Geburtshilfe Frauenheilkd 2020; 80(06): 566-568
DOI: 10.1055/a-1165-7071
GebFra Magazin
Geschichte der Gynäkologie

„Ist der Chirurg in der fatalen Lage, einen Schnupfen zu besitzen …“ – zur Geschichte des chirurgischen OP-Mundschutzes

Matthias David
,
Andreas D. Ebert

Der Mund-Nasen-Schutz (MNS), auch als chirurgische Gesichtsmaske bezeichnet, ist wesentlicher Bestandteil der chirurgischen OP-Kleidung, die in der öffentlichen Wahrnehmung des Berufes tief verwurzelt ist, obwohl aktuell sichere, evidenzbasierte Beweise dafür fehlen, dass das Tragen von MNS für den Operationserfolg konkrete Vorteile bringt [1], [2]. Dennoch würde es wohl heute kein Operateur wagen, den Operationssaal ohne OP-Mütze und MNS zu betreten. Im Zusammenhang mit der breiten, zum Teil kritischen öffentlichen Diskussion über den Sinn des Tragens von aus Stoff gefertigten, sog. Alltags- und anderen Gesichtsmasken zur Eindämmung der aktuellen COVID-19-Ausbreitung [3], [4] wurde nur ausnahmsweise, so z. B. in einer Stellungnahme der Deutschen Gesellschaft für Krankenhaushygiene, auch auf die historischen Ursprünge des MNS eingegangen [5]. In aktuellen epidemiologisch orientierten Reviews und medizinhistorischen Übersichtsarbeiten wird übereinstimmend darauf hingewiesen, dass chirurgische Gesichtsmasken zum Schutz von Patienten und Personal seit mehr als 120 Jahren eingesetzt werden [1], [6], [7], [8]. Einigkeit besteht auch darüber, dass der Chirurg Johann Mikulicz (1850 – 1905; ab 1899: Johann von Mikulicz-Radecki) 1897 erstmals über die Nutzung einer Maske aus Mull-Gaze in seiner Breslauer Universitäts-Klinik berichtete [9], [10]. Auf der Grundlage einer Reihe von, wie zu dieser Zeit üblich, sehr ausführlichen Publikationen aus der Schlesischen Friedrich-Wilhelms-Universität zu Breslau, die Ende des 19. Jahrhunderts erschienen, lassen sich die wissenschaftlichen Hintergründe, die Fragestellungen und die Durchführung des klinisch orientierten interdisziplinären Forschungsprojekts, dessen Ergebnisse dann zur Einführung einer „den Mund und eventuell auch die Nasenlöcher bedeckenden Mundbinde“ [9], [10] führten, sehr gut nachzeichnen [9] – [12].



Publication History

Article published online:
17 June 2020

Georg Thieme Verlag KG
Stuttgart · New York