kleintier konkret 2021; 24(01): 1
DOI: 10.1055/a-1254-8720
Editorial

Tierarzt, Tierärztin, TierärztInnen, Tierärzt*innen

Michaele Alef

Liebe Lesende,

bezüglich Gendergerechtigkeit und Gleichstellung hänge ich persönlich nicht an Worten, mir sind Taten wichtiger! So wies mich meine E-Mail-Signatur lange Zeit als „Fachtierarzt“ aus. Geändert habe ich dies erst, als die Briefe an „Herrn Prof. Alef“ überhandnahmen. Nun weist „Fachtierärztin“ darauf hin, dass ich eine Frau bin. Nutzt allerdings nur beschränkt, offensichtlich ist „Prof.“ für viele doch mit einem Mann verknüpft. Ein starker Hinweis, dass da Einiges im Argen liegt. Erstaunlicherweise bin ich zum Herrn „aufgestiegen“, seit ich in den neuen Bundesländern wohne. Erstaunlich, da ich glaubte, dass dort die Gleichstellung im Beruf schon länger und besser verwirklicht sei. Offensichtlich eine Fehlinterpretation oder diese Errungenschaft ist nach der Wiedervereinigung abhandengekommen. Jedenfalls wäre es mir wichtig, dass alle, unabhängig vom Geschlecht, die gleichen Rechten, Pflichten und Chancen haben. Dass nicht Frauen immer noch mehr Hausarbeit machen[¹], aus diversen Gründen weniger verdienen und weniger Rente bekommen, sich sehr häufig mehr um Kinder, pflegebedürftige Angehörige[²] und die vielen, vielen Kleinigkeiten des „wahren Lebens“ kümmern. Ich persönlich stehe über einer androzentrischen Sprache. Ich fühle mich trotzdem angesprochen und orientiere mich an der Sache, um die es geht. Ich befürchte sogar, dass das Ringen um eine gendergerechte Sprache nur eine symptomatische Therapie sein könnte, mit der sich viele zufriedengeben oder damit ein (zu) gutes Gewissen haben. Aber wir sollten hoffen, dass gilt: „language drives thoughts/behaviour/culture“. Auch hier gilt der etwas abgegriffene Satz: Die Hoffnung stirbt zuletzt.



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Article published online:
19 February 2021

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