Lambe T.
et al.
Model-based evaluation of the long-term cost-effectiveness of systematic case-finding
for COPD in primary care.
Thorax 2019;
74: 730-739
Tosin Lambe und Kollegen von der Gesundheitsökonomischen Abteilung der Universität
von Birmingham in England verwendeten dazu ein analytisches Markov-Entscheidungsmodell.
Sie gingen von einem systematischen COPD-Screeningprogramm unter über 50 Jahre alten
Rauchern und Exrauchern aus, das in die in Großbritannien übliche hausärztliche Versorgung
implementiert wird. Dabei wird der Fragebogen an alle Patienten im Alter von ≥ 50
Jahren versandt, für die in den Unterlagen aktuell oder früher ein Tabakkonsum dokumentiert
ist, da dies in einer vorangegangenen Studie effektiver gewesen war, als nur Patienten
zu befragen, die in die Hausarztpraxis gekommen waren. Alle Patienten, die relevante
Atemwegssymptome angaben, wurden zu einer Spirometrie eingeladen.
Auf Patientenebene standen Daten von Teilnehmern der großen randomisiert-kontrollierten
Studie „TargetCOPD“ für die Modellrechnung zur Verfügung. Angaben zur natürlichen
Entwicklung der COPD und der Behandlungseffekte stammten aus einer COPD-Kohorte, einer
hausärztlichen Datenbank aus Großbritannien und der publizierten Literatur. Die durch
COPD verursachten Lebenszeit-Kosten bezogen auf ein qualitätsadjustiertes Lebensjahr
(QALY) errechneten die Wissenschaftler aus der Perspektive der Gesundheitsversorgung.
Ergebnisse
Das systematische COPD-Screening alle 3 Jahre war teurer als die Standardversorgung,
aber auch effektiver. Die inkrementelle Kosteneffektivitäts-Ratio (ICER) für ein systematisches
COPD-Screening im Vergleich zur herkömmlichen Versorgung lag bei 16 596 britischen
Pfund pro gewonnenes QALY. Die Wahrscheinlichkeit, dass die Maßnahme den britischen
Schwellenwert der Kosteneffektivität für eine Kostenerstattung (Willingness-to-Pay)
von 20 000 britischen Pfund nicht überschreitet, liegt nach den Berechnungen bei 78 %.
Die wichtigsten Faktoren für die Wahrscheinlichkeit der Kosteneffektivität waren die
Rate der beantworteten Fragebögen und der Inanspruchnahme der angebotenen Spirometrie
bei Symptomen.
Damit die systematische Suche nach Patienten mit COPD auch in der Praxis kosteneffektiv
ist, müssen mindestens 12 % der angeschriebenen Raucher und Exraucher den Fragebogen
beantworten und 26 % die angebotene Spirometrie wahrnehmen, erläutern die Forscher.
In der TargetCOPD-Studie erfüllten die Teilnahmeraten mit 15 % bzw. 63 % klar diese
Voraussetzung. Unsicherheiten der Berechnung bestehen noch hinsichtlich der Langzeiteffekte
einer frühen Therapie auf die Kosteneffektivität.
Friederike Klein, München