Bechman K.
et al.
Placebo Response in Rheumatoid Arthritis Clinical Trials.
J Rheumatol 2020;
47: 28-34
Die Autoren durchsuchten die Datenbank des Cochrane Controlled Trials Register
nach randomisierten plazebokontrollierten Studien(RCTs) mit biologischen und
zielgerichteten „disease modifying antirheumatic drugs“ (bDMARDs
und tsDMARDs), die in Großbritannien zur Behandlung der rheumatoiden
Arthritis zugelassen waren. Die Stichworte lauteten: rheumatoide Arthritis (RA)
zusammen mit Infliximab, Etanercept, Adalimumab, Certolizumab, Golimumab,
Canakinumab, Tocilizumab, Sarilumab, Abatacept, Rituximab, Tofacitinib,
Baricitinib und Upadacitinib.
Publikationen in englischer Sprache zu Phase II und Phase III Studien wurden
ausgewählt. Ausgeschlossen wurden Studien, in denen die Patienten bisher
nicht mit konventionell synthetischen DMARDS behandelt worden waren, keine Basis
csDMARD-Therapie erhielten oder bereits Erfahrungen mit Biologika hatten sowie
keine Plazebogruppe als Kontrolle eingeschlossen war. Primäres
Studienergebnis war das Ansprechen auf die Behandlung gemäß den
Kriterien des American College of Rheumatology (ACR) ACR20, ACR50 und ACR70 im
Zeitverlauf.
Die Literaturrecherche ergab insgesamt 1828 Studien, von denen 141 Phase II- und
Phase III- Studien waren. Insgesamt wurden 109 Studien aus den oben genannten
Gründen ausselektiert, sodass 32 Studien in die Auswertung gelangten.
Von den 32 ausgewählten Studien wurden in 15 Studien
TNF-α-Hemmer getestet, in 4 der IL-6-Rezeptorantagonist Tocilizumab und
in 2 Studien der T-Zell-Aktivierungshemmer Abatacept untersucht. In 2 Studien
wurde Rituximab und in 9 Studien Janus-Kinase-Inhibitoren gegen Plazebo
verglichen. Im Untersuchungszeitraum von 1999 bis 2018 gab es keinen
signifikanten Trend in Bezug auf Alter oder Geschlecht der Patienten im
Plazebo-Arm. Die Krankheitsdauer, die Anzahl der geschwollenen Gelenke und der
DAS28 (Disease Activity Score 28) unter Einbeziehung der
Blutsenkungsgeschwindigkeit zu Studienbeginn, nahmen im Laufe des
Untersuchungszeitraums signifikant ab. Es gab einen statistisch signifikanten
Anstieg der Plazebo-ACR50- und ACR70-Reaktionen im Untersuchungszeitraum von
1999 bis 2018. Dieser Effekt blieb auch nach Korrektur von Alter, Geschlecht,
Krankheitsdauer sowie geschwollener und druckschmerzhafter Gelenke
signifikant.
In den letzten 2 Jahrzehnten hat die Plazebo-Reaktion in klinischen
RA-Studien zugenommen. Möglicherweise beruht dieses Phänomen
auf einer Veränderung im RA-Phänotyp, in Änderungen
des Studiendesigns und einem Bias hinsichtlich der Erwartung. Aber dieser
Befund hat nach Auffassung der Autorinnen und Autoren Einfluss auf den
Vergleich neuartiger mit etablierten Substanzen und sollte von
Ärzten bei der Evaluation verschiedenartiger Therapien beachtet
werden.
Richard Kessing, Zeiskam