) und der 35. – 36. SSW (n = 18).
Auch hier zeigten sich keine Unterschiede.
Einschränkend geltend gemacht wird u. a., dass die Studie im Umfang angelegt worden
war auf die statistische Bewertung einzelner Lungenfunktionsparameter. So konnte z. B.
ein verringertes Risiko atopischer Erkrankungen in Zusammenhang mit dem Alter bei
Geburt statistisch nicht herausgearbeitet werden. Es wurden auch nur von den Teilnehmenden
selbst berichtete allergische Symptome erfasst, ohne spezifische Allergie-Testungen
durchzuführen. Gleichzeitig beruht die Untersuchung jedoch – so Vrijlandt et al. –
auf einer gut definierten repräsentativen Kohorte aus der Allgemeinbevölkerung mit
präzisen Informationen bzgl. sozioökonomischer Daten und klinischer Verläufe der Neugeborenen-Periode
und der frühen Kindheit.
Zusammenfassend empfohlen wird von der Arbeitsgruppe um Vrijlandt basierend auf den
vorliegenden Ergebnissen, dass ein durchschnittlicher Level an körperlicher Aktivität
bei 13 – 14-jährigen moderat bis spät Frühgeborenen angestrebt werden sollte. Dies
könne als potenzieller präventiver Ansatz gelten, um das Risiko verringerter körperlicher
Belastbarkeit in Wechselwirkung mit respiratorischer Gesundheit zu senken.
Moderate bis späte Frühgeburtlichkeit hat, so die Autorinnen und Autoren, nur geringe
Auswirkungen auf die respiratorische Gesundheit in der Adoleszenz. Zwischenzeitlich
13 – 14 Jahre alte Betroffene berichten über wenig Symptome, diese betrafen insbesondere
vermehrten (trockenen) Husten und Heuschnupfen. Die ehemaligen Frühgeborenen weisen
aber nur wenig mehr Abweichungen in der Lungenfunktionsmessung auf, als zeitgerecht
Geborene. In Belastungstests und körperlicher Aktivität zeigten sich keine Unterschiede.
Dr. Birgit Gappa, Kochel