Grundbegriffe erklärt
Was unterscheidet Bewegung mit geringer Intensität im Alltag wie
„durch die Stadt flanieren“ von gesundheitswirksamer
körperlicher Aktivität oder von sportlichem Training? Welche
Komponenten sind für die Planung körperlicher Aktivität
relevant? Im Folgenden werden ausgewählte Begriffe definiert, um das
Phänomen Bewegung besser zu verstehen.
Grundsätzlich erfolgt eine Unterscheidung zwischen sitzendem Verhalten,
körperlicher Aktivität und Training.
Sitzendes Verhalten ist gekennzeichnet durch einen geringen Energieverbrauch. Hierzu
zählen bspw. Sitzen, Liegen, Stehen, die meisten Formen von
Büroarbeit, Fernsehen, Computerspielen oder Autofahren. Der Energieverbrauch
des Körpers ist bei diesem Verhalten nicht oder nur unwesentlich
erhöht (≤1,5-fache des Grundumsatzes), die Muskulatur des
Bewegungsapparates verrichtet keine nennenswerte Arbeit ([1] S. 21).
In den letzten 10 Jahren wurden viele Untersuchungen zum sitzenden Lebensstil
durchgeführt. Basierend auf einer Studie [2] zeigte sich, dass langandauerndes, durchgängiges Sitzen in den
Wachstunden für Personen jeglichen Alters vermieden werden soll, weil die
negativen Effekte für die Gesundheit bei einer Sitzdauer von mehr als 8
Stunden am Tag nur noch schwer durch einen erhöhten Bewegungsumfang
ausgeglichen werden können. Jedoch scheint die Studienlage noch nicht
ausreichend zu sein, um konkrete Empfehlungen in Bezug auf das Sitzen formulieren zu
können [3].
Körperliche Aktivität umfasst jede Form von Bewegung, bei der durch
die Kontraktion der Skelettmuskulatur eine Erhöhung des Energieverbrauchs
erzielt wird. Sie kann mit unterschiedlicher Intensität und in verschiedenen
Ausprägungen durchgeführt werden. Als gesundheitswirksame
körperliche Aktivität werden all jene Bewegungsformen bezeichnet,
die die Gesundheit verbessern und bei denen das Verletzungsrisiko gering ist. Als
Beispiele können aktive Mobilität (z. B. zügiges
Zufußgehen, Radfahren), Tanzen, Gartenarbeit wie Laubrechen, aber auch Taiji
und viele Sportarten genannt werden.
Häufig wird körperliche Aktivität nach dem Kontext, in dem
die Bewegung stattfindet, eingeteilt [4]:
-
Während der Arbeit (Regale schlichten, servieren, ...)
-
Zur Fortbewegung von A nach B (gehen, Rad fahren, ...)
-
Im und ums Haus (reinigen, im Garten arbeiten, ...)
-
In der Freizeit (einen Spaziergang machen, sportliches Training, ...)
Training nimmt innerhalb der gesundheitswirksamen körperlichen
Aktivität eine Sonderstellung ein. Körperliches Training zielt
darauf ab, Anpassungsvorgänge im Körper in Gang zu setzen, um
Körperfunktionen zu verbessern. Damit eine körperliche
Aktivität als Training bezeichnet werden kann, sind besondere Anforderungen
wie Planmäßigkeit, Zielorientierung und Prozesshaftigkeit zu
beachten. Dabei werden für das Training, basierend auf der Analyse der
aktuellen individuellen Leistungsfähigkeit, kurz-, mittel- und langfristige
Ziele gesetzt, die durch den gezielten Einsatz adäquater Trainingsmethoden
und Trainingsinhalte erreicht werden [5].
Training ist somit auf den Erhalt oder die Steigerung der körperlichen
Fitness und Leistungsfähigkeit ausgerichtet, indem Leistungsparameter wie z.
B. die Laufzeit für 5 km, die Steigerung der Kraft bestimmter Muskelgruppen
oder die Erhöhung der maximalen Sauerstoffaufnahme verbessert werden. Durch
das Training kommt es zu einer positiven Veränderung physiologischer
Parameter, die wiederum in enger Verbindung mit einer Verbesserung des
Gesundheitszustandes steht. Da durch körperliches Training
Körperfunktionen verbessert werden, ist dieses, wenn die Verletzungsgefahr
dadurch nicht steigt, auch als gesundheitswirksame körperliche
Aktivität zu verstehen.
Dosierung körperlicher Aktivität
Bei körperlicher Aktivität kommt es auf die richtige Dosierung
an, die über die Belastungskomponenten Häufigkeit, Dauer,
Intensität sowie den Bewegungsumfang pro Woche (=Wochenumfang)
erzielt wird [6].
Mit Häufigkeit ist die Anzahl an Bewegungseinheiten pro Woche des
gleichen Aktivitätstyps gemeint. So können bspw.
Aktivitäten, die v. a. das Herz-Kreislaufsystem beanspruchen,
zusammengezählt werden. Viermal pro Woche ausdauerorientierte Bewegung
könnte sich aus „dreimal pro Woche Radfahren und einmal pro
Woche Laufen“ zusammensetzen. Dies gilt ebenso für
Aktivitäten, die die Kraft steigern und die Muskelmasse erhöhen.
In diesem Fall könnte die Angabe lauten: „Zweimal pro Woche
Krafttraining“. Es geht also darum, Aktivitäten
zusammenzufassen, die auf das gleiche System wirken und somit ähnliche
physiologische Anpassungsmechanismen in Gang setzen. Geht man einmal pro Woche
Radfahren und macht einmal pro Woche Krafttraining, betreibt man beide
Aktivitäten mit der Häufigkeit „1“.
Die Dauer einer körperlichen Aktivität ist definiert als Zeit der
Belastungseinwirkung einer einzelnen Aktivität. Sie wird für
ausdauerorientierte Bewegung in Stunden, Minuten oder Sekunden angegeben. Eine
Angabe zur Dauer kann bspw. lauten: „30 Min. Radfahren“. Auch
eine Definition über die zurückzulegende Strecke in Metern ist
möglich. Analog zur Dauer wird bei Kräftigungsübungen
die Zeit unter Spannung je Wiederholung in Sekunden oder die Wiederholungsanzahl
– bspw. „12 Kniebeugen“ – angegeben.
Der Anstrengungsgrad einer körperlichen Aktivität wird als
Intensität einer Bewegung bezeichnet. Die Intensität wird je
nach Aktivitätstyp und Zielsetzung unterschiedlich definiert. Mit der
absoluten Intensität wird beschrieben, mit welcher Intensität,
unabhängig vom individuellen Fitnessniveau, die Bewegung
ausgeübt wird. Bei Ausdaueraktivitäten wird die absolute
Intensität z. B. mittels Fortbewegungsgeschwindigkeit
quantifiziert.
Bei kräftigenden Übungen wird die absolute Intensität
über die bewegte Last (kg) oder den Widerstand, gegen den man die
Übung ausführt, definiert.
Wenn relative Intensitätsangaben gemacht werden, werden diese meist in
Bezug auf das individuelle Leistungsvermögen oder das individuelle
Körpergewicht angegeben.
In der Praxis werden Angaben für die Belastung häufig in Prozent
der maximalen Herzfrequenz (% der HFmax), der
Herzfrequenzreserve (HFres) oder der maximalen Kraft
(Fmax) formuliert. Auch eine individuelle Selbsteinschätzung
anhand einer vorgegebenen 10-stufigen Skala für das subjektive
Belastungsempfinden, auf der 0 „überhaupt keine
Anstrengung“ und 10 „maximale Anstrengung“ bedeutet, ist
möglich ([Tab. 1]).
Tab. 1 Relative Intensität bei gesunden Erwachsenen,
ausgedrückt in Prozent der maximalen Herzfrequenz (%
der HFmax) oder des Einwiederholungsmaximums beim
Krafttraining (% der Fmax) und als subjektiv
wahrgenommene Belastung auf einer 10-stufigen Skala (Quelle: [7]).
