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DOI: 10.1055/a-0991-8060
HNO-Notfälle in der Notaufnahme: Interdisziplinär richtig (be)handeln

Die Notaufnahmen sind für HNO-Notfallpatienten oft erste Anlaufstation. Hier muss die Dringlichkeit einer Behandlung eingeschätzt werden, was vor dem Hintergrund von häufigen Bagatellvorstellungen anspruchsvoll ist. Echte HNO-Notfallsituationen sind stets gefürchtet, da sie häufig den Atemweg betreffen und schnell vital bedrohlich werden können. Ein fundiertes Wissen um klassische HNO-Notfälle und interdisziplinäres Handeln ist nötig.
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Im Falle eines entzündlichen Notfalls muss die operative Dringlichkeit eingeschätzt werden. Hierbei wird eine sofortige operative Versorgung (vitaler Notfall) von einer eiligen operativen Versorgung (dringlicher Eilfall) unterschieden.
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Unklare Bewusstseinsstörungen sowie neurologische Defizite mit begleitenden typischen HNO-Infektionen wie akute Otitis media oder akute Rhinosinusitis sind verdächtig auf das Vorliegen einer intrakraniellen Komplikation, die einer umgehenden bildgebenden Diagnostik sowie einer operativer Versorgung bedürfen.
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Inspiratorischer Stridor ist Folge einer Verlegung der oberen (extrathorakalen) Atemwege. Die Hinzuziehung eines HNO-Facharztes zur weiteren Abklärung der Ursache und Einschätzung ist nötig. Es sollte von einem erwartet schwierigen Atemweg ausgegangen werden.
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Angioneurotische Ödeme können prinzipiell angeboren, erworben oder medikamenteninduziert auftreten. ACE-Hemmer sind dabei die häufigste Ursache.
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Eine Epistaxis kann jedes Ausmaß einer Blutungskomplikation bis hin zum hämorrhagischen Schock annehmen. Ist diese nicht konservativ zu stillen, so muss eine operative Versorgung erwogen werden.
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Blutungen im Bereich der Atemwege, die mit einer erheblichen Aspirationsgefahr einhergehen, bedürfen der umgehenden operativen Versorgung mit ggf. vorangehender operativer Atemwegssicherung.
Publikationsverlauf
Artikel online veröffentlicht:
21. Oktober 2020
© 2020. Thieme. All rights reserved.
Georg Thieme Verlag KG
Rüdigerstraße 14, 70469 Stuttgart, Germany
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