Schlüsselwörter
Varizen - Beruf - Arbeitsunfähigkeit - Alter
Hintergrund und Fragestellung
Hintergrund und Fragestellung
Hintergrund
Herz-Kreislauf-Erkrankungen (HKE) verursachen einen großen Anteil der Morbidität
und Mortalität in industrialisierten Ländern [1]. In Deutschland bedingen sie ca. 40 % der Sterbefälle, ca. 15 %
der Krankenhausfälle und die höchsten Kosten im Gesundheitswesen [2], [3].
Volkswirtschaftlich werden dabei häufig nur die Erkrankungen des Herzens und der
arteriellen Gefäße betrachtet. Die sozioökonomische Bedeutung der Erkrankungen
des Venen- und Lymphsystems ist ebenso beträchtlich. Sie verursachen ca. 5 % der
Krankheitskosten der HKE, fast ebenso viel wie Herzinfarkte [4]. Fast ein Drittel ist durch die in der ICD 10
als I83 codierten Varizen der unteren Extremitäten bedingt. Vaskuläre
Erkrankungen und insbesondere venöse Erkrankungen sind in ihrer Bedeutung für
die Arbeitswelt zu wenig erforscht.
In diesem Beitrag werden basierend auf Arbeitsunfähigkeitsdaten der gesetzlichen
Krankenkassen aus dem Jahr 2008 Unterschiede im Auftreten von Arbeitsunfähigkeit
bedingt durch Beinvarizen in Abhängigkeit vom Beruf altersunabhängig und
stratifiziert für Altersklassen deskriptiv dargestellt.
Bedeutung
In allgemeinärztlichen Praxen stellen Varizen eine häufige Behandlungsdiagnose
(Rang 14) dar [5]. Varizen sind eine chronische
Erkrankung, die sowohl zu Arbeitsunfähigkeit (AU) als auch zu Frühverrentungen
führen können. Sie verursachen ca. 8 % der AU-Fälle und AU-Tage der HKE [6]. Nicht alle Erkrankten haben klinisch
relevante Symptome. Unbehandelt führen Varizen häufig zu Komplikationen wie dem
chronischen Ödem, trophischen Hautveränderungen, Ulcus cruris, tiefer
Veneninsuffizienz, Entzündungen sowie erhöhtem Thromboserisiko.
Operationen an epifaszialen Venen gehören in Deutschland zu den häufigsten
Eingriffen. Es wird geschätzt, dass jährlich mehr als 350 000 Operationen
aufgrund von Varizen durchgeführt werden [7].
Im Jahr 2015 gab es insgesamt ca. 93 000 vollstationäre Krankenhausfälle (ca.
34 000 Männer bzw. 59 000 Frauen) aufgrund von Varizen und 140 000
vollstationäre Operationen (ca. 49 000 Männer bzw. 91 000 Frauen). Die Fallzahl
nimmt kontinuierlich mit dem Alter zu. Die altersspezifische Fallzahl steigt von
50 Fällen pro 100 000 Einwohner bei 15- bis 44-Jährigen auf 162 Fälle pro
100 000 Einwohner bei 45- bis 64-Jährigen [8].
Häufigkeiten
Varizen der unteren Extremitäten sind die häufigste Venenerkrankung. Abhängig von
der Definition und dem untersuchten Kollektiv werden sehr unterschiedlich hohe
Häufigkeiten berichtet. In bevölkerungsbasierten Studien beträgt die Prävalenz
zwischen 14 % und 30 % [9], [10], [11]. 2015
wurden mehr als 94 000 AU-Fälle, 60 000 bei Frauen und über 34 000 bei Männern,
angegeben [6].
Daten aus Deutschland zur Auswirkung auf die Arbeitsfähigkeit liegen bisher nur
aus der Tübinger Venenstudie von 1979 vor. Rund 5 % der an Varizen Erkrankten
leiden unter starken Beeinträchtigungen im Beruf. Von ihnen waren 45 % länger
als sechs Wochen arbeitsunfähig und 55 % mussten den Arbeitsplatz wechseln,
umschulen oder die Arbeit aufgeben [12]. Die
Rentenversicherung berichtet für 2015 von 58 Berentungen pro 100 000
Versicherten aufgrund verminderter Erwerbsfähigkeit bedingt durch Varizen [13].
Risikofaktoren
Die Ausbildung von Varizen ist ein multifaktorielles Geschehen. Weitgehend
anerkannte Risikofaktoren sind Alter, weibliches Geschlecht sowie das
Zusammentreffen genetischer Disposition mit mechanischen Faktoren wie langes
Stehen, Adipositas oder Schwangerschaften. Weitere allgemeine Einflussfaktoren
wie sozialer Status, die Einnahme von oralen Antikontrazeptiva, geringe
physische Aktivität, chronische Obstipation, steigende Körpergröße und -gewicht,
Arthrose sowie Alkoholkonsum und Rauchen werden teilweise kontrovers diskutiert.
Auch Zusammenhänge mit Erkrankungen des arteriellen Gefäßsystems, wie
Bluthochdruck und Arteriosklerose werden beschrieben [14], [15], [16], [17],
[18], [19], [20], [21], [22], [23], [24],
[25].