Intensität
|
% der HFmax
|
% der Fmax
|
10-stufige Skala
|
Hinweis
|
Sehr geringe
|
<50
|
<30
|
<4
|
Wird kaum als Anstrengung empfunden.
|
Geringe
|
50–63
|
30–49
|
4
|
Mittlere
|
64–76
|
50–69
|
5–6
|
Man kann dabei noch reden, aber nicht mehr singen.
|
Höhere
|
77–93
|
70–84
|
7–8
|
Kein durchgehendes Gespräch mehr möglich.
|
Sehr hohe
|
>93
|
>84
|
9
|
Stark beschleunigte Atmung – kein Gespräch
möglich.
|
Maximale
|
100
|
100
|
10
|
Bemerkung: Die Angabe der Prozentwerte der maximalen Herzfrequenz in dieser
Tabelle gelten für eine normal leistungsfähige Erwachsene Person
und müssen fitnessbezogen betrachtet werden, wie in ([Tab. 2]) dargestellt.
Tab. 2 Beispielhafte Bewegungsformen mittlerer und
höherer Intensität für Personen
unterschiedlichen Alters und Aktivitätsniveaus (Quelle:
[9]).
20–39 Jahre
|
Mittlere Intensität: Gehen mit
ca. 6 km/h Radfahren mit
ca. 14 km/h Tennis
Doppel Höhere
Intensität: Laufen mit ca. 8
min/km Radfahren mit
ca. 18 km/h Badminton
|
Mittlere Intensität: Laufen mit
ca. 8:30 min/km Radfahren mit
ca. 18 km/h Tennis
Einzel Höhere
Intensität: Laufen mit ca. 6:00
min/km Radfahren mit
ca. 25 km/h Fußball
|
40–64 Jahre
|
Mittlere Intensität: Gehen mit
ca. 5 km/h Radfahren mit
ca. 12 km/h Golf
spielen Höhere
Intensität: Gehen mit
ca. 7 km/h Radfahren mit
ca. 16 km/h Reiten Trab
|
Mittlere Intensität: Gehen mit
ca. 7 km/h Radfahren mit
ca. 16 km/h Volleyball Höhere
Intensität: Laufen mit ca. 7:30
min/km Radfahren mit
ca. 22 km/h Basketball
|
65–80 Jahre
|
Mittlere Intensität: Gehen mit
ca. 4 km/h Radfahren mit
ca. 12 km/h Bowling Höhere
Intensität: Gehen mit
ca. 6 km/h Radfahren mit
ca. 14 km/h Softball/Baseball
|
Mittlere Intensität: Gehen mit
ca. 5 km/h Radfahren mit
ca. 14 km/h Tanzen Höhere
Intensität: Gehen mit
ca. 7 km/h Radfahren mit
ca. 18 km/h Aerobic
|
80+Jahre
|
Mittlere Intensität: Gehen mit
ca. 3 km/h Bestimmte Formen
von Yoga Höhere Intensität:
Gehen mit
ca. 4 km/h Radfahren mit
ca. 9 km/h Tanzen
|
Mittlere Intensität: Gehen mit
ca. 4 km/h Radfahren mit
ca. 9 km/h Taiji,
Qigong Höhere
Intensität: Gehen mit
ca. 5 km/h Radfahren mit
ca. 12 km/h Tanzen
|
Kann im Rahmen von Bewegungsempfehlungen auf Bevölkerungsebene nicht auf
das individuelle Leistungsniveau eingegangen werden, so werden mittlere
Intensität bzw. höhere Intensität nicht über die
absolute oder relative Intensität definiert, sondern über die
subjektive Wahrnehmung. Mittlere Intensität bedeutet, dass
während der Bewegung noch gesprochen, aber nicht mehr gesungen werden
kann. Höhere Intensität bedeutet, dass nur noch kurze
Wortwechsel möglich sind.
Häufig werden Informationen zur gewünschten Intensität
der Bewegung über das metabolische Äquivalent (MET)
ausgedrückt. Dabei wird mittlere Intensität mit 3 bis 5,9 METs,
höhere Intensität ab 6 METs beschrieben [8]. Das MET ist eine
Intensitätsangabe (absolute Intensität), für die die
Sauerstoffaufnahme in Ruhe mit der Sauerstoffaufnahme bei Belastung verglichen
wird. Ein MET entspricht bei einem gesunden 30-jährigen Erwachsenen dem
Sauerstoffverbrauch von 3,5 ml pro kg Körpergewicht pro Minute, bei
gesunden 30-jährigen Frauen 3,15 ml pro kg Körpergewicht pro
Minute [9]. Ein MET entspricht auch dem
jeweiligen körperlichen Energieumsatz von etwa einer Kilokalorie pro
Kilogramm Körpergewicht pro Stunde in Ruhe. Somit kann eine
Intensitätsangabe in METs auch als Vielfaches des Ruheumsatzes
beschrieben werden [9]. Bei Berechnungen
des kalorischen Umsatzes muss jedoch in jedem Fall auch Geschlecht und Alter
berücksichtigt werden.
Eine Bewegungsaufforderung wie „Gehen Sie mit mittlerer
Intensität“ (3 bis 5,9 METs) bedeutet, abhängig von der
Leistungsfähigkeit eines Menschen unterschiedliche Gehgeschwindigkeiten.
In [Abb. 1] wird der Unterschied in der
Belastung beim Gehen mit 5,0 km pro Stunde und 6,5 km pro Stunde
abhängig von der individuellen maximalen Leistungsfähigkeit
beschrieben. Die individuelle Leistungsfähigkeit drückt sich
dabei über die Höhe der maximalen MET-Leistung aus. Das
heißt, bei einer Person, die maximal das Zehnfache ihres Ruheumsatzes
leisten kann, ist der Anstrengungsgrad beim Gehen mit 5 km pro Stunde geringer
als bei einer Person, die maximal das 6-fache ihres Ruheumsatzes leisten kann.
Eine gesunde, körperlich gut leistungsfähige 20- bis
40-jährige Person lässt eine maximale MET-Leistung von 10 bis 12
METs erwarten. Dies entspricht ungefähr einer maximalen relativen
(relativ in Bezug auf die Körpermasse in kg) Sauerstoffaufnahme von 35
bis 42 ml pro kg Körpergewicht pro Minute (ml/kg/min)
[5]. Mit sinkender
Leistungsfähigkeit oder in der Regel auch mit steigendem Alter sinkt die
maximale MET-Leistung [4].
Personen, die über einen langen Zeitraum körperlich inaktiv waren
oder hochbetagte Menschen weisen MET-Maximalleistungen von 4 bis 6 METs auf. Das
entspricht einer maximalen relativen Sauerstoffaufnahme von 14 bis 21 ml/kg/min.
Hochtrainierte Leistungsathletinnen und Leistungsathleten erreichen
vergleichsweise Maximalleistungen von 20 METs und mehr.
In [Abb. 1] wird die Intensität
„Zufußgehen mit 5,0 bzw. 6,5 km/h“ in
Bezug zur Leistungsfähigkeit einer Person gesetzt, um über die
relative Intensität des Zufußgehens mit 5,0 bzw. 6,5 km pro
Stunde informieren zu können. Für jemanden, der eine
MET-Maximalleistung von 4 METs aufbringen kann (die Säule ganz links),
ist der Weg zum Kaufhaus oder das Gehen durch einen Markt mit 3–4 km pro
Stunde bereits eine hohe körperliche Beanspruchung und wird als Bewegung
mit höherer Intensität erlebt. Betrachtet man hingegen eine gut
ausdauertrainierte, gesunde erwachsene Person mit einer MET-Maximalleistung von
14 METs (die Säulen ganz rechts), so stellt die Anforderung des Gehens
mit 5 km pro Stunde kaum eine körperliche Herausforderung dar und wird
von dieser Person als leichte Intensität erlebt. Im ersten Fall wird die
Person körperlich überfordert, im zweiten Fall erreicht sie noch
nicht einmal die trainingswirksame Schwelle.
Abb. 1 Relative Intensität für Zufußgehen
bei 5 km/h (ca. 3,5 METs) und 6,5 km/h (ca. 5,0 METs)
dargestellt in Prozent der maximalen Leistungsfähigkeit
(VO2max) für Erwachsene mit einer
Leistungsfähigkeit von 4 bis 14 METs (Quelle: [1]).
Forderungen nach Bewegungszeiten in definierten MET-Intensitäten sind
demnach je nach individueller Leistungsfähigkeit getrennt zu
betrachten.
