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DOI: 10.1055/a-0987-4912
Systematisches COPD-Screening könnte sich rechnen
Publication History
Publication Date:
12 November 2019 (online)
Über Fragebögen zu Atembeschwerden, die an alle Raucher oder Exraucher versandt werden, lassen sich Patienten mit möglicher chronisch-obstruktiver Atemwegserkrankung (COPD) besser identifizieren als in der Routineversorgung. Ob die Frühdiagnose einer COPD und die entsprechend frühe Therapie langfristig vorteilhaft sind, ist aber unklar. Mit einer Modellrechnung wurde jetzt untersucht, ob ein solches Vorgehen kosteneffektiv sein könnte.
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Tosin Lambe und Kollegen von der Gesundheitsökonomischen Abteilung der Universität von Birmingham in England verwendeten dazu ein analytisches Markov-Entscheidungsmodell. Sie gingen von einem systematischen COPD-Screeningprogramm unter über 50 Jahre alten Rauchern und Exrauchern aus, das in die in Großbritannien übliche hausärztliche Versorgung implementiert wird. Dabei wird der Fragebogen an alle Patienten im Alter von ≥ 50 Jahren versandt, für die in den Unterlagen aktuell oder früher ein Tabakkonsum dokumentiert ist, da dies in einer vorangegangenen Studie effektiver gewesen war, als nur Patienten zu befragen, die in die Hausarztpraxis gekommen waren. Alle Patienten, die relevante Atemwegssymptome angaben, wurden zu einer Spirometrie eingeladen.
Auf Patientenebene standen Daten von Teilnehmern der großen randomisiert-kontrollierten Studie „TargetCOPD“ für die Modellrechnung zur Verfügung. Angaben zur natürlichen Entwicklung der COPD und der Behandlungseffekte stammten aus einer COPD-Kohorte, einer hausärztlichen Datenbank aus Großbritannien und der publizierten Literatur. Die durch COPD verursachten Lebenszeit-Kosten bezogen auf ein qualitätsadjustiertes Lebensjahr (QALY) errechneten die Wissenschaftler aus der Perspektive der Gesundheitsversorgung.
Ergebnisse
Das systematische COPD-Screening alle 3 Jahre war teurer als die Standardversorgung, aber auch effektiver. Die inkrementelle Kosteneffektivitäts-Ratio (ICER) für ein systematisches COPD-Screening im Vergleich zur herkömmlichen Versorgung lag bei 16 596 britischen Pfund pro gewonnenes QALY. Die Wahrscheinlichkeit, dass die Maßnahme den britischen Schwellenwert der Kosteneffektivität für eine Kostenerstattung (Willingness-to-Pay) von 20 000 britischen Pfund nicht überschreitet, liegt nach den Berechnungen bei 78 %. Die wichtigsten Faktoren für die Wahrscheinlichkeit der Kosteneffektivität waren die Rate der beantworteten Fragebögen und der Inanspruchnahme der angebotenen Spirometrie bei Symptomen.
Damit die systematische Suche nach Patienten mit COPD auch in der Praxis kosteneffektiv ist, müssen mindestens 12 % der angeschriebenen Raucher und Exraucher den Fragebogen beantworten und 26 % die angebotene Spirometrie wahrnehmen, erläutern die Forscher. In der TargetCOPD-Studie erfüllten die Teilnahmeraten mit 15 % bzw. 63 % klar diese Voraussetzung. Unsicherheiten der Berechnung bestehen noch hinsichtlich der Langzeiteffekte einer frühen Therapie auf die Kosteneffektivität.
Friederike Klein, München
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