Medizinhistorisch lange bekannt und in epidemiologischen Studien nachgewiesen ist
der Zusammenhang zwischen langem Stehen am Arbeitsplatz (über 4 Stunden) und dem
Auftreten von Varizen. Auch wenn nicht alle Autoren damit übereinstimmen, wird
der Zusammenhang in vielen aktuellen Untersuchungen bestätigt [10], [11],
[17], [22], [26], [27]. Vorwiegend sitzende Tätigkeiten werden als mögliches Risiko
[17], ohne Einfluss [22] oder protektiv [19] beschrieben. Als weitere berufliche Risikofaktoren werden
beruflicher Status als Arbeiter [11], schweres
Heben und Tragen [28], [29], Arbeiten in geschlossenen Räumen [29], sowie berufliche Exposition gegenüber Hitze
und Feuchtigkeit [30] in einzelnen Studien
berichtet.
Das Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) führt regelmäßig in Kooperation mit
der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA) die
BIBB/BAuA-Erwerbstätigenbefragung durch. In der Befragung 2012 [31] geben Beschäftigte (Männer und Frauen), die
häufig stehen, doppelt so oft Beschwerden aufgrund geschwollener Beine an wie
Beschäftigte, die nie stehen (13,5 % vs. 6,6 %). Schmerzen in den Beinen bzw.
Füßen werden fünfmal häufiger (29,2 % vs. 5,9 %) berichtet (eigene
Berechnungen). Insgesamt klagen Frauen häufiger über Beschwerden in den Beinen
als Männer.
Fragestellung
Bedingt durch die demographische Entwicklung und die verlängerte gesetzliche
Lebensarbeitszeit bis zum 67. Lebensjahr ist mit einem Anstieg der AU aufgrund
von Beinvarizen zu rechnen, da diese im Alter vermehrt auftreten. Aufgrund
unterschiedlicher Beanspruchungen in den Berufen ist es wichtig, den Altersgang
der AU auch berufsabhängig zu kennen.
In den regelmäßig veröffentlichten Statistiken der Krankenkassen und der
Bundesregierung über gesetzlich Versicherte werden AU-Fälle und -Tage für beide
Geschlechter aggregiert nach Diagnose-, sowie teilweise auch nach Alters- oder
Berufsgruppen berichtet [6]. Bisherige
Auswertungen der Arbeitsunfähigkeit durch Varizen an den Beinen berücksichtigen
weder den Beruf noch Modifikationen im Altersverlauf für das Auftreten von AU
durch Varizen.
In diesem Beitrag wird das Auftreten von AU-Fällen aufgrund von Varizen der
unteren Extremitäten (I83) zwischen verschiedenen Berufsgruppen dargestellt.
Alters- und berufsgruppenabhängige Muster werden untersucht. Es wird angenommen,
dass in den betroffenen Berufsgruppen das standardisierte Morbiditätsratios
(SMR) insbesondere in den jüngeren bis mittleren Altersklassen erhöht ist und
eine Annäherung an die Referenzgruppe mit dem Alter erfolgt, da Varizen im
jüngeren Alter seltener auftreten und im höheren Alter mit einem
Healthy-Worker-Effekt zu rechnen ist.
Die Ergebnisse werden für Männer und Frauen getrennt beschrieben.
Methodik
Datengrundlage
Die hier vorgestellte Analyse war Bestandteil eines Forschungsprojekts der BAuA
(F2255) mit Sekundärdaten [32]. Für dieses
Projekt wurden aggregierte Daten von fast allen Kassen der gesetzlichen
Krankenversicherung (GKV) zur Arbeitsunfähigkeit in Deutschland für das
Kalenderjahr 2008 zusammengestellt. Es lagen Angaben zu insgesamt 26,2 Mio.
erwerbstätig Versicherten aus AOK, BKK, IKK, BARMER, TK, DAK, GEK und
Knappschaft vor. Die Datenübermittlung erfolgte gruppiert in fünf Altersklassen
von 15 bis 64 Jahren.
Die Zahl der AU-Fälle und -Tage zu den 22 häufigsten HKE (Kapitel IX, ICD-10)
[33] inklusive der Diagnose I83 Varizen der
unteren Extremitäten wurden getrennt für beide Geschlechter zur Verfügung
gestellt.
Der Datensatz bildet mit insgesamt 13,7 Mio. Männern und 12,5 Mio. Frauen die
erwerbstätigen GKV-Pflichtversicherten des Jahres 2008 fast vollständig ab. Am
stärksten besetzt ist die Altersklasse der 35- bis 44-Jährigen (3,6 Mio. Männer
und 3,2 Mio. Frauen), am niedrigsten die Altersklasse der Erwerbstätigen
zwischen 55 und 64 Jahren (1,6 Mio. Männer, 1,5 Mio. Frauen) ([
Tab. 1
]).
