Zeitschrift für Orthomolekulare Medizin 2019; 17(03): 1
DOI: 10.1055/a-0862-3601
Editorial
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Liebe Leserinnen, liebe Leser,

Hans-Peter Friedrichsen
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Publication Date:
14 October 2019 (online)

Die Lebenserwartung der Menschen in den Industrienationen steigt seit Jahrzehnten. Allerdings ist dies begleitet von einer höheren Inzidenz an chronischen Erkrankungen, dies gilt insbesondere für die „gewonnen zusätzlichen 10 Jahre“. Der Zugewinn an Lebenszeit ist meist begleitet von einem Verlust an Lebensqualität. Daraus resultiert die für jeden wichtige Frage: „Was kann ich tun, um bis ans Lebensende möglichst gesund und vital zu bleiben?“

Die Integrität wichtiger Stoffwechselprozesse sowie eine ungestörte Regulation und Regeneration auf zellulärer Ebene stellen die Basis für eine gute Gesundheit im Alter dar. Eine wesentliche Determinante ist die Versorgung mit allen wichtigen Nährstoffen in ausreichender und balancierter Menge. Dies sollte über eine gesunde Ernährung mit hochwertigen Lebensmitteln erfolgen. In den westlichen Industrienationen wird die Ernährung in zunehmendem Maße von der Nahrungsmittelindustrie bestimmt, die dem Verbraucher eine große Vielfalt an industriell hergestellten oder industriell weiterverarbeiteten Produkten anbietet. Diese Produkte zeichnen sich in aller Regel durch niedrige Preise und eine ebenso niedrige Qualität aus. Eine ausreichende Versorgung mit allen wichtigen Nährstoffen in ausreichender Menge ist durch die westliche Industriekost nicht möglich.

Im Jahr 2017 waren Ernährungsfaktoren verantwortlich für 11 Millionen Todesfälle weltweit und den Verlust von 255 Millionen gesunder Lebensjahre durch gesundheitliche Beeinträchtigung. Neben dem Verzicht auf Nikotin stellen eine gesunde Ernährung sowie die damit verbundene ausreichende Zufuhr wichtiger Mikronährstoffe die wichtigsten beeinflussbaren Faktoren für die Erhaltung der Gesundheit bis ins Alter dar. Dies zeigt sich ganz deutlich beim Vergleich der Inzidenz und Mortalität der wichtigsten nicht ansteckenden chronischen Erkrankungen in verschiedenen Regionen der Welt in Abhängigkeit von der Ernährung. Die „Blauen Zonen“ zeichnen sich einerseits durch einen überdurchschnittlich hohen Anteil an vitalen und gesunden alten Menschen in der lokalen Bevölkerung und andererseits eine traditionelle Ernährung mit überwiegend frischen und naturbelassenen Lebensmitteln aus. Diese Regionen finden sich z. B. auf Kreta oder im ländlichen Japan. Der hohe gesundheitliche Wert der Mittelmerkost und der traditionellen japanischen Küche ist wissenschaftlich gut belegt.

In 5 interessanten Beiträgen werden in diesem Heft die ursächlichen Zusammenhänge zwischen der Ernährung bzw. einzelnen Mikronährstoffen einerseits und verschiedenen gesundheitlichen Störungen bzw. Erkrankungen andererseits dargestellt.

Uwe Gröber stellt in seinem Beitrag die Bedeutung verschiedener Mikronährstoffe für eine gesunde Hirnentwicklung und die ungestörte Entwicklung der kognitiven Fähigkeiten bei Kindern und Jugendlichen dar. Manfred Eggersdorfer betrachtet die Nährstoffversorgung der älteren Menschen und erläutert wie Nährstoffdefizite ursächlich an der Entstehung typischer Alterserkrankungen beteiligt sind, und dass das Risiko für diese Erkrankungen durch Nährstoffsubstitution reduziert werden kann. Die Zusammenhänge zwischen Ernährung und Mikronährstoffversorgung einerseits und kardiovaskulären Erkrankungen andererseits sind wissenschaftlich gut belegt und werden in dem Beitrag von Hans-Peter Friedrichsen zusammenfassend dargestellt. Günther Stoll erklärt die Bedeutung des Spurenelements Selen für den Schilddrüsenstoffwechsel.

Wir wünschen Ihnen viel Freude beim Lesen der Beiträge und einen Erkenntnisgewinn für Ihre tägliche Arbeit.

Ihr

Hans-Peter Friedrichsen