ZUSAMMENFASSUNG
Ds Geschlecht hat einen besonderen Einfluss auf den Verlauf, die Manifestationen und
die Behandlung einer HIV-Infektion. Es ist aber nur wenig bekannt über den spezifischen
Einfluss des Geschlechts auf die Neuromanifestation. Wir wollten daher Unterschiede
in der Prävalenz und in dem Grad der Neuromanifestationen zwischen Frauen und Männern
mit HIV-Infektionen evaluieren und haben deshalb eine Fall-Kontroll-Studie mit konsekutiven
HIV-infizierten Frauen (n = 167) and Männern (n = 169) durchgeführt, die für die Dauer
der Infektion gematcht waren. Die Studie wurde an einer überregionalen HIV-Ambulanz
einer neurologischen und an einer medizinischen Klinik durchgeführt. Es wurden die
demografischen, klinischen, neurologischen, neurophysiologischen (ereigniskorrelierte
Potenziale, Neurografie) und Bildgebungsdaten verglichen. Frauen waren zum Zeitpunkt
der Infektion signifikant jünger als Männer. Sie zeigten weniger fortgeschrittene
Stadien der HIV-Infektion und eine höhere CD4+-Zellzahl. Frauen erhielten seltener eine antiretrovirale Therapie. Die Nervenleitgeschwindigkeiten
und Latenzen der ereigniskorrelierten Potenziale waren signifikant besser bei Frauen.
Sie hatten eine signifikant niedrigere Rate einer Polyneuropathie und von generalisierten
opportunistischen Infektionen. Außerdem zeigte sich ein Trend zu einer geringeren
Rate einer HIV-assoziierten Enzephalopathie bei Frauen. Zusammenfassend zeigten Frauen
einen besseren immunologischen Status und eine geringere Rate von Neuromanifestationen
im Vergleich zu Männern mit derselben Infektionsdauer.
ABSTRACT
Gender has a considerable impact on the course, the manifestations, and the treatment
of HIV infection. However, only little is known on the specific impact on neuromanifestation
of HIV infection. We tried to investigate differences in the prevalence and severity
of neuromanifestations between female and male HIV-infected patients and designed
a case-control study with consecutive HIV-infected women (n = 167) and HIV-infected
men (n = 169) matched for duration of infection. The study was performed in a supraregional
HIV outpatient clinic of a neurological and of a medical university department. It
included the review of demographic, clinical, neurological, neurophysiological (event-related
potentials, neurography), and brain imaging data. Women were significantly younger
at the time of infection. They showed less severe stages of the HIV infection and
higher CD4 + cell counts. However, they were significantly more often under no antiretroviral
therapy. Nerve conduction and latencies of event-related potentials were found to
be significantly better in women. There were significantly lower rates of polyneuropathy
and of generalized opportunistic infections and a trend to a lower rate of HIV-associated
neurocognitive disorders in women. In summary, women exhibit a better immunological
state and a lower rate of neuromanifestations as compared to men with the same duration
of infection.
Schlüsselwörter
Geschlecht - Neuromanifestation - HIV-Infektion - AIDS
Key words
Gender - neuromanifestation - HIV infection - AIDS