Tab. 1
Anzahl der Fälle von Arbeitsunfähigkeit durch „Varizen der unteren
Extremitäten“, stratifiziert nach Geschlecht und Alter (10
Jahresklassen), Deutschland 2008.
|
Männer
|
Frauen
|
Alter (Jahre)
|
Anzahl Versicherte
|
AU-Fälle
|
Fälle/1000 Versicherte
|
AU-Tage
|
Tage/Fall
|
Anzahl Versicherte
|
AU-Fälle
|
Fälle/1000 Versicherte
|
AU- Tage
|
Tage/Fall
|
15 bis 24
|
2 155 260
|
725
|
0,34
|
8756
|
12,1
|
1 777 943
|
1091
|
0,61
|
12 000
|
11,0
|
25 bis 34
|
3 149 471
|
3040
|
0,97
|
46 245
|
15,2
|
2 695 645
|
5 025
|
1,86
|
64 908
|
12,9
|
35 bis 44
|
3 575 320
|
7992
|
2,24
|
137 167
|
17,2
|
3 195 389
|
14 674
|
4,59
|
219 886
|
15,0
|
45 bis 54
|
3 214 339
|
11 732
|
3,65
|
214 517
|
18,3
|
3 237 518
|
20 873
|
6,45
|
346 474
|
16,6
|
55 bis 64
|
1 635 679
|
8798
|
5,38
|
180 811
|
20,6
|
1 539 247
|
13 279
|
8,63
|
253 799
|
19,1
|
insgesamt
|
13 730 069
|
32 287
|
2,35
|
587 496
|
18,2
|
12 445 742
|
54 942
|
4,41
|
897 067
|
16,3
|
Datenauswertung
Angaben zum Beruf waren entsprechend der Klassifikation der Berufe [34] für die dreistellige Berufsordnung kodiert.
Die Berufsgruppen wurden entsprechend der Klassifikation von Blossfeld [35] gebildet. Diese fasst die 336 Berufe
sekundär in 12 Berufsgruppen entsprechend Qualifikation und
Tätigkeitsanforderungen zusammen. Eine Auflistung mit Angabe zur Gruppengröße
für Männer und Frauen findet sich in [
Tab.
2
] und [
Tab. 3
]. Zur
genauen Beschreibung siehe Liebers et al. 2016 [32].
Tab. 2
Standardisiertes Morbiditätsratio mit 99,99 % Konfidenzintervall (KI)
der alters- und berufsgruppenspezifischen Arbeitsunfähigkeit aufgrund
der Diagnose „Varizen der unteren Extremitäten“ von pflichtversicherten
Erwerbstätigen in Deutschland 2008, Männer. Standardisiert für die
gesetzlichen Krankenkassen.
|
Versicherte
|
Standardisiertes Morbiditätsratio [99,99 % KI]
|
Berufsgruppe nach Blossfeld 1985*
|
|
15–24 Jahre
|
25–34 Jahre
|
35–44 Jahre
|
45–54 Jahre
|
55–64 Jahre
|
gesamt
|
*Bezeichnung der Berufsgruppen von Blossfeld leicht modifiziert:
Ersetzungen: „einfach“ durch „gering qualifiziert“, „Dienste“
durch „Dienstleistungsberufe“, „kaufmännische und
Verwaltungsberufe“ durch „Verwaltungsberufe“
|
qualifizierte manuelle Berufe
|
3 538 972
|
1,21 [0,96–1,49]
|
1,94 [1,71–2,20]
|
1,74 [1,61–1,88]
|
1,60 [1,50–1,71]
|
1,50 [1,39–1,61]
|
1,61 [1,55–1,68]
|
gering qualifizierte manuelle Berufe
|
2 951 981
|
1,19 [0,84–1,61]
|
1,97 [1,72–2,25]
|
1,77 [1,63–1,92]
|
1,52 [1,42–1,62]
|
1,55 [1,43–1,68]
|
1,61 [1,55–1,68]
|
gering qualifizierte Verwaltungsberufe
|
542 660
|
1,08 [0,48–2,04]
|
1,20 [0,82–1,70]
|
1,47 [1,18–1,82]
|
1,20 [0,97–1,47]
|
1,11 [0,86–1,41]
|
1,24 [1,10–1,40]
|
gering qualifizierte Dienstleistungsberufe
|
2 333 934
|
1,29 [0,80–1,96]
|
1,70 [1,43–2,01]
|
1,18 [1,06–1,31]
|
1,15 [1,06–1,25]
|
1,11 [1,01–1,21]
|
1,18 [1,12–1,24]
|
qualifizierte Dienstleistungsberufe
|
318 130
|
0,58 [0,08–1,97]
|
1,25 [0,74–1,96]
|
1,12 [0,81–1,51]
|
1,17 [0,90–1,49]
|
1,19 [0,87–1,59]
|
1,16 [0,99–1,34]
|
Agrarberufe
|
309 992
|
1,12 [0,40–2,41]
|
1,47 [0,83–2,38]
|
1,34 [0,98–1,77]
|
1,06 [0,81–1,35]
|
1,03 [0,75–1,38]
|
1,15 [0,98–1,33]
|
Techniker
|
667 643
|
0,35 [0,03–1,27]
|
1,08 [0,70–1,57]
|
1,39 [1,14–1,68]
|
1,05 [0,88–1,25]
|
0,97 [0,79–1,17]
|
1,09 [0,99–1,21]
|
Semiprofessionen
|
404 730
|
1,11 [0,34–2,60]
|
1,40 [0,89–2,10]
|
1,24 [0,94–1,60]
|
0,93 [0,72–1,17]
|
1,07 [0,81–1,38]
|
1,08 [0,94–1,24]
|
Manager
|
221 965
|
1,27 [0,05–5,83]
