PSYCH up2date 2021; 15(04): 291-303
DOI: 10.1055/a-1237-7752
Abhängigkeitserkrankungen

Cathinone und synthetische Cannabinoide

Ulrich W. Preuss
,
Katharina Schoett
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Bei NPS (neue psychoaktive Substanzen) handelt es sich um eine sehr heterogene Gruppe von Substanzen, die beim Konsum vielfältige Wirkungen auslösen. Cathinone und synthetische Cannabinoide sind die am häufigsten konsumierten NPS. Ziel dieses Beitrags ist es, anhand von aktuellen Kenntnissen und Fallbeispielen die Risiken des Konsums von NPS übersichtsartig darzustellen.

Kernaussagen
  • Bei NPS (neue psychoaktive Substanzen) handelt es sich um eine sehr heterogene Gruppe von Substanzen, die beim Konsum vielfältige Wirkungen auslösen. Cathinone und synthetische Cannabinoide zählen zu den am häufigsten konsumierten NPS. 

  • Cathinone werden als „Badesalze“, „Pflanzendünger“ und „Laborchemikalien“ bezeichnet, synthetische Cannabinoide als „Spice“ benannt. Der Vertrieb erfolgt hauptsächlich über das Internet.

  • Für Deutschland beträgt die Lebenszeitprävalenz für den Konsum von NPS 2,6 % (Männer 3,1 %, Frauen 2,0 %).

  • Das seit November 2016 eingeführte Neue-psychoaktive-Stoffe-Gesetz (NpSG) verbietet und sanktioniert rechtlich den Erwerb, Besitz und Handel mit NPS. 

  • Die meisten Cathinone sind eher Monoamin-Freisetzer, während einige der Substanzen eine hemmende Wirkung auf Monoamin-Transporter aufweisen.

  • Synthetische Cannabinoide sind potente CB1-Agonisten (bis zu 500-fach im Vergleich zu THC).

  • Cathinone haben unterschiedliche Administrationsformen. Wirkungen und Intoxikationssymptome können von Euphorie bis hin zu psychotischen und lebensgefährlichen somatischen sowie deliranten Syndromen reichen.

  • Die Wirkung synthetischer Cannabinoide ist THC-ähnlich. Intoxikationen zeichnen sich u. a. durch kardiovaskuläre und psychotische Syndrome aus.

  • NPS sind häufig mit herkömmlichen Drogentests nicht zu detektieren. Für den Nachweis ist die Einsendung von Proben an toxikologische oder rechtsmedizinische Laboratorien hilfreich.

  • Die Behandlung von Intoxikationen erfolgt symptomatisch. Spezifische Antidots für die Vielzahl von Substanzen stehen nicht zur Verfügung. Indikatoren für die Überweisung in ein suchtmedizinisches Behandlungssetting sollten bei riskant oder pathologisch konsumierenden Personen regelmäßig geprüft werden.



Publication History

Article published online:
14 July 2021

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