Radiologie up2date 2019; 19(02): 167-216
DOI: 10.1055/a-0851-4551
Abdominelle und gastrointestinale Radiologie
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Chirurgie und Bildgebung bei Abdominaltrauma

Sophia F. U. Blum
,
Karl-Heinz Schultheis
,
Ulrich Mödder
,
Michael Laniado
,
Hanns-Christoph Held
,
Andreas Krieg
,
Wolfram T. Knoefel
,
Stephan Zastrow
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Publication History

Publication Date:
11 June 2019 (online)

Bei etwa 25% der schwerverletzten Patienten ist das Abdomen mitbetroffen und ca. 10% der Todesfälle gehen auf Abdominaltraumata zurück. Bildgebende Untersuchungen sind in der Notaufnahme unmittelbar nach den initialen klinisch-diagnostischen Maßnahmen unverzichtbar, um die erforderlichen therapeutischen Konsequenzen ziehen zu können. Der Beitrag geht speziell auf die für die Kommunikation zwischen Radiologen und Chirurgen wichtigen Aspekte ein.

Kernaussagen
  • Stumpfe Oberbauchtraumata und Traumata von links-lateral sind der häufigste Grund für Milzverletzungen. Zwischen 80 und 90% der Patienten benötigen keine Operation, eine klare Interventionspflichtigkeit stellt sich jedoch unabhängig vom Grad des Verletzungsausmaßes bei einer Kreislaufinstabilität bzw. bei Transfusionsbedürftigkeit.

  • Die Leber ist neben der Milz das am häufigsten verletzte Organ beim Abdominaltrauma, die Mortalitäts- und Morbiditätsrate ist hoch. Die Gallenblase ist dagegen durch Leber und Rippen weitgehend geschützt. Verletzungen der Gallengänge oder der Gallenblase werden oft erst im Intervall aufgrund ihrer Komplikationen diagnostiziert.

  • Das Pankreas ist beim abdominalen Trauma relativ selten beteiligt. Zwischen 20 und 40% der Pankreastraumata werden in der Bildgebung initial nicht erkannt.

  • Verletzungen von Mesenterium und Gastrointestinaltrakt treten bei stumpfer Gewalteinwirkung relativ selten auf. Sie sind aufgrund der mitunter subtilen radiologischen Zeichen schwer zu diagnostizieren.

  • Hauptaufgabe der radiologischen Diagnostik bei Nierentrauma ist die Detektion von Blutungen, von Verletzungen des Nierenbeckenkelchsystems und von Urinomen, da diese therapeutisch relevant sind. Die meisten Nierenverletzungen sind niedriggradig und werden konservativ behandelt.

  • Ureterverletzungen sind selten und werden zumeist durch penetrierende Traumata verursacht. Die meisten Harnblasenverletzungen liegen extraperitoneal. Die seltenen Urethraverletzungen betreffen am ehesten den bulbären Anteil distal des Diaphragma urogenitale.

  • Nebennierenverletzungen sind ein Indikator für ein schweres Trauma und treten praktisch nie isoliert auf. Sie sind bedingt durch die retroperitoneale Lage des Organs meist selbstlimitierend und werden konservativ behandelt.