Gastroenterologie up2date 2020; 16(01): 83-96
DOI: 10.1055/a-0947-4515
Infektiologie
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Gastrointestinale und biliäre Parasitosen

Till Frederik Omansen
,
Johannes Jochum
,
Michael Ramharter
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Publication History

Publication Date:
10 March 2020 (online)

Gastrointestinale und biliäre Parasitosen stellen wichtige Entitäten von komplexen und oft übersehenen Infektionen dar. Das klinische Bild ist sehr variabel, und stetig zunehmende Reiseaktivitäten bringen heute auch Parasitosen zu uns, die es früher nur in tropischen Ländern gab. Dieser Beitrag erläutert – auch anhand von Fallbeispielen – 5 gastrointestinale und biliäre Parasitosen, die für die internistische Arbeit relevant sind.

Kernaussagen
  • Gastrointestinale und biliäre Parasitosen stellen weltweit, wie auch in Deutschland, einen komplexen und wichtigen, jedoch vernachlässigten Krankheitsbereich dar.

  • Die Giardiasis ist eine häufige Ursache von abdominellen Beschwerden und Durchfällen und kann bei schweren Verlaufsformen zu einem Malabsorptionssyndrom führen.

  • Schistosomiasis ist eine weltweit häufig vorkommende Parasitose, welche eine intestinale, hepatische oder urogenitale Erkrankung hervorrufen kann. Sie kann mit chronischen Folgen wie Leberzirrhose und portaler Hypertension, Blasenkrebs und Unfruchtbarkeit einhergehen.

  • Strongyloides stercoralis können in einer frei lebenden und in einer parasitischen Form vorkommen. Ein Hyperinfektionssyndrom bei immunsupprimierten Patienten mit diesem Parasiten hat eine hohe Letalität.

  • Der Große Leberegel (Fasciola hepatica) ist ein zoonotischer biliärer Parasit, welcher vor allem Menschen in Entwicklungsländern mit Kontakt zur Viehzucht befällt. Er kann zu biliärer Obstruktion, Anämie und Gewichtsverlust führen.

  • Die Echinokokkose wird in 2 unterschiedliche Krankheitsbilder unterteilt: die alveoläre Echinokokkose (Echinococcus multiocularis, kleiner Fuchsbandwurm) und die zystische Echinokokkose (E. granulosus, Hundebandwurm).

  • Die alveoläre Echinokokkose hat eine hohe Letalität und weist ein tumorartiges Wachstum auf.

  • Die zystische Echinokokkose ist oft benigne, außer im Fall der Ruptur einer Zyste.