|
0,76 [0,34–1,42]
|
0,56 [0,31–0,92]
|
0,90 [0,62–1,27]
|
0,93 [0,65–1,29]
|
0,82 [0,66–1,01]
|
Ingenieure
|
331 193
|
0,79 [0,01–4,35]
|
0,60 [0,32–1,01]
|
0,70 [0,46–1,01]
|
0,83 [0,57–1,15]
|
0,82 [0,56–1,15]
|
0,76 [0,62–0,91]
|
Professionen
|
133 762
|
0,00 [0,00–0,00]
|
0,29 [0,07–0,76]
|
0,50 [0,20–1,00]
|
0,65 [0,30–1,22]
|
1,05 [0,53–1,84]
|
0,61 [0,41–0,86]
|
nicht zuordenbar
|
345 331
|
0,74 [0,37–1,29]
|
1,03 [0,53–1,80]
|
0,81 [0,46–1,31]
|
0,74 [0,47–1,09]
|
0,42 [0,21–0,74]
|
0,70 [0,55–0,88]
|
qualifizierte Verwaltungsberufe
|
1 636 398
|
1 (Referenz)
|
1 (Referenz)
|
1 (Referenz)
|
1 (Referenz)
|
1 (Referenz)
|
1 (Referenz)
|
AU-Fälle/10 000 in Referenz (roh)
|
|
3
|
6
|
14
|
26
|
37
|
15
|
Tab. 3
Standardisiertes Morbiditätsratio mit 99,99 % Konfidenzintervall (KI)
der alters- und berufsgruppenspezifischen Arbeitsunfähigkeit aufgrund
der Diagnose „Varizen der unteren Extremitäten“ von pflichtversicherten
Erwerbstätigen in Deutschland 2008, Frauen. Standardisiert für die
gesetzlichen Krankenkassen.
|
Versicherte
|
Standardisiertes Morbiditätsratio [99,99 % KI]
|
Berufsgruppe nach Blossfeld 1985*
|
|
15–24 Jahre
|
25–34 Jahre
|
35–44 Jahre
|
45–54 Jahre
|
55–64 Jahre
|
gesamt
|
*Bezeichnung der Berufsgruppen von Blossfeld leicht modifiziert:
Ersetzungen: „einfach“ durch „gering qualifiziert“, „Dienste“
durch „Dienstleistungsberufe“, „kaufmännische und
Verwaltungsberufe“ durch „Verwaltungsberufe“
|
qualifizierte manuelle Berufe
|
482 647
|
1,29 [0,77–2,01]
|
2,16 [1,70–2,70]
|
1,72 [1,49–1,96]
|
1,68 [1,50–1,87]
|
1,74 [1,53–1,97]
|
1,73 [1,61–1,84]
|
gering qualifizierte manuelle Berufe
|
842 681
|
1,04 [0,59–1,66]
|
1,91 [1,56–2,31]
|
1,52 [1,37–1,68]
|
1,44 [1,33–1,56]
|
1,54 [1,40–1,70]
|
1,51 [1,43–1,58]
|
gering qualifizierte Verwaltungsberufe
|
1 719 310
|
1,25 [0,92–1,66]
|
1,62 [1,40–1,85]
|
1,47 [1,36–1,58]
|
1,31 [1,22–1,40]
|
1,38 [1,27–1,50]
|
1,39 [1,34–1,45]
|
gering qualifizierte Dienstleistungsberufe
|
1 448 912
|
1,21 [0,83–1,69]
|
1,60 [1,35–1,87]
|
1,34 [1,23–1,46]
|
1,30 [1,22–1,39]
|
1,39 [1,29–1,50]
|
1,35 [1,30–1,41]
|
qualifizierte Dienstleistungsberufe
|
1 282 075
|
1,30 [0,99–1,67]
|
1,27 [1,08–1,48]
|
1,23 [1,10–1,37]
|
1,20 [1,09–1,32]
|
1,25 [1,10–1,42]
|
1,23 [1,16–1,30]
|
Agrarberufe
|
130 253
|
0,60 [0,12–1,71]
|
1,34 [0,76–2,18]
|
1,19 [0,86–1,59]
|
1,19 [0,89–1,55]
|
1,24 [0,84–1,77]
|
1,19 [1,0–1,40]]
|
Techniker
|
358 308
|
0,84 [0,29–1,84]
|
1,48 [1,08–1,96]
|
1,13 [0,93–1,36]
|
1,08 [0,91–1,28]
|
1,16 [0,92–1,45]
|
1,15 [1,03–1,27]
|
Semiprofessionen
|
1 851 860
|
0,99 [0,69–1,37]
|
1,34 [1,16–1,53]
|
1,27 [1,17–1,38]
|
1,20 [1,12–1,28]
|
1,24 [1,13–1,36]
|
1,23 [1,18–1,29]
|
Manager
|
245 286
|
0,61 [0,10–1,94]
|
0,68 [0,43–1,03]
|
0,70 [0,51–0,93]
|
0,83 [0,63–1,06]
|
1,00 [0,72–1,35]
|
0,80 [0,68–0,93]
|
Ingenieure
|
107 437
|
0,45 [0,00–5,59]
|
0,94 [0,54–1,52]
|
0,61 [0,37–0,94]
|
0,84 [0,52–1,27]
|
0,78 [0,34–1,50]
|
0,77 [0,59–0,97]
|
Professionen
|
223 620
|
0,57 [0,00–4,16]
|
0,60 [0,38–0,91]
|
0,74 [0,54–0,98]
|
0,81 [0,59–1,07]
|
0,88 [0,57–1,29]
|
0,75 [0,63–0,89]
|
nicht zuordenbar
|
249 508
|
0,71 [0,38–1,20]
|
0,70 [0,38–1,18]
|
0,53 [0,32–0,81]
|
0,61 [0,40–0,89]
|
0,60 [0,32–1,03]
|
0,62 [0,49–0,76]
|
qualifizierte Verwaltungsberufe
|
3 509 418
|
1 (Referenz)
|
1 (Referenz)
|
1 (Referenz)
|
1 (Referenz)
|
1 (Referenz)
|
1 (Referenz)
|
AU-Fälle/10 000 in Referenzgruppe (roh)
|
|
5
|
14
|
37
|
52
|
63
|
34
|