Auch mit der Zunahme an Lebensjahren wird die differenzierte Betrachtung von
absoluten und relativen Intensitätsangaben immer wichtiger. Mit
steigendem Alter sinken maximale Sauerstoffaufnahme und Muskelkraft [4]. Die Anforderung, die sich durch Gehen
mit 5 km pro Stunde ergibt (entspricht einer Intensität von 3,5 METs),
kann – bei einer Durchschnittsfitness im jeweiligen Altersbereich und
altersbedingt physiologisch sinkender maximaler Sauerstoffaufnahme – von
einer 20-jährigen Person als „leicht“, von einer
40-jährigen Person als „mittel“ und von einer
80-jährigen Person als „sehr hoch“ erlebt werden. Das
subjektive Belastungsempfinden auf der 10-stufigen Skala ([Tab. 1]) wäre demnach je nach
Alter und/oder physiologischer Leistungsfähigkeit von 4 bis 9
einzustufen.
In [Tab. 2] wurden Bewegungsformen
zusammengestellt, die an die unterschiedliche individuelle
Leistungsfähigkeit und das Alter angepasst sind.
Zur Berechnung des Wochenumfangs werden die Bewegungszeiten pro Woche
zusammengezählt. Der Wochenumfang kann in Minuten oder Stunden,
Kilokalorien oder MET-Minuten pro Woche dargestellt werden.
Am einfachsten ist es, für die Quantifizierung des ausdauerorientierten
Wochenumfanges, die Bewegungsminuten zusammenzuzählen. Wenn das Ziel
lautet, wöchentlich 210 Min. Bewegung mit mittlerer Intensität
zu betreiben, so kann dies an 7 Tagen pro Woche zu je 30 Min. oder an 3 Tagen zu
je 70 Min. erbracht werden. Generell trägt jede körperliche
Aktivität ab mittlerer Intensität zum Wochenumfang bei. Es
können auch viele kleine, über die Woche gemachte
körperliche Aktivitäten zusammengezählt werden.
In den österreichischen Bewegungsempfehlungen [8] heißt es: „Um die
Gesundheit zu fördern und aufrecht zu erhalten, sollten Erwachsene
mindestens 150–300 Min. pro Woche ausdauerorientierte Bewegung mit
mittlerer Intensität oder 75–150 Min. pro Woche
ausdauerorientierte Bewegung mit höherer Intensität oder eine
entsprechende Kombination aus ausdauerorientierter Bewegung mit mittlerer und
höherer Intensität durchführen“.
Zur Berechnung, ob mit dem Wochenumfang aus Bewegung mit mittlerer und
höherer Intensität die Empfehlungen erfüllt werden, gibt
es eine hilfreiche Regel. Bevor man die Wochenumfänge von
ausdauerorientierter Bewegung mit mittlerer und höherer
Intensität zusammenzählt, werden die Bewegungsminuten mit
höherer Intensität mit 2 multipliziert. Das Ergebnis wird zu den
Bewegungsminuten mit mittlerer Intensität hinzugefügt.
Beispielsweise ergeben 60 Min. lockeres Gehen (mittlere Intensität) und
60 Min. Skilanglaufen (höhere Intensität) pro Woche einen
zusammengesetzten Wochenumfang von 180 Min. Bewegung mit mittlerer
Intensität, weil die 60 Min. mit höherer Intensität mit
2 multipliziert wurden.
In der wissenschaftlichen Literatur wird der Wochenumfang häufig mit
MET-Minuten pro Woche (MET-min/Woche) oder MET-Stunden pro Woche
(MET-h/Woche) quantifiziert. Weiß man von einer Person, wie
häufig und wie lange sie bestimmte körperliche
Aktivitäten pro Woche ausgeübt hat, kann man den Wochenumfang
mit einer Zahl benennen. Diese Zahl enthält die Information, wie oft,
wie lange und mit welcher Intensität sich jemand während einer
Woche bewegt hat.
Beispiel
Montag bis Freitag täglich 20 Min. mit dem Fahrrad von A nach B unterwegs
(circa 5,5 METs) → 20 x 5=100 Min. 100 x 5,5=550
MET-min.
Samstag und Sonntag jeweils 45 Min. zügiges Gehen in leicht
hügeligem Gelände (circa 7 METs) → 45 x 2=90
Min. 90 x 7=630 MET-min.
Der Wochenumfang insgesamt beträgt: 550+630=1180
MET-min/Woche oder 1180/60=19,7 MET-h/Woche.
Aktivitätstypen
Ausdauerorientierte Bewegung/Ausdauertraining
In den Bewegungsempfehlungen wird der Begriff „ausdauerorientierte
Bewegung“ verwendet. Von ausdauerorientierter Bewegung spricht man,
wenn sich Personen durch den zyklischen Einsatz großer Muskelgruppen
über einen längeren Zeitraum bewegen, wobei die Versorgung
der Muskeln mit ausreichend Sauerstoff gesichert ist und das Kreislaufsystem
gesundheitswirksam beansprucht wird. Zügiges Gehen, Laufen,
Radfahren, Tanzen, aktive Mobilität, Basketball spielen und
Schwimmen sind einige Beispiele für ausdauerorientierte Bewegung. Im
Gegensatz zum Ausdauertraining wird ausdauerorientierte Bewegung
häufig bewusst im Alltag eingesetzt, wobei in diesem Fall im
Vorhinein kein konkretes Trainingsziel (z. B. 10-km-Lauf in einer
bestimmten Zeit) formuliert und kein Trainingsplan, der auf die
planmäßige Weiterentwicklung der
Ausdauerleistungsfähigkeit abzielt, erstellt wurde.
Ausdauer kann nach dem Prinzip der Dauermethode oder nach dem
Intervallprinzip trainiert werden.
Das Prinzip der Dauermethode besteht darin, eine aerobe Ausdauerbelastung
über einen längeren Zeitraum hinweg ohne Pause und mit
annähernd gleichbleibender Intensität zu erbringen.
„Aerob“ bedeutet in diesem Zusammenhang, dass dem
Körper (den Mitochondrien) ausreichend Sauerstoff zur
Verfügung steht, um die notwendige Energie für die
Bewegungsausführung für einen längeren Zeitraum
bereit zu stellen. Belastungszeit und Intensität werden dabei in
eine sinnvolle Korrelation gesetzt. Ist die Intensität
höher, wird die Belastungszeit kürzer und umgekehrt. Daraus
leitet sich ab, dass sportliche Leistung mit hoher Intensität
aufgrund zunehmender körperlicher Anstrengung nicht über
eine längere Dauer erbracht werden kann und sportliche Leistung mit
geringer Intensität über eine kurze Dauer keinen
Trainingsreiz und somit keine Verbesserung der physiologischen
Leistungsfähigkeit darstellt.
Eine häufig durchgeführte Form des Ausdauertrainings nach dem
Intervallprinzip ist das hochintensive Intervalltraining
(HIIT = high intensity interval training), das von wenig
erfahrenen Personen nur unter Anleitung durchgeführt werden sollte.
Das Prinzip dieses Trainings ist der systematische Wechsel zwischen kurzen,
hochintensiven anaeroben Belastungen und lohnenden Pausen. Eine Pause gilt
als lohnend, wenn sie lange genug ist, um sich von starker
körperlicher Ermüdung zu erholen, aber nicht lange genug
ist, um sich vollständig zu regenerieren. Lohnende Pausen dauern in
der Regel zwischen 30 und 90 Sekunden [10]. Anaerobe Energiebereitstellung bedeutet, dass zu Beginn
einer körperlichen Aktivität und während einer
Bewegung mit hoher Intensität die arbeitenden Muskelzellen auf
Stoffwechselprozesse angewiesen sind, bei denen kein Sauerstoff notwendig
ist. In einem der Stoffwechselprozesse entsteht auch Laktat, das ins Blut
abgegeben wird. Der Anstieg des Laktats im Blut führt vorerst zu
einer Anregung der Atmung mit Anstrengungsgefühl. Mit ansteigender
Belastungsintensität nimmt die Laktatkonzentration zu und
signalisiert zunehmende muskuläre Ermüdung, was
schließlich zu einem Bewegungsabbruch führt.
Muskelkräftigende Übungen/Krafttraining
In den Bewegungsempfehlungen wird von „muskelkräftigenden
Übungen, bei denen alle großen Muskelgruppen
berücksichtigt werden“ gesprochen. Muskelkräftigende
Übungen müssen nicht Training bedeuten, diese lassen sich
auch in den Alltag einbauen, indem man regelmäßig
Gelegenheiten nützt und z. B. Stiegen steigt, mit dem Rad
fährt oder bergauf geht.
