Mackintosh JA.
et al.
In Patients with Idiopathic Pulmonary Fibrosis the Presence of Hiatus Hernia is Associated
with Disease Progression and Mortality.
Eur Respir J 2019;
DOI:
10.1183/13993003.02412-2018
Obwohl viele Patienten mit idiopathischer Lungenfibrose (IPF) zusätzlich an einer
gastroösophagealen Refluxkrankheit leiden, herrscht bis heute große Unklarheit über
die pathologischen Zusammenhänge und adäquate Behandlungsstrategien. Auch die Hiatushernie,
die oftmals im Rahmen der Refluxkrankheit mit auftritt, stellt eine häufige Komorbidität
bei Fibrosepatienten dar.
Macintosh und seine Kollegen haben nun erstmals im Rahmen einer retrospektiven Kohortenstudie
aus dem Zeitraum zwischen 2011 und 2017 den Einfluss von Refluxkrankheit und/oder
Hiatushernie auf den Krankheitsverlauf bei Patienten mit idiopathischer Lungenfibrose
untersucht. Die Daten stammten dabei aus einer Medikamentenstudie zum Wirkstoff Pirfenidon.
Für jeden Patienten klassifizierten die Forscher den Parameter „Hiatushernie“ als
„präsent“ oder als „nicht präsent“. Die Größe wurde dabei mithilfe einer CT-Untersuchung
geschätzt. Die durch diese Differenzierung entstandenen Subgruppen konnten dann in
Hinblick auf Marker der Krankheitsprogression in der finalen Datenanalyse miteinander
verglichen werden.
Zusätzlich lagen für die meisten Patienten 24-Stunden-ösophageale-pH-Impedanzmessungen
vor. Zur Klassifikation der Ergebnisse kamen hierbei der DeMeester-Score sowie die
Lyon-Konsensus-Kriterien zum Einsatz. Als Endpunkte und Variablen für den Krankheitsprogress
definierten die Autoren den Verlauf der forcierten Vitalkapazität (fVC) sowie das
Transplantat-freie Überleben. Schließlich wurden sämtliche soziodemografischen und
anamnestischen Informationen ausgewertet.
Ergebnisse
Die Datensätze von 89 Patienten gingen in die finale Analyse mit ein, 37 von ihnen
(42 %) waren neben der Hauptdiagnose von einer Hiatushernie betroffen. Patienten mit
Hiatushernie waren signifikant jünger und zeigten eine stärkere relative und absolute
jährliche Abnahme der forcierten Vitalkapazität von – 250 ml im Vergleich zu – 36 ml
bei Mitpatienten ohne Hiatushernie.
Sie nahmen häufiger Protonenpumpeninhibitoren ein, das mittlere Transplantat-freie
Überleben konnte auf 31 Monate beziffert werden und unterschied sich damit erneut
von den 55 Monaten bei Patienten ohne Hiatushernie. Für die Ergebnisse der Manometrie
konnten die Autoren keinen vergleichbaren Einfluss auf den Krankheitsprogress wie
im Falle einer Hiatushernie feststellen. Obgleich – nach Meinung der Forscher – diese
Ergebnisse dafür sprechen, dass eine Hiatushernie ein relevanter Prognosefaktor sein
könnte, geben sie einschränkend das retrospektive Design sowie die geringe Stichprobengröße
zu bedenken.
In dieser retrospektiven Datenanalyse stellte sich eine Hiatushernie bei Patienten
mit idiopathischer Lungenfibrose als Prognosefaktor für einen schweren Krankheitsverlauf
heraus. Da bei dieser Komorbidität auch das Transplantat-freie Überleben deutlich
kürzer war, wünschen sich die Autorinnen/Autoren weitere Studien zu den pathologischen
Zusammenhängen und empfehlen eine differenzierte Betreuung von Patienten mit Lungenfibrose
und Hiatushernie.
Dipl.-Psych. Annika Simon, Hannover