Zusammenfassung
Einleitung Septische Arthritiden des Sternoklavikulargelenks (SCG) stellen
mit 0,5 – 1% aller Gelenkinfektionen eine Rarität im chirurgischen Alltag dar.
Obwohl eine Vielzahl an Risikofaktoren für das Auftreten dieser Erkrankung
existiert, können gelegentlich gesunde Menschen daran erkranken. Das klinische
Erscheinungsbild präsentiert sich mitunter sehr variabel und reicht von
unspezifischen Symptomen bis hin zu schwerwiegenden Folgeerscheinungen
(Mediastinitis, Sepsis, Jugularvenenthrombose). Zusammen mit der niedrigen
Inzidenz und der Unbekanntheit der Erkrankung bei praktizierenden Ärzten anderer
Fachrichtungen resultiert dies nicht selten in einer Verzögerung der
Diagnosestellung, was neben einer deutlichen Einschränkung der Lebensqualität
u. U. auch verheerende Folgen für den Patienten nach sich ziehen kann.
Patient und Methode Gemäß eines stadienabhängigen Vorgehens reichen die
Therapiestrategien von der reinen antibiotischen Abschirmung bis hin zu einer
radikal-chirurgischen Resektion des Gelenks und anderer betroffener Strukturen
der Thoraxwand in schwerwiegenden Fällen mit möglicher Notwendigkeit einer
plastischen Deckung. Der Aspekt einer möglichen postinterventionellen
Instabilität nach Resektion des SCG findet dabei in der aktuellen Literatur
wenig bis keine Beachtung. Im vorliegenden Fallbeispiel eines 51-jährigen,
ansonsten gesunden Patienten mit isolierter Monoarthritis des rechten SCG mit
Escherichia coli (E. coli) kurze Zeit nach 2-maliger Prostatitis soll die
Möglichkeit einer neuen operativen Herangehensweise mit einzeitiger
Infektsanierung und gleichzeitiger Stabilisierung des SCG vorgestellt werden.
Hierbei wird zunächst eine Gelenkresektion inkl. eines ausführlichen
Débridements durchgeführt, wobei die hintere Gelenkkapsel belassen und ein
Antibiotikaträger eingelegt wird. Anschließend erfolgt in derselben Prozedur die
Stabilisierung des SCG mittels eines autologen Gracilissehnengrafts in der
insbesondere für anteriore Instabilitäten etablierten
„figure-of-eight“-Technik.
Ergebnisse und Schlussfolgerung Ein Jahr nach operativer Therapie
präsentiert sich der Patient im Follow-up beschwerdefrei mit einem exzellenten
klinischen Resultat (SSV 90%, CS89 Punkte, CSM 94 Punkte, TF 11 Punkte, DASH 2,5
Punkte). Es wird daraus geschlussfolgert, dass das demonstrierte Vorgehen in
ausgewählten Fällen mit einer auf das SCG beschränkten Infektion zu guten
klinischen Ergebnissen mit stabilen Gelenkverhältnissen führt und bei bekanntem
Keim einzeitig unter antibiotischer Abschirmung nach Fokussanierung eine
Stabilisierung mithilfe eines autologen Sehnengrafts erfolgen kann. Nach
Kenntnis der Autoren wurde dieses chirurgische Vorgehen bis dato in der
Literatur noch nicht beschrieben. Abhängig vom notwendigen Resektionsausmaß
sollte eine damit einhergehende Stabilisierung des SCG in Betracht gezogen
werden, um stabile Verhältnisse und ein optimales Patientenoutcome zu
erzielen.
Schlüsselwörter SCG - Sternoklavikulargelenk - septische Arthritis - SCG-Instabilität - SCG-Sehnenaugmentation