Handchirurgie Scan 2020; 09(02): 117-130
DOI: 10.1055/a-0996-3889
CME-Fortbildung

Sekundäre Rekonstruktion nach Beugesehnenverletzungen

Louisa Thiel
,
Wiebke Eisler
,
Andreas Nusche
,
Adrien Daigeler

Subject Editor: Wissenschaftlich verantwortlich gemäß Zertifizierungsbestimmungen für diesen Beitrag ist Louisa Thiel, Tübingen.

Ist eine primäre Beugesehnennaht nicht möglich, z. B. infolge einer verspäteten Diagnosestellung, einer ausgedehnten Defektstrecke oder der Ruptur einer Primärnaht, kann eine sekundäre Rekonstruktion der Beugesehne zur Wiederherstellung der Beugefunktion indiziert sein. Im Gegensatz zur Primärversorgung von Beugesehnenverletzungen stellt die sekundäre Rekonstruktion weiterhin eine Herausforderung dar.

Kernaussagen
  • Die sekundäre Rekonstruktion nach Beugesehnenverletzungen ist komplex und erfordert handchirurgische Expertise.

  • Die Anamnese und gründliche klinische Untersuchung sind essenziell für die Entscheidungsfindung der optimalen Operationstechnik.

  • Mögliche Rekonstruktionseingriffe sollten unter Berücksichtigung der Patientenfaktoren (Compliance, Sensibilität, passive Beweglichkeit der Fingergelenke) geplant werden.

  • Das Operationsverfahren sollte in Abhängigkeit der Begleitverletzungen und/oder Vernarbungen sowie der Lokalisation der Sehnenverletzung ausgewählt werden.

  • Es gibt einzeitige und zweizeitige operative Verfahren zur sekundären Rekonstruktion nach Beugesehnenverletzungen.

  • Nach Verletzungen in der Zone II ist aufgrund oft bestehender Vernarbungen häufig eine zweizeitige Sehnentransplantation erforderlich.

  • Die zweizeitige Rekonstruktion beinhaltet die Einlage eines Silastikstabs im ersten Schritt und 3 Monate später die Sehnentransplantation im zweiten Schritt.

  • Die Gesamtbehandlungsdauer einer zweizeitigen Sehnentransplantation beträgt 6–7 Monate.

  • Bei der Rekonstruktion der langen Daumenbeugesehne ist der FDS-IV-Transfer (ein- oder zweizeitig) eine geeignete Technik.

  • Prä- und postoperativ ist ein intensives Handrehabilitationsprogramm mit intensiver physio- und ergotherapeutischer Unterstützung unabdingbar, ebenso wie eine hohe Compliance der Patienten.



Publication History

Article published online:
23 June 2020

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