Für die Metaanalyse suchten die Autoren in verschiedenen Datenbanken
(PubMed, Medline und EMBASE) nach Studien jeglichen Studientyps, in denen
Outcomes und Komplikationen nach Hüft-TEP bei adipösen und
nicht-adipösen Patienten verglichen wurden. Die Autoren hielten sich bei
der Suche an die PRISMA Kriterien. In die Auswertung schlossen die
Wissenschaftler schließlich 67 englischsprachige Studien ein, darunter
19 prospektive, 39 retrospektive und 9 Fall-Kontroll-Studien.
In die Analyse gingen Daten von insgesamt 581 012 adipösen und
1 609 812 nicht-adipösen Patienten ein. In 47 Studien
war eine Geschlechterverteilung angegeben, 61% der
übergewichtigen Probanden in diesen Studien waren weiblich und
60,7% der nicht-übergewichtigen Probanden. In 54 Studien wurde
das Alter der Probanden bei der Hüft-TEP angegeben, in der Gruppe der
Übergewichtigen lag das mittlere Alter zwischen 50 und 74,5 Jahren, in
der Gruppe der nicht-Übergewichtigen zwischen 48 und 77,2 Jahren.
Die Metaanalyse ergab, dass adipöse Patienten ein erhöhtes Risiko
für alle Komplikationen (OR=1,53, 95% KI:
1,30–1,80, p<0,001), tiefe Infektionen (OR=2,71,
95% KI: 2,08–3,53, p<0,001), oberflächliche
Infektionen (OR=1,99, 95% KI: 1,55–2,55,
p<0,001) Dislokationen (OR=1,72, 95% KI:
1,66–1,79, p<0,001), Re-Operationen (OR=1,61,
95% KI: 1,40–1,85, p<0,001), Revisionen
(OR = 1,44, 95% KI: 1,32–1,57, p<0,001)
und Wiederaufnahmen (OR=1,37, 95% KI: 1,15–1,63,
p<0,001) hatten.
Allerding hatten die übergewichtigen Patienten kein erhöhtes
Risiko für venöse Thromboembolien (OR=1,44, 95%
KI: 0,93–2.21, p=0,10), peri-prothetische Frakturen
(OR=1,12, 95% KI: 0,98–1,28, p=0,08), aseptische
Lockerungen (OR = 0,98, 95% KI: 0,78–1,22,
p=0,84) oder Nervenparesen (OR=0,90, 95% KI:
0,30–2,67, p=0,84).
Die Subgruppenanalyse ergab, dass die Risiken für Komplikationen bei
krankhaft fettleibigen Patienten (n=85613) mit einem BMI ≥
40 kg/m2 im Vergleich zu den
nicht-übergewichtigen Patienten (n=1123803) noch
größer sind: für alle Komplikationen (OR=2,68,
95% KI: 2,03–3,53, p<0,001), tiefe Infektionen
(OR=3,69, 95% KI: 3,16–4,30, p<0,001),
oberflächliche Infektionen (OR=4,95, 95% KI:
3,87–6,33, p<0,001), Re-Operationen (OR=2,96,
95% KI: 2,21–3,96, p<0,001), Revisionen
(OR=2,17, 95% KI: 1,90–2,48, p<0,001),
Dislokationen (OR=2,12, 95% KI: 2,03–3,53,
p<0,001) und Wiederaufnahmen (OR=1,99, 95% KI:
1,81–2,20, p<0,001). Die Risiken für venöse
Thromboembolien, peri-prothetische Frakturen und aseptische Lockerungen waren im
Gegensatz zu den nicht-Übergewichtigen Probanden nicht
erhöht.
Die Wissenschaftler konnten außerdem zeigen, dass übergewichtige
Patienten eine signifikant höhere mittlere Operationsdauer hatten
(Mittlere Differenz 8,71 Minuten) und länger im Krankenhaus verbleiben
mussten (Mittlere Differenz 0,45 Tage). Aufgrund der unterschiedlichen
Messmethoden in den einzelnen Studien konnten in der Metaanalyse keine
Patienten-berichteten Outcomes verglichen werden. Auch konnten keine
Überlebensanalysen durchgeführt werden.
Die vorliegende Metaanalyse zeigt, dass Übergewicht das Risiko
für Komplikationen bei der Hüft-TEP stark erhöht.
Die Autoren empfehlen, übergewichtige Patienten besonders
über mögliche Komplikationen aufzuklären. Auch solle
bei diesen Patienten besonders auf das Auftreten von Komplikationen geachtet
werden.
Marisa Kurz M. Sc. B. A., München