In diesem Beitrag werden nur die Ergebnisse für AU-Fälle vorgestellt. Für die
Aussagen zu relativen Häufigkeiten wurden die Anzahl der AU-Fälle je Diagnose
auf die Anzahl der Versicherten pro Altersklasse und Beruf (bzw. Berufsgruppe)
bezogen. Als Effektschätzer wurden SMR als Verhältnis der beobachteten zur
erwarteten Anzahl berechnet. Das SMR wird als relatives Risiko
interpretiert.
-
Das generelle berufsgruppenspezifische SMR ist indirekt standardisiert.
Berücksichtigt wurden Alter und Kassenzugehörigkeit als
Einflussfaktoren. Alle Berechnungen erfolgten geschlechtsstratifiziert.
Referenzgruppe für die Auswertung waren die Bürofachkräfte bzw. die
qualifizierten kaufmännischen und Verwaltungsberufe. Die Auswahl
erfolgte aufgrund der hohen Anzahl an Beschäftigten in beiden
Geschlechtern und der teilweise geringen physischen Belastung.
-
Für die Berechnung der berufsgruppenspezifischen SMR im Altersverlauf
erfolgte die Berechnung jeweils für Probanden einer Berufsgruppe
innerhalb einer der fünf Altersklassen im Vergleich zu altersgleichen
Probanden der Referenzberufsgruppe. Die indirekte Standardisierung
berücksichtigt in diesem Fall nur die Kassenzugehörigkeit.
Für die SMR wurden exakte Konfidenzintervalle (KI) berechnet. Aufgrund des
multiplen Testens wurden erweiterte 99,99 % KI verwendet. Als signifikant werden
Effektschätzer bewertet, deren KI des SMR die 1 nicht einschließt.
Bei der Berechnung konnten nur Angaben zu Geschlecht, Altersklasse und
Krankenkasse als Kovariablen berücksichtigt werden. Weitere Angaben wie z. B. zu
sozioökonomischem Status, Einkommen, Bildung, Konstitution oder Disposition
lagen nicht vor.
Für die Verwaltung und Auswertung, wurde die relationale Datenbank Microsoft
Access 2003 verwendet.
Ergebnisse
Altersspezifische AU-Ereignissen
Im Jahr 2008 wurden 87 229 Fälle von AU aufgrund von Varizen an den Beinen bei
Beschäftigten im Alter von 15 bis 64 Jahren beobachtet. Bei den Männern führten
32 287 AU-Fälle (2,1/1000 Beschäftigte) zu 587 496 AU-Tagen (42,8/1000
Beschäftigte). Bei den Frauen führten die 54 942 AU-Fälle (4,1/1000
Beschäftigte) zu 897 067 AU-Tagen (72,1/1000 Beschäftigte). Die
durchschnittliche Dauer einer AU betrug bei Männern 18,2 und bei Frauen 16,3
Tage. Sowohl Männer und als auch Frauen zeigten einen altersabhängigen Anstieg
der AU. Ebenso nahm in beiden Geschlechtern die absolute Anzahl der AU-Fälle mit
dem Alter zu ([
Tab. 1
]). Genauere
Ausführungen finden sich bei Liebers 2016 [32].
Berufsgruppenspezifische Arbeitsunfähigkeit
Bei Beschäftigten in qualifizierten manuellen Berufen (♂ SMR 1,61; KI:
[1,55–1,68] und ♀ SMR 1,73 [1,61–1,84]), in gering qualifizierten manuellen
Berufen (♂ SMR 1,61 [1,55–1,68] und ♀ SMR 1,51 [1,43–1,58]), in gering
qualifizierten Verwaltungsberufen (♂ SMR 1,24 [1,10–1,40] und ♀ SMR 1,39
[1,34–1,45]) sowie in gering qualifizierten Dienstleistungsberufen (♂ SMR 1,18
[1,12–1,24] und ♀ SMR 1,35 [1,30–1,41]) traten mehr AU-Fälle aufgrund von
Varizen als in der Referenzgruppe auf. Anders als bei den Männern traten bei
Frauen auch in den Berufsgruppen der Semiprofessionen [
1
] (SMR 1,23 [1,18–1,29]), der
qualifizierten Dienstleistungsberufe (SMR 1,23 [1,16–1,30]), der Agrarberufe
(SMR 1,19 [1,00–1,40]) sowie der Techniker (SMR 1,15 [1,03–1,27]) mehr AU-Fälle
als in der Referenzgruppe auf ([
Tab. 2
]
und [
Tab. 3
]). Die folgenden
altersabhängigen Untersuchungen wurden für die hier genannten Berufsgruppen
durchgeführt.
