Neurologie up2date 2019; 2(01): 31-46
DOI: 10.1055/a-0803-5540
Bewegungsstörungen
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Neues zu Diagnostik und Therapie des idiopathischen Parkinson-Syndroms

Josefine Waldthaler
,
Lars Timmermann
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Publication Date:
08 March 2019 (online)

In Deutschland leben mindestens 300 000 Menschen mit einem idiopathischen Parkinson-Syndrom. Aufgrund des demografischen Wandels ist mit einer stetig steigenden Zahl Betroffener zu rechnen. In diesem Beitrag werden die evidenzbasierte Diagnostik und Therapie des idiopathischen Parkinson-Syndroms dargestellt. Insbesondere soll ein Überblick über die neuen Erkenntnisse und Entwicklungen der letzten Jahre gegeben werden.

Kernaussagen
  • Die Diagnose des idiopathischen Parkinson-Syndroms (IPS) beruht weiterhin auf einer ausführlichen Anamnese und neurologischen Untersuchung sowie dem Nachweis der Dopa-Responsivität.

  • In klinisch nicht eindeutigen Fällen kann zur Differenzialdiagnostik nuklearmedizinische Diagnostik eingesetzt werden: das FP-CIT-SPECT zur Abgrenzung des IPS gegen nicht neurodegenerative Ursachen sowie die 18F-Fluordesoxyglukose-Positronenemissionstomografie (FDG-PET) zur Differenzierung gegenüber atypischen Parkinson-Syndromen.

  • Die primäre Therapie richtet sich nach dem Alter des Patienten: Dopaminagonisten bei jüngeren Patienten und L-Dopa bei älteren. Daneben sollten aber immer auch die individuellen Besonderheiten des Patienten bei der Auswahl der Medikamente berücksichtigt werden.

  • Mit dem Catechol-O-Methyltransferase-(COMT-)Hemmer Opicapon sowie Safinamid mit seinem dualen Wirkmechanismus stehen zwei neue Optionen für die medikamentöse Behandlung des IPS mit Wirkfluktuationen zur Verfügung.

  • Die tiefe Hirnstimulation (THS) stellt eine sehr effektive Therapie des IPS auch bei Patienten mit beginnenden Fluktuationen dar, sofern die Indikationsprüfung von einem erfahrenen, multidisziplinären Team durchgeführt wird.

  • Die kontinuierliche Applikation von L-Dopa oder Apomorphin bietet auch Patienten mit einem fortgeschrittenen IPS und Kontraindikationen für die tiefe Hirnstimulation eine effektive Therapie von Wirkfluktuationen.

  • Kognitive Defizite, Stürze und psychotische Symptome sind typische Komplikationen des fortgeschrittenen IPS, denen aufgrund ihrer hohen Komplikationsraten besondere Aufmerksamkeit geschenkt werden sollte.

  • Nichtmedikamentöse Therapien wie Physio- und Ergotherapie, Logopädie sowie kognitives Training sind entscheidend für den Erhalt der Alltagskompetenz, der Lebensqualität und der sozialen Integration und sollten präventiv schon vor Auftreten einer relevanten Beeinträchtigung eingesetzt werden.