Was ist neu?
Definition, Klassifizierung und Prävalenz Der primäre Hyperaldosteronismus (PA) ist die häufigste chirurgisch therapierbare
Form der sekundären Hypertonie. Hauptursachen des PA sind ein 1-seitiges Aldosteron-produzierendes
Nebennierenadenom oder eine bilaterale idiopathische Nebennierenrindenhyperplasie
(Bilateral Adrenal Hyperplasia, BAH). In den letzten Jahren ist das Phänomen der autonomen
Kortisol-Co-Sekretion (ACS) im Rahmen des Conn-Syndroms in den Fokus gerückt. Während
der Mineralokortikoidexzess für die Hypertonie verantwortlich ist, scheint die ACS
vor allem zu metabolischen Komorbiditäten wie erhöhtem BMI, gestörter Glukosetoleranz
und Diabetes mellitus Typ 2 zu führen. Das sogenannte „Connshing“-Syndrom (zusammengezogen
von Conn- und Cushing-Syndrom) wird als neuer metabolischer Subtyp angesehen.
Diagnose Folgende Hypertoniegruppen sollen unter anderem gescreent werden (etwa 50 % aller
Hypertoniker): Patienten mit therapierefraktärer Hypertonie, mit arterieller Hypertonie
und Hypokaliämien, mit arterieller Hypertonie und obstruktivem Schlafapnoe-Syndrom
(OSAS), mit arterieller Hypertonie und adrenalem Nebennierenzufallstumor, mit Hypertonie
und Blutdruck > 150/90 mmHg sowie jüngere Patienten mit Hypertonie. Das Screening
erfolgt mittels des Aldosteron-Renin-Quotienten. Der nächste Schritt ist häufig die
Bestätigung der Diagnose PA mittels Kochsalzbelastungs- und/oder Captopril-Test. Neu
ist, dass bei sehr ausgeprägtem biochemischem Phänotyp, z. B. bei Patienten mit spontaner
Hypokaliämie sowie maximal supprimierten Renin- und Aldosteron-Werten > 550 pmol/l,
ohne weiteren Bestätigungstest direkt eine Subtypdifferenzierung erfolgen kann. Die
Subtypdifferenzierung erfolgt mittels CT-Bildgebung der Nebennieren und (als Goldstandard)
Nebennierenvenenkatheterisierung. Bei technisch nicht erfolgreichen Katheterisierungen
werden nuklearmedizinische Verfahren (z. B. CXCR4-PET/CT) in Einzelfällen eingesetzt.
Therapie Bei gesichertem unilateralem PA ist eine Adrenalektomie indiziert. Entsprechend der
Primary-Aldosteronism-Surgical-Outcome-Study-Kriterien profitieren Frauen, jüngere
Patienten (< 50 Jahre), Patienten mit geringerer Laufzeit der Hypertonie (< 5 Jahre)
und Patienten mit geringerer Anzahl (< 2) von Antihypertensiva am meisten von einer
Adrenalektomie. Im Fall einer BAH sollte eine Therapie mittels Spironolacton (initial
25–50 mg/d) eingeleitet werden, mit entsprechender Steigerungsoption zum Anheben des
Renin als Ziel.
Abstract
Primary aldosteronism (PA) represents the leading cause of endocrine hypertension,
accounting for 4–13 % of all cases. Simultaneously, it is the most common endocrine
form of hypertension that can be cured by surgery. Estimates suggest that 2.5 million
people in Germany are affected, yet only 8 % of hypertensive patients undergo the
proper diagnostic screening for PA. The diagnosis of PA is evidently not taken into
account sufficiently when it comes to the everyday management of hypertension. Since
PA patients carry an increased risk of cardio- and cerebrovascular events as well
as metabolic comorbidities, early screening and diagnosis is crucial.
This manuscript highlights the current guidelines of screening and diagnosing PA and
addresses some currently published findings regarding this area. The aim is to raise
awareness when it comes to diagnosing and screening for PA in the everyday management
of hypertensive patients.
Schlüsselwörter
Conn-Syndrom - primärer Hyperaldosteronismus - Hypokaliämie - Kortisol Co-Sekretion
- Aldosteron-Renin-Quotient - arterielle Hypertonie
Key words
Conn’s Syndrome - primary aldosteronism - hypokalemia - cortisol co-secretion - aldosterone
renin ratio - hypertension