Für beide Geschlechter konnte bestätigt werden, dass einzelne Berufe aus den
Berufsgruppen der manuellen Berufe und der gering qualifizierten
Dienstleistungs- und Verwaltungsberufe ein erhöhtes Risiko aufweisen. Mit 2-
bzw. 3-mal mehr AU-Fällen pro 1000 Versicherte als bei Bürofachkräften waren
sowohl Männer als auch Frauen in folgenden Einzelberufen besonders betroffen:
Konditoren (SMR ♂ 3,08 bzw. ♀ 2,74), Backwarenhersteller (SMR ♂ 2,77; ♀ 2,21)
sowie Kunststoffverarbeiter (SMR ♂ 1,94; ♀ 1,95). Ergebnisse nicht dargestellt,
ausführlich siehe Liebers et al. 2016 [32].
Alters- und berufsgruppenspezifische Arbeitsunfähigkeit
Die Häufigkeit des Auftretens von AU-Fällen aufgrund der Diagnose I83 stieg in
allen Berufsgruppen mit den Altersklassen an.
In beiden Geschlechtern wurden bei Betrachtung der einzelnen Altersklassen bei
den 15- bis 24-Jährigen in allen Berufsgruppen sehr wenige AU-Fälle beobachtet.
Keine Berufsgruppe wies signifikant mehr AU-Fälle als die Referenzgruppe
auf.
In den drei Altersklassen von 25 bis 54 Jahren zeigten sich bei den Männern
durchgängig signifikant vermehrt AU-Fälle in qualifizierten sowie gering
qualifizierten manuellen Berufen und in gering qualifizierten
Dienstleistungsberufen, entsprechend den Ergebnissen der altersunabhängigen
Untersuchung. Auffällig waren die hohen Werte in der Altersklasse der 25- bis
34-Jährigen in diesen Berufsgruppen im Vergleich zur Referenzgruppe. In der
höchsten Altersklasse (55 bis 64 Jahre) traten bei manuellen Berufen weiterhin
wesentlich mehr AU-Fälle als in der Referenzgruppe auf. In den anderen
Berufsgruppen glich sich das Risiko dem der qualifizierten Verwaltungsberufe
(Referenz) an. Bei den gering qualifizierten kaufmännischen und
Verwaltungsberufen bestanden nur in der mittleren Altersklasse (35 bis 44 Jahre)
signifikant mehr AU-Fälle als in der Referenzgruppe (siehe [
Abb. 1
]).
Abb. 1 Standardmorbiditätsratio (SMR) für das Auftreten von
Arbeitsunfähigkeitsfällen (AU-Fälle) im Altersverlauf aufgrund von
Varizen der unteren Extremitäten bei Männern für Berufsgruppen mit
altersunabhängig erhöhter AU-Fallzahl im Vergleich zu gleichaltrigen
Beschäftigten in qualifizierten kaufmännischen und Verwaltungsberufen
(Referenz).
Bei den Frauen zeigten die Altersklassen ab 25 Jahren signifikant mehr AU für
qualifizierte sowie gering qualifizierte manuelle Berufe, qualifizierte sowie
gering qualifizierte Dienstleistungsberufe, Semiprofessionen, gering
qualifizierte Verwaltungsberufe und Techniker als die Referenzgruppe analog den
altersunabhängigen Ergebnissen (siehe [
Abb.
2
]).
Abb. 2 Standardmorbiditätsratio (SMR) für das Auftreten von
Arbeitsunfähigkeitsfällen (AU-Fälle) im Altersverlauf aufgrund von
Varizen der unteren Extremitäten bei Frauen für Berufsgruppen mit
altersunabhängig erhöhter AU-Fallzahl im Vergleich zu gleichaltrigen
Beschäftigten in qualifizierten kaufmännischen und Verwaltungsberufen
(Referenz).
Die meisten AU-Fälle in der höchsten Altersklasse traten wie bei den Männern in
den manuellen Berufen und zusätzlich in den gering qualifizierten
Dienstleistungs- sowie Verwaltungsberufen auf. Auffällig waren (wie bei den
Männern auch) relativ viele AU-Fälle in der Altersklasse der 25- bis 34-Jährigen
in den manuellen Berufen, den gering qualifizierten Dienstleistungsberufen und
zusätzlich in den gering qualifizierten Verwaltungsberufen im Vergleich zur
Berufsgruppe der qualifizierten kaufmännischen und Verwaltungsberufe. Auch bei
Beschäftigten in Semiprofessionen, qualifizierten Dienstleistungsberufen sowie
als Techniker traten in dieser Altersgruppe mehr AU-Fälle als in der
Referenzgruppe auf. Das Risiko für AU-Fälle durch Varizen blieb trotz relativen
Rückgangs auch mit steigendem Alter gegenüber der Referenz erhöht. In den
Agrarberufen bestand in keiner Altersklasse ein signifikant unterschiedliches
Ergebnis zu der Referenzgruppe (nicht abgebildet).
