Zusammenfassung
Hintergrund Die Gesundheitsförderung und Prävention in Deutschland haben aufgrund des Präventionsgesetzes
an Bedeutung gewonnen. Durch das Gesetz erfahren die sogenannten Lebenswelten (settings)
eine besondere Beachtung. Bislang gibt es allerdings weder ein einheitliches Verständnis
über diesen Ansatz, noch sind dessen Potenziale empirisch hergeleitet. Es bedarf daher
einer Auseinandersetzung mit geeigneten Evaluations- und Studienkonzepten.
Ziele und Methoden Ziele dieser Arbeit sind, die Bedeutung der internen und externen Validität von Interventionsstudien
in Gesundheitsförderung und Prävention zu untersuchen. Wir geben einen Überblick zu
verschiedenen Studiendesigns im Hinblick auf die erreichbare Verzerrungskontrolle
und stellen Anwendungsbeispiele für die Evaluation von Setting-Projekten vor.
Ergebnisse Lebenswelt bezogene Interventionen sind oft durch eine Vielzahl von Maßnahmen, Akteuren
und Interventionskontexten gekennzeichnet. Der Evidenz basierten Medizin entliehene
Analysemethoden werden in Deutschland für die Gesundheitsförderung kritisch gesehen.
Solche Studien würden zwar eine hohe interne Validität aufweisen, die Übertragbarkeit
der Ergebnisse auf „die Wirklichkeit“ sei aber gering. Dagegen ist die Übertragbarkeit
von Studienergebnissen für Setting-Projekte keine größere Herausforderung als für
andere Forschungsfelder. Sie ist nicht durch unterschiedliche Kontexte, sondern durch
unterschiedliche Wirkungsbeziehungen begrenzt. Durch einen Wirkungsnachweis soll ein
beobachteter Effekt kausal auf eine Intervention zurückgeführt werden. Die erkenntnistheoretischen
Anforderungen unterscheiden sich hierbei nicht zwischen Studien, die auf interne oder
externe Validität angelegt sind. Die internationale Diskussion fokussiert auf die
Weiterentwicklung (quasi)-experimenteller Studiendesigns. Anwendungsbeispiele für
Setting-Projekte vorwiegend aus Deutschland verdeutlichen, dass diese Verfahren vereinzelt
bereits in der Evaluationspraxis angewendet werden.
Schlussfolgerung Eine Herausforderung für die Gesundheitsförderung und Prävention in Lebenswelten
besteht darin, die heterogene Evidenzbasis systematisch zu erfassen. Derzeit liegt
eine Vielzahl von Erkenntnissen in einer Vielzahl von Interventionsfeldern vor. Diese
Erkenntnisse müssen zusammengestellt und dahingehend analysiert werden, ob und im
welchem Umfang weitere Evaluationen mit welchen Methoden zu initiieren sind.
Abstract
Background Health promotion and disease prevention in Germany have become more important as
a result of the Prevention Act that gives special attention to the setting. So far,
however, there is neither a common understanding of the terms of this approach, nor
are its potentials empirically derived. Therefore, a discussion about suitable evaluation
and study concepts is required.
Aims and methods The aims of this study were to address the meaning of internal and external validity
of intervention studies in health promotion and disease prevention. We provide an
overview of the achievable bias control for different study designs and provide examples
for the evaluation of setting-based approaches.
Results Interventions in settings are often characterized by a multitude of measures, actors
and intervention contexts. Methods of analysis from evidence-based medicine are viewed
critically for health promotion and disease prevention in Germany. Such studies are
considered to provide a high degree of internal validity, but the extrapolation of
the results to “reality” is viewed as low. In contrast, the extrapolation of study
results is not more of a challenge for setting projects than for any other research
area. It is not limited by different contexts, but rather by different causal relationships.
Impact assessment aims at causally attributing an observed outcome to the intervention.
Thus, the epistemological requirements do not differ between studies that are designed
for internal or external validity. The international discussion focuses on the refinement
of (quasi)-experimental study designs. Examples for the evaluation of setting projects,
mainly from Germany, illustrate that those alternative methods have already been used
in evaluation practice.
Conclusion A challenge for health promotion and disease prevention in settings is to systematically
assess the different needs for evidence-basing. At present, there is a wealth of findings
in a large number of intervention fields. These findings must be compiled and analyzed
to determine whether and to what extent further evaluations need to be initiated and
by which methods.
Schlüsselwörter Gesundheitsförderung - Prävention - Lebenswelten - Validität - Evaluation - Evidenz
Key words Health promotion - prevention - settings - validity - evaluation - evidence