Krafttraining steigert die muskuläre Fitness und erhöht die
Knochendichte. Darüber hinaus können damit muskuläre
Dysbalancen aufgelöst und somit Haltungsschwächen und
übermäßigen Gelenksabnutzungen entgegengewirkt
werden. Für Krafttraining eignen sich Übungen mit
elastischen Bändern, Übungen mit dem eigenen
Körpergewicht wie Liegestütz, Klimmzüge oder
Bauchmuskeltraining sowie Gewichtstrainings an Maschinen oder mit freien
Gewichten. Um eine ausgewogene Kraftentwicklung zu gewährleisten,
sollen alle großen Muskelgruppen des Körpers (Bein-,
Hüft, Brust-, Rücken-, Bauch-, Schulter- und Armmuskulatur)
mindestens zweimal pro Woche trainiert werden. Idealerweise wechseln sich in
einem Krafttraining Übungen mit ziehenden und
drückenden/schiebenden Bewegungsformen ab.
Im Zuge der Bewegungsempfehlungen wird Krafttraining entweder als
Muskelaufbautraining oder als allgemeines Krafttraining nach dem Prinzip des
anaeroben Kraftausdauertrainings empfohlen [11].
Bei einem Muskelaufbautraining (Gewichtstraining) ist ein Satz (auch
Trainingssatz genannt) von 8 bis 12 Wiederholungen wirksam, wobei eine
darüberhinausgehende Wiederholung kaum noch möglich sein
sollte. Es wird also eine weitestgehende Ausschöpfung der
muskulären Speicher über eine erschöpfende letzte
Wiederholung innerhalb von 8 bis 12 Wiederholungen angesteuert. Das bewegte
Gewicht richtet sich nach der machbaren Wiederholungszahl. Sind maximal 8
bis 12 Wiederholungen bei korrekter Bewegungsausführung
möglich, stimmt die Intensität. Sind mehr als 12
Wiederholungen möglich, sollen zunächst so viele
Wiederholungen gemacht werden bis die Erschöpfung erreicht ist. Beim
nächsten Satz oder beim nächsten Training soll das Gewicht
gesteigert werden. Sind weniger als 8 Wiederholungen möglich, soll
das Gewicht beim nächsten Satz oder beim nächsten Training
reduziert werden. Nach jeweils einer kurzen Pause von 2 bis 3 Min. kann der
Trainingssatz zwei- bis dreimal wiederholt werden. Für Menschen
höheren Alters ist die Forderung nach einer erschöpfenden
letzten (8. bis 12.) Wiederholung nicht gültig.
Bei einem Krafttraining nach dem Prinzip des anaeroben Kraftausdauertrainings
werden Sätze von 20 bis 40 Wiederholungen oder eine Belastungszeit
von 45 bis 90 Sekunden empfohlen. Dabei soll eine deutliche
muskuläre Ermüdung eintreten, es besteht jedoch keine
Forderung nach einer erschöpfenden letzten Wiederholung wie beim
Muskelaufbautraining. Nach jeweils einer kurzen Pause von 30 bis 60 Sekunden
kann der Trainingssatz 2 bis 3-mal wiederholt werden.
Knochenstärkende Bewegung
Knochenstärkende Bewegung kann zu einem großen Teil durch ein
Krafttraining abgedeckt werden, da der Knochen in dessen Rahmen durch
Muskelbewegung belastet wird. Jeder erhebliche Anstieg der
Muskelkräfte auf den Knochen setzt einen Reiz, Knochenmasse
aufzubauen und die Knochendichte zu verbessern. Daher ist jede
muskelkräftigende körperliche Aktivität auch
knochenstärkend. Jedoch gibt es Bewegungsformen, bei denen ein
stärkerer Anreiz zum Knochenwachstum ausgelöst wird als bei
Kraftübungen alleine. Dies sind Bewegungsformen wie Sprünge
oder stoßartige Belastungen auf den Bewegungs- und
Stützapparat.
Zu den knochenstärkenden Bewegungsformen gehören
beispielsweise Schnurspringen, Stiegensteigen, Wandern/Bergwandern,
Tanzen, Laufen, Gewichtheben und Krafttraining.
Koordinationsfördernde Bewegung
Zentraler Aspekt gesundheitswirksamer Koordinationsübungen ist die
Verbesserung der Bewegungssteuerung. Das Zusammenspiel zwischen Nervensystem
und Muskulatur wird dabei gezielt trainiert. Gut ausgeprägte
koordinative Fähigkeiten sind die Voraussetzung dafür, in
vorhersehbaren und unvorhersehbaren Situationen sicher und
ökonomisch zu handeln und neue Bewegungen rasch zu erlernen. Die
Übungen regelmäßig zu variieren und deren
Komplexität zu erhöhen, steigert den
Übungserfolg.
-
Beispiele für koordinationsfördernde
Übungen:
-
Stehen auf einem Bein oder auf einem Wackelbrett, Balancieren auf
liegenden Baumstämmen
-
Gleichzeitig verschiedene Tätigkeiten mit der rechten und der
linken Hand durchführen
-
Gehen oder laufen über unterschiedliche
Untergründe
-
Bewegungsspiele auf unterschiedlichen Spielfeldern oder mit
ungewohnten Raumvorgaben
-
Laufen oder tanzen zu Musik
-
Reaktionsspiele
-
Gruppenspiele, bei denen man sich ständig auf
veränderte Situationen einstellen muss
Koordinationsübungen sollen stets in ausgeruhtem Zustand und
keinesfalls bis zur körperlichen oder mentalen Ermüdung
durchgeführt werden. Gleichgewicht, eine Komponente der
koordinativen Fähigkeiten, kann beim Zähneputzen, beim
Warten an der Haltestelle oder im Büro beim Telefonieren
„nebenbei“ trainiert werden, indem man bei diesen
Tätigkeiten beispielsweise auf einem Bein oder auf Zehenspitzen
steht.
Übungen zur Förderung der Beweglichkeit
Beweglichkeitstraining dient dem Erhalt oder der Verbesserung des
Bewegungsspielraumes in einem oder mehreren Gelenken. Wesentlichen Einfluss
auf die Beweglichkeit haben die Elastizität der Muskeln und des
Bindegewebes sowie Bau und Funktionszustand der Gelenke. Auch die
Entspannungsfähigkeit der Muskulatur – also ihre
Fähigkeit, sich über die Ruhelänge hinaus zu dehnen
– spielt eine wesentliche Rolle. Jegliche Form von
Beweglichkeitstraining soll über die gesamte schmerzfrei erreichbare
maximale Bewegungsreichweite durchgeführt werden. Eine ruhige Atmung
kann die Entspannungsfähigkeit der Muskulatur unterstützen.
Da die Beweglichkeit stark sowohl von der Körpertemperatur als auch
der Umgebungstemperatur abhängig ist, soll Beweglichkeitstraining
stets in aufgewärmtem Zustand und bei kaltem Wetter nach
Möglichkeit nicht im Freien erfolgen.
In Kombination mit dem Krafttraining eingesetzt, kann Beweglichkeitstraining
einen wertvollen Beitrag zur Beseitigung muskulärer Dysbalancen
liefern, die oftmals Folgeerscheinungen einseitiger Belastungen in Beruf,
Haushalt und Freizeit sind.
Beim Beweglichkeitstraining werden aktive und passive sowie statische und
dynamische Methoden unterschieden.
Bei der aktiv dynamischen Methode werden die Extremitäten schwunghaft
– jedoch ohne zu reißen und ohne Schmerz zu verursachen
– über den gesamten Bewegungsspielraum des jeweiligen
Gelenkes bewegt. Diese Dehnmethode eignet sich besonders gut zum
Mobilisieren und zum Aufwärmen vor dem sportlichen Training und wird
für ca. 30 Sekunden je Muskelgruppe durchgeführt.
Bei der aktiv statischen Methode werden die Gelenke durch eigene Muskelkraft
– sprich durch Anspannen der muskulären Gegenspieler
(Antagonisten) – an der individuellen Beweglichkeitsgrenze
für 10–20 Sekunden gehalten. Diese Dehnmethode ist eine
Kombination aus Beweglichkeitstraining und Kräftigungstraining.