Eine differenziertere Auswertung der fünf Altersklassen bezogen auf Einzelberufe
war aufgrund der geringen Zellenbesetzung nicht möglich.
Diskussion
Ergebniszusammenfassung
Die berufsbezogene Auswertung von AU-Daten informiert vorrangig über das Ausmaß
der sozialen Betroffenheit der Beschäftigten in verschiedenen Berufen und
Berufsgruppe. Viele Berufe sind trotz Varizen gut ausführbar, während in anderen
Berufen, abhängig von der Arbeitsaufgabe, eine Arbeitsausübung nur bedingt
möglich ist. Können Beschäftigte ihre Tätigkeit aufgrund der Beschwerden nicht
mehr oder nur unter weiterer Verschlechterung ausüben, kommt es zu AU. Varizen
können, wie andere HKE auch, zu langer AU und sogar zur Aufgabe der beruflichen
Tätigkeit führen [12].
Die Analyse zum berufs- und altersabhängigen Auftreten von AU aufgrund von
Beinvarizen wurde mit aggregierten Sekundärdaten durchgeführt. Da ca. 90 % der
gesetzlich pflichtversicherten Erwerbstätigen erfasst wurden, sind die Daten als
repräsentativ anzusehen. Die ausgewählte Diagnose zeigte erwartungsgemäß einen
starken absoluten und relativen Anstieg von AU-Fällen mit dem Alter. Dies
entspricht den bereits vorliegenden Ergebnissen zu anderen HKE [36]). Obwohl bei Jugendlichen und jungen
Erwachsenen nur geringe Unterschiede in der Häufigkeit von Varizen zwischen den
Geschlechtern bekannt sind [37]), traten bei
Frauen bereits ab der jüngsten Altersklasse mehr AU-Fälle als bei Männern auf.
Die Berufsgruppen qualifizierte und gering qualifizierte manuelle Berufe, gering
qualifizierte Dienstleistungsberufe sowie gering qualifizierte kaufmännische und
Verwaltungsberufe zeigten für beide Geschlechter altersunabhängig erhöhte
Risiken gegenüber der Referenz für das Auftreten von AU-Fällen. Bei den Frauen
besteht diese Erhöhung auch bei Semiprofessionen, qualifizierten
Dienstleistungsberufen, Agrarberufen und bei Technikern.
Varizen sind eine chronische, sich progredient entwickelnde Erkrankungen, die und
deren Folgen bei Jüngeren seltener auftreten. Durch die kurze Zeit im Beruf kann
von einer geringen berufsbedingten Risikoerhöhung der Erkrankung und der AU
ausgegangen werden. Die relative Häufigkeit von Varizen steigt mit dem Alter an.
Die Summierung der Belastungen über die Arbeitsjahre kann zu einer weiteren
Erhöhung der relativen Häufigkeit von AU-Fällen bei Erwerbstätigen beitragen.
Die Stratifizierung der Auswertung nach Altersklassen bietet eine differenzierte
Darstellung der Betroffenheit durch AU.
In der jüngsten Altersklasse bestanden für fast alle Berufsgruppen unpräzise
Schätzwerte aufgrund von geringen Fallzahlen. In fast allen Berufsgruppen war
ein deutlicher Anstieg der AU-Fälle verglichen mit der Gruppe der qualifizierten
kaufmännischen und Verwaltungsberufe von der Altersklasse der 15- bis
24-Jährigen zu den 25- bis 34-Jährigen zu beobachten.
Dies wurde bei Männern bereits in Untersuchungen zu anderen Erkrankungen
(Myokardinfarkt, Rückenschmerzen und Gonarthrose) gesehen. In den genannten
Diagnosen konnte bei den Frauen kein derartiger Anstieg gefunden werden. Bei der
arteriellen Hypertonie gilt dies für beide Geschlechter [36], [38].
Das Risiko aufgrund von Varizen arbeitsunfähig zu werden war ab dem Alter von 35
Jahren relativ konstant. Bestehende Unterschiede zwischen den Berufsgruppen
blieben bestehen. Beschäftigte in manuellen Berufen wiesen aber auch in der
höchsten Altersklasse die höchste AU auf.
Fehlerdiskussion
Die Ergebnisse der altersbezogenen Auswertung beruhen auf Querschnittsdaten und
stellen keine Verlaufsbeobachtung einer Kohorte dar [39]). Eine kausale Interpretation zwischen beruflicher Exposition und
Erkrankung ist nicht möglich. Außer Alter, Geschlecht und Kassenzugehörigkeit
konnten keine weiteren Einflussfaktoren berücksichtigt werden. Als wichtige
Störgrößen sind sozio-ökonomischer Status und Lebensstilfaktoren anzusehen.
