NOTARZT 2020; 36(03): 160-172
DOI: 10.1055/a-0998-9909
CME-Fortbildung
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Die Addison-Krise im Notarztdienst oder „der Wolf im Schafspelz“

Adrenal Crisis in an Emergency Situation or „a Wolf in Sheepʼs Clothing“
Andrea Köser
,
Matthias Gruenewald
,
Dominik Schulte
,
Florian Reifferscheid
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Publication Date:
12 June 2020 (online)

Zusammenfassung

Endokrinologische Erkrankungen begegnen einem in der Notfallmedizin insgesamt selten, noch seltener kommt es vor, dass man mit einem lebensbedrohlichen endokrinologischen Notfall konfrontiert wird. Da dieser häufig mit unspezifischen Allgemeinsymptomen einhergeht und oft als solcher verkannt wird, soll dieser Beitrag auf dieses Krankheitsbild aufmerksam machen, sensibilisieren und ein Konzept zum präklinischen Umgang vorstellen.

Abstract

In an emergency setting endocrinological diseases are quite rare. It is even more unusual to be faced with a life-threatening endocrinological emergency. The unspecific symptoms are similar to common disease patterns so that their origin can easily be misjudgeed. The goal of this article is to sensitize emergency physicians to such situations and to present a concept how to deal with them.

Kernaussagen
  • Endokrinologische Erkrankungen sind im Rettungsdienst insgesamt selten zu erwarten, noch seltener kommen lebensbedrohliche endokrinologische Notfälle vor.

  • Die Addison- oder adrenerge Krise ist ein solcher lebensbedrohlicher Notfall, der aber durch die allgemeine Klinik wie Erbrechen, Durchfall und abdominellen Beschwerden maskiert sein kann und daher oft verzögert oder zu spät erkannt wird.

  • Die Addison-Krise ist eine lebensgefährliche Komplikation der Nebennierenrinden-Insuffizienz (NNRI). Wird der akut erhöhte Cortisolbedarf nicht ausgeglichen, besteht unmittelbare Lebensgefahr.

  • Patientenschulungen zum Umgang mit der Nebennierenrinden-Insuffizienz im Vorfeld werden empfohlen. Oftmals sind die Patienten im Besitz eines Notfall-Sets, sodass bei Verdacht auf eine Addison- oder adrenerge Krise danach gefragt werden sollte.

  • Der Rettungsdienst sollte für dieses Krankheitsbild sensibilisiert und speziell geschult sein.

  • Prognostisch entscheidend ist die Latenz zwischen Auftreten der ersten Symptome und einer parenteralen Kortisongabe. Die Gefährdung für den Patienten wächst mit dem Zeitintervall und damit die Wahrscheinlichkeit, dass der Patient an dieser Krise verstirbt.