Bei der passiv statischen Methode, auch bekannt als
„Stretching“, wird unter Zuhilfenahme des eigenen
Körpergewichtes, Partnerhilfe oder anderer Hilfsmittel bis zur
individuellen Beweglichkeitsgrenze für 20–60 Sekunden
gedehnt. Durch diese Dehnmethode kommt es zu einer spannungsreduzierenden
Wirkung auf die Muskulatur. Die Methode eignet sich zur allgemeinen
Verbesserung der Beweglichkeit, zur schnelleren Regeneration nach
sportlichen Aktivitäten, zur körperlichen und mentalen
Entspannung und zur Beseitigung muskulärer Verspannungen.
Passiv dynamische Methoden werden im Gesundheitssport nicht empfohlen, weil
sie sehr rasch zu Überbelastungen und Verletzungen führen
können.
Aktivitätsniveau
Um das individuelle Aktivitätsniveau einer Person zu beschreiben, wird
der Umfang ausdauerorientierter Bewegung pro Woche (Wochenumfang) –
z. B. in Minuten pro Woche – herangezogen. Es werden 4
Kategorien unterschieden ([Abb. 2]).
Abb. 2 Die vier Aktivitätsniveaus für
Erwachsene.
Körperlich inaktiv Abgesehen von den Aktivitäten mit geringer
Intensität, die zur Bewältigung täglicher Routine
erforderlich sind, machen inaktive Menschen keine Bewegung mit mittlerer
oder höherer Intensität.
Wenig körperlich aktiv Es werden körperliche
Aktivitäten mit mittlerer bis höherer Intensität
ausgeübt, der Wochenumfang liegt jedoch unter 150 Min. Bewegung mit
mittlerer Intensität oder 75 Min. mit höherer
Intensität oder einer entsprechenden Kombination aus mittlerer und
höherer Intensität.
Körperlich aktiv Körperlich aktive Menschen erfüllen
die Bewegungsempfehlungen von 150 bis 300 Min. Bewegung mit mittlerer
Intensität oder 75 bis 150 Min. mit höherer
Intensität oder einer entsprechenden Kombination aus mittlerer und
höherer Intensität pro Woche.
Äußerst körperlich aktiv bedeutet, dass
wöchentlich mehr als 300 Min. Bewegung mit mittlerer
Intensität oder 150 Min. mit höherer Intensität oder
eine entsprechende Kombination aus mittlerer und höherer
Intensität absolviert werden ([1] S. 20–21).
Grundsätze körperlichen Trainings mit dem Ziel der
Leistungsverbesserung
Für Menschen, die ihre körperliche Leistungsfähigkeit
verbessern wollen, gibt es neben der richtigen Dosierung der Aktivitäten
auch Prinzipien und Grundsätze sportlichen Trainings, die die
Wahrscheinlichkeit erhöhen, das gesetzte Trainingsziel zu erreichen
[4].
Setzen physiologisch wirksamer Reize Um physiologische Anpassungsmechanismen
in Gang zu setzen, müssen die Aktivitätsreize hinsichtlich
ihrer Intensität oder Dauer deutlich höher sein als die
Anforderungen der Alltagsaktivitäten.
Regelmäßige Anpassung der Anforderung Dem oben genannten
Grundsatz folgend, verbessert der Körper seine
Leistungsfähigkeit durch regelmäßige
körperliche Aktivität nur oberhalb der physiologisch
wirksamen Reizschwelle. Wenn man eine Verbesserung der
Leistungsfähigkeit anstrebt, müssen die Anforderungen in
regelmäßigen Abständen angepasst – also
erhöht – werden. Dabei soll eine Steigerung des
Wochenumfangs und der Häufigkeit immer vor einer
Intensitätssteigerung stehen.
Regeneration einplanen Die Leistungsfähigkeit des Körpers
verbessert sich nicht während der Belastung, sondern in der
darauffolgenden Regenerationsphase. Werden also mehrere körperliche
Aktivitäten mit hoher bis höherer Intensität
über die Woche verteilt ausgeübt, so sollen dazwischen
entsprechende Regenerationsphasen eingeplant werden. Günstig
erweisen sich hier Pausen von 48 Stunden.
Spezifische Aktivitäten setzen Körperliche
Anpassungsmechanismen laufen vorwiegend im jeweils beanspruchten System ab.
So können bspw. durch ein Ausdauertraining mittlerer
Intensität (z. B. Walking) in erster Linie das
Herz-Kreislauf-System und das Atmungssystem angeregt und verbessert werden.
Werden hingegen Anpassungen und Verbesserungen im Bewegungsapparat
(Muskulatur, Knochen) angestrebt, so muss ein entsprechendes Krafttraining
durchgeführt werden.
Voraussetzung für die Verbesserung der Kraft oder der Ausdauer sind
der korrekte und zielgerichtete Einsatz der Komponenten der
Trainingsbelastung sowie die Berücksichtigung der oben genannten
Prinzipien und Grundsätze sportlichen Trainings. Insbesondere muss
das individuelle Ausgangsniveau berücksichtigt werden, um
Adaptationsprozesse in Gang zu setzen und gleichzeitig
Überbelastungen vorzubeugen.
Sowohl für Bewegungen mit höherer Intensität als auch
für das Krafttraining ist es empfehlenswert, ein
Aufwärmprogramm zur Vorbeugung von Verletzungen und
Organschäden und Verbesserung der Leistungsfähigkeit sowie
einen entsprechenden Ausklang durchzuführen [4]. Für beides eignet sich in
der Regel die jeweils gewählte Sportart in einer geringeren
Intensität bzw. mit einem geringeren Tempo. Möchte man bspw.
laufen, so bietet sich flottes Gehen sowohl zum Aufwärmen als auch
zum Ausklang an. Für das Krafttraining kann eine Serie der
jeweiligen Übung mit geringem Widerstand zum Aufwärmen
eingesetzt werden. Zum Ausklang eignen sich körperliche
Aktivitäten geringer bis mittlerer Intensität, wie z. B.
Gehen oder langsames Radfahren. Sowohl das Aufwärmen als auch der
Ausklang können, wenn die Bewegung mit mittlerer Intensität
ausgeübt wird, zum Wochenumfang hinzugezählt werden.
Bewegung fördern
Bewegung und Gesundheit
Bewegung, sei es im Alltag, um von A nach B zu kommen, oder in der Freizeit, ist
für die menschliche Entwicklung und für die Gesundheit
über die gesamte Lebensspanne des Menschen wichtig.
Regelmäßige Bewegung ist für Menschen ohne und mit
Körper-, Sinnes- oder Mentalbehinderung umfassend gesundheitswirksam
[4]. Regelmäßige
Bewegung trägt sowohl zum Erhalt als auch zur Verbesserung des
Gesundheitszustandes bei [4].
In [Tab. 3] ist der zu erwartende Nutzen
von Bewegung für die Gesundheit vom Kleinkind bis ins höhere
Alter dargestellt.
Tab. 3 Wissenschaftlich belegter Nutzen von
regelmäßiger körperlicher Aktivität
für die Gesundheit (Quelle: [4] S. 32).