Der Auswertung lagen aggregierte, keine personenbezogenen AU-Daten zugrunde. Aus
der Anzahl von AU-Fällen kann nicht auf die Zahl der betroffenen Versicherten
geschlossen werden, da mehrere AU-Fälle pro Versichertem pro Jahr auftreten
können. Zur weitergehenden Interpretation der Studienergebnisse wird auf die
Fehlerdiskussion in der vorliegenden Literatur [32] bzgl. des Berufs als Surrogat für arbeitsbezogene und
außerberufliche Risiken und die Möglichkeiten der Fehlklassifikation bei der
Berufskodierung verwiesen.
Der starke Risikoanstieg bei den 25- bis 34-Jährigen beruht u. a. auf relativ
wenigen AU-Fällen in der Vergleichsgruppe in dieser Altersklasse. Es besteht die
Möglichkeit, dass das Auftreten von Varizen in diesem Alter gleichmäßig zwischen
den Berufsgruppen verteilt ist, jedoch nur in beanspruchten Berufsgruppen
Erwerbstätige infolge dieser Diagnose arbeitsunfähig werden. Ebenso ist es
möglich, dass in den betroffenen Berufsgruppen die Varizen früher auftreten und
deshalb in dieser Altersgruppe bereits zu AU führt. In den höheren Altersklassen
kann man davon ausgehen, dass z. B. durch langjährige stehende Tätigkeiten mehr
Varizen und Komplikationen verursacht werden [27].
Healthy-Worker-Effekte sind ebenfalls zu bedenken. Beschäftigte, die schon in
ihrer Jugend an Varizen leiden, werden seltener Berufe mit zusätzlichen
Risikofaktoren – insbesondere Stehen – aufnehmen oder in diesen verbleiben.
Aus den vorliegenden Daten kann nicht auf die Ursache (ambulante oder stationäre
bzw. operative oder konservative Therapie) der AU geschlossen werden. Bei über
75 000 stationären Operationen in der Altersgruppe der 15 bis 64-Jährigen [8] und wahrscheinlich ebenso vieler ambulanter
Operationen [7], kann davon ausgegangen werden,
dass viele AU-Fälle aufgrund operativer Eingriffe erfolgen.
Schlussfolgerung
Die Ergebnisse der Auswertung zeigen, dass die Diagnose Varizen der unteren
Extremitäten u. a. aufgrund der Häufigkeit der AU auch in der Erwerbsbevölkerung
einen bedeutenden gesundheitlichen sowie wirtschaftlichen Faktor darstellt.
Obwohl Varizen keine schwerwiegende Erkrankung sind, besitzen sie eine hohe
Public Health Relevanz. Ein Großteil der Bevölkerung erkrankt im Laufe des
Lebens an Varizen, welche Beschwerden sowie wirtschaftliche Schäden bedingen
können. Diese Auswertung erweitert das Wissen um aktuelle alters- und
berufsgruppenabhängige Häufigkeiten einer Einzeldiagnose, die in dieser Art noch
nicht berichtet wurden. Der Handlungsbedarf für Prävention (primär und sekundär)
und Arbeitsgestaltung sowie der Forschungsbedarf wird damit unterstrichen.
Es ist davon auszugehen, dass bei den heute Jüngeren der bekannte Anstieg der AU
aufgrund von HKE mit dem Alter bedingt durch die höhere Prävalenz der
Risikofaktoren (Adipositas, Bewegungsarmut) eher stärker ausfällt [40]. Varizen als direkte bzw. indirekte (z. B.
Komplikationen wie Ulcus cruris) Ursache von AU steigen mit dem Alter stark an.
Da in Zukunft wesentlich mehr ältere Erwerbstätige zu erwarten sind [41], soll versucht werden mit geeigneten primär
und auch sekundär präventiven Maßnahmen einen Anstieg der AU-Fälle durch Varizen
in der Erwerbsbevölkerung zu verhindern. Offen bleibt, in welchem Umfang
betriebliche Maßnahmen mit anderen Zielsetzungen, wie z. B. die Reduktion der
körperlichen Unterforderung am Arbeitsplatz durch Einführung und Nutzung von
Steharbeitsplätzen, im Zusammenhang mit der Entstehung von Varizen der unteren
Extremitäten, zu bewerten sind.
Varizen sind in manuellen Berufen der Produktion und in Dienstleistungsberufen,
in denen auch Arbeiten im Stehen charakteristisch ist, überdurchschnittlich
häufig ein Grund für AU. Berufsspezifische Präventionsansätze, z. B. durch die
Verminderung von langdauerndem Stehen oder Früherkennung im Rahmen der
arbeitsmedizinischen Vorsorge, sollten hier teilweise schon früh etabliert
werden. Diese Maßnahmen sollen nicht nur auf Verhaltensprävention, sondern auch
auf die Verhältnisprävention zielen.
Ethikkommission, Einverständniserklärung
Die Konsultation einer Ethikkommission ist bei Analysen, die ausschließlich
auf Sekundärdaten basieren, nicht erforderlich. (Laut: Gute Praxis
Sekundärdatenanalyse (GPS), Leitlinien und Empfehlungen, 3. Fassung 2012,
geringfügig modifiziert 2014)
Es wurden ausschließlich aggregierte Daten übermittelt und ausgewertet.
Rückschlüsse/Bezüge zu einzelnen Personen sind nicht möglich. Daher sind
keine Einverständniserklärungen erforderlich.