Aktuelle Urol 2020; 51(02): 81
DOI: 10.1055/a-1107-7028
Editorial

Editorial

Kurt S. Miller
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Prof. Dr. Kurt Miller

Liebe Leserinnen und Leser,

im letzten Heft hat sich Axel Merseburgers Editorial mit der jüngsten Diskussion um das PSA Screening beschäftig. Ausgelöst worden war die Diskussion durch den Bericht des Instituts für Qualität und und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWIG). Neben anderen Argumenten (siehe Editorial Heft 1) hebt das IQWIG in seiner Argumentation auch auf „schwerwiegende und langwierige Komplikationen aufgrund nicht erforderlicher Therapie“ ab, die durch das PSA Screening verursacht würden. Unberücksichtigt bleibt dabei nach meiner Einschätzung die inzwischen weit akzeptierte Verwendung von aktiver Überwachung beim niedrig-Risiko Prostatakarzinom. Folgerichtig zeigen Daten der Krankenkassen, dass die Zahl der radikalen Prostatektomien in Deutschland seit Jahren rückläufig ist, das Risiko einer Übertherapie dürfte heute deutlich geringer seine als noch vor 10 Jahren.

Was ist die Situation der aktiven Überwachung beim Prostatakarzinom im Jahr 2020? Die Risikostratifizierung der Patienten hat sich durch den Einsatz des MRT verbessert. In einer gerade veröffentlichten Untersuchung konnte gezeigt werden, dass Patienten mit wenigster einer PIRADS 3 und höher Läsion ein signifikant höheres Risiko der Progression hatten als solche mit einem negativen MRT [1].

Die PSA Dichte basierend auf der MRT Volumenmessung der Prostata ist ein weiterer relevanter Parameter zur Risikostratifikation [2]. Beide diagnostischen Methoden machen häufigere Biopsien verzichtbar [3]. Nach Ansicht der Autoren der MRIAS Studie [3] sollte aber (wegen einer geringe Anzahl falsch negativer MRTs) auf die 3 Jahres Biopsie im Rahmen der aktiven Überwachung noch nicht verzichtet werden [3]. Auch genetische Tests wie z. B. der Onkotype DX können in der Zukunft die Risikostratifizierung weiter verbessern [4], scheitern derzeit aber noch an hohen Kosten, die nicht von den Kassen übernommen werden.

Zusammenfassend hat sich in der jüngsten Vergangenheit die Sicherheit der aktiven Überwachung sowie der „Komfort“ für den Patienten deutlich erhöht und weitere Verbesserungen sind möglich. Aus meiner Sicht ein gewichtiges Argument, den PSA Test im Rahm der Früherkennung des Prostatakarzinoms weiterhin einzusetzen und bei Patienten mit niedrigem Risiko die aktive Überwachung als Standardmethode zu empfehlen.

Viel Freude mit dem vorliegenden Heft der Aktuellen Urologie



Publication History

Article published online:
24 March 2020

© Georg Thieme Verlag KG
Stuttgart · New York

 
  • Literatur

  • 1 Mamawala MK, Meyer A, Landis P. et al. Utility of multiparametric MRI in the risk stratification of men with Grade Group 1 prostate cancer on active surveillance. BJU Int 2020; DOI: 10.1111/bju.15033. [Epub ahead of print]
  • 2 Washington 3rd SL, Baskin AS, Ameli N. et al. MRI-Based Prostate-Specific Antigen Density Predicts Gleason Score Upgrade in an Active Surveillance Cohort. AJR Am J Roentgenol 2020; 2143: 574-578
  • 3 Amin A, Scheltema MJ, Shnier R. et al. The Magnetic Resonance Imaging in Active Surveillance “MRIAS” Trial: Use of Baseline Multiparametric Magnetic Resonance Imaging and Saturation Biopsy to Reduce the Frequency of Surveillance Prostate Biopsies. J Urol 2019; DOI: 10.1097/JU.0000000000000693. [Epub ahead of print]
  • 4 Kornberg Z, Cooperberg MR, Cowan JE. et al. A 17-Gene Genomic Prostate Score as a Predictor of Adverse Pathology in Men on Active Surveillance. J Urol 2019; 202: 702-709