Marchetti MA.
et al.
Number needed to biopsy ratio and diagnostic accuracy for melanoma detection.
J Am Acad Dermatol 2020;
83: 780-787
Um bei der Diagnose von Melanomen das NNB-Ratio – und somit die Diagnosegenauigkeit – zu ermitteln, wird die Gesamtzahl der durchgeführten Biopsien durch die Zahl der identifizierten Melanome geteilt. Innerhalb der Analyse nutzten die Autoren allerdings den positiven prädiktiven Wert (PPV; Anzahl der identifizierten Melanome geteilt durch die Gesamtzahl der Biopsien), da es sich hier um einen statistischen Standardparameter handelt. Grundlage für die Analyse waren 5 Querschnittsstudien zu Hautkrebs, aus denen jeweils Ergebnisse zur Diagnosegenauigkeit entnommen und interpretiert wurden.
Ergebnisse
Bei den berücksichtigten Studien handelte es sich um 1 Studie aus dem Jahr 2018, innerhalb derer 8 Dermatologen 100 Dermatoskopiebefunde ausgewertet hatten, 1 Studie aus dem Jahr 2020 mit 8 Dermatologen und 9 Dermatologie-Residents (150 Dermatoskopiebefunde), 1 Studie aus dem Jahr 2019 mit insgesamt 511 Beteiligten (30 Dermatoskopiebefunde aus einem größeren Set von 1511 Befunden), 1 Studie aus dem Jahr 2011 unter Beteiligung von 39 Dermatologen (50 klinische und dermatoskopische Befunde) sowie 1 Studie aus dem Jahr 2015 mit 30 Beteiligten (65 dermatologische Befunde). Im Median waren pro Studie 29 (8 – 511) Personen mit der Datenauswertung befasst gewesen. In 2 Studien waren ausschließlich „Reader“ aus den USA involviert und in den restlichen 3 Studien solche aus verschiedenen Ländern. Pro Studie belief sich die mediane Anzahl von Läsionen auf 100 (50 – 1511). Im Fall von 4 Studien handelte es sich bei den malignen Läsionen ausschließlich um Melanome, in 1 Studie waren dies Melanome, Basalzellkarzinome sowie intraepitheliale Karzinome. Die Autoren ermittelten über alle 5 Studien hinweg eine mediane Sensitivität und Spezifität der „Reader“ von jeweils 76 % (65 – 82 %) und 60 % (43 – 78 %). Bei 4 Studien bestand keine Assoziation zwischen dem PPV und der Sensitivität, in 1 Studie ergab sich diesbezüglich eine negative Assoziation. Im Gegensatz dazu zeigten alle 5 berücksichtigten Studien eine positive Assoziation zwischen dem PPV und der Spezifität.
Im Rahmen der Diagnose von Melanomen war das NNB-Ratio mit der Spezifität, nicht aber mit der Sensitivität assoziiert. Demnach ist ein Arzt mit einem niedrigen NNB-Ratio durch eine höhere Wahrscheinlichkeit für eine höhere Spezifität gekennzeichnet als ein solcher mit einem hohen NNB-Ratio. Demgegenüber lassen die Studienergebnisse keine Rückschlüsse in Hinblick auf die jeweiligen Sensitivitäten zu.
Dr. Frank Lichert, Weilburg