Aktuelle Ernährungsmedizin 2019; 44(02): 105-118
DOI: 10.1055/a-0819-0509
CME-Fortbildung
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Ernährung und Demenz

Nutrition and Dementia
Dorothee Volkert

Subject Editor: Wissenschaftlich verantwortlich gemäß Zertifizierungsbestimmungen für diesen Beitrag ist Prof. Dr. med. Christian Löser, Kassel.
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Publication Date:
26 April 2019 (online)

Im Verlauf von Demenzerkrankungen treten Ernährungsprobleme auf, die mit Reduktion der Essmenge und erhöhtem Mangelernährungsrisiko verbunden sind. In der vorliegenden Arbeit wird der Zusammenhang zwischen Ernährung und Demenz beleuchtet und beschrieben, welche Maßnahmen sinnvoll sind, um einen guten Ernährungszustand möglichst lange aufrechtzuerhalten und so zum Erhalt von Gesundheit, Funktionalität und Selbstständigkeit beizutragen.

Abstract

Nutrition and cognitive health mutually influence each other and are both important for the maintenance of independence and wellbeing up to old age. It is the aim of the present review to summarize the state of knowledge regarding the relation between nutrition and dementia and to highlight effective interventions to maintain adequate nutrition as long as possible.

Various food components are known to be important for brain structure and functioning and related to cognitive performance. In epidemiological studies protective effects of adherence to a traditional Mediterranean diet on cognitive health are described. In the course of dementia sooner or later nutritional prolems appear which mostly lead to unbalanced and insufficient nutrition. Thus, nutritional interventions should be a fixed component of dementia treatment. They should be based on a routine screening for malnutrition, followed by assessment when appropriate, and periodic body weight control in order to recognize problems early. In all stages of dementia, an adequate oral nutrition can be supported by attractive, high-quality food according to individual preferences and needs served in a pleasant ambience, by adequate nursing support and treatment of underlying causes of malnutrition. If nutritional requirements are not met by usual food, oral nutritional supplements are recommended in order to improve nutritional status. Beneficial effects of energy and/or nutrient supplementation on cognitive abilities are however not proven. Artificial nutrition is only rarely indicated. In each case individual benefits and risks should be carfully weighed and the patients (presumed) will considered. In patients with advanced dementia and in the terminal phase of life artificial nutrition is not recommended.

Info 2

Die Eating Behaviour Scale zur Erfassung von problematischen Essverhalten [13]

beobachtetes Verhalten

  • Kann der Patient mit dem Essen beginnen?

  • Kann der Patient sich auf das Essen konzentrieren?

  • Kann der Patient sein Essen erkennen und lokalisieren?

  • Kann der Patient mit Besteck umgehen?

  • Kann der Patient abbeißen, kauen und schlucken ohne zu würgen?

  • Kann der Patient die Mahlzeit beenden?

Antwortkategorien jeweils

  • selbstständig (3 Punkte)

  • nach verbaler Aufforderung (2 Punkte)

  • mit Unterstützung (1 Punkt)

  • abhängig von fremder Hilfe (0 Punkte)

Kernaussagen
  • Ernährungsmaßnahmen sollten während des gesamten Krankheitsverlaufs fester Bestandteil der Behandlung von Demenzpatienten sein, da früher oder später Ernährungsprobleme auftreten.

  • Durch routinemäßiges Screening auf Mangelernährung, regelmäßige Kontrolle des Körpergewichts und Beobachtung von Essverhalten sowie Essmenge werden Ernährungsprobleme frühzeitig erkannt.

  • Das Essensangebot für Menschen mit Demenz soll in allen Stadien der Demenz vielseitig und abwechslungsreich sein und den individuellen Bedürfnissen entsprechen. Gezielte Ansprache der Sinne, häufige Zwischenmahlzeiten, Fingerfood, Anreicherung und Trinknahrung können zu einer ausreichenden Ernährung beitragen.

  • Die orale Ernährung kann durch Beseitigung möglicher Ursachen von Mangelernährung, Mahlzeiten in Gesellschaft und entspannter Atmosphäre sowie durch individuell angemessene Unterstützung durch einfühlsame, vertraute Personen gefördert werden.

  • Eine künstliche Ernährung sollte nur ausnahmsweise zum Einsatz kommen. In fortgeschrittenen Stadien der Demenz ist ihr Nutzen nicht belegt.