Organsystem
|
Verbesserung ↑
|
Verringerung ↓
|
Kinder unter 6 Jahren
|
Muskuloskelettales System
|
Knochengesundheit
|
|
Körperzusammensetzung
|
Körpergewicht
|
|
Kinder und Jugendliche (6–18 Jahre)
|
Herz-Kreislaufsystem
|
Herz-Kreislauf- Fitness
|
Herz-Kreislauf-Risikofaktoren
|
Atmungssystem
|
Respiratorische Fitness
|
|
Muskuloskelettales System
|
Muskuläre Fitness Knochengesundheit
|
|
Körperzusammensetzung
|
Körpergewicht
|
Risiko für Übergewicht
|
Nervensystem
|
Kognitive Funktion (bis 13 Jahre)
|
Risiko für Depression
|
Erwachsene und ältere Erwachsene ab 18 Jahren
|
Mortalität
|
|
Risiko für Gesamtmortalität
|
Herz-Kreislaufsystem
|
Herz-Kreislauf- Fitness
|
Risiko für kardiovaskuläre
Mortalität Risiko für
Schlaganfälle Risiko für
Herzinfarkte Inzidenz für
Bluthochdruck Ungünstiges Blutfettprofil
|
Endokrines System
|
|
Inzidenz für Diabetes mellitus Typ 2
|
Krebs
|
|
Inzidenz für Krebserkrankungen: Dickdarm-,
Brust-, Blasen-, Gebärmutter-,
Speiseröhren-, Nieren-, Lungen- und Magenkrebs
|
Nervensystem
|
Kognitive Funktion Kognitive Funktion unmittelbar
nach einer ausdauerorientierten
Aktivität Lebensqualität Schlaf
|
Risiko für Demenzerkrankungen Gefühle
der Angst und Depressivität bei Gesunden und bei
Personen mit existierenden klinischen
Syndromen Inzidenz für Depressionen
|
Muskuloskelettales System
|
Knochengesundheit
|
|
Körperzusammensetzung
|
Gewichtsverlust, besonderes in Kombination mit einer
kalorienreduzierten Ernährung (im höheren
Alter)
|
Risiko für Gewichtszunahme
|
Vor allem ältere Erwachsene
|
Stürze
|
|
Risiko für Stürze und Verletzungsrisikos bei
Stürzen
|
Körperfunktionen
|
Körperfunktion bei älteren Menschen ohne und
mit Gebrechlichkeit
|
|
Frauen während und nach der Schwangerschaft
|
Während der Schwangerschaft
|
|
Risiko für Schwangerschaftsdiabetes Risiko
für überproportionale Gewichtszunahme
|
Nach der Geburt
|
|
Risiko für Kindbettdepression
|
Es ist wissenschaftlich gut dokumentiert, dass sich bei Kindern unter 6 Jahren
größere Bewegungsumfänge positiv auf die
Knochengesundheit auswirken und vor übermäßiger
Gewichtszunahme schützen [4].
Für Kinder im Alter von 6 bis 17 Jahren liegen wissenschaftlich
abgesicherte Erkenntnisse über den Nutzen von Bewegung für die
Herzkreislauf- und für die muskuläre Fitness, für die
Knochengesundheit, für eine gesunde Entwicklung des
Körpergewichts, für die Verbesserung der schulischen
Leistungsfähigkeit sowie für die psychische Gesundheit vor.
Regelmäßige Bewegung ist ein wesentlicher Baustein in vielen
gesundheitsförderlichen, präventiven und therapeutischen
Angeboten. Die seit 1970 enorm gestiegene Lebenserwartung zeugt von der
positiven Entwicklung in unterschiedlichen Politikbereichen in
Österreich: Männer, die heute in Österreich geboren
werden, werden um 12,8 Jahre älter – also durchschnittlich 79
Jahre –, Frauen werden um 10,5 Jahre älter, erreichen also ein
zu erwartendes Lebensalter von fast 84 Jahren [12].
In den letzten Jahren wurde sehr viel Forschung im Bereich der neurodegenerativen
Erkrankungen wie der Alzheimer- und der Parkinsonerkrankung betrieben ([Tab. 4]). Hier ist die Beweislage
eindrucksvoll. Einerseits reduziert Bewegung das Risiko, eine Demenzerkrankung
im höheren Alter zu erleiden, andererseits verbessert
regelmäßige Bewegung die kognitive Leistung allgemein sowie bei
bereits erkrankten Personen die kognitive Leistung unmittelbar nach der
Bewegung, die Schlafqualität und die Lebensqualität [13].
Tab. 4 Auswirkungen von Bewegung auf die Gehirngesundheit,
inklusive psychischer Gesundheit (es sind nur Auswirkungen mit
starker oder mittlerer Beweislage inkludiert) Quelle: [4].
Auswirkung
|
Altersgruppen
|
Effekt
|
Kurz-fristig
|
Lang-fristig
|
Kognition
|
Kinder von 6–13 Jahren
|
Verbesserte Kognition (bessere Entwicklung von Fertigkeiten
und Wissen; besseres Management, um ein Ziel zu erreichen;
höhere Bearbeitungsgeschwindigkeit; bessere
Merkfähigkeit)
|
+
|
+
|
Erwachsene
|
Reduziertes Risiko für die Entwicklung von
Demenzerkrankungen (inklusive Alzheimer Erkrankung)
|
|
+
|
Erwachsene ab 50 Jahren
|
Verbesserte Kognition (besseres Management, um ein Ziel zu
erreichen; verbesserte Aufmerksamkeit, Merkfähigkeit
und Fähigkeit, gespeicherte Informationen
hervorzuholen und anzuwenden; höhere
Bearbeitungsgeschwindigkeit)
|
|
+
|
Lebensqualität
|
Erwachsene
|
Verbesserte Lebensqualität
|
|
+
|
Depression und depressive Verstimmung
|
Kinder von 6–17 Jahren
|
Reduziertes Risiko für
Depressionen; reduziertes Risiko für
depressive Verstimmung
|
|
+
|
Ängste
|
Erwachsene
|
Reduzierte Kurzzeit-Episoden von Ängstlichkeit
|
+
|
|
Erwachsene
|
Reduzierte Langzeit-Episoden von Ängstlichkeit bei
Personen mit oder ohne Angststörungen
|
|
+
|
Schlaf
|
Erwachsene
|
Verbesserter Schlaf (bessere Schlafeffektivität und
Schlafqualität; tieferer Schlaf; reduzierte
Schläfrigkeit am Tag; geringerer Verbrauch
schlaffördernder Medikamente)
|
|
+
|
Erwachsene
|
Verbesserter Schlaf (Kurzzeiteffekt)
|
+
|
|
In den letzten Jahren wurde auch verstärkt die Wirkung von Bewegung auf
die Gesundheit von Frauen in der Schwangerschaft, hinsichtlich des
Schwangerschaftsdiabetes, der überproportionalen Gewichtszunahme und der
Kindbettdepression untersucht. In allen Bereichen konnten signifikant positive
Wirkungen, das heißt gesundheitsfördernde Effekte, nachgewiesen
werden.
Wie viel Bewegung nötig ist, um einen Gesundheitsnutzen zu erzielen bzw.
das Erkrankungsrisiko zu reduzieren, wird nachfolgend näher
erörtert.
Dosis-Wirkungs-Beziehung: Effekte von Bewegung und Bewegungsmangel auf die
Gesundheit
Die Bewegungsdosis setzt sich aus der Dauer, der Intensität und der
Häufigkeit der Belastung zusammen.
Der Gesundheitsnutzen durch Bewegung wurde in zahlreichen Studien dokumentiert.
Aufgrund der spezifischen Wirkung von Bewegung auf den Körper und die
Psyche des Menschen kann das Ausmaß der Wirkungen eines definierten
Bewegungsumfanges, z. B. 3-mal 45 Min. schnelles Gehen pro Woche,
individuell stark variieren.
Manche Effekte treten sofort auf, so z. B. das Erleben der
körperlichen Belastung oder der gehobenen Stimmung unmittelbar nach der
Bewegung oder die kardio-metabolische Auslenkung diverser physiologischer
Indikatoren (Herzfrequenz, Blutdruck, Blutzuckerkonzentration etc.).
Langfristige Effekte, wie z. B. eine geringere Herzfrequenz bei
wiederkehrender ähnlich intensiver Belastung oder eine
überdauernde Zunahme der Beinmuskulatur durch Radfahren, stellen sich
hingegen erst nach wiederholten Bewegungseinheiten mit mittlerer bis
höherer Intensität pro Woche ein.
Insgesamt konnte gezeigt werden, dass Bewegungseinheiten mit mittlerer
Intensität von in Summe 150 Min. pro Woche zu einer Reduktion des
Risikos, an einer Vielzahl chronischer Beeinträchtigungen zu erkranken,
führen und insgesamt die Gesundheit verbessern [4].
Gesamtsterblichkeit
In Österreich liegt die aktuelle Sterberate bei 9,5% je 1000
Einwohnerinnen/Einwohnern. Das heißt, im Jahr 2018 sind ca.
84 000 von 8,8 Mio. Menschen gestorben [14]. Im europäischen Vergleich
liegen wir damit im unteren Drittel der 28 erfassten Länder (Irland:
6,3%, Bulgarien: 15,5%) [15].
Eine Steigerung von 0 auf 150 Min. Bewegung mit mittlerer Intensität
pro Woche, z. B. schnelles Gehen, kann das Sterblichkeitsrisiko
senken [4]. Der Zusammenhang zwischen
dem Bewegungsumfang in der Freizeit (x-Achse) und den gewonnenen
Lebensjahren (y-Achse) ist positiv ([Abb.
3]). Das heißt, es kommt zu einer deutlichen Zunahme an
gewonnenen Lebensjahren, wenn man einen Bewegungsumfang von 7,5 bis 17
MET-Stunden pro Woche anstrebt. Bei einer Intensität von 3 bis 3,5
METs entspricht das wöchentlich rund 150–300 Min. Bewegung
mit mittlerer Intensität.
Abb. 3 Zusammenhang zwischen Bewegungsumfang (MET-Stunden pro
Woche) und gewonnenen Lebensjahren [16].
Krebserkrankungen vorbeugen
In Österreich wird in etwa jeder vierte registrierte Todesfall
(24,3%) durch eine Krebserkrankung verursacht [14]. Mit zunehmendem Alter nimmt das
Risiko an einer Krebserkrankung zu versterben zu. Allerdings hat sich die
altersspezifische Krebsmortalität in den letzten 10 Jahren um
über 10% reduziert, bei einem gleichzeitigen Anstieg der
absoluten Zahl der Krebssterbefälle, bedingt durch die demografische
Entwicklung [14]. Krebserkrankungen
zählen heute jedoch zu den häufigsten Ursachen für
einen stationären Krankenhausaufenthalt.
Insgesamt ist aus aktuellen Studiendaten zu erkennen, dass ein
höherer Bewegungsumfang das Risiko für die Entstehung
einiger häufig vorkommender Krebserkrankungen deutlich senkt [4].
Herz-Kreislaufgesundheit
Die häufigste Todesursache stellen in Österreich
Herz-Kreislauferkrankungen dar (38,9% aller Todesfälle). In
den letzten 10 Jahren konnte allerdings ein deutlicher Rückgang der
Herz-Kreislaufsterblichkeit verzeichnet warden [14]. In Bezug auf die
Krankenhausaufenthalte nahmen Herz-Kreislauferkrankungen die zweite Position
nach den Krebserkrankungen ein [14].
Bewegung und Sport, auch kurze anstrengende Einheiten und ein Umfang von
weniger als 2 ½ Stunden Bewegung mit mittlerer Intensität
pro Woche, zeigen bereits gesundheitsfördernde Effekte auf den
systolischen und diastolischen Blutdruck. Je mehr ausdauerorientierte
Bewegung im beruflichen Alltag und vor allem in der Freizeit, z. B.
mehr als 2 ½ Stunden schnelles Gehen, Laufen und/oder
Radfahren pro Woche, gemacht wird, desto besser ist die
Herz-Kreislaufgesundheit, unabhängig von Alter, Geschlecht,
Gewichtsstatus oder ethnischer Zugehörigkeit [4]. Personen mit normalem Blutdruck
oder Personen mit Bluthochdruck profitieren von jeglicher
ausdauerorientierten Bewegung, kombiniert mit dynamisch ausgeführten
kräftigenden Übungen. Empfohlen werden mindestens
90 Min. Bewegung pro Woche mit mittlerer Intensität, um den
Blutdruck auf Normalniveau (unter 140 zu 90 mmHg) zu halten [4].
Muskuloskelettale Gesundheit
Auch wenn Erkrankungen des Bewegungsapparates einen geringen Anteil an den
Todesursachen ausmachen, sind sie die vierthäufigste Ursache
für stationäre Aufenthalte und verursachen die meisten
Krankenstandstage in Österreich. Fragt man nach gesundheitlichen
Einschränkungen, werden Beeinträchtigungen des
Bewegungsapparates (Wirbelsäule, Gelenke, Knochen und Muskeln) am
häufigsten berichtet [17].
Regelmäßige muskelkräftigende und
knochenstärkende körperliche Aktivitäten
fördern die Knochengesundheit in jedem Alter. Kinder, Jugendliche,
Erwachsene und ältere Personen profitieren von dieser Art der
Bewegung zur Förderung und zum Erhalt der Knochen-, Knorpel- und
Sehnenstruktur. Jugendliche z. B., die an 2–3 Tagen pro
Woche ein Krafttraining im Umfang von 2 bis 3 Sätzen pro
Muskelgruppe und jeweils 8–12 Wiederholungen pro Satz
durchführen, erhalten bzw. verbessern ihre Muskelkraft deutlich
[4]. Kinder und Jugendliche, die
im Alltag und in der Freizeit an mehr als 3 Tagen pro Woche
körpergewichtstragende Bewegungsformen wie Springen oder Laufen
ausführen und beim Rangeln Zug- und Stoßkräften
ausgesetzt sind, weisen eine deutlich höhere Knochenmasse auf als
jene, denen diese Bewegungsimpulse fehlen [18].
Es hat sich auch gezeigt, dass Personen mit Arthrosen, die täglich
10 000 Schritte oder mehr bewältigen, Verschlechterungen des
Krankheitsbildes hintanhalten können [4]. Insbesondere durch Bewegung im
Alltag, wie z. B. Stiegensteigen, und strukturiertes
Multikomponenten-Training, bei dem es sich meist um eine Kombination aus
Kraft- und Gleichgewichtsübungen handelt, wird bei älteren
Menschen die muskuloskelettale Gesundheit gefördert. Die Sturzgefahr
wird reduziert und die funktionale Fitness (Mobilität und
Funktionalität im Alltag) verbessert [4]. Zum Erhalt der Skelettmuskelmasse
und der Muskelkraft wird Erwachsenen eine regelmäßige
Kräftigung aller großen Muskelgruppen empfohlen.
Ausdauerorientierte Bewegungen mit mittlerer bis höherer
Intensität, wie z. B. Laufen, haben zwar kaum einen Effekt
auf die Muskelmasse, erhalten aber die Knochendichte.
Stoffwechselgesundheit
Das Auftreten von metabolischen Erkrankungen wie Diabetes mellitus Typ 2
(über 10% der Österreicher/innen
über 60 Jahre sind davon betroffen) oder Übergewicht und
krankhaftem Übergewicht, also Adipositas (46% der
Österreicher/innen über 15 Jahre sind davon
betroffen) kann durch körperliche Aktivität deutlich gesenkt
werden. Mit ansteigendem Alter nimmt die Häufigkeit für
Diabetes mellitus Typ 2 (insbesondere ab 60 Jahren) und für
Übergewicht (ab 45 Jahren) deutlich zu [17]. Übergewicht oder
Adipositas treten bereits bei jedem fünften Kind unter sechs Jahren
auf. Im Alter von 6 bis 10 Jahren sind ca. 27,5% der Buben und
Mädchen und bei den 10- bis 18-Jährigen bereits deutlich
mehr männliche (31%) als weibliche Jugendliche (23%)
davon betroffen [19].
Mit einem wöchentlichen Bewegungsumfang von 150 bis 300 Min. mit
mittlerer Intensität kann das Risiko, einen Diabetes mellitus Typ 2
zu entwickeln, um circa 25–35% reduziert werden [4]. Personen mit Diabetes mellitus Typ
2 können bereits mit einer Stunde Bewegung in der Woche ihr Risiko,
frühzeitig an einer Herz-Kreislauferkrankung zu sterben, um
35% senken [20].
Personen mit Adipositas wird ein Bewegungsumfang von mindestens 2 ½
Stunden pro Woche empfohlen, um einer weiteren Gewichtszunahme vorzubeugen.
Insbesondere ausdauerorientierte, kurzdauernde Bewegungsformen
(10–20 min) wie z. B. schnelles Gehen oder Radfahren
mehrmals in der Woche sind für diese Zielgruppe geeignet, sofern
keine Gelenksprobleme oder andere Komorbiditäten vorliegen.
Strebt man einen Gewichtsverlust von 5% und mehr an, sollen eine
Bewegungs- und eine Ernährungsintervention kombiniert werden.
Bei Kindern und Jugendlichen gibt es einen Zusammenhang zwischen langen
Sitzzeiten, z. B. durch Fernsehkonsum oder andere
Tätigkeiten vor dem Bildschirm, und zunehmendem
Körpergewicht. Ein Grund hierfür dürfte
ungünstiges Essverhalten, wie z. B. ein Anstieg des
Snacking, sein [4]
[21]
Neurokognitive Gesundheit
Laut dem österreichischen Demenzbericht waren 2014 ca. 6% der
Bevölkerung, davon mehr Frauen als Männer, von einer
Demenzerkrankung betroffen [22].
In neueren Studien wird darauf hingewiesen, dass bereits kurzdauernde
Bewegung mit mittlerer bis höherer Intensität, vom
Kindesalter bis ins hohe Erwachsenenalter, die kognitive
Leistungsfähigkeit fördert. Durch
regelmäßige Bewegung werden die Fähigkeit,
Faktenwissen wiederzugeben, exekutive Funktionen (Handlungsroutinen
kontrollieren können, Arbeitsgedächtnis, Kategorien bilden
können, kognitive Flexibilität) und die
Schlafqualität (Konsolidierung des Gedächtnisses)
verbessert. Personen mit hohem Bewegungsumfang in der Freizeit, wie
z. B. regelmäßigem schnellem Gehen, weisen ein
geringeres Risiko für eine kognitive Beeinträchtigung und
eine höhere Lebensqualität im Alter auf [4].
Sicher körperlich aktiv
Durch regelmäßige ausdauerorientierte und
muskelkräftigende Bewegung werden weitreichende Gesundheitseffekte
erzielt. Dennoch kann es bei der Ausführung zu unerwünschten
Ereignissen kommen. Hiervon betroffen sind v. a. der Bewegungsapparat (akute
Verletzung und mögliche Langzeitfolgen, Abnützungserscheinungen)
und (seltener) das Kreislaufsystem. Durch adäquate Vorbereitung,
passende Ausrüstung und richtige Ausübung wird jedoch nicht nur
der persönliche, sondern auch der gemeinschaftliche Gesundheitsnutzen
durch Bewegung und Sport gesteigert.
Die folgenden Sicherheitsempfehlungen gelten besonders für jene
körperlichen und sportlichen Aktivitäten, für die es
bestimmte Voraussetzungen in Bezug auf die Vorbereitung, die Technik und die
Ausrüstung gibt. Wenn Menschen aus Angst vor Verletzungen inaktiv sind,
können die Empfehlungen nützlich sein, um zu erfahren, wie das
Verletzungsrisiko minimiert werden kann [23]:
-
Individuelle Bewegung, individuelle Wahl. Es wird empfohlen,
Bewegungsformen oder Sportarten zu wählen, die dem aktuellen
Fitnessniveau entsprechen. Bei der Wahl der Bewegungsform wird empfohlen
zu berücksichtigen, dass das Verletzungsrisiko für
manche Bewegungsformen geringer ist als für andere.
-
Richtig und sicher bewegen. Körperlich Inaktiven, die mehr
Bewegung machen wollen, wird empfohlen, mit niedriger Intensität
zu starten. Will man den Bewegungsumfang pro Woche steigern,
erhöht man zuerst die Häufigkeit und die Dauer der
Bewegungseinheiten und danach erst die Intensität.
-
Richtig ausrüsten und vorbereiten. Je nach Bewegungsform
oder Sportart ist eine adäquate Ausrüstung zu
wählen. Es wird empfohlen, sich nur in sicherer Umgebung zu
bewegen, auf spezifische Regeln zu achten und
vernünftige/verantwortungsvolle Entscheidungen in Bezug
auf Zeit, Ort und Art der körperlichen Aktivität zu
treffen.
-
Bei gesundheitlichen Vorbelastungen (z. B. bei
Herzproblemen) oder einer deutlichen Steigerung beziehungsweise
Veränderung des Bewegungsprogramms wird empfohlen,
ärztlichen Rat einzuholen. Erwachsene und Kinder mit chronischen
Gesundheitsbeeinträchtigungen können individuelle
Anpassungen mit Ärztinnen oder Ärzten sowie Gesundheits-
oder Bewegungsexpertinnen oder -experten klären.
Bei der Ausübung von Bewegung mit mittlerer Intensität in einem
Umfang von 150 bis 300 Min. pro Woche sind Verletzungen eher unwahrscheinlich.
Dennoch können Verletzungen und andere akute Ereignisse auftreten. Wobei
vor allem der aktive und passive Bewegungsapparat (Muskulatur, Sehnen,
Bänder, Gelenke, Knochen) betroffen ist [4]. Das Risiko, sich zu verletzen, hängt von mehreren
Faktoren ab:
-
von der speziellen Bewegungsform bzw. der Sportart
-
vom körperlichen Fitnessniveau
-
von der Intensität und vom Bewegungsumfang pro Woche
-
von Vor-Verletzungen
Es gibt für fast alle Menschen geeignete und sichere Formen,
körperlich aktiv zu sein. Beispiele für körperliche
Aktivitäten mit niedrigem Verletzungsrisiko sind [23]
[24]:
-
Zügiges Gehen und Nordic Walking
-
Tanzen
-
Schwimmen, Wassergymnastik
-
Arbeiten im Garten
-
Aktive Formen von Yoga
-
Radfahren, wenn die Infrastruktur geeignet ist
Eine gute Strategie, sich richtig und sicher zu bewegen und dadurch die
Verletzungsgefahr zu minimieren, ist es,
-
sich regelmäßig zu bewegen, um dadurch die Fitness zu
erhalten bzw. zu verbessern,
-
die Sportart, die adäquate Ausrüstung sowie die
Rahmenbedingungen und die graduelle Steigerung des Bewegungsumfanges
bewusst zu wählen.
Durch die Verwendung richtiger Ausrüstungen (z. B. passende
Laufschuhe) und persönlicher Schutzausrüstungen (z. B.
Helm, Schutzbrille, Gelenksschoner) kann sowohl Verletzungen vorgebeugt als auch
die Schwere von Verletzungen verringert werden. Um den Nutzen der
Schutzausrüstung zu optimieren, sollte man Folgendes beachten:
-
die richtige Ausrüstung für die jeweilige
Aktivität wählen
-
korrektes und passendes Anlegen der Schutzausrüstung
-
angemessene Wartung und konsequente Verwendung der
Schutzausrüstung
Wenn man am frühen Morgen oder am Abend in der Dunkelheit beim
Zufußgehen, Laufen, Radfahren etc. (Kleidung mit) Reflektoren
trägt, wird man von anderen Verkehrsteilnehmer/innen gesehen.
Dies gilt insbesondere, wenn es regnet.
Die Wetterbedingungen sind ausschlaggebend, welche Vorbereitungen getroffen
werden müssen und welche Kleidung angemessen ist. Beispielsweise sind
während der kalten Jahreszeit vereiste Wege sowie die Lawinengefahr im
Gebirge zu beachten. In den Frühjahrs- und Sommermonaten wiederum ist
der Schutz der Haut vor Sonne wichtig.
An sehr heißen und schwülen Tagen kann man die Gefahr der
Dehydrierung und des Hitzschlags durch folgende Maßnahmen
reduzieren:
-
Die Bewegungseinheit am frühen Morgen statt zur Mittagszeit
planen.
-
Eventuell körperliche Aktivitäten in Räumen statt
im Freien ausüben.
-
Die Art der Aktivität wechseln (z. B. Schwimmen statt
Ballspiele im Freien).
-
Die Intensität reduzieren (Walken statt Laufen).
-
Auf Pausen achten, den Schatten suchen, ausreichend trinken und nach
weiteren Möglichkeiten suchen, den Effekt der Hitze zu
verringern.
Bei Aktivitäten und Sportarten mit besonderen Anforderungen an Technik
und Ausrüstung wird (inaktiven) Anfänger/innen
empfohlen, professionelle Angebote zu nutzen, um sich mit der erforderlichen
Technik vertraut zu machen.
Wenn Vorerkrankungen vorliegen, wird vor Aufnahme von körperlicher
Aktivität oder beim Wiedereinstieg nach längeren Bewegungspausen
eine ärztliche Untersuchung empfohlen. Wenn Einsteiger/innen und
Wiedereinsteiger/innen (ab 35 Jahren) Bewegung mit höherer
Intensität aufnehmen möchten, wird empfohlen im Rahmen einer
ärztlichen Untersuchung, mögliche Vorerkrankungen und Risiken
abzuklären. Auch Menschen, die bei zunehmender Aktivität (neue)
Krankheitssymptome entwickeln, sollten sich an eine Ärztin bzw. einen
Arzt wenden [25].