Nuklearmedizin 2019; 58(04): 297-300
DOI: 10.1055/a-0918-5652
Editorial
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Zukunftsworkshop 1.0 – Aufbruch in die Zukunft oder ein Strohfeuer?

Future Workshop 1.0 – Departure into the future or a flash in the pan?
Ken Herrmann
,
Lutz S. Freudenberg
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Publication History

Publication Date:
14 August 2019 (online)

Einleitung

Die Nuklearmedizin ist ein kleines Fach, das seit jeher einem stetigen Wandel unterlag. Die Notwendigkeit sich zu adaptieren hat in den letzten Jahrzehnten eine deutliche Akzeleration erfahren.

Während der Ursprung der Nuklearmedizin in der Inneren Medizin lag, hat sich die diagnostische Bildgebung um die Schilddrüse immer stärker als Kernkompetenz herauskristallisiert. Von Linearscannern über Flächendetektoren und Mehrkopfkameras hin zu Hybridgeräten von SPECT/CT bis PET/MRT. Der Siegeszug der Theranostik mit PRRT und PSMA Radioligandentherapie als Vorreiter, sowie die komplexen regulatorischen (Strahlenschutz, Radiopharmazie) und technischen (Künstliche Intelligenz) Herausforderungen prägen die aktuelle Gemengelage – gepaart mit rechtlichen Anforderungen und der immer wiederkehrenden Frage nach der Honorierung. Da stellt sich die Frage: Quo vadis Nuklearmedizin?

Statt passiv abzuwarten wollen wir die Zukunft aktiv gestalten. Aber wie? Wo wollen wir hin? Was sind die großen Herausforderungen? Und wie packen wir sie an? Im Rahmen eines von unserer Fachgesellschaft veranstalteten Zukunftsworkshops, ein Experiment – gefördert durch den Kongresspräsidenten sowie sieben privaten Spendern, wurden diese Kernfragen auf breiter Basis diskutiert ([ Abb. 1 ]). Mit einer interaktiven Abstimmung wurden die vier brennendsten Themen ausgewählt ([ Abb. 2 ]) und durch kurze Impulsvorträge die Diskussion unter den knapp 300 Teilnehmern stimuliert.

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Abb. 1 Eröffnung des Zukunftsworkshops durch die Journalistin Frau Natascha Plankermann. (Foto: Frank Pusch, Bremen)
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Abb. 2 Ergebnis der Internet-basierten Abstimmung (n = 337).

Doch was nehmen wir davon mit? Bleibt es bei Absichtsbekundungen, oder entsteht eine nachhaltige Bewegung? Es ist offensichtlich, dass in drei Stunden keine komplette Strategie entwickelt werden kann. Aber ein Anfang wurde gemacht, viele Fragen gestellt und sehr unterschiedliche Thesen geäußert. Von „Die Nuklearmedizin ist tot!“ bis zu „Die Zeit der Nuklearmedizin kommt erst noch!“ gingen die Meinungen weit auseinander. Auch die Themenvielfalt war enorm. Aus unserer Sicht ist aber das wichtigste Ergebnis, in unserer Fachgesellschaft gemeinsam ins Gespräch gekommen zu sein und allen Mitgliedern und Interessierten eine aktive Beteiligung an der Erörterung der Zukunftsfragen ermöglicht zu haben. Die rege Teilnahme an der Diskussion und das positive Feedback an uns und die DGN-Geschäftsstelle bestärkt uns darin ([ Abb. 3 ]).

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Abb. 3 Interaktive Diskussion im Workshop „Ohne Nachwuchs kein Zukunft“ geleitet von Prof. Dr. Wolfgang Burchert und Herrn Zakariya Ali. (Foto: Frank Pusch, Bremen)

Wie machen wir weiter? Dieses Editorial soll und kann nur der nächste Schritt eines Prozesses sein, in dem wir die Zukunft unseres Faches kontrovers diskutieren und dann auch aktiv gestalten wollen. Mit „aktiv gestalten“ sind alle Mitglieder der DGN angesprochen. Uns allen obliegt es, das Heft des Handelns in die Hand zu nehmen. Jammern und auf andere zeigen gilt nicht. Wer nicht mitgestaltet, möge sich später auch nicht über die in der gemeinsamen Diskussion identifizierten Meilensteine und darauf aufbauenden Entwicklungen beschweren.

Es gibt ganz sicher viele spannende Themen. Doch auch hier gilt: Irgendwo müssen wir anfangen. Daher fokussieren wir uns an dieser Stelle auf fünf Kernthemen und fassen aus unserer subjektiven Sicht zusammen, was zu tun ist.