Um die Wartezeiten zu verkürzen und gesundheitliche Schäden
abzuwenden, riet die Europäische Rheumaliga (European League against
Rheumatism, EULAR) auf einer Pressekonferenz im Juni 2020 anlässlich
ihres Jahreskongresses dringend zum Einsatz von RFAs auch in der
Bundesrepublik.
RFAs sind Vertreter medizinischer Assistenzberufe wie Arzthelferin,
Krankenschwester, Studienschwester oder RTA/MTA, die
zusätzliches theoretisches und praktisches Wissen rund um die Versorgung
von Menschen mit rheumatischen oder muskuloskelettalen Erkrankungen erworben
haben. Eine solche Delegation ärztlicher Leistungen in der Rheumatologie
wird international empfohlen.
Um zu prüfen, ob und wie der Einsatz von RFAs auch im deutschen
Gesundheitssystem funktioniert, fand eine prospektive, randomisierte,
kontrollierte und multizentrische Studie statt, die im Dezember 2019 zum
Abschluss kam. „Daran nahmen insgesamt 236 Patienten aus acht deutschen
Zentren teil, bei denen ein Bluttest die Diagnose rheumatoide Arthritis
abgesichert hatte“, erläutert Studienautorin Dr. med. Kirsten
Hoeper von der Klinik für Rheumatologie und Immunologie an der
Medizinischen Hochschule Hannover.
Die Patienten waren im Schnitt 58 Jahre alt, zu über 70% weiblich
und litten im Durchschnitt 130 (unter 12 bis etwa 144) Monate an rheumatischen
Beschwerden. Während die eine Studiengruppe in dem
zwölfmonatigen Untersuchungszeitraum ausschließlich von
Rheumatologen betreut wurde, übernahmen in der anderen Studiengruppe
RFAs zeitweilig zu 3 festgelegten Zeitpunkten die Betreuung – der
Arztkontakt war hier nur kurz. Der Gesundheitszustand der Patienten wurde mit
dem allgemein anerkannten Erfassungsbogen DAS28 (Disease Activity Score an 28
Gelenken) bewertet, der die Krankheitsaktivität auf einer aufsteigenden
Werteskala von 2,0 bis 10,0 ermittelt. Werte zwischen 3,2 und 5,1 gelten als
moderat.
Ergebnis der Studie: Die strukturierte Delegation von ärztlichen Aufgaben
an eine RFA ist dem derzeitigen Versorgungsstandard nicht unterlegen.
Während die Krankheitsaktivität für die von RFAs
mitbetreute Gruppe im Durchschnitt bei DAS28 2,43 lag, betrug der Wert
für die durchgängige Rheumatologen-Sprechstunde im Mittel DAS28
2,29. „Dieser Unterschied ist klinisch und statistisch nicht
signifikant“, resümiert EULAR-Präsident Professor Dr.
med. Iain B. McInnes aus Glasgow, Schottland, Großbritannien.
„Damit kann erstmalig für Deutschland gezeigt werden, dass eine
RFA-Sprechstunde eine sichere Ergänzung der Versorgung der Patienten mit
Rheumatoider Arthritis darstellt“, ergänzt Professor Dr. med.
John Isaacs aus Newcastle, Großbritannien, Vorsitzender des
wissenschaftlichen Programm-Komitees beim EULAR.
Bessere Versorgung auf kosteneffiziente Weise
„Die Integration eines Teamansatzes aus Rheumatologen und anderen
Gesundheitsexperten in die Behandlung von Patienten mit entzündlichen
rheumatischen Erkrankungen bietet große Chancen“, betont
McInnes. „RFAs können Ärzte entlasten, die wiederum
freiwerdende Ressourcen für komplexere oder neue Patienten nutzen
können“, ergänzt Hoeper. Die langen Wartezeiten auf
einen Termin bei einem Rheumatologen würden sich dadurch
verkürzen. „Indem sich Deutschland als weiteres
europäisches Land an die internationalen EULAR-Empfehlungen zu RFAs
anlehnt, führt dies auf kosteneffiziente Weise zu einer besseren
Versorgung der Patienten“, stellt Hoeper abschließend fest.
Nach einer Pressemitteilung des Europäischen
Rheumatologenkongresses.