Krankenhaushygiene up2date 2020; 15(02): 135-150
DOI: 10.1055/a-0987-8372
Antiinfektiva

Antivirale Therapie – Mechanismen, Substanzen, Anwendung

Bernd Salzberger
,
Florian Hitzenbichler

Subject Editor: Wissenschaftlich verantwortlich gemäß Zertifizierungsbestimmungen für diesen Beitrag ist Prof. Dr. Bernd Salzberger, Regensburg.
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Die ersten antiviralen Substanzen wurden in den 1960er-Jahren entwickelt – also erst sehr viel später als Antibiotika. Der Ausbruch von HIV und der Fortschritt der dadurch eingeleiteten Forschung führten zur Entwicklung vieler neuer antiviraler Substanzen. Heute ist deren Liste länger als die von Antibiotika. In dieser Übersicht werden wichtige Prinzipien der antiviralen Therapie erläutert, Angriffspunkte und antivirale Substanzen vorgestellt sowie zukünftige Entwicklungen skizziert.

Kernaussagen
  • Die Mehrzahl der hier aufgeführten Substanzen sind nach 1990 entwickelt worden.

  • Durch die gezielte Forschung (HIV, HCV) konnten Mechanismen der Virusvermehrung besser charakterisiert werden, wodurch sich spezifische antivirale Substanzen gegen einige bisher nicht bekannte Angriffspunkte entwickeln ließen.

  • Der Fortschritt ist nicht nur an vielen Substanzen zu sehen, viel wichtiger sind die klinischen Umsetzungen.

  • Durch die Entwicklung der antiviralen Therapie hat sich die HIV-Infektion von einer unvermeidlich tödlichen Krankheit zu einer chronisch therapierbaren Infektion gewandelt. Zudem ist die ebenfalls potenziell tödliche HCV-Infektion ohne wesentliche Nebenwirkungen heilbar geworden.

  • Für eine Reihe von viralen Infektionskrankheiten ist dennoch weiterer Fortschritt nötig, z. B. für die Influenza und andere respiratorische Virusinfektionen (u. a. RSV).

  • Neben neuen immunsuppressiven Medikamenten wie TNF-Inhibitoren, die das Risiko von schweren Komplikationen bei Virusinfektionen erhöhen, sind mittlerweile auch neue immunstimulatorische Substanzen entwickelt worden, z. B. Checkpoint-Inhibitoren.

  • Diese neuen Therapiemodalitäten werden sicher auch in der Behandlung von Virusinfektionen untersucht werden und möglicherweise auch hier zusätzliche Optionen bieten.



Publication History

Article published online:
02 June 2020

© Georg Thieme